"Der Schoß ist fruchtbar noch ... "

  • Es gibt sie wirklich immer noch, die PolitikerInnen, Gesellschaftsgrößen, aber auch 'Normalbürger', die für "unvorstellbar" hielten, was nun doch geschehen ist: ein Terroranschlag auf eine jüdische Gemeinde mitten in Deutschland.


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    Wirklich "unvorstellbar"? Nach all den bisherigen Erfahrungen? Ausgerechnet in diesem, unserem Land?

    Da siehst du mal was für realitätsfremde, vergessliche und dumme Politiker von dem noch dümmeren deutschen Volk gewählt werden.

    Hört endlich auf zu verharmlosen, wegzuschauen, zu schweigen!
    Engagiert euch! Bezieht Stellung! Hörbar! Sichtbar!

    Ich hetze seit Jahren gegen Antisemiten und rufe zu deren Ermordung auf. Leider ist das hier das einzige Internetforum wo ich dafür nicht zensiert und gesperrt werde. Ist halt schwierig mit den Mitmenschen und Hilfe brauch ich von denen üblicherweise auch keine zu erwarten :)

  • Nun liegen sie wieder hinter uns, die KerzenundBlumenundWarumSchilderMahnwachen. Die Toten sind begraben und Deutschland wendet sich wieder Trump- und anderen Kriegsausbrüchen zu. Der Bekundungen des Mitgefühls und der "Betroffenheit" sind Genüge getan.
    Oder etwa nicht?


    Wie es einem wirklich Betroffenen ergehen mag, wie einem Deutschen jüdischen Glaubens der wachsende, immer unverhohlener auftrende Antisemitismus und die ritualisierten Trauerkundgebungen erscheinen - die sämtlich ohne positive Auswirkungen für die Jüdische Gemeinde bleiben - das belegt ein Beitrag von Richard C. Schneider.

    Hier ein Ausschnitt:


    Quelle: ZEIT Nr. 43/2019

  • # 14 ist leider kein Witz



    23. Oktober 2019, 18:01 Uhr
    Jüdischer Weltkongress:Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch



    Antisemitische Schmierereien an Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof in Kröpelin (Landkreis Rostock).(Foto: dpa)

    • Der Antisemitismus breitet sich in Deutschland aus. Laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses hat jeder vierte Deutsche hat antisemitische Gedanken, 41 Prozent meinen, Juden redeten zu viel über den Holocaust.
    • Auch unter Hochschulabsolventen sind antisemitische Stereotypen verbreitet.
    • Es sei Zeit, "dass die gesamte deutsche Gesellschaft Position bezieht", sagt der Präsident des Jüdischen Weltkongresses.

    Von Stefan Kornelius


    In Deutschland wächst der Antisemitismus beständig an. 27 Prozent aller Deutschen und 18 Prozent einer als "Elite" kategorisierten Bevölkerungsgruppe hegen antisemitische Gedanken, 41 Prozent der Deutschen sind gar der Meinung, Juden redeten zu viel über den Holocaust. Die neuen Zahlen stammen aus einer repräsentativ angelegten Umfrage des Jüdischen Weltkongresses, der Dachorganisation jüdischer Gemeinden und Organisationen aus mehr als 100 Ländern. Die umfassende Befragung fand vor zweieinhalb Monaten statt, also vor dem Anschlag auf die Synagoge in Halle. Ihr Ergebnis liegt jetzt der Süddeutschen Zeitung vor.
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    Wachsender Antisemitismus wird von einer überwältigenden Mehrheit in der Bevölkerung wahrgenommen und mit dem Erfolg rechtsextremer Parteien in Verbindung gebracht. 65 Prozent der Deutschen und 76 Prozent der sogenannten Elite erkennen einen Zusammenhang an.Bemerkenswert sind auch die Umfragewerte unter Hochschulabsolventen mit einem Jahreseinkommen von mindestens 100 000 Euro, die in der Studie als Elite bezeichnet werden. 28 Prozent von ihnen behaupten, Juden hätten zu viel Macht in der Wirtschaft, 26 Prozent attestieren Juden "zu viel Macht in der Weltpolitik" - Aussagen, die zum klassischen Repertoire des Antisemitismus gehören. Fast die Hälfte von ihnen (48 Prozent) behauptet, Juden verhielten sich loyaler zu Israel als zu Deutschland. Immerhin zwölf Prozent aller Befragten geben an, Juden trügen die Verantwortung für die meisten Kriege auf der Welt. 22 Prozent sagen, Juden würden wegen ihres Verhaltens gehasst.


