Beiträge von WilliTiVi


    Versuchsweise schloss er die Augen und ließ danach seinen Gedanken freien Lauf. »Damals in den Achtzigern, als er Grätel kennen lernte.« ging es ihm durch den Kopf.

    »Er konnte sich noch ziemlich genau an die Situation erinnern. Grätel hatte, genau wie er, eine kaufmännische Ausbildung in einem Gasversorgungsunternehmen begonnen. An ihrem ersten Ausbildungstag waren sie sich zufällig über den Weg gelaufen.


    Er hatte im Vorzimmer des Personalchefs auf sein Einführungsgespräch gewartet, als sich die Türe zum Chefbüro öffnete und sie in das Vorzimmer trat. Ihrem Gesicht war irgendwie noch die Erleichterung anzusehen, die anscheinend immer dann eintritt, wenn man das Gespräch mit dem Chef zur eigenen Zufriedenheit über die Bühne gebracht hat. Sie warf Hensel einen freundlichen und aufmunternden Blick zu.


    Das Bild stand ziemlich plastisch vor seinem geistigen Auge. Grätel trug damals einen blauen Hosenrock mit Trägern. Die Farbe des Rockes harmonisierte ideal mit ihren blauen Augen. Diese Augen, die einen so unwahrscheinlich strahlenden und warmherzigen Ausdruck annehmen konnten, waren es, die ihn von Anfang an faszinierten. Die Träger ihres Rockes, der zugegebenermaßen inzwischen etwas aus der Mode gekommen war, untermalten auf eine unaufdringliche Weise die Vorzüge des weiblichen Oberkörpers. Was für eine Frau. Er hatte sich damals als Mann irgendwie sofort angesprochen gefühlt«


    Grätels Stimme rief ihn jäh in die Wirklichkeit zurück. „Hensel, das mit Kunigundes Kaffee scheint nicht richtig voran zu gehen.“ stellte sie vorwurfsvoll fest. Hensel, aus seinem angenehmen Halbschlaf gerissen, brummte etwas, was sich bruchstückhaft nach „…eine Minute … Knopf gedrückt … Geduld haben …“ anhörte. Seufzend raffte er sich hoch und beugte sich wieder vor, um den Serviceknopf, wie er inzwischen fand, zum xten Male zu drücken. Er war noch nicht ganz wieder zurück in seine Ausgangsstellung gesunken, als sich die Abteiltür mit einem Ruck öffnete und eine Frauenstimme sich mit serviceorientierter Geschäftsmäßigkeit erkundigte: „Die Herrschaften haben geläutet? Was kann ich für sie tun?“


    Besonders die zweite Frage ließ Hensel wieder schlagartig und vollständig wach werden. Aufmerksam musterte er die junge Frau, die dort abwartend im Türrahmen stand. Er sah eine schlanke, hochgewachsene Gestalt. Das lange blonde Haar fiel locker und lässig auf ihre uniformierten Schultern. Die Länge der Haare reichte aus, um auch noch das Namensschild, welches etwas links von ihrem Uniform-Ausschnitt angebracht war, etwas zu verdecken. Trotzdem konnte Hensel den Namen entziffern. »Dornrose« las Hensel. »Schöner Name, passt zu ihr«


    »Sieh an, die Nationalbahn-Oberen hatten nicht nur dafür gesorgt, dass die Herren des Servicebereiches ansprechend gekleidet waren, sondern sie hatten anscheinend noch mehr Wert darauf gelegt, dass die Damen einen guten Eindruck hinterließen. Clevere Marketingabteilung!« fuhr es Hensel anerkennend durch den Kopf, während er das weibliche Geschöpf, das inzwischen etwas weiter in ihr Abteil eingetreten war, fortwährend bewundernd in Augenschein nahm.


    Kunigundes Gesicht bestand aus einer einzigen Enttäuschung. Prinz war wider Erwarten doch nicht aufgekreuzt. Stattdessen diese Nationalbahn-Tussi, die, das musste sie sich widerwillig eingestehen, recht attraktiv daherkam. Missgelaunt zog sie sich unwillkürlich tiefer in ihre Polster zurück und vermied es, Hensel oder Grätel direkt anzuschauen.


