Kauf eins mehr für die Tafeln!

  • Eine Weihnachtsaktion von REWE zugunsten der lokalen Tafeln.


    Die REWE TafelTüte ist mit haltbaren Lebensmitteln gefüllt, kostet 5 € und kann nach dem Kauf im Supermarkt an einer Sammelstelle agbegeben werden.


    Die Tüte enthält:


    1 Glas Cornichons -,89 €, 1 Päckchen Salz -,19 €, 1 kg Mehl -,35 €, 1 kg Zucker -,65 €, 500g Sauerkraut -,29 €, 1 Spaghetti-Fertiggericht -,65 €, 1 Glas Marmelade -,85 €, 500g Spätzle -,59 € und 500g Gnocchi ... die habe ich im Laden nicht gefunden.


    Der Preis für die anderen Lebensmittel beträgt zusammen 4,40 €.


    REWE leitet die Tüten nicht nur weiter, sondern spendet nach eigenen Angaben auch selbst Waren im Wert von 200.000 €


    P. S. Das einzige, was mich an der Sache stört, sind die scheußlichen JA-Verpackungen, ein glatter Fehlgriff ... aber das kann man vernachlässigen.

  • Diese Aktion von REWE hat zwei Seiten.


    Mir fiel, als ich die hässlichen Tüten sah (genau: diese JA-Produkte in blau-weiss machen keinen sehr weihnachtlichen Eindruck), ein Spruch meiner Großmutter ein:


    „Wer faul ist, ist auch schlau“


    Das macht Rewe sich zunutze, und eine Vielzahl von Kunden wird ein solches Tütlein, gleich beim Eintritt in den Laden gut sichtbar und „unumgänglich“ (weil genau in der Mitte des Eingangs) platziert, in den Einkaufswagen legen.


    Aber ist damit das Ziel der Tafeln und ihrer Weihnachtsaktion erreicht?


    Ich erinnere mich gut an die erste Zeit dieser Aktionen. Ich kam – in Brühl - mittags mit einem Päckchen zur Tafel, und ich sah bereits hunderte von liebevoll in Weihnachtspapier gepackte Pakete.


    Ich frage mich nun, ob REWE wirklich die jeweils von Kunden bezahlten PLASTIKTÜTEN mit der blau-weißen Ware an die Tafeln liefert….


    Bleibt zu wünschen, dass dort dann entsprechend um- oder zusortiert wird.


    Ich fürchte, dass der ein oder andere sich nun keine Gedanken mehr macht, wie er ein Päckchen packen kann… was er hineintun möchte…vielleicht auch ein paar Spielsachen für Kinder, ein paar Leckereien oder eine Kerze…


    Es ist ja so einfach: Tüte bei Rewe bezahlen, und schon ist das Gewissen erleichtert.


    Ist es das?


    Rewe könnte die Aktion auch weniger spektakulär gestalten, aber Werbung ist bekanntlich alles. WIR sind die Guten, oder was soll dahinter stecken?


    Ganz nebenbei: ich habe mir, als die Weihnachtsaktionen der Tafeln immer mehr und auch immer aggressiver beworben wurden, schon meine Gedanken gemacht über diese Art des Schenkens und Beschenktwerdens. Ob es heute noch das ist, was es ursprünglich war? Ich stelle mir vor, dass inzwischen viel mehr Spenden da sind als zu Beschenkende, mit dem Fazit, dass die Tafeln wohl die haltbaren Sachen auch „bunkern“. Wogegen im Grunde nichts einzuwenden ist, aber möglicherweise ließe sich statt EINER extrem beworbenen Weihnachtsaktion auch eine weitere „Sommeraktion“ starten (?)

  • Ja, Weihnachten ist angesagt und damit der alljahrliche Spendenmarathon. Der geht mir auch auf den Keks, Paula.


    Sachspenden an die lokale Tafel sehe ich anders. Wenn, dann da! Ich habe nur einen lockernen Kontakt zu einer Tafel, von Überfluss hab ich da doch nichts gehört. Die haben auch nicht gerne Geschenkpäckchen zu Weihnachten, weil die oft falsch gepackt sind ... alles gut gemeint, aber nicht sinnvoll.


