trololololol
So und nun zu meiner Geschichte
Es werden übrigens zwei sein. Eine echte und eine falsche. Ihr dürft selber entscheiden welche ich erfunden habe, auch wenn ich die 2. wohl erst nächste Woche erzählen werde. Sie werden zumindest beide etwas mit Deutschland zu tuen haben.
Es ist immer noch ein schwarzer Somalier namens Samuel. Warum er irgendwann der Älteste von seinen sechs Geschwistern wurde weiß er nicht mehr so genau. Jedenfalls wurde ihm deswegen eine ganz besondere Verantwortung zuteil als er 9 Jahre alt war und sein Vater von Milizen erschossen als er sich mit ihnen um Essen gestritten hatte. Seitdem musste er nämlich für das Überleben seiner 7-köpfigen Familie sorgen.
Aber wie sollte er das anstellen? Er hatte doch keine Ahnung vom Geldverdienen. Eine Schule hatte er auch noch nie besucht. Hin und wieder hatte er einem Bauern ausgeholfen, aber selbst dort den ganzen Tag zu schuften reichte kaum aus um die gesamte Familie zu ernähren. Also musste seine Mutter nebenher als Prostituierte arbeiten. Das klappte auch ganz gut. Sie konnte ihr Kundschaft zuhause empfangen, während die kleineren Geschwister vor der Hütte spielten.
Samuel arbeitete derweil 15 Stunden am Tag auf dem Felde oder erledigte kleinere Aufgaben, die nebenher anfielen. Jede Nacht kam er völlig erschöpft nach Hause und wollte nur noch schlafen. Aber es lohnte sich. Zusammen mit den Verdiensten seiner Mutter und der jüngeren Geschwister konnte die vaterlose Familie allen Widrigkeiten trotzen. Wenn ein Kind krank wurde so half ihnen Gott. Notfalls wurde auch mal ein Arm oder Bein amputiert. Nicht weiter schlimm, denn man hat ja von jedem zwei.
Wurde die Mutter mal schwanger pulte man ihr einfach mit einer Fahrradspeiche den Fötus aus dem Unterleib. Sie konnte sie meistens sofort ihre Arbeit wieder aufnehmen.
Aber dieses Glück währte nicht allzu lange. Als Samuel gerade 12 Jahre alt geworden war bekam seine Mutter eine schreckliche Nachricht: Sie hatte sich mit HIV infiziert.
Sie wollte es erst geheim halten, aber die Nachricht machte schnell die Runde und es war ihr nahezu unmöglich geworden noch Kunden zu empfangen. Sie versuchte anderweitig zu arbeiten, doch wurde dafür nicht mehr so gut entlohnt. Das Geld reichte für Samuels Familie nicht mehr um sich zu ernähren.
Deshalb beschloß er sich eine andere Beschäftigung zu suchen. Eine etwas lukrativere.
Er erfüllte sich etwas wovon Millionen Kinder auf dieser Welt träumen: Er wurde Pirat.
Aber Pirat zu werden ist schwieriger als gedacht. So eine Piraten-Crew heuert nicht jeden dahergelaufenen 12-Jährigen an. Also sollte Samuel erst einmal seine Loyalität unter Beweis stellen.
Als ein kleiner, hungriger Knirps, ungefähr so groß wie Samuels 5-jährige Schwester, sich eines Tages an einige Waren der Piraten schlich und sich zwei Bananen stibitzte wurde er von einigen Piratenschergen aufgegriffen und festgehalten. Man drückte Samuel eine Kalashnikov in die Hand und er schoss mit leichtem Zögern dem kleinen Dieb in den Schädel. Nun akzeptierten ihn die Piraten als einen der Ihren und Samuel durfte endlich mit auf Beutezug.
Er überfiel Handelsschiffe und kassierte Beute und Lösegeld. Er bedrohte die Besatzung und hoffte jedesmal, daß er von einem Einsatz auch gesund und lebendig nach Hause kam.
Aber schnell musste er feststellen, daß die Piraterie ein sehr wankelmütiges Geschäft ist. Manchmal war die Beute so gering, daß Samuel sich keine Medizin für seine HIV-kranke Mutter leisten konnte. Der Zustand der Mutter wurde schlechter und das Aids schädigte ihrem Körper immer mehr. Alsbald war sie nicht einmal mehr in der Lage einfachste Arbeiten zu übernehmen. Die Essensrationen für die Familie wurden immer knapper und in einem besonders warmen Sommer verstarben zwei von Samuels Geschwistern.
Samuel machte sich schreckliche Vorwürfe, weil er doch der Haupternährer der Familie war. Er wollte unbedingt mehr Geld und mehr Essen heranschaffen. Dann überfiel er einen Öltanker. Ein Schiff so riesig wie ein Fußballstadion. Samuel hatte noch nie so ein gigantisches Schiff gesehen. Es versprach soviel und doch wurde es ihm zum Verhängnis.
Eine deutsche Fregatte übermannte Samuel und seine Piratenfreunde und verschleppten sie weit weg ihrer Heimat. Samuel weinte bittere Tränen. Was würde nur mit seiner Familie passieren? Sie würden doch alle sterben ohne ihn. Samuel wurde tagelang in einem grauen Raum eingesperrt, vollkommen alleine. Er befürchtete alsbald hingerichtet zu werden.
Doch es kamen viele Männer zu ihm. Viele stellten ihm fragen, einige gaben ihm Antworten. Männer die nicht feststellen konnten wie alt er eigentlich ist, obwohl er selbst davon ausing schon 15 Sommer erlebt zu haben. Wie froh war er doch als er erfuhr nicht sterben zu müssen, und wie sehr verachtete er sich und diese Fröhlichkeit als man ihm später berichtete seine Mutter sei ihrer Krankheit erlegen. Da wünschte er sich selbst zu sterben.
Aber er wird wohl nicht sterben. Als er auch noch von der Dürre in Somalia hörte wusste er, daß sein altes Leben nicht mehr existierte. Seine Mutter war tot, seine Geschwister galten als verschollen. Vermutlich waren sie längst verhungert. Hin und wieder betete er nachts zu Allah sie mögen doch wohlbehalten den Weg in ein Flüchtlingslager gefunden haben.
Aber meistens denkt er an sich und seine Zukunft. Was wird mit ihm passieren? Wird er noch länger eingesperrt sein? Man sagte ihm er sei jetzt in einer Stadt namens Hamburg. Er hat es gesehen, dieses Hamburg. Überall gibt es Maschinen und riesige Häuser. Die Menschen sehen viel glücklicher aus als bei ihm zuhause. Wird er hier etwa leben können? Wird er vergessen können, was er alles bereut? Wird er irgendwann aufhören können sich nachts in den Schlaf zu weinen und die Alpträume, die sein Leben bisher gezeichnet hat, loswerden?
Wünschen wir ihm frohes Gelingen