    Hensel richtete sich unwillkürlich etwas auf, zauberte, wie er meinte, sein charmantestes Lächeln auf sein Gesicht und sagte, der Dornrose zugewandt: ...




    Sie beschloss, die nächste Zeit das Geschehen aufmerksam zu verfolgen. Sie wandte sich gerade wieder ihrer Mitreisenden zu, als die Abteiltür erneut geräuschvoll aufgezogen wurde.


    „Ihr Kaffee, die Dame!“ Die wohlklingende Männerstimme, die allein durch ihr Timbre sicherlich Frauenherzen reihenweise höher schlagen ließ, erfüllte das ganze Abteil. Prinz stand in der Türe. Elegant glich er die Angriffe aus, die das leicht vibrierende Zugabteil auf sein Gleichgewicht ausübte. Dabei wirkte er wie ein einfühlsamer Solotänzer, der eine perfekte Körperbeherrschung sein eigen nannte. Vorsichtig reichte er Grätel das Tablett mit dem gewünschten Kaffee. Ein angenehmer Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllte den Raum.


    Grätel bemächtigte sich des Tabletts und stellte es behutsam auf die Ablage unterhalb des Fensters. „Vielen Dank, Herr Prinz.“ säuselte sie. „Der Service ist hier wirklich ausgezeichnet. Wenn jetzt der Kaffe auch noch schmeckt, bin ich rundherum zufrieden.“ Sie lächelte Prinz gönnerhaft an und wandte sich wieder Kunigunde zu. Während Prinz mit maßvollen Schritten langsam das Abteil verließ, erwiderte er im Hinausgehen, sich noch kurz zu Grätel umwendend. „ Dieser Kaffee ist unsere Spezialität. Sie werden mit Sicherheit zufrieden sein. Noch eine angenehme Reise, die Herrschaften.“ Dann verschwand er endgültig aus dem Blickfeld der Anwesenden. Der Klang seiner angenehmen Stimme schien noch einen Augenblick im Abteil zu verharren.


    Kunigunde sah ihm nach und konnte ihren Blick kaum von der entschwindenden Gestalt in der schnieken Nationalbahn-Uniform lösen. »Schon das zweite interessante Mannsbild, welches mir heute über den Weg läuft« dachte sie »Scheint ein viel versprechender Tag zu werden« Sie schmunzelte.


    Während einige angenehme Bilder vor ihrem geistigen Auge abliefen, riss Grätels Stimme sie unsanft aus ihren Träumereien. „Der Prinz scheint dir zu gefallen. Schnuckeliges Kerlchen, nicht wahr?“


    Hensel, der den Ausspruch seiner Holden mit halbem Ohr mitbekommen hatte, zog seine Augenbrauen hoch und äugte vorwurfsvoll über den Zeitungsrand zu Grätel hinüber. »Weiber« dachte er verächtlich »haben die wirklich nichts anderes im Kopf? Da lob’ ich mir doch meinen Fußball.« Er beschloss, nicht auf Grätels Bemerkung einzugehen und wandte sich wieder dem Artikel zu, den er gerade in Augenschein genommen hatte. »Verdammt, wo war ich denn stehen geblieben?« Suchend glitt sein Blick über die Zeilen, bis dieser an der Stelle hängen blieb, an der Grätel ihn durch ihre Bemerkung vom Text abgelenkt hatte. »Ich wusste, dass es mit der Ruhe jetzt erst einmal vorbei ist« bedauerte er sich selbst.


    Kunigunde setzte ein triumphierendes Gesicht auf, welches darauf hindeutete, dass ihr offensichtlich gerade eine geniale Idee gekommen war. „Hensel, das mit der Tasse Kaffee war eine gute Idee. Könntest Du mir auch eine besorgen?“ sagte sie mit einer Stimme, die nach ihrer Meinung unwiderstehlich und betörend klingen und praktisch Eis zum schmelzen bringen müsste. Der Gedanke, dass Prinz dann wieder im Abteil auftauchen würde, ließ sie innerlich frohlocken.


