Margarethe von Trotta

  • Margarethe von Trotta hat Geburtstag!

    Sie wird - unfassbar - 80 .

    Margarethe von Trotta nah, in einem großen Raum sitzend

    Schon seit Tagen widmen sich Feuilletons und Kulturredaktionen dieser Frau, deren Filme eine noch immer unübliche Perspektive einnehmen indem sie Geschichten und Geschichte bewusst aus weiblicher Sicht erzählen . Kein dröge pädagogischer Feminismus, aber oft parteiisch und voller Bewunderung und Verständnis für ihre Protagonistinnen.


    Ihre erste größere Drehbuch- und Regiearbeit zu Bölls Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" stand noch stark im Schatten ihres damaligen Ehemannes Volker Schlöndorff, es hat sie harte Kämpfe gekostet, auf den Filmplakaten oder im Abspann überhaupt namentlich genannt zu werden . Heute ist Margarethe von Trotta eine vielfach ausgezeichnete Regie-Ikone.


    Wer das Glück hat ihr zu begegnen, Zeit mit ihr zu verbringen oder mit ihr zu arbeiten, wird mir zustimmen: diese Frau ist eine ganz Besondere, ein wunderbarer Mensch.


    Herzlichen Glückwunsch, Margarethe von Trotta!

    <3

  • Trotta__G_14286___bild_16zu9_20190605161732_web_teaser.JPG

    Margarethe von Trotta im Interview

    Von Johanna Müdicken
    10. September 2018

    Die Regisseurin Margarethe von Trotta wurde bekannt mit Filmen wie „Die bleierne Zeit“ oder „Rosa Luxemburg“, insbesondere mit ihren politischen Frauenportraits machte sie sich einen Namen.

    Morgen wird sie in der Paulskirche mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main geehrt, der herausragende Leistungen auf den Gebieten der Philosophie, der Musik sowie des Theaters und Films würdigt. Wir trafen die international renommierte Filmemacherin vorab im Kino Cinéma am Rossmarkt, wo sie ihre neue Dokumentation „Auf der Suche nach Ingmar Bergman“ vorstellte.


    Frau von Trotta, was hat Sie so an dem verstorbenen Regisseur Ingmar Bergman fasziniert, dass Sie eine Dokumentation über ihn drehen wollten?

    Ich war Anfang der 1960er Jahre in Paris, um dort zu studieren. Vom Film hatte ich da eigentlich noch keine Ahnung. Ich habe französische Studenten kennengelernt, die begeisterte Anhänger der Nouvelle Vague waren und mich ins Kino geschleppt haben. Den ersten, wirklich großartigen Film den ich gesehen habe war „Das siebente Siegel“ von Ingmar Bergman.


    In Deutschland bin ich nie ins Kino gegangen, weil mich die Heimatfilme und Schnulzen nicht interessiert haben. Aber dieses Stück von Bergman hat mich derartig verblüfft und begeistert, dass ich mir gewünscht habe, irgendwann selbst einen Film machen zu können. Das war meine Initialzündung, um Regisseurin zu werden. 17 Jahre hat es dann noch gedauert, bis ich es auch tatsächlich geworden bin.

    Kannten Sie Ingmar Bergman persönlich?

    Ja, er hat ja sieben Jahre in München gelebt. Er ist aus Schweden geflohen, weil man ihm zu Unrecht Steuerhinterziehung vorgeworfen hatte. Er hat sich so gedemütigt gefühlt, dass er dort wegwollte. In München hat man ihm dann ein Angebot gemacht, am Residenztheater zu arbeiten. Da habe ich ihn das erste Mal getroffen, zu der Zeit habe ich noch mit meinem Exmann Volker Schlöndorff in München gelebt und Bergman hat uns besucht. Später, da war er Jurypräsident von der European Film Academy, hat er mich als Mitglied für die Efa ausgesucht.


    Während dieser Zeit hat er mir dann gesagt, dass er meinen Film „Die bleierne Zeit“ so schön findet und der Film ihm geholfen habe, aus einer Depression herauszukommen. Er habe keine Filme mehr machen wollen und nachdem er meinen gesehen hatte, habe er wieder Mut geschöpft.

    Er hat „Die bleierne Zeit“ dann auch auf einer Liste seiner Lieblingsfilme veröffentlicht, das waren elf Filme, darunter von Regisseuren wie Chaplin und Fellini, und ich war die einzige Frau, dazu die einzige Deutsche und die jüngste. Alle von der Liste sind inzwischen verstorben, Bergman auch. Ich bin die einzige, die noch lebt. Das war auch Anlass für mich, den Film über ihn zu machen. Aber als man mich gefragt hat, ob ich die Dokumentation über ihn drehen würde, hatte ich erst einmal auch große Angst. Das kann man sich ja vorstellen – einem Künstler gerecht zu werden, ist eine schwere Aufgabe.


