Willi's Märchen-Soap (4)




  • Sie beschloss, die nächste Zeit das Geschehen aufmerksam zu verfolgen. Sie wandte sich gerade wieder ihrer Mitreisenden zu, als die Abteiltür erneut geräuschvoll aufgezogen wurde.


    „Ihr Kaffee, die Dame!“ Die wohlklingende Männerstimme, die allein durch ihr Timbre sicherlich Frauenherzen reihenweise höher schlagen ließ, erfüllte das ganze Abteil. Prinz stand in der Türe. Elegant glich er die Angriffe aus, die das leicht vibrierende Zugabteil auf sein Gleichgewicht ausübte. Dabei wirkte er wie ein einfühlsamer Solotänzer, der eine perfekte Körperbeherrschung sein eigen nannte. Vorsichtig reichte er Grätel das Tablett mit dem gewünschten Kaffee. Ein angenehmer Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllte den Raum.


    Grätel bemächtigte sich des Tabletts und stellte es behutsam auf die Ablage unterhalb des Fensters. „Vielen Dank, Herr Prinz.“ säuselte sie. „Der Service ist hier wirklich ausgezeichnet. Wenn jetzt der Kaffe auch noch schmeckt, bin ich rundherum zufrieden.“ Sie lächelte Prinz gönnerhaft an und wandte sich wieder Kunigunde zu. Während Prinz mit maßvollen Schritten langsam das Abteil verließ, erwiderte er im Hinausgehen, sich noch kurz zu Grätel umwendend. „ Dieser Kaffee ist unsere Spezialität. Sie werden mit Sicherheit zufrieden sein. Noch eine angenehme Reise, die Herrschaften.“ Dann verschwand er endgültig aus dem Blickfeld der Anwesenden. Der Klang seiner angenehmen Stimme schien noch einen Augenblick im Abteil zu verharren.


    Kunigunde sah ihm nach und konnte ihren Blick kaum von der entschwindenden Gestalt in der schnieken Nationalbahn-Uniform lösen. »Schon das zweite interessante Mannsbild, welches mir heute über den Weg läuft« dachte sie »Scheint ein viel versprechender Tag zu werden« Sie schmunzelte.


    Während einige angenehme Bilder vor ihrem geistigen Auge abliefen, riss Grätels Stimme sie unsanft aus ihren Träumereien. „Der Prinz scheint dir zu gefallen. Schnuckeliges Kerlchen, nicht wahr?“


    Hensel, der den Ausspruch seiner Holden mit halbem Ohr mitbekommen hatte, zog seine Augenbrauen hoch und äugte vorwurfsvoll über den Zeitungsrand zu Grätel hinüber. »Weiber« dachte er verächtlich »haben die wirklich nichts anderes im Kopf? Da lob’ ich mir doch meinen Fußball.« Er beschloss, nicht auf Grätels Bemerkung einzugehen und wandte sich wieder dem Artikel zu, den er gerade in Augenschein genommen hatte. »Verdammt, wo war ich denn stehen geblieben?« Suchend glitt sein Blick über die Zeilen, bis dieser an der Stelle hängen blieb, an der Grätel ihn durch ihre Bemerkung vom Text abgelenkt hatte. »Ich wusste, dass es mit der Ruhe jetzt erst einmal vorbei ist« bedauerte er sich selbst.


    Kunigunde setzte ein triumphierendes Gesicht auf, welches darauf hindeutete, dass ihr offensichtlich gerade eine geniale Idee gekommen war. „Hensel, das mit der Tasse Kaffee war eine gute Idee. Könntest Du mir auch eine besorgen?“ sagte sie mit einer Stimme, die nach ihrer Meinung unwiderstehlich und betörend klingen und praktisch Eis zum schmelzen bringen müsste. Der Gedanke, dass Prinz dann wieder im Abteil auftauchen würde, ließ sie innerlich frohlocken.


    Hensel faltete mit einem unüberhörbaren Seufzer die Zeitung zusammen und grunzte „Okay, ich hol’ ihn wieder ran.“ sprach’s, beugte sich vor und drückte erneut den Serviceknopf. »Meinen Artikel mit der Spielbilanz vom GC kann ich wohl vergessen« ging es ihm durch den Kopf. »Schau’ ich halt mal ein wenig aus dem Fenster. Hm…, der Zug hat ein ganz schönes Tempo drauf. Wie das so aussieht, kommen wir pünktlich in Kölndorf an«


    Inzwischen hatten sich Grätel und Kunigunde in ein lautstarkes und temperamentvolles Gespräch über alte Zeiten vertieft. »Mit Lesen wäre es wohl sowieso nichts mehr geworden, bei der Geräuschkulisse« Missmutig verkroch sich Hensel wieder in seine Sitzpolster. »Vielleicht wäre ein kleines Nickerchen nicht zu verachten« Das monotone Rattern der Waggonräder schien seine aufkeimende Müdigkeit zu fördern. Versuchsweise schloss er die Augen und ließ danach seinen Gedanken freien Lauf. »Damals in den Achtzigern, als er Grätel kennen lernte« ging es ihm durch den Kopf ...

  • ............... war alles ganz anders. Niemals nicht gab es so kopflose Admins wie heute. Das Leben war rauh, aber hart. Und heute?


    Alle verweichlicht, wollen nur kuscheln, dulden keine mentalen Gereimtheiten, schrecken vor keiner Speichelleckerei zurueck und unterstuetzen den Loeschrauch der freiwilligen Feuerwehr des Kastö.


    Waren das Zeiten damals, als man vor keiner Beleidigung zurueckschreckte und nach Herzenlust seiner verbalen Erfindungsgabe froenen konnte. Und heute ??


    Wehmut kam in ihm auf............

  • .....als er bemerkte, dass er versehentlich dat Admia beim Pullern beobachtet hat.


    Nun verstand er, warum sie jedem unerwuenschten User ans Bein pinkelte. Sie war ein Zwitter.