    Hensel faltete mit einem unüberhörbaren Seufzer die Zeitung zusammen und grunzte „Okay, ich hol’ ihn wieder ran.“ sprach’s, beugte sich vor und drückte erneut den Serviceknopf. »Meinen Artikel mit der Spielbilanz vom GC kann ich wohl vergessen« ging es ihm durch den Kopf. »Schau’ ich halt mal ein wenig aus dem Fenster. Hm…, der Zug hat ein ganz schönes Tempo drauf. Wie das so aussieht, kommen wir pünktlich in Kölndorf an«


    Inzwischen hatten sich Grätel und Kunigunde in ein lautstarkes und temperamentvolles Gespräch über alte Zeiten vertieft. »Mit Lesen wäre es wohl sowieso nichts mehr geworden, bei der Geräuschkulisse« Missmutig verkroch sich Hensel wieder in seine Sitzpolster. »Vielleicht wäre ein kleines Nickerchen nicht zu verachten« Das monotone Rattern der Waggonräder schien seine aufkeimende Müdigkeit zu fördern. Versuchsweise schloss er die Augen und ließ danach seinen Gedanken freien Lauf. »Damals in den Achtzigern, als er Grätel kennen lernte« ging es ihm durch den Kopf ...


    Betretenes Schweigen. Hab ich mir jedacht.


    Wenn schon, dann eingetretenes Schweigen. :thumbsup:




    Wann kommt denn endlich der Kaffee.« dachte sie unwillig, ohne zu realisieren, das Prinz erst vor einer Minute das Abteil verlassen hatte. Gerade, als sie sich den im Abteil ausliegenden Modezeitschriften zuwenden wollte, geschah es...

    Mit einem geräuschvollen Ruck wurde die Schiebetür des Abteils aufgeschoben und eine Frauenstimme flötete „Ist hier noch frei!?“ Fragend schweifte der Blick des Neuankömmlings durch das Abteil. Dann blieb ihr Blick auf Grätel haften. Die Mimik im Gesicht der Eingetretenen wechselte zwischen ungläubigem Staunen und freudiger Überraschung. „Grätel, bist du’s wirklich? Das ist aber eine Überraschung!“ Mit offenen Armen stürmte sie auf Grätel zu und zog sie aus den bequemen Abteilpolstern hoch, um sie zu umarmen.


    Grätel wusste im Moment nicht, wie ihr geschah. Willenlos ließ sie alles über sich ergehen. »Sollte es tatsächlich ihre alte Freundin Kunigunde sein, die sich durch Zufall in ihr Abteil verirrt hatte?« fragte sie sich, während sie versuchte, sich etwas aus der Umklammerung der Neuangekommenen zu lösen. „Kannst du dich nicht mehr erinnern? Ich bin Kunigunde. Mensch, was haben wir während unserer gemeinsamen Uni-Zeit alles angestellt!" flötete Kunigunde noch einen Ton schriller.


    Mit einem erleichterten Seufzer ließ sich Kunigunde in den Nachbarsitz links neben Gretel fallen. „Was bin ich froh, dass ich noch einen Sitzplatz ergattert habe. Meine Reservierung ist irgendwie schiefgegangen. Ich bin bereits durch den ganzen Zug gelaufen, um irgendwo noch unterzukommen. Wie geht es dir. Was machst du so?“ das alles gab Kunigunde in schnellem Tempo von sich, ohne zwischendurch ein einziges Mal Luft zu holen.


    Grätel stand noch völlig unter dem Eindruck der neuen Situation. „Äh, es geht mir gut. Ich bin auf dem Weg nach Kölndorf. Hensel und ich wollen einen lange geplanten Stadtbummel in die Tat umsetzen.“ entgegnete sie zögerlich. »So wie sie aussieht, scheint sie tatsächlich Kunigunde zu sein« musterte sie ihre Nachbarin. »Was hatten sie beide so alles angestellt. Rund zehn Jahre mag es vermutlich her sein. Komisch, sie sieht eigentlich immer noch so unverschämt gut aus, wie ich sie damals kennen gelernt hatte. Wie macht sie das bloß? Ich kann mich noch genau erinnern, wie sie mir reihenweise die Freunde ausgespannt hat« Grätels Gesicht verfinsterte sich. »Das wird doch hoffentlich nicht wieder von vorne losgehen?« Prüfend warf sie einen Blick auf Hensel, der sich offensichtlich immer tiefer hinter seiner KStO-Ausgabe verkrochen hatte.


