Jeplänkel

  • rofl lol
    von | Snooze (2009)







    Auch im Messenger lolt es - auf angenehme Art.




    “Wenn’s ja nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen”, pflegt man hierzulande - vor den Toren des Bunkers - über Begebenheiten zu sagen, die zwar irgendwo lustig sein könnten, aber inhaltlich dermaßen nahe am Wasser gebaut worden sind, daß man nur noch weinen kann. Hochwassergefahr. Bestes Beispiel sind die Werbeboschaften von hr1: Die gefühlten Gedühle von gestern auch heute in der Badewanne mit dem Quitscheentchen von Ernie ausleben. Mein Lieblingsthema…


    Und solche Dinge, wie eine hochamtliche Verblödung Seitens eines Staatsapparates, lösen bei mir eine generelle Ablehnung aus, die sogar in Aggression umschlagen kann. Das geht dann so weit, daß bei bestimmten Schlagwörtern - inhaltlich wurde dann alles sachgemäß verschlagwortet - die verdusselte Gefühlsgeneration von mir nicht mehr für voll genommen wird, sie nur noch Hohn und Spott beim ersten “Luft holen” erntet. Das ist kein böser Wille meinerseits, sondern eine Abwehrreaktion, ausgelöst durch den Versuch mich durch eine verblödete Lebenseinstellung auf irgendeine Art und Weise zu vereinnahmen. Die in allen Ideologien wiederkehrende Idee ist nämlich die, man könne einen “neuen Menschen” hervorbringen. Nur, diejenigen schaffen es nicht mal sich selbst zu ändern. Deswegen Hochwasser.


    Und generell weigere ich mich dann auch zwischen echten 68ern und den Mitläufern zu unterscheiden. Auf einen echten 68er kommen bestimmt 100 Mitläufer. Die Diskussion lassen wir mal, warum es die 68er gar nicht gibt. Und man weiß auch, daß die Realisten von heute die ewig Gestrigen von morgen sind. Wann mein “morgen” kommt, weiß ich nun nicht. Bin ja stets bestrebt, diesen weit vor mich herzuschieben - immer auf der Flucht.


    Jetzt kann man mein vorhergeschriebenes


    >> Nur, diejenigen schaffen es nicht mal sich selbst zu ändern.<<


    als Widerspruch auslegen und auf den Jugendwahn der Alten hinweisen. Stimmt. Nur, das ist Kosmetik.


    Ein Haus steht am Wegesrand, schick anzuschauen - innen trifft man auf Spinnenfäden die in 40 Jahren entstanden sind und die Fassade erzählt etwas vom mitgehenden Zeitgeist, wobei der Zeitgeist das darstellt, was die Jugend lebt. Und je jugendlicher sich die Jugend gibt, desto erstaunlicher die Wandlungen an der Fassade des alten Hauses. Und sieht man das Haus nicht, so weiß man doch wie es um die Fassade bestellt ist - die Handwerker waren wieder da.


    Es lolt und roftelt das es eine wahre Pracht ist, obwohl es anfürsich gar nichts zum lolen gibt, man schon gar keinen Witz erzählt hat. Zwischen den einzelnen Wortgebilden werden in bester Erika Fuchs-Manier Handlungen eingepflanzt, die ein lesbares Satzgebilde kaum zulassen: achso...lach Hausnummer 13 ist nicht zu verfehlen.


    Am Ende wird dann noch geroflt, wobei ein lol mir bald nach jeder Antwort schon zugeworfen wird, ein Zeichen der Ratlosigkeit des Gegenüber, des Eingeständnisses: “ich habe nix kapiert”.


    Gut, ich bin selber daran schuld, warum frage ich auch nach, ob nun Doktorspielchen angesagt sind. Daß ich inzwischen die verstümmelte Bildersprache, nach einer Vorlage von Erika Fuchs, in der Welt der Kommunikation akzeptiert habe, sei am Rande erwähnt. Akzeptieren bedeutet aber nicht, daß der Gegenüber von mir jene Aufmerksamkeit bekommt, die er sich erhofft, in manchen fällen sogar in Anspruch nehmen will. Emotes sind Emotes und die werden anständig gesetzt, wobei auch hier es den kleinen aber feinen Unterschied gibt: *schmunzelt leise* ist ebenso absoluter Blödsinn wie die verstümmelte Donaldistensprache ohne dazugehöriges Bild, das andere, nicht unerhebliche Informationen zu *gacker* liefern würde, wenn es denn zu sehen wäre.


    Nun muß man ja shift und + drücken damit ein * entsteht, eine Handlung grübel schwitz die einige Wesensformen blink grins schon überfordern gacker. Das Privileg der Jugend, eine eigene Sprache zu pflegen, wird von den Alten übernommen, ohne Sinn und Verstand, gar eine eigene Form der Abgrenzung zu generieren. Und je oller desto doller treiben’s, die Alten. Da verwundert es mich nicht, wenn mir mal ein lol entfleucht, weil ich nun wirklich laut lachen mußte - zuletzt geschehen im fr-blog - und mein Gegenüber meint, ich könnte mit meiner aufgesetzten Jugend heimgehen. Anschließend ist der Grashüpfer auf der Flucht wusch zisch rappel dong denn ich werde gewiss nicht etwas ablegen raschel kruschel was ich schon vor über 10 Jahren machte klapper klapper krschhhdrrrrschhssskrschhh grübel grübel lausch ein Ferngespräch der Zugang zum Internet bedeutete freu ich bin drin ruf kann der Grashüpfer ja nicht wissen schüttel runzel tipp deswegen sei ihm das nachgesehen klimper klimper


    Genug des Unfugs. Von mir aus kann Jugend diese Art Slang pflegen. Bedenklich wird es allerdings, wenn wie beim Toom-Markt geschehen, die Kommunikationsform untereinander aus lol und rofl besteht, ohne daß ein Lachen zu sehen, gar zu hören ist. Und wenn das dann Schule macht, die Alten das spitzkriegen, sich auf ihre Fahne schreiben, na dann gut’ Nacht schaufel schnarch zzzz


    Schlagworte: slang | emotes | Erika Fuchs

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