    Während der Antisemitismus also breiteren Raum einnimmt, wächst gleichzeitig die Bereitschaft, dagegen vorzugehen. Zwei Drittel der sogenannten Elite würden eine Petition gegen Antisemitismus unterzeichnen, ein Drittel aller Befragten würde gegen Antisemitismus auf die Straße gehen. Etwa 60 Prozent räumen ein, dass Juden einem Gewaltrisiko oder hasserfüllten Verbalangriffen ausgesetzt seien.
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    Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, kommentierte die Studie mit drastischen Worten. Antisemitismus habe in Deutschland einen Krisenpunkt erreicht. "Wir haben gesehen, was passiert, wenn einfache Leute weggeschaut oder geschwiegen haben", sagte er. "Es ist an der Zeit, dass die gesamte deutsche Gesellschaft Position bezieht und Antisemitismus frontal bekämpft." Deutschland habe eine einmalige Verpflichtung, die Rückkehr von Intoleranz und Hass zu verhindern. Wenn sich mehr als ein Viertel der Gesellschaft mit Antisemitismus identifizierte, dann sei es Zeit für die restlichen drei Viertel, Demokratie und tolerante Gesellschaften zu verteidigen.
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    In der Umfrage räumt ein Drittel der Befragten ein, dass Juden in Deutschland nicht gut behandelt würden. Gleichwohl zeigten sich lediglich 44 Prozent besorgt über Gewalt gegen Juden oder jüdische Einrichtungen. Genau ein Viertel der Befragten hält es für möglich, dass sich "so etwas wie der Holocaust in Deutschland heute wiederholen kann". Eine Wiederholungsgefahr in einem anderen europäischen Land halten immerhin 38 Prozent für möglich.(Süddeutsche)

  • Geht aber auch anders. Die Forderung, nicht länger zu verharmlosen, wegzuschauen, zu schweigen ... sich statt dessen zu engagieren, hörbar und sichtbar Stellung zu beziehen und aktiv zu werden statt betroffen zu gedenken und dann nichts mehr zu tun, wird inzwischen immer öfter und immer lauter geäußert.
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    Und siehe da - sogar im Kölner Karneval ist sie angekommen und mündet in einer Initiative der "Grosse von 1823 Karnevalsgesellschaft e.V. Köln". Der "Express" war bei der Pressekonferenz dabei und sprach anschließend mit Peter Brings



    Anstelle bisheriger Ausgrenzung wird also von nun an die jüdische Karnevalsgesellschaft "KG Kölsche Kippa Köpp" beteiligt sein und mitfeiern - bei der Sessionseröffnung am Tanzbrunnen und auch sonst ... :thumbsup:

    Quellen - "Express"

  • Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu zeigen, dies vielleicht sogar zum Hauptthema der nächsten Session zu machen, finde ich gut und richtig. Die weiterhin einseitige Verurteilung von Antisemiten hingegen nicht. In unserer heutigen Gesellschaft kommt der Antisemitismus eben nicht mehr exklusiv aus der Nazi-Ecke, sondern wird auch von islamistischen Extremisten in unserem Land ausgelebt. Wenn ein Jude mit seiner Kippa durch die Straßen läuft, muss er viel eher damit rechnen von einem Bartträger bedroht zu werden, als von einem Glatzkopf. Natürlich sind auch die islamistischen Fundis politisch als rechtsextrem einzuordnen, nur bleiben sie bei der öffentlichen Empörung über den aktuellen Antisemitismus lieber unerwähnt. Auch Peter Brings traut sich mal wieder nicht diesen Antisemitismus allumfassend anzusprechen und zu kritisieren.


    Ich finde das alles ziemlich nutzlos und hat dadurch auch immer einen Hauch von kommerzieller Anbiederung. Wenn wir beim Antisemitismus nur auf den Deutschnationalen einprügeln, ist das schon ziemlich ungerecht. Wenn wir nur den Judenhass der Nazis bekämpfen, bekämpfen wir am Ende nur den halben Antisemitismus.