    „Hensel, darf ich dir meine alte Freundin Kunigunde vorstellen?“ sagte sie, den Blick auf Hensel gerichtet. Hensel ließ widerwillig die Zeitung sinken. »Mit der Ruhe ist es wohl endgültig vorbei« ging es ihm durch Kopf. Er schraubte sich aus den bequemen Polstern, zwang sich ein verbindliches Lächeln auf und streckte Kunigunde die Hand entgegen. „Freut mich, sie kennen zu lernen.“ quetschte er sich mit einiger Mühe heraus. Kunigunde flötete „Ganz meinerseits!“ Prüfend blieb ihr Blick auf Hensel haften. »Alle Achtung, da hat sich Grätel aber einen attraktiven Lover zugelegt« dachte sie anerkennend. »Hätte ich der Loserin gar nicht zugetraut« Sie ließ ihre Hand für Grätels Geschmack einen Augenblick zu lange in Hensels kräftigen Pranken ruhen.


    Hensel, der sich erleichtert in die Polster zurückfallen ließ, froh sich wieder seiner Zeitung widmen zu können, entfuhr noch „Der Kaffee kommt sicherlich gleich, vielleicht möchte Kunigunde auch ein Tässchen?“ Grätel sah ihn vielsagend an. »War da ein Unterton von Interesse und Neugier, was Kunigunde anbetraf, herauszuhören?« Sie beschloss, die nächste Zeit das Geschehen aufmerksam zu verfolgen. Sie wandte sich gerade wieder ihrer Mitreisenden zu, als die Abteiltür erneut geräuschvoll aufgezogen wurde...

    Die Software erkennt Absätze, die beim Einfügen der Kopie mitgeliefert werden. Höflich wie sie ist, hält sie mit einem eigenen Abstand die kopierten Absätze zusätzlich auseinander.


    Mein Tipp: Den gesamten kopierten Text in WORD oder mit einem einfachen Texteditor vorbehandeln und dann in einem Rutsch in diesen Blog hier kopieren.


    Suchend ging sein Blick im Abteil umher. »Aha, da ist er ja, der Serviceknopf« Er beugte sich vor und visierte zielsicher die Signaleinrichtung mit dem ausgestreckten Zeigefinger an.


    Er drückte den runden Knopf mehrmals kurz. Bei jedem Betätigen des Knopfes ertönte ein leiser Summton, der Hensel akustisch bestätigte, dass seine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren. Hensel lehnte sich in die bequemen Sitzpolster des Abteils zurück und widmete sich wieder seiner geliebten Tageszeitung.
    »Gut dass wir allein im Abteil sind« dachte er »dann kann ich noch in Ruhe etwas lesen« und konzentrierte sich wieder auf die aktuelle Liga-Tabelle.


    Grätel hatte Hensels Treiben misstrauisch beäugt. „Meinst Du etwa, da kommt jemand? Vielleicht solltest du lieber in den Speisewagen gehen und mir einen Kaffe holen.“ säuselte sie und schaute Hensel herausfordernd an. Hensel blickte mürrisch von seiner Zeitung hoch „Nur Geduld, du wirst schon sehen. Wenn dir das zu lange dauert, kannst du dir den Kaffe ja selbst holen.“ meckerte er und vertiefte sich wieder in sein Tageblatt.


    Grätel wollte gerade zu einer geharnischten Antwort ansetzen, als sich die Tür des Abteils öffnete und ein junger Mann in der adretten Uniform der Nationalbahn das Abteil betrat. „Die Herrschaften haben geläutet?“ fragte er freundlich und setzte eine dienstbeflissene Miene auf. Links auf seiner Uniform, oberhalb der Herzgegend, prangte ein kleines Schild mit der Überschrift *Fahrgast-Service* und darunter stand der Name *Prinz*.


    Hensel blickte Grätel triumphierend an. „Habe ich es dir nicht gesagt? Gut Ding will Weile haben.“ dozierte er und in Richtung des jungen Mannes gewandt, fuhr er fort „Herr Prinz, bringen sie der Dame gegenüber doch bitte eine Tasse Kaffee“. Prinz verneigte sich andeutungsweise. „Gerne, meine Herrschaften. Schwarz, mit Milch oder Sahne, mit Zucker, ohne Zucker?“ wollte er wissen und sein Gesicht nahm einen leicht fragenden Ausdruck an.


