Tja, so ist das in Deutschland - solange ein Künstler lebt, wird ihm ziemlich wenig Aufmerksamkeit zuteil. Erst wenn er tot ist, erhält er -hoffentlich- die ihm zustehende Hochachtung.
In Frankreich pflegt man eine andere Tradition. Dort zollt man seinen künstlerischen Protagonisten bereits zu Lebzeiten Tribut und scheut auch nicht vor großen Worten und Gesten zurück. Wenn es darum geht, Abschied von einer nationalen Ikone zu nehmen, bietet die Republik eine Menge auf, um den Verstorbenen zu würdigen und ihm eine eindrucksvolle letzte Feier zu gewähren. Das haben wir schon bei Pop-Größen wie Michel Delpech und Johnny Hallyday erlebt und konnten es nun wieder zu Ehren von Charles Aznavour beobachten.
(Fotos: AFP)
Dass Schahnur Waghinak Asnawurjan am 22. Mai 1924 als Sohn armenischer Flüchtlinge in Paris zur Welt kam, schon als Kind mit seinen Eltern auf der Bühne stand und später mit der Hilfe von Edith Piaf eine beispiellose Karriere als Sänger, Komponist und Schauspieler startete, dass er sich zeitlebens dem Herkunftsland seiner Eltern verbunden fühlte, UN-Botschafter Armeniens in der Schweiz wurde, das alles ist so oft beschrieben und erzählt worden, dass ich auf weitere Einzelheiten verzichte und statt dessen einige wenige Sätze aus dem Nachruf, den "Le Monde" ihm gewidmet hat, zitiere und übersetze.
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ZitatCharles Aznavour, c’était la France. Pas celle d’Edith Piaf – le réalisme, les faubourgs, les mômes de rien –, ni celle de Maurice Chevalier ou de Charles Trenet. Aznavour, c’était la France internationaliste, terre d’accueil, qui sait enseigner aux enfants de la République les valeurs fondamentales, mais aussi le charme, le romantisme sexy, et une sorte de légèreté en équilibre constant entre le Nord introverti et le Sud extravagant. Charles Aznavour fut d’ailleurs l’idole d’une nouvelle génération issue de l’immigration. En matière de métissage musical, Charles Aznavour est un précurseur. « Je me suis intéressé à tous les styles de musique, je suis fier d’avoir été en quelque sorte le premier à en faire en France. C’est pour ça que j’ai eu du succès dans les pays du Maghreb, chez les juifs, les Russes. »
[Charles Aznavour, das war Frankreich. Nicht dasjenige von Edith Piaf - des Realismus, der Vorstädte, der Kinder des Nichts - oder dasjenige von Maurice Chevalier oder Charles Trenet. Aznavour, das war das internationalistische Frankreich, Land des Willkommens, das den Kindern der Republik die grundlegenden Werte, aber auch den Charme, die sexy Romantik und die Leichtigkeit im ständigen Gleichgewicht zwischen dem introvertierten Norden und dem extravaganten Süden beizubringen weiß. im Übrigen wurde Charles Aznavour zum Idol einer neuen, von Immigration geprägten Generation. In Bezug auf die musikalische Vermischung ist Charles Aznavour ein Wegbereiter. "Ich habe mich für alle Stilrichtungen von Musik interessiert, ich bin stolz darauf, in gewisser Hinsicht der erste in Frankreich gewesen zu sein, der das tat. Darum habe ich in den Ländern des Maghreb Erfolge erzielt, bei den Juden, den Russen. "]
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Zuletzt noch ein paar musikalische Zitate aus fünf seiner bekanntesten Chansons