RAF

  • 'RAF'

  • RAF, ist nicht nur eine Terrorgruppe, unter RAF und deren Ein/Auswirkungen schließen sich für mich soviele Erinnerungen einer Lebensepoche an, dass ich hier aus reiner Gefühslduselei gepaart mit einem Sack Zeit, den ich gerade habe, versuchen möchte zu schildern, wie diese Zeit erlebt wurde, von einem jungen, politisch nicht besonders auffälligem Menschen wie mir.


    Die ersten Anzeichen, die persönlich berührten, waren die Bombendrohungen, die Trittbrettfahrer ausgaben, nach der Anschlagsserie auf Kaufhäuser. Ich weiß noch wie oft, Vatern nach Hause kam, weil das Gericht geschlossen wurde auf Grund solch einer Drohung. Damals war die Erwachsenenwelt deswegen in Angst und Aufruhr, mich hat das weniger betroffen, genau wie bei den Studentenunruhen, die ein paar Jahre vorher über den Bildschirm flimmerten, verstand ich nicht wirklich worum es ging. Nur die durch die 68er geprägte Stimmung politischen Aufbruchs, die Angst der Alten vor den müpfigen Jungen, die hing in der Luft, die war ansteckend, schließlich war man nun selbst daran sich abzugrenzen, von zu Hause, den Eltern, auf der Suche nach dem eigenen Weg und der besseren Welt. Auch die Gründung der Grünen resultierte daraus und lag in dieser Zeit (1980). Die politischen Themen der Zeitspanne in denen ich mich selbst ins Leben der "Erwachsenen" entließ, waren klar rechts-links, Vietnam, amerikanischer Imperialismus (von dem ich gar nichts verstand), Che Guevarra, deutscher Terrorismus, Ökologie, Waldsterben, Starbahn West, Hausbesetzung, Atomkraft-Tschernobyl.
    In Anbetracht der aufgewühlten Stimmung, der klaren Front zwischen alt und jung, war es selbst für harmlose Pflänzchen wie mich, nicht möglich solche Themen im Elternhaus zu diskutieren. Eines dieser Stichworte reichte aus um die Erzeuger in Rage zu bringen (aus Angst die eigenen Kinder würden in die "Szene" abtriften), Stichwort ergab Stichwort, allein auf Grün folgte schon: Kaputtmacher, Steinewerfer, geh doch in die DDR.
    Aus die Maus, da ging ich nicht hin, aber ich studierte inzwischen, wohnte standesgemäß in einer WG. Eine Epoche, in der ich mit und gegen meinen Willen endgültig der notwendigen und zeitgemäßen politischen Bildung unterzogen wurde. Uns ging es damals gut, die großen Breschen hatten die 68er für uns schon geschlagen, wir wohnten wie wir es wollten, wir dachten und sagten was wir wollten, wir hatten Beziehungen und Partner wann und wie wir es wollten. Im Bad begegnete man sich nackt, verklemmt war eine Art Schimpfwort und ansonsten war man natürlich politisch (was immer das auch bedeutete). Jemand wie ich, der mehr als 10 Jahre zu spät für die großen Umwälzungen geboren wurde und dann noch aus gutbürgerlichem Hause kam, musste sich das jedoch erst erarbeiten, das politisch sein. Erstens war man ja viel zu naiv, gar nicht in der Lage, da falsch erzogen und privilegiert aufgewachsen. Die 10 Jahre Älteren waren agitativ tätig, hatten vor Fabriktoren gestanden und die Arbeiterklasse motiviert. Was hatte ich schon vorzuweisen außer einem bürgerlichen Abitur? Zum Geburtstag bekam ich eine standesgemäße Ausgabe Marx und Engels geschenkt, eine Bio über Rudi Dutschke, "Ganz unten " von Günter Wallraff (damals hat er sich als Türke verkleidet..). gut das war der kommunistische Grundkurs. Die Küche war unser Diskussionszentrum, so richtig überzeugend fand ich das kommunistische Gedankengut damals nicht. Es betraf nicht meine Lebenswirklichkeit. Die Erzählung eines DKP-isten, dass er der Partei vortragen musste, warum er sich von seiner Frau trennen wollte und dass diese darüber mitzubefinden hatte (Kadertreffen mit betroffenen Ehepartnern im Wohnzimmer), war absolut abschreckend.
    Außerdem war Kommunismus als angestrebte Staatsform sowieso bereits out, man war weiter, hoch im Kurs stand das Wort "Anarchie". So mutierte manch einer nach Lippenbekenntnis vom Kommunisten zum Anarchisten. Unsere Anarchisten und Kommunisten vertrugen sich nicht wirklich gut, wenn im Laufe der nächtlichen Diskussionen der Kühlschrank inklusive Vorräten unseres arbeitenden Kommunisten geleert wurde, gab es heftig Leben in der Bude. Die Butter war eindeutig kein Bestandteil des politischen Lebens, die Butter war Eigentum.


    Die Welt außerhalb dieser Kreise, benahm sich uns Studenten gegenüber hysterisch. Auf Grund der ständigen Suche nach Terroristen befand man sich unter Generalverdacht, wir wurden wiederholt beobachtet, bespitzelt, gefilzt. Was mich anfangs fassungslos machte, hatte ich doch lediglich ein paar Fotos in einer Altstadt geschossen. Unsere männlichen Freunde waren damals meist langhaarig und auch das genügte schon verdächtig zu sein. Hände ans Auto, Beine breit, abtasten, Personalien. Kein Dankeschön.


