Versuch eines Offenen Briefes

  • Danke, für die Arbeit ubd auch für de Link!


    Herr Kaufmann geht hart ins Gericht. Ich finde seine Haltung hart aber nachvollziehbar. Es hat auch mich einmal fassungslos und wütend gemacht, was meine Eltern u d Großeltern gelebt und mitgenacht haben. Sei es nun aktiv oder passiv. Man hat uns als junge Gymnasiasten die amerikanischen Filme die die Befreiung der Menschen aus den Konzentrationslagern zeigten vorgeführt. Wandelnde Tote, Berge von Leichen dahingewirfen wie Abfall. Mir war schlecht und ich bin mit vielen Fragen im Kopf nach Hause gegangen, vor allem diese: meine Familie auch? Die Fragen wurden alle sämtlichsz mit " das wussten wir nicht" besntwortet. Ich fand das unfassbar. Keine Erzählungen, die Zeit des Krieges im Leben meiner Eltern war nicht fassbar, ein Loch, nicht vorhanden. Ich habe später verstanden, dass sie damals selbst sehr jung waren. Ich habe aber lange diese Verdrängung nicht verstanden. Heute denke ich, dass es Traunata waren, die diesen Nebel über die Geschichte legten. Dass wir Nachömmlibge einen eigenen Weg mit unserer deutschen Geschichte suchen mussten, ohne elterliche Begleitung zu diesem Thema, hat uns danals rebellisch gemacht. Einen Teil davon sollten wir bewahren. Wir sind immer noch dabei ein Auskommem mit unserer Geschichte zu finden, das zeigen mir sowohl der Artikel von T. Kaufmann als auch der vonaltaberbezahlt.


    Wer den Gilm noch nicht gesegen hat kann dies jetzt im Moment auf ZDFneo tun

  • Deshalb habe ich das Thema nach hier geholt. Beim KStA sind Thema und Kommentare nach einer Woche total veraltet, hier wird das Thema mit jedem neuen Kommentar aktualisiert. Ein ganz großer Vorteil des Blögchens.


    Vom Kriegsende habe ich erfahren, als ich mit meinem Vater auf der Landstraße nach Wildbergerhütte war, Zigaretten besorgen. Ich war froh und erleichtert, aber den Amis nicht dankbar. Hatten sie uns gerettet? Mich nicht. Dann begann das Hungern.


    1946/47 hatten wir Sorgen wegen der Entnazifizierung. Nachbarn und Freunde mussten eine freundliche Beurteilung abgeben. Glück, dass mein Vater ein Verbrechen gegen den Führer nicht angezeigt hatte. Eine Nachbarin hatte 1944 nach dem Attentat am 20.7. in einem Geschäft laut gesagt "Ist das nun kein Schand, dass das Aas nicht verreckt ist?" Mein Vater hat mit sich gekämpft. Als Zellenleiter hätte er das anzeigen müssen. Meine Mutter und mein Großvater haben es ihm ausgeredet.

  • 29.08.2009 | 11.55 Uhr | Anita Brandtstäter


    Hallo Spiegel,


    danke für den Auszug aus dem Buch „Kriegsende“ über die Erlebnisse eines weiteren Stolpers und Deine eigenen Gedanken und Erfahrungen dazu.


    Meine Mutter war mit ihren Eltern bis zum 24. Februar 1945 auf Rittergut Bastenhagen (Bissau). Eigentlich wollte ihr Vater nicht weiter nach Westen – nach dem Verlust seines Hofes, der über 200 Jahre im Besitz der Familie war, und seiner Stellung im Kreis. Dann war aber im Saal unter den Flüchtlingen Typhus ausgebrochen. Alle Gesunden mussten laut Anordnung des Arztes das Gut verlassen.


    So fuhren sie am 25. Februar 1945 nach Lauenburg/Pommern. Dort trafen sie noch einige Schloßberger.


    Das war einer der Umstände ihrer Flucht, der dazu geführt hat, dass es für sie mit viel Glück zu keinem Zusammentreffen mit den Soldaten der Roten Armee kam.


    Wie gesagt – sie sind mit einem Auto unterwegs gewesen! Daher wird wohl die zeitliche Diskrepanz zu den Angaben in Deinem Buch rühren.


    Viele Grüße
    Anita

  • Ich dachte es ginge um den Umgang mit unserer deutschen Geschichte, um Nachsehen oder Aburteilung, um rückwärtige Betrachtung durch nachkommende Generationen. Eine bloße Aufzählung von Zeitzeugenerinnerungen ist etwas anderes. Wenn dir daran gelegen ist checkmate, würde ich mich an deiner Stelle hinsetzen und schreiben was das Zeug hält. Es gibt genug Möglichkeiten daraus ein Buch zu machen, ohne dafür einen Verlag finden zu müssen. Und es wäre auch viel sinnvoller als sich hier um die Stelle als Platzhirsch zu kloppen ;).
    Bewerben kann man es auszugsweise im Blog. Ohne angewiesen zu sein damit Geld zu verdienen, wär das doch eine Aufgabe, seiner sprachlichen Begabung verknüpft mit den eigenen Erinnerungen nochmal abschließend Form und Betrachtungsweise zu geben.
    Ich nehme an das liest du nicht zum ersten Mal. Die Zeit läuft ...

  • Eine echte Historikerin könnte ich auch anbieten, Annick. Ich will kein Buch schreiben. Ich habe zwar ein umfangreiches Wissen, basierend auf Büchern. Aber ein Wissenschaftler bin ich nicht. Außerdem fehlt mir die Zeit, um 30 Jahre zu recherchieren.


    Aufhänger war die Schilderung, wie alt-aber bezahlt's Vater ungeeignet und unfreiwillig zum "Schwerstverbrecher" geworden ist. KZ-Aufseher? Wir haben beim KStA schon darüber diskutiert, welche Motivation KZ-Aufseher hatten. Da gab es Leute, die Faust lasen. Bei Dr. Mengele war es wissenschaftliche Neugier. Ich habe erzählt, dass ein KZ-Offizier seinem zehnjährigen Sohn zum GEBURTAG einen echten Karabiner und 10 Juden geschenkt hat. Kein Mensch weiß, ob der Mann an der Rampe in Auschwitz seinen Dienst gern, widerwillig oder gleichgültig vollzogen hat. Dass Juden Untermenschen, Ungeziefer waren, habe ich auch in der Schule gelernt. Uns wurde sogar einer vorgeführt. Wie ein Affe behaart. Mein Vater erzählte oft, wie sie im Feld Läuse geknackt haben. Blechdose über einer Kerze erhitzen und die Läuse reinwerfen. Kein Mensch denkt sich was dabei. Und der Jugend wurde Jahre lang (mir nicht) eingetrichtert, dass Juden Abschaum sind.




    Nöö, ich schreibe kein Buch. Ich sammele Einzelschicksale. Vielleicht kann Tobias Kaufmann, an den der Brief gerichtet ist, etwas aus dem Material machen. Zeitzeugen sterben aus, das Wissen geht verloren. Zeitzeugen 1871 gibt es überhaupt nicht mehr. Der Film ist eine Dokumentation. So war es.


    Nachkriegsgeschichte

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