Dan Bar-Ôn: 'Die Anderen in uns'

  • Ohne das Buch zu kennen möchte ich gerne einen Hinweis von Psyhologe in der Kommentarsparte zu
    Thymian und Steine aufgreifen.
    Mit
    Dank an die Hinweisgeberin hier also eine Rezension zu Dan Bar-Ôn 'Die Anderen in uns'.

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    Rezensentin
    Dr. Barbara Mahmoud
    Thema
    In seinem Buch stellt Dan Bar-Ôn ein vierphasiges Identitätskonzept vor.
    Er geht von der Hypothese aus, dass das israelische kollektive "Selbst" sich ursprünglich monolithisch strukturiert hat, im Kontext zu verschiedenen"Anderen". Diese "Anderen" waren der "Andere" der jüdischen Diaspora, der jüdische ethnische "Andere" sowie der nichtjüdische feindliche "Andere".
    Dieser feindliche"Andere" trat zunächst in der Gestalt des Nichtjuden und Antisemiten und später als Nazi auf und wurde dann auf die Araber insgesamt und auf die Palästinenser im Besonderen übertragen.
    Seine Beschreibung der verschiedenen Phasen dieser Identitätskonstruktion innerhalb der jüdisch-israelischen Gesellschaft erfolgt aus sozialpsychologischer Perspektive und berücksichtigt soziale und historische Zusammenhänge. Auf diese Weise werden die mentalen Wurzeln der Konflikte des israelisch-palästinensischen Zusammenlebens beleuchtet.
    Eine Möglichkeit, auf der Mikroebene Verständigungsprozesse zu initiieren ist die Einrichtung von TRT-Gruppen (To Reflect and Trust), in denen innerhalb eines dialogischen Prozesses die monolithischen Konstruktionen des "Selbst" und des jeweiligen "Anderen" differenzierter wahrgenommen werden können.
    Autor
    Dan Bar-Ôn ist Professor für Psychologie an der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva und Co-Direktor von PRIME (Peace Research Institute in the Middle East).
    Lesbarkeit
    Die Kombination der sozialpsychologischen Grundlagen mit der Darstellung der inhaltsanalytisch bearbeiteten Interviews sowie der autobiografischen persönlichen Sichten des Autors fördert die gute Lesbarkeit des Buchs.
    Aufbau und Inhalt
    Das Buch ist in sieben Kapitel eingeteilt:

    • Der innere und der äußere "Andere",
    • Die monolithische Struktur des "Anderen" und des "Selbst",
    • Die Auflösung der monolithischen Konstruktion,
    • Die Entstehung der neomonolithischen Konstruktion,
    • Der Dialog zwischen den unversöhnlichen Aspekten der Identität,
    • Die Phasen der israelischen Identität,
    • Chancen für eine interkulturelle Konfliktbewältigung.

    Die vollständige Rezension ist hier zu lesen

  • Nachtrag zur Person

    Dan Bar-Ôn

    Foto: Martin Lengemann


    (* 1938 in Haifa; † 4. September 2008 in Tel Aviv, Israel) war ein israelischer Psychologe, Therapeut, Holocaust- und Friedensforscher.


    Bar-On wurde 1938 in der Hafenstadt Haifa im damals britischen Mandatsgebiet Palästina als Sohn
    deutsch-jüdischer Eltern aus Hamburg geboren.

    Er lebte 25 Jahre im Kibbuz Revivim im Negev, unter anderem als Landwirt und Pädagoge.
    Er studierte zunächst Landwirtschaft, später dann Psychologie und erhielt 1975 den Master of Arts in Psychologie. Anschließend arbeitete er im Kibbuz-Krankenhaus, wo er sich auf Therapie und Forschung mit Familien von Holocaust-Überlebenden spezialisierte und Kinder von Holocaust-Überlebenden interviewte.
    1981 schloss er seine Promotion an der Hebrew University in Jerusalem ab, 1983 ging er als Post-Doktorand mit einem Fulbright Stipendium an das Massachusetts Institute of Technology (MIT).


    1985 reiste er nach Deutschland und sprach mit den Kindern von Nazi-Tätern. Daraus entstand das 1989
    auf Englisch erschienene Buch Legacy of Silence: Encounters with Children of the Third Reich,
    das auf Deutsch als "Die Last des Schweigens" erschienen ist und auch ins Hebräische, Französische und Japanische übersetzt wurde.
    1992 initiierte Bar-On den Gesprächskreis „To Reflect and Trust“ zwischen Täter- und Opferkindern des Holocaust, dem auch Martin Bormann junior angehörte.

    Er veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Dialog in Konfliktsituationen und arbeitete für Verständigung im israelisch-palästinensischen Konflikt.

    2006 bis 2008 leitete er mit Unterstützung der Körber-Stiftung das „Dan Bar-On Dialogue Training - Storytelling in Conflict“, um Mediatoren im Bereich der interkulturellen Dialogarbeit in verschiedenen Teilen der Welt auszubilden.
    Bar-On war bis 2007 Professor für Psychologie an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Beerscheba.
    1998 und 2002/3 hatte er den Ida E. Chair for Holocaust and Genocide Studies am Stockton College in New Jersey inne, wo er 1999 den Ehrendoktortitel verliehen bekam. 1996 erhielt er den David Lopatie Chair for Post-Holocaust Psychological Studies.


    Mit dem palästinensischen Pädagogen und Soziologen Sami Adwan gründete und leitete er ab 1998
    PRIME, das Peace Research Institute in the Middle East
    mit Sitz in Bait Dschala.
    Bar-On und Adwan erarbeiteten mit je sechs israelischen und palästinensischen Lehrern ein Geschichtsbuch,
    das die israelisch-palästinensische Geschichte für beide Seiten annehmbar darstellen sollte,
    so daß voneinander gelernt werden konnte indem in einer Spalte die israelische und in einer anderen Spalte
    die palästinensische Sicht der Geschehen dargestellt wurde.



    Quelle und Link, Wikipedia

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