... spürt man an einem lauen Sommerabend, dass der Herbst beginnt. Er kündigt sich immer an, manchmal schon, wenn wir uns noch mitten im Sommer wähnen ...
Doch, ich mag auch die lauen Sommerabende, an denen man vergisst, wie die Zeit vergeht, weil die Natur darüber hinwegzugehen scheint, dass der Tag sich langsam davonschleicht. Natürlich hat auch der Frühling seinen Reiz, wenn es endlich wärmer wird, die Vögel wieder zwitschern, das frische Grün überall sprießt ... oft sehnt man dann schon den Sommer herbei.
Aber speziell der Herbst ist meine Jahreszeit. Im Herbst ist das anders, da sehnt man nicht den Winter herbei. Der Herbst vollendet den Sommer, der ist noch im Hintergrund da ... Indian Summer, Zeit der Früchte und der Farben, der Ernte. Die ursprüngliche Bedeutung von Herbst ist Flückzeit.
Schräg einfallende Sonnenstrahlen lassen die Farben leuchten, SchattenSpiel hebt Licht hervor. Suchen wir im Sommer oft den Schatten, lockt uns die Sonne im Herbst an die sonnigen Plätze.
Im Herbst schon den kalten und ungemütlichen Winter zu sehen ... zu erwarten ... ist nur die eine Sichtweise. Gerade der Herbst lädt ein, lustvoll und mit allen Sinnen zu genießen. Gelingt das, wartet man nicht auf den Winter, sondern sieht in den fallenden Früchten, die an den Boden klopfen, den Frühling.
Genau das drückt ein Gedicht von Stefan George aus.
Wir schreiten auf und ab im reichen flitter
Des buchenganges beinah bis zum tore
Und sehen aussen in dem feld vom gitter
Den mandelbaum zum zweitenmal im flore.
Wir suchen nach den schattenfreien bänken
Dort wo uns niemals fremde stimmen scheuchten
In träumen unsre arme sich verschränken
Wir laben uns am langen milden leuchten
Wir fühlen dankbar wie zu leisem brausen
Von wipfeln strahlenspuren auf uns tropfen
Und blicken nur und horchen wenn in pausen
Die reifen früchte an den boden klopfen.
Letzte Bearbeitung 19.54