    „Auf der Suche nach Ingmar Bergman“ ist Ihr erster Dokumentarfilm. Wie war die Arbeit für Sie?

    Es ist eine völlig andere Arbeitsweise. Mein Sohn Felix Moeller hat an dem Film mitgearbeitet, er hat mir auch Mut zugesprochen, den Film zu machen. Aber er hat mich auch gewarnt und gesagt: „Du wirst sehen, das ist eine ganz andere Arbeitsweise als beim Spiel lm, wo du ein festes Drehbuch hast.“

    Denn bei so einem Film kann man ja keine Vorgaben machen. Man kann den Leuten, die man befragt, keinen Text vorgeben. Und die sagen eben nicht immer das, was man sich vorstellt. Da muss man schon sehr flexibel sein. Ich habe vor Drehbeginn viel über die Personen gelesen, die interviewt wurden. So wusste ich ungefähr, wo ich ansetzen kann.

    Die Dokumentation war eine spannende Erfahrung, aber ich glaube nicht, dass ich es nochmal machen werde.


    In diesem Jahr wird Ihnen von der Stadt Frankfurt der Theodor-W.-Adorno-Preis verliehen. Wie haben Sie reagiert, als Sie davon erfahren haben?

    Ich habe weiß Gott nicht damit gerechnet. Als man mich angerufen hat, habe ich gefragt: „Wieso? Ich habe doch gar nichts mit Adorno zu tun.“ Ich kenne ihn nicht, habe ihn nicht gelesen und nicht studiert. Sie haben wohl so entschieden, weil ich erstens eine Frau bin und Frauen den Preis noch nicht bekommen haben. Und weil sie meine Filme mögen.

    Zitat
    „Die Deutschen ertragen es nicht, wenn man als Frau zu viel Erfolg hat.“

    Nehmen Sie es sich zu Herzen, wie Ihre Filme in der Öffentlichkeit kritisiert werden?

    So ganz an einem vorüber geht negative Kritik nie, aber meine Filme werden im Ausland teils ganz anders aufgenommen. Das hat mir gerade am Anfang sehr geholfen. Als ich „Heller Wahn“ gemacht habe bin ich sehr hart angegangen worden in Deutschland, auch sexistisch. Unglaublich wie ich zum Teil behandelt wurde, nur, weil ich als Frau Filme gemacht habe. Das war schon sehr schwer.


    Neben Deutschland hat damals nur noch Spanien so machomäßig auf den Film reagiert, in anderen Ländern wurde er sehr gut bewertet. Aber im eigenen Land wird man immer am stärksten kritisiert.

    Ich habe damals in Venedig für „Die bleierne Zeit“ den Goldenen Löwen verliehen bekommen und mein Freund, der Regisseur Werner Herzog, hat zu mir gesagt: „Du wirst sehen, mit dem nächsten Film wirst du in Deutschland getunkt.“ Ich habe es nicht glauben wollen. Und dann kam „Heller Wahn“. Und ich bin getunkt worden.

    Die Deutschen ertragen es nicht, wenn man als Frau zu viel Erfolg hat. Das hat sich inzwischen vielleicht ein bisschen geändert, heute machen ja auch viele junge Frauen Filme.

    Zitat
    „Die Schauspielerei war nur ein Umweg für mich.“

    Bevor Sie Regisseurin wurden, waren Sie Schauspielerin. Warum haben Sie die Schauspielerei irgendwann aufgegeben?

    Der Wunsch, Regisseurin zu werden, war schon sehr früh da. Nachdem ich den Film von Ingmar Bergman gesehen hatte. Die Schauspielerei war nur ein Umweg für mich. Und als ich angekommen war, brauchte ich sie nicht mehr. Es gibt andere Schauspieler oder Schauspielerinnen, die auch irgendwann Filme machen, aber trotzdem immer weiter schauspielern.


    Ich wusste aber von Anfang an: Jetzt habe ich mein Ziel erreicht und von jetzt an mache ich nur noch Filme. Viele haben mich gefragt: „Wieso? Diese Rolle hättest du doch auch selbst spielen können.“ Aber ich wollte nicht. Und ich hatte immer sehr gute Schauspielerinnen. Barbara Sukowa, Jutta Lampe, Hanna Schygulla. Das waren großartige Frauen, mit denen ich wahnsinnig gerne gearbeitet habe.