    Unsere Anarchisten waren meist männlich, in der Regel 5-10 Jahre älter und natürlich glasklare Analysten der politischen Situation. Einige davon sympathisierten durchaus mit RAFterrorismus und kokettierten mit Nähe zu sogenannten Unterstützerkreisen. Inwieweit sie damit vor uns Mädels angegeben haben und was wirklich dran war, haben wir jedoch nie gewusst. Wollten wir auch im Grunde nicht wissen, ich hielt dieses Gehabe eher für eine Art Machotum von Sandkastenrevolutionären. Wir lebten nicht in Chile oder Nicaragua, noch nicht mal in Spanien unter Franco, sondern mitten in Deutschland. Wir waren keine Guerilla und hatten auch keine Ahnung davon, was das bedeutet hätte.


    vielleicht später mehr ;)

  • Auch die Planung und Verabschiedung der "Notstandsgesetze" unter Kanzler Kurt Georg Kiesinger, dessen NS-Vergangenheit und Verbindung zuGoebbels' Reichspropaganda-Ministerium bekannt geworden war, befeuerte den Protest der sogenannten 68er Bewegung und trug zur politischen Radikalisierung bei.


    Link-->Notstandsgestze

  • Isabel, mir sind die Ringfahndungen noch sehr präsent, wo man auch schon mal in den Lauf eines MG blickte. Solche Kontrollen durch ängstliche oder übermotivierte Polizisten fand ich beängstigender als den Terrorismus.

  • Isabel, mir sind die Ringfahndungen noch sehr präsent, wo man auch schon mal in den Lauf eines MG blickte. Solche Kontrollen durch ängstliche oder übermotivierte Polizisten fand ich beängstigender als den Terrorismus.

    genau das, im Grunde wurde jede/r in diese Terrorecke gedrängt. Warst du auch so ein "langhaariger" ;)?

  • Ich weiß, es nervt den Bratmaxe, dass ich nen Schmöker nicht in den Kühlschrank stellen will, auch wenn's in beiden um die Wurst geht ^^,
    aber für mich isset hier einfach besser platziert
    :


    Zitat

    'Bratmaxe:
    Ein Fall der überhaupt nicht passte, war die Ermordung Alfred Herrhausens.
    Der ermahnte Konzernmanagements, wollte Schuldenerlasse für Entwicklungs- und Schwellenländer, wollte verantwortungsvolles Handeln, wo die Wirtschaft für den Menschen arbeitet. Das passte leider nicht zu Kohleones größenwahnsinniger Planung ... Mal schauen, was da eines Tages so raus kommt.

    Herrhausen als Repräsentant des größten deutschen Geldinstituts, der Deutschen Bank, kann durchaus als 'Feind' der RAF gelten.
    Der ging es nicht um Individuen, sondern vielmehr um
    'Liquidierung' prominenter Vertreter des bekämpften kapitalistischen Systems.
    Ob wirklich die RAF für seinen Tod verantwortlich ist, wurde allerdings bis heute nicht geklärt:

    Zitat

    Herrhausen wurde 1989 durch ein Bombenattentat ermordet, wobei Indizien auf eine Täterschaft der Rote Armee Fraktion hindeuteten.
    Die Täter wurden nie ermittelt, die vermeintliche Aufklärung des Mordes im Jahr 1992 auf Basis einer Kronzeugenaussage eines V-Manns des Verfassungsschutzesentpuppte sich Jahre später als völliger Fehlschlag.
    Das Attentat wird meist, obwohl dies juristisch nicht erwiesen ist und nach wie vor gegen Unbekannt ermittelt wird,[2] dersogenannten dritten Generationder RAF zugerechnet, deren Mordanschläge auf Politiker und Manager fastdurchweg unaufgeklärt blieben. Im Jahr 2007 wurde durch Medienberichte eine Spur zur Sondereinheit AGM/S des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR bekannt, der auch der Generalbundesanwalt nachging.
    Wikipedia

  • hihi, RAF?? Wat issn dat? Ne Terrororganisation?

    Gegen unseren Regierungsterror waren die Jungs und Maedels von der RAF geradezu idealistische Rohrkrepierer. Also harmlos.


    Bei uns in VE werden Kriminalitaet und Terror gefoerdert und auch gedeckt. An einem Wochenende sterben in Caracas ca. 20 mal mehr Personen eines bleivergifteten Todes, als es die RAF in 20 Jahren fertig gebracht hat.

    Wir haben eine gewaehlte Terrororganisation in VE, die der Oppositon keine Rechte einraeumen will und sie dazu noch im Parlament verpruegelt, wenn sie sprechen moechte.

    mom. ich muss mal grippi fragen, ob ich jetzt einen neuen Thread aufmachen soll, weil ich etwas vom Thema abgekommen bin ?? ?( :P

  • ;) du hast doch genug eigene threads du Sandkastenzorro.


    Manch einer der Pseudoanarchisten hier, hat die Südamerikaner bestimmt beneidet.
    Die hatten zwar ein bis zwei Waffen im Bettkasten verbuddelt, aber ich glaube die hätten ganz blass ausgesehen, wenn sie damit hätten auf Menschen schießen müssen.

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