Das Wort zum Sonntag

  • Escape: "Gemeint ist doch: Der Zweck heiligt
    die Mittel. Auch darüber ließe sich bestimmt diskutieren.
    Möglicherweise haben wir alle schon so gehandelt und würden es dennoch
    nicht als generelles Motto anerkennen ... ?




    "Sich nicht selbst betrügen" heißt
    für mich, sicher sein, dass die Mittel nicht den Zweck ... oder mich
    selbst? ... "zerstören"/"beschädigen" ..."


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    Liebe Escape, m.E. haeiligt der Zweck die Mittel nie, unter keinen Umtänden... das ist gerade das, was ich Gohrisch sagen wollte. Und das sage ich als Mensch, der in einem Land großgeworden ist, wo es selbstverständlich war, dass der Zweck die Mittel heiligt, w es zum Alltag gehörte, und wo jeder, der eine andere Auffassung hatte, im besten Falle als psychisch gestörter Außenseiter betrachtet wurde...

  • Ich kann deine Ablehnung gut nachvollziehen, Krem-Browning. Dass etwas nie gilt, halte ich aber für genau so unwahrscheinlich, wie dass etwas immer gilt.


    Spontan würde ich auch sagen, kein Zweck kann die Mittel heiligen, d. h. alles erlauben. Das heißt ja, etwas zu tun, das man normalerweise nicht täte, egal ob es illegal, oder moralisch fragwürdig ist ... schon hier wird eine Verallgemeinerung schwierig, da jeder andere Verhaltensmuster hat. Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach den Alternativen. Fraglos sind wohl am ehesten dann alle Mittel erlaubt, wenn das eigene Leben -oder das anderer- akut bedroht ist. Keiner muss sich töten lassen, weil er Gewaltanwendung ablehnt. Ich nehme jetzt bewusst ein krasses Beispiel.


    Wie sieht es aus, wenn nicht mein Leben, sondern meine körperliche Unversehrtheit, oder mein Besitz bedroht sind? Da muss/kann man dann schon abwägen ... Sicher darf man aber einem Dieb die entwendete Handtasche auch gewaltsam wieder entreißen.


    Ich denke, dass jeder in besonderen Situationen schon Mittel eingesetzt hat, die er nur in diesem speziellen Fall und nicht grundsätzlich einsetzen würde. Und genau das ist doch gemeint, wenn der Zweck die Mittel heiligt.


    Wenn jemand seine Mitmenschen umrempelt, um den Zug noch zu bekommen, dann heiligt der Zweck aus meiner Sicht nicht die Mittel ... es sei denn ...


    Es bleibt sehr subjektiv.


  • Na ja, für mich fängt Gewalt da an, wo gegen Menschenwürde verstößt wird... wenn ich z.B. meine entwendete Handtasche wieder entreiße, verstoße ich damit gegen die Würde des Diebes nicht. Und wenn ich z.B. meine Tochter bei den Arztbesuchen festgehalten habe (als sie noch klein war, versteht sich), damit sie die Spritze bekommt, die ihrer Gesundheit gut tut... das war auch keine Gewalt.


    Aber Gohrisch bzw. Marx hat ja über den Pakt mit dem Teufel geschrieben... d.h. über solche Handlungen, bei denen man ganz genau weiß, dass sie eigentlich unwürdig sind, die man aber sich erlaubt, wenn man meint, sie werden durch das gute Ziel geheiligt. Das ist was Anderes als entwendete Tasche zurückzuholen...