Ästhetik, Mode und der Kaiser Karl

Mode
kommt vom französischen "mode"; lateinisch "modus" ‚ Maß‘ bzw. ‚Art‘, eigentlich ‚Gemessenes‘ bzw. ‚Erfasstes‘, und bezeichnet "die in einem bestimmten Zeitraum geltende Regel, Dinge zu tun, zu tragen oder zu konsumieren, die sich mit den Ansprüchen der Menschen im Laufe der Zeit geändert haben. Moden sind Momentaufnahmen eines Prozesses kontinuierlichen Wandels. Mit Moden werden also in der Regel eher kurzfristige Äußerungen des Zeitgeistes assoziiert. Vergleichsweise längerfristige Äußerungen des Zeitgeistes, die sich über mehrere Modewellen hinweg in positiver Bewertung halten können, gelten nicht als Mode, sondern als "Klassiker".

... lässt uns die Wiki-Bibel wissen.

Jemand, der Mode kreiert, gestaltet oder auch 'macht', so, wie Karl Lagerfeld, der heißt 'Modeschöpfer' und wird in Deutschland gern mal in den Adelsstand erhoben. Ersatzweise, sozusagen.
Schließlich keimt in Zeiten, da das Volk selber Verantwortung tragen soll(te), Sehnsucht nach Vorbildern und Leitfiguren auf, und gar Mancher möchte seinen alten Kaiser Wilhelm wieder haben. Zur Not tut's aber auch ein "Kaiser Karl".

Selbst wenn einer schon viele Jahrzehnte im französischen Paris lebt und arbeitet, so bleibt er doch stets "unser" Hamburger Jung.
So, oder so ähnlich konnte man es wirklich in deutschen Publikationen lesen, dafür brauchte man noch nicht einmal einen Termin beim Zahnarzt oder Frisör.
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Nun ist er tot, der "Kaiser" Karl.
Modeschöpfer, Fotokünstler, Raumgestalter, Autor, Literaturkenner, Kunstsammler, (selbst-)ironischer Bonmot-Lieferant, und noch so vieles mehr. Und dabei immer ein Meister der Selbstinszenierung.

Nun werden Viele trauern, möglicherweise sogar ehrlich.
Auch dürften Etliche jetzt Geschäfte wittern, das bleibt nicht aus.
Die Meisten werden Lagerfelds Tod wohl zur Kenntnis nehmen und sich wieder ihrem Alltag widmen müssen.

Möglicherweise habt ihr vor ein paar Jahren in der Kunsthalle Bonn die Ausstellung "Modemethode" gesehen? Dann werdet ihr euch vielleicht, so wie ich, mit einem Lächeln an den Luxus und die Schönheit erinnern. An all die Kreativität. Und an den Mann, der dahinter stand und der sein Leben so konsequent der Ästhetik gewidmet hatte.

Und weil's grad passt und die Sonne schon ein bisschen wärmt, hab ich meinen Avatar geändert und die Chanel-Stiefeletten rausgekramt.
Von Karl.

Zitat

"Als kürzlich Bruno Ganz starb, kondolierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier offiziell, würdigte den Schweizer als „Schauspieler von Weltrang“ und lobte: „So manche Figur der Weltliteratur hat erst durch ihn Profil und Farbe erhalten. Man sah ihm zu und spürte, dass da auf der Bühne etwas geschah, was mit profanen Begriffen nicht zu beschreiben war.“ Kurz darauf schickte er ein Glückwunschtelegramm an die iranische Regierung zum 40. Jahrestag der islamischen Revolution, die ja bekanntermaßen in eine Terrorherrschaft mündete. Als am Dienstag vergangener Woche Karl Lagerfeld starb, kam: nichts. Kein Wort."

... war in der 'Welt' zu lesen.

Mode als ein Ausdruck von Persönlichkeit ist offenbar nicht bedeutend genug. Zu eitel vielleicht? Zu unpolitisch?
Etwa Alltags-Ästhetik zelebrieren? Oha!

Hach ja - dieses vertrackte "gewusst wie" ... oder gar "die Kunst zu leben" - l'art de vivre ...
Aber was will man erwarten in einem Land, in dem Herr G.M. Kretschmer das Attribut "Stardesigner" verliehen bekommt, oder Menschen wie Frau Klum zu Experten für "Style" erhoben werden.

Trösten wir uns mit Bildern der Inszenierung von "Kaiser Karls" letzter Kollektion :
[video]http://www.youtube.com/watch?v=nItK93TEKsg[/video]