Stets anderer Meinung zu sein, ist das Gegenteil davon, eine eigene Meinung zu haben
(Hans Kasper)
Nein-sagen-Können ist wichtig. Wir lernen es als kleine Kinder, wir trotzen, stampfen mit dem Fuß, zeigen, das wir eigentlich ganz anders möchten als der Mensch vor uns. So stecken wir unserer Grenzen ab und erkennen, dass wir einen eigenen Willen, eigene Bedürfnisse, später dann: eine eigene Meinung haben. Hoffentlich.
Denn sollte in diesem Lern- und Reifungsprozess etwas falsch laufen, dann fehlt uns diese Mitte. Wir sagen ja – oder eben nein, entwickeln aber nie etwas Eigenes. Wo bleibt dann unser Beitrag? Unsere ganz persönliche Sicht der Dinge, irgendwo zwischen ja und nein, irgendwo im Spektrum zwischen schwarz und weiß. Solch einen Standpunkt auszuloten, ihn zu beziehen und nötigenfalls auch zu verteidigen, ist anspruchsvoll.
Ach das Nein, der Widerspruch, ist nicht immer leicht. Viele Menschen verweigern ihn auch. Ihn zu ertragen ist ein erster, wichtiger Schritt.
„Jedes Leben wird erst durch Spaltung und Widerspruch reich und blühend“. Die Fülle und das Wachstum, das Hermann Hesse hier andeutet, entstehen an den Bruchstellen…