    Gerade zu Weihnachten werden wie wild die teuersten und ausgefallensten Lebensmittel gekauft -man gönnt sich ja sonst nichts. Ich habe bei der Aktion eher an die gedacht, die sonst in diesem Rahmen gar nicht spenden ... lieber 1000 € in einer Fernsehshow, oder mit Namen in einer Zeitung. Ich hatte auch nicht die Idee, dass die hässlichen REWE-Tüten irgendwo unterm Weihnachtsbaum stehen würden. Wenn die weihnachtlichen Spenden tatsächlich gehortet werden müssen, ist das auch gut. wie du sagst. Im Sommer fehlt halt die Spendenbereitschaft ... mit der man sich freikauft.


    In Wuppertal gab/gibt? es im Rathaus einen Tannenbaum, daran hingen/hägen die Wunschzettel von Kindern. Wer wollte, konnte die Wünsche gezielt erfüllen. Das ist eine gute Idee. Wie kann man denn anonym ein passendes Geschenk machen ... und wenn man sich noch so viel Mühe gibt?


    Reklame für REWE? Wenn die Märkte tatsächlich, wie angegeben, abgelaufene Produkte weiterreichen und nicht entsorgen, ist das auf jeden Fall positiv. Viele Discounter müssen die Ware zurückgeben und dann wird sie in der Regel vernichtet.


    Ich fand den TütenStand auch nicht übertrieben beworben. Man konnte durchaus einfach daran vorbeigehen ...

  • Ich finde es total peinlich, dass es in dieser super reichen und angeblich so freien und demokratischen Gesellschaft immer noch die Tafeln gibt. Anstatt den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Talente zu entwickeln und sich in die Gesellschaft zu integrieren, wird ihnen die Almosen rein gesteckt... und dann war es eben. Was hat das mit der Menschenwürde zu tun?


    Ich bin noch nie zu einer Tafel gegangen. Wenn ich mal nur 10 Euro für zwei Wochen habe, dann lebe ich eben von 10 Euro. Punkt.


    Abgesehen davon: Für wen sind eigentlich diese Pakete gedacht? Etwa für Obdachlose? Und was soll ein Obdachloser mit Mehl und solchen Sachen anfangen? Oder für "normale" Hartz IV Empfänger? Die billigste Grundnahrungsmittel, die es im Laden gibt und von denen die Hartzer sowieso tagtäglich leben, sollen jetzt als WEIHNACHTSGESCHENK dienen? Ein paar Süßigkeiten, Kekse, Nüsse und was so alles zum Feier gehört, das haben diese Schmarotzer nicht verdient, was? Es würde ihnen zu gut gehen... und das auf die Kosten von Steuerzahlern!


    Nein, auf die Idee muss man erst kommen: Zum Weihnachten SALZ schenken!!!! In den Tränen von diesen Schmarotzern gibt es sicherlich nicht genug Salz... man muss ein bisschen nachsalzen... DAS nennt man in dieser Gesellschaft bei dieser CHRISTLICH-demokratischer Regierung Menschenliebe!


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  • Anstatt den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Talente zu entwickeln und sich in die Gesellschaft zu integrieren, wird ihnen die Almosen rein gesteckt... und dann war es eben. Was hat das mit der Menschenwürde zu tun?


    Ich bin noch nie zu einer Tafel gegangen. Wenn ich mal nur 10 Euro für zwei Wochen habe, dann lebe ich eben von 10 Euro. Punkt.


    Hallo Krem-Browning, Dein Kommentar hat mich sehr betroffen gemacht, und ich kenne eine Menge Leute, die genauso denken und vor allem FÜHLEN wie Du. Es ist beschämend, zur Tafel zu gehen und sich mit Lebensmitteln oder gar Weihnachtspaketen "einzudecken". Viele sehen es so, und ich kann es verstehen. - Viele sind aber auch weniger stark und selbst-bewusst, und in der Tat: sie gehen dorthin und werden abermals beschämt. Aber zum Glück empfinden es nicht alle so. - Ich kenne auch Hartz-IVer, die wirklich gut leben. Und die drauf pfeifen, ob sie sich bei der Tafel was "schenken" lassen..sie tun es gern und stellen sogar noch Forderungen.


