Beiträge von WilliTiVi

    "Lassen Sie sich nicht durch die 28 Seiten Text irritieren. Das sind alles nur Formalitäten. Sie können, aber Sie müssen es nicht lesen. Schließlich haben wir nur Ihr Bestes m Sinn. Ihre Bedenkezeit ist fast abgelaufen. Bitte drücken Sie jetzt den Button, sonst ..."



    Hensel und Grätel (Sämtliche Namen und Gegebenheiten sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit der Realität wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt.) saßen in einem Personenzug, der sie zügig und pünktlich an ihr gewähltes Ziel, eine rheinische Großstadt, bringen sollte.


    Hensel räkelte sich in den bequemen Polstern, mit denen das von ihnen gewählte Zugabteil ausgestattet war. Irgendwie fühlte er sich wohl. Der Jahreszeit entsprechend war das Abteil angenehm temperiert. Aus den Lautsprechern, aus denen sonst zeitlich angepasst, vor jedem Haltebahnhof Ankunftszeit und Zielbahnhof von einer äußerst angenehmen Frauenstimme durchgesagt wurden, erklang jetzt in einer wohltuenden Lautstärke »Welch ein Zufall!« seine Lieblingsmelodie. »Wie sauber hier alles ist…« dachte er weiter, als er sich an seinem Aufenthaltsort prüfend umsah »…und alles so durchdacht organisiert«


    Die Scheiben waren sauber geputzt. Nirgendwo lag Müll herum. Die zahlreichen Zeitschriften lagen ordentlich aufgeschichtet in der dafür vorgesehenen Vorrichtung. Da es bereits dämmerte, schaltete sich gerade automatisch die Deckenleuchte ein und sorgte mit ihrem angenehmen Licht für eine gemütliche Atmosphäre. Ein Schild an der Wand gegenüber klärte Hensel darüber auf, dass das Deckenlicht mit dem unterhalb angebrachten Schalter stufenlos den individuell gewünschten Lichtverhältnissen angepasst werden könne. Eine ähnliche Regulierungsmöglichkeit gäbe es links daneben auch für die Lautsprecher, falls den Fahrgästen eine andere Lautstärke und ein anderer Klang angenehmer wären.


    Gedankenverloren blickte Hensel auf einen imaginären Punkt an der Wand gegenüber, eine handbreit oberhalb von Grätels Kopf. »Wenn ich mit dem Zug fahre und das kommt beileibe nicht selten vor, ist dieser immer pünktlich gewesen. Sowohl bei der Ankunft in unserem Startbahnhof als auch an den Zwischenstationen und am Zielbahnhof. Welch ausgefeilte Organisation muss dahinter stecken.« dachte er und verzog leicht das Gesicht. Anerkennend nickte er mit dem Kopf.


    „Woran denkst du gerade?“ riss ihn die Stimme von Grätel unsanft aus seinen Träumen. „Och, an nichts Besonderes“ entgegnete er, „Ich dachte nur gerade daran, wie angenehm es sich mit der Nationalbahn reisen lässt.“ Grätel schaute ihn vorwurfsvoll an „Du denkst an solche Selbstverständlichkeiten? Schließlich sind die Fahrkarten ja auch teuer genug gewesen, da kann man so etwas auch erwarten.“ Hensel schaute sie nur stumm an und vertiefte sich wieder in seine Tageszeitung, die noch aufgeschlagen auf seinem Schoß lag.


    »Der KStO-Sportteil ist immer wieder faszinierend zu lesen« ging es ihm durch den Kopf. Als er sich gerade mit der Tabelle befasste, um nachzusehen, welchen Tabellenplatz sein Lieblingsverein, der GC, diese Woche erklommen hatte, ließ sich Grätel erneut vernehmen. „Mir ist jetzt nach einer guten Tasse Kaffe!“ Ihre Stimme klang so, als wäre diese Feststellung gleichzeitig mit einer Aufforderung an Hensel verbunden, hier unverzüglich tätig zu werden. Hensel kannte seine Lebensabschnittsgefährtin gut genug und wusste, dass er nur dann wieder in Ruhe seiner ursprünglichen Tätigkeit nachgehen konnte, wenn er Grätels Wunsch nachkam. „Okay“ brummelte er „Ich besorg’ dir eine.“ Suchend ging sein Blick im Abteil umher. »Aha, da ist er ja, der Serviceknopf« Er beugte sich vor und visierte zielsicher die Signaleinrichtung mit dem ausgestreckten Zeigefinger an.


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