"Suzanne" war meine erste Begegnung mit Leonard Cohen. Täglich in hundertfacher Wiederholungsschleife erklang das Lied im Zimmer meiner liebsten Feindin, denn die alte Platte war ein Geschenk ihres Lovers. Der einmal meiner gewesen war. Kein guter Start für Leonard und mich.
Später, die liebste Feindin längst Geschichte, der einstige Lover mein bester Freund, ließen andere Cohen-Songs mich aufhorchen, die Poesie der Texte nahm mich gefangen, die Stimme hatte ich ja vorher schon, widerwillig zwar, faszinierend gefunden. Von da an lief's gut für Leonard und mich.
Nun lese ich, er sei gestorben und fühle mich ärmer.
Niemand sonst gab so eindringlich der Melancholie eine Stimme. Kein Abgleiten ins Ölige, wenn Traurigkeit besungen und gewürdigt wurde. Keine Schwarz-Weiß Zeichnung der Welt. Keine spätpubertäre Altersgeilheit im schrillen Kostüm beim Bühnenauftritt.
Statt dessen Poesie, in Lyrik verwandelte Lebenserfahrung eines klinisch Depressiven, dessen Musik und Stimme unverwechselbar waren.
Danke, Leonard Cohen!