Grasse ist krass

Stadtansicht
Zitat

Grasse seinen Reiz. Grasse verzaubert mit einem markanten Stadtbild, das von kleinen engen Gassen, eleganten Stadtpalais aus dem 19. Jahrhundert sowie prachtvollen Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts dominiert wird. Jeder einzelne Aussichtspunkt der Stadt ist noch imposanter als der andere. Deshalb trägt Grasse den treffenden Beinamen "Balkon des Mittelmeers". Dass das belebte Zentrum weit mehr als eine Parfüm-Hauptstadt ist, beweist das andere Steckenpferd von Grasse – die vielfältige Kulturlandschaft. Beschreibung und Historie Grasse


Diese Einleitung, das Glück gerade in der Nähe zu sein und schon immer einmal den Schauplatz des "Parfum's" besichtigen zu wollen, sind wohl der Grund warum nicht nur ich sondern auch viele andere Grasse besuchen. Wahrscheinlich bleiben viele auch gleich am Ortseingang bei der Besichtigung der Villa Fragonard und des Parfüm-museums hängen, die ich nicht wahr genommen habe, weil ich wenig Lust auf Massentouristisches hatte, lieber den kleinen Wochen-Flohmarkt besuchen wollte und wie immer auf der Suche nach "authentischem" war. So ein blöder Tourist also, der auch noch die letzten Plätze der Einheimischen stört, die sonst von Touristen verschont bleiben. Allerdings habe ich damit auf die Besichtigung der Gärten und künstlerisches des Malers Fragonard verzichtet, was jetzt schon etwas "beißt".

Im Kopf hatte ich eine Beschreibung einer Stadt am Anfang des Buches von Patrick Süßkind, allerdings war das Paris und in Grasse fehlten die von mir fälschlicherweise erwarteten Brücken. Mein Besuch war zudem außerhalb der Saison, Ende November, ein warmer, südlicher Sonnentag. Wegen der späten Jahreszeit und auch wegen der Tageszeit (in Frankreich sind die Geschäfte meist zwischen 1-3h mittags geschlossen) war bis auf den kleinen Markt, sehr wenig Betrieb. Also bitte zur Altstadt, die aus vielen Häusern gedrängt um einen zentralen Kirchenbau (Notre Dame de Puy), in warmen Rot- und Ockertönen besteht. Viele 4-5 Stockwerke hoch, was davon erzählt, dass hier einst keine armen Leute wohnten. Pittoresk würde man sagen und gerade menschenleer.
Ich weiß gar nicht ob überhaupt alle Häuser bewohnt waren. Das ist man zwar gewohnt im Süden, wegen vieler Ferinewohnungen. aber danach sah es in Grasse nicht aus. Überhaupt habe ich im Süden Frankreichs zwar viel "Pittoreskes" gesehen und auch in Italien gibt es viele Orte mit einem gewissen "Ost-charme" den ich bei uns nach der Wende ausmachen konnte. Aber Grasse ... ist so reich an Geschichte und Kultur, liegt so wunderbar auf der Höhe mit Blick auf das Meer ... und ist heute so traurig anzusehen.
Ich habe oben ein paar meiner Eindrücke in einer Fotogalerie hinzugefügt. Ich habe keine Erklärung warum die Bausubstanz der Altstadt in so schlechtem Zustand ist. Alte Häuser sind teuer im Erhalt, ich weiß, aber so wie hier in Grasse habe ich es sonst nirgends gesehen im französischen Süden, der ja durchaus nicht arm ist. Was ein Unterschied zum Beispiel zu Vence, das sehr renoviert und saniert daherkommt. Die einzigen Menschen, die in der Altstadt an diesem Tag zu sehen waren und die anscheinend dort wohnen, waren Migranten.

Kommentare 4

  • Danke für die wunderbaren Erinnerungen ...

    Für mich ist das alles schon langelange her. Ich erinnere Grasse nicht so abgeblättert und morbide-charmant wie du und wie deine Bilder es zeigen. Aber Farben und Atmosphäre habe ich genau so in Erinnerung und stimme gern ein in dein "Grasse ist krass"!

    Zitat

    Besichtigung der Villa Fragonard und des Parfüm-museums ..., die ich nicht wahr genommen habe, weil ich wenig Lust auf Massentouristisches hatte

    Gegend und Stadt hatten wir uns schon in den Wochen zuvor gegönnt, deshalb haben wir das "Massentouristische" gern in Kauf genommen. (Empfehlung: Besichtigung möglichst früh am Morgen, einzeln oder in Mini-Gruppe !)
    Wann und wo bietet sich schon Gelegenheit, den Gewinnungsprozess eines Duftwässerchens hautnah erleben und die alten Geräte und Maschinen betrachten zu können?

    Ich bin heute noch fasziniert von all den Arbeitsschritten, der vielen Handarbeit - Pflücken, Einbetten der Blütenblätter (z.B. Rosen) in Fett - undundund.

    Auch an den alten, teils wunderschön verzierten Flacons hatte ich Spaß, uuund am Schnuppern und -Achtung Touriverhalten- Einkaufen.

    Hat dann zuhause lange gut geduftet und passte wunderbar zu Süßkinds "Parfum"... ;))

    • :) ja ich denke, das habe ich versäumt. Selbst im Winter standen noch viele Busse vor Fragonard, so was schreckt mich gerne ab, zumal wir auch spontan dorthin gefahren sind. Sonst kann man ja meist im Netz schon die Eintrittskarten kaufen und muss wenigstens nicht solange in einer Warteschlange stehen. In die Altstadt hat sich aber an dem Tag außer uns kaum einer verirrt, geshoppt hatte ich auf dem kleinen Markt.

      Die maroden Fassaden musste ich nicht suchen, ich bin dafür nicht in besonders abgelegene Ecken gegangen, die gab es überall, auch in der Shoppingmeile :). Zur Mittagszeit wirkte dieser Stadteil wie ein „Lostplace“.

    • hier erfährt man mehr, auch von den Problemen, die es mit der alten Bausubstanz gibt. (Videos alle auf französisch)



      Mehr über die „creations des parfums à Grasse“:

    • Eau des Vacances


      Eau de Vacances ...

      Daumen hoch 1