    Hensel schaute in Richtung Grätel „Und?“ fragte er „Wie immer?“ Grätel, die ihre Blicke kaum von der flotten, uniformierten Gestalt lösen konnte, stammelte zerfahren „Äh, natürlich mit Sahne und Zucker.“ Ihr Lächeln wirkte einerseits verlegen, andererseits in Richtung Prinz gewandt etwas kokettierend. Hensel wunderte sich. „Du trinkst ihn doch sonst immer schwarz.“ grummelte er und schüttelte missbilligend den Kopf. »Kenn’ sich einer mit den Frauen aus« dachte er verwundert. »Heute hüh und morgen hott«


    Grätel versuchte, die Situation zu bagatellisieren. „Man muss ja schließlich auch mal was Neues ausprobieren.“ äußerte sie im Brustton der Überzeugung und sah Prinz dabei bedeutungsvoll an. Prinz fühlte sich nicht so recht wohl in seiner Haut und beschloss, unauffällig den Rückzug anzutreten. „Also, ein Kaffee mit Sahne und Zucker. Kommt sofort. Haben sie bitte einen Augenblick Geduld.“ Sprach’s, machte auf dem Absatz kehrt und verließ eilig das Abteil.


    Grätel schaute ihm wehmütig nach. »Was für ein Bild von einem Mann« schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Blick fiel auf Hensel. »Kaum zu glauben, dass sie diese Person, die dort in die Liga-Tabelle vertieft war, einmal als ihren absoluten Traummann favorisiert hatte« Ihr Blick wanderte in Richtung Fenster. Draußen flog die Landschaft förmlich vorbei. »Der Zug hat ja ein enormes Tempo. Wann kommt denn endlich der Kaffee« dachte sie unwillig, ohne zu realisieren, dass Prinz erst vor einer Minute das Abteil verlassen hatte. Gerade, als sie sich den im Abteil ausliegenden Modezeitschriften zuwenden wollte, geschah es ...

    Grätel schlief allerdings nicht wirklich. Sie hatte, als sich die Abteiltür geräuschvoll öffnete, schnell die Augen bis auf einen winzigen Schlitz geschlossen. Schemenhaft konnte sie Koehler und sein Machogehabe erkennen. Er trug eine schmucke Uniform der Reichsbahn und auf seiner Mütze prangte in großen Buchstaben SE URITY. << Komisch>> dachte sie <<dem ist wohl was abhanden gekommen.>> Erleichtert atmete sie durch, als Koehler das Abteil wieder verlassen hatte. Vorsichtig brachte sie sich in eine bequemere Lage. Hensel wurde ihr mit der Zeit ein weng schwer. Er hatte ihr mit seinem Kopf den linken Arm ziemlich eingequetscht. <<Jetzt fängt er zu allem Überfluss auch noch an zu schnarchen>>. Grätel fühlte wieder ihre Panikattacken in sich hochsteigen. Gerade wollte sie Hensel mit dem rechten Zeigefinger die Nase zuhalten, als ...

    Als Koehler auf seinem unvermeidlichen Kontrollgang die Abteilungstür temperamentvoll aufriss, sah er die beiden friedlich nebeneinander schlummern. Seine Befürchtung, hier ein Sodom und Gomorrah vorzufinden, hatte sich Gott sei Dank nicht bewahrheitet. In seinem Bereich hatte es einfach keine Entgleisungen (hihi, was für ein Wortspiel) zu geben. Bei Koehler herrscht Zucht und Ordnung. Gut für Marcia, dass sie das frühzeitig eingesehen hat. V orsichtig schloss er die Abteiltür wieder. Schließlich war er absolut kundenorientiert. Er liebte seine Kundschaft, solange sie seinen Anweisungen folgte.

    Fragen über Fragen. Hensel beschloss, erst mal wieder eine Mütze Schlaf zu konsumieren. Diese verdammte Zugfahrt ging tatsächlich an die Substanz. Hoffentlich taucht nur dieser irre Koehler nicht wieder auf. Er war als Psychiater denkbar ungeeignet. Mit diesen letzten Gedanken begab er sich in das Reich der Träume.