  • Das ist nicht von der Hand zu weisen, dient allerdings häufig zum Verharmlosen eigener Fehler und dem bequemen Verweisen auf "Die da ..."
    Wer sich dem Thema mal aus ungewohnter Sicht nähern möchte, ist heute Abend hier richtig:



    Tuba Sarica „Ihr Scheinheiligen“
    Mittwoch, den 30.Oktober 2019 20:00 Uhr


    Veranstalter: Stadtteilbibliothek und Lesezeichen e.V



    Doppelmoral und falsche Toleranz


    Eine junge Deutschtürkin über unbequeme Wahrheiten.


    Für ihre Familie ist Tuba Sarica eine Deutsche, und das ist nicht als
    Kompliment gemeint. Was läuft schief bei der Integration, wenn
    „eingedeutscht“ als Schimpfwort gilt? Tuba Sarica kritisiert die
    Deutschtürken dafür, es sich in einer Opferrolle bequem zu machen, eine
    Parallelwelt zu schaffen, in der eigene Regeln gelten, und sich den
    Populismus à la Erdoğan zu eigen zu machen. Sie kritisiert aber auch die
    Deutschen, die durch falsch verstandene Toleranz genau diese
    Entwicklungen fördern. Ein Plädoyer dafür, Konflikte auszutragen und
    nicht unter einem vermeintlichen Toleranzdeckmantel zu verstecken, der
    alles nur schlimmer macht.


    Tuba Sarica hat Germanistik und Medienkulturwissenschaften in Köln studiert.


    Eintritt AK 10 €


    Wir laden herzlich ein


    zu reservieren unter:


    Freiraum 0221 / 823 12 40, per mail über: freiraum@protect-data.d

  • Ich wusste nicht, dass man Antisemitismus "halbieren" kann. 8o


    Wenn man sich vor Augen führt, was Antisemitismus bedeutet und in welchen Ausprägungen er sich zeigt, wird man feststellen, dass er in der Tat nicht "exklusiv aus der Nazi-Ecke" kommt oder auf diese beschränkt ist - ich verweise gern nochmal auf die Übersicht von Sascha Lobo in Beitrag #1.


    Hier zur Verdeutlichung eine bei Telepolis veröffentlichte Arbeit von Prof. Dr. Georg Meggle in Teilkopie.


    Hier weiterlesen lohnt!

  • Zitat


    Alle reden über den Kampf gegen den Hass …
    und niemand über Antisemitismus und Neonazis. Kommentar zu den geplanten Gesetzesverschärfungen zur effektiveren Bekämpfung der Hasskriminalität

    • Peter Nowak
    • 01. November 2019, 17:00 Uhr
    • 331

    Auszug:


    "Warum redet niemand über Antisemitismus?
    Auffallend ist auch, dass nach dem antisemitischen Anschlag von Halle und den zahlreichen weiteren neonazistischen Aktionen jetzt fast unisono davon geredet wird, der Hass im Internet und auch anderswo müsse bekämpft werden.


    Nun ist Hass nicht unbedingt ein guter Ratgeber. Er gehört aber auch zum Menschen und kann nicht einfach per Gesetz für illegal erklärt werden. Wenn dann noch Kommunalpolitiker unter besonderen Schutz gestellt werden sollen, dann drängt sich der Verdacht auf, hier werde die Gelegenheit genutzt, grundsätzliche Kritik an Politik und Staat überhaupt unmöglich zu machen.


    Dabei sollte nach den Anschlägen der letzten Woche über Antisemitismus und Neonazismus geredet werden. Das wäre die Konsequenz, die nach der Selbstenttarnung des NSU eigentlich selbstverständlich sein müsste. Doch davon hört man nicht viel. Im Gegenteil.


    In Bielefeld haben Gerichte ausgerechnet am 9. November, dem Jahrestag der Pogrome gegen Juden, eine Neonazidemonstration gestattet, die sich mit einer dort inhaftierten Holocaustleugnerin solidarisieren will. Ende Oktober entschied das Oberverwaltungsgericht Münster die Parole "Nie wieder Israel", die auf einer Neonazidemonstration skandiert wurde, sei nicht strafbar und könne daher von der Polizei nicht verboten werden.


    Dabei würde mit einem Verbot gerade der mörderische Antisemitismus bekämpft, der als Triebkraft hinter dem Anschlag in Halle steht. Doch während so viel von Hass geredet wird, der mit allen Mitteln bekämpft werden muss, weswegen Grundrechte noch weiter ausgehöhlt werden, wird der Antisemitismus, der sich in unterschiedlichen Arten ausdrückt, völlig ignoriert."
    (Peter Nowak)

    Quelle: https://heise.de/-4573627

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