    Hilft es Ihnen bei der Regiearbeit, selbst Schauspielerin gewesen zu sein?

    Ja. Denn ich weiß, wie ausgesetzt man sich vor der Kamera fühlt. Als ich Schauspielerin war, da gab es Regisseure, die hatten dafür überhaupt kein Empfinden. Dafür, dass man vor diesem ganzen Apparat auch Angst hat und gepflegt werden muss. Ingmar Bergman sagte einmal: „Man muss die Schauspieler schützen“.


    Man muss sie lieben und man muss sie schützen. Und wenn sie das spüren, wenn sie merken, dass sie von einer Schutzglocke umgeben sind, dann können sie sich frei fühlen und vielleicht weiter gehen, als sie es sonst tun.
    Barbara Sukowa sagte mal zu mir: „Mit dir würde ich auch das Telefonbuch verfilmen. Das würden wir auch noch schaffen.“


    Quelle

  • https://www.arte.tv/de/videos/…n-trotta-zeit-der-frauen/

    36179796_14a5c0b9aa9d37f3632e9b140f43e331_480re0.jpg

    "Margarethe von Trotta - Zeit der Frauen

    Margarethe von Trotta ist eine der wenigen deutschen Regie-Ikonen und wird international als Starregisseurin verehrt. 2022 feiert sie ihren 80. Geburtstag. Ihre Werke gehören zu den bedeutendsten deutschen Filmen und haben deutsche (Film-)Geschichte geschrieben.

    Schon früh setzt sich Margarethe von Trotta in einer reinen Männerdomäne durch. 1981 gewinnt sie bei den Filmfestspielen in Venedig für "Die bleierne Zeit" den Goldenen Löwen und startet damit ihre Weltkarriere.


    Margarethe von Trotta hat sich in ihren Filmen und in ihrer Arbeit immer für mehr Gleichberechtigung eingesetzt, die Hauptrollen in all ihren Filmen besetzte sie mit Frauen. Für die Regisseurin und Filmprofessorin Julia von Heinz war Margarethe von Trotta ein wichtiges Vorbild. Bis heute ist sie das für viele junge Frauen.


    Wir begleiten Margarethe von Trotta in dem abendfüllenden Dokumentarfilm an die zentralen Orte ihrer Biografie – nach Berlin, Paris, München und Rom. Der Film geht ausführlich auf ihr künstlerisches Werk und den jeweiligen Bezug zum Zeitgeschehen ein und nähert sich der Privatperson Margarethe von Trotta. Was bewegt sie, wer hat sie geprägt, beeinflusst, was treibt sie noch heute an?


    Wir treffen ihre wichtigsten Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter – ihren Ex-Mann, den Regisseur Volker Schlöndorff, sowie die Schauspielerinnen Angela Winkler, Barbara Sukowa und Katja Riemann, mit denen sie bis heute eng verbunden ist. Wir erfahren, was ihr "Geheimnis" ist, und warum alle, die mit ihr arbeiten durften, sie verehren. "


    ARTE / WDR


    Dieses filmische Portrait steht bei ARTE leider nur bis zum 21.Mai 2022 zur Verfügung.


    Also nicht zögern, ANSCHAUEN!

  • In Reykjavik sind heute die Europäischen Filmpreise verliehen worden.

    Den Preis für ihr Lebenswerk erhielt
    Margarethe von Trotta

    Europäischer Filmpreis in Reykjavik: Das sind die Gewinner des Abends - DER  SPIEGEL

    Herzlichen Glückwunsch !!

    Zitat

    Für ihr Lebenswerk wurde die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta (80) ausgezeichnet. Von Trotta zeigte sich in ihrer Dankesrede berührt und erinnerte daran, dass bisher nur wenige Regisseurinnen diese Auszeichnung bekommen haben.


    Von Trotta begann ihre Karriere zunächst als Schauspielerin, etwa in Filmen von Volker Schlöndorff und Rainer Werner Fassbinder. Anfang der 1970er-Jahre zog es sie hinter die Kamera – in einer Zeit, in der Frauen noch selten Regie führten. Sie sei eine der führenden Regisseurinnen des europäischen Autorenkinos geworden, hatte die Filmakademie vorab mitgeteilt.


    Für ihren Film »Die bleierne Zeit« erhielt sie Anfang der 1980er beim Filmfestival in Venedig einen Goldenen Löwen. Sie drehte auch Filme über Hannah Arendt, Hildegard von Bingen und Rosa Luxemburg. Ihr neuer Film soll von der Beziehung zwischen der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann und dem Schriftsteller Max Frisch erzählen.

    (Spon)

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.