    Es ist beschämend, habe ich oben geschrieben... aber dem gegenüber steht auch: kann man nicht versuchen, das rechte Maß zu finden? Kann man in der heutigen Zeit so schwer ANNEHMEN? Wie groß muss die Not sein, ehe man annimmt. Das beziehe ich jetzt nicht nur auf Menschen, denen es finanziell schlecht geht - es geht um Hilfe ganz allgemein. Wir können immer weniger um Hilfe bitten oder sie gar annehmen, vielleicht, weil wir uns dann SCHWACH? fühlen oder glauben, dann von anderen für SCHWACH gehalten zu werden? Kann Schwäche nicht auch eine Stärke sein?

  • Compi, kannste Dir vorstellen, was man so alles mit so viel Salz kochen/backen kann (in jeder Tüte - eine ganze Packung!)? Da wird man wohl bis zum Ende des Jahrhunderts mit Salz versorgt? Für jedes halbes Kilo Nudeln und ein Kilo Mehl - ein halbes Kilo Salz? In solchen Mengen würde sogar Salz zum Gift... und das wäre natürlich auch eine Möglichkeit, die Gesellschaft von den Hartz-Schmarotzer zu befreien. Die soziale Politik nimmt ein neues Gestalt an... Schluss mit spätromischer Dekadenz oder so... wetten, es steht unser kreativer Vizekanzler hinter der Aktion?

  • Kleinere Packungen sind teurer, Krem-Browning ... um Salz im Wert von 19 Cent kann man wohl kaum ernsthaft streiten. Ob das Salz tatsächlich in dieser Menge benötigt wird, kann ich nicht beurteilen. Wenn man es weglässt, ist jedenfalls nicht viel gewonnen. Bei mir hat es ganz andere Gedanken ausgelöst: Kann es sein, dass es Menschen selbst daran fehlt?


    Wenn ich von dem, was ich habe, abgebe, dann ist das aus meiner Sicht kein Almosen, sondern natürlich, sofern man sich als Solidargemeinschaft versteht.


    Das passt aber nicht in unsere Leistungsgesellschaft, in unsere Kästchen von Lohn und Arbeit. Umdenken ist angesagt, auf beiden Seiten. Aber das ist ein langwieriger Prozess. Vollbeschäftigung war gestern. Wer ohne Erwerbsarbeit ist, ist doch kein schlechterer Mensch. Da kommt uns aber das calvinistische Denken in die Quere, dass Gottgefälligkeit am Reichtum abzulesen sei.


    Wer fordernd zur Tafel kommt, hat die richtige Einstellung. Er will nicht abgespeist werden.

  • dann ist das aus meiner Sicht kein Almosen, sondern natürlich, sofern man sich als Solidargemeinschaft versteht.


    Tja, Escape, da triffst du den Nagel auf den Kopf. Wenn die "Geber" es so verstehen würden, wäre ja "alles in Butter", und man bräuchte Organisationen wie die Tafel u.ä. gar nicht. Da wäre das nachbarschaftliche Solidarität, und fertig.


    Ich glaube, dass ein großer Teil der Tafel-Mitarbeiter und anderer ja etwas davon hat, dass er/sie dort mit arbeitet. Das fängt beim Erleichtern des schlechten Gewissens (warum auch immer) an und endet dort, wo man sich selbst noch zu etwas nutze fühlt oder auch nur verdeckt "Macht" hat (was immer man unter "Macht" versteht und wie man es eventuell auch (miss-)deutet).


    Im Grunde glaube ich nicht, dass Solidargemeinschaft sich institutionalisieren läßt - das sehen wir eben auch in der Politik und den krampfhaften Versuchen der Reform von Kranken- und Pflegekassen, die auch als Solidargemeinschaft gemeint sind.

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