um sie anschließend 'kaputt zu sanieren', oder sich ausschließlich zum Zwecke des Mietermelkens Wohnungseigentum zulegt
Und genau das, liebe agr..., habe ich gemeint, als ich schrieb, dass Dein Beitrag von der recht einseitigen medialen Darstellung getragen ist.
Fangen wir mal an. Was, ganz konkret, bezeichnest Du als "kaputt Sanieren"? Wer definiert diese Begrifflichkeit?
Keine Frage: solche Leerstände, wie Du sie beschreibst, gibt es. Und ganz gewiss kann man in einigen Fällen einen durchaus als kriminell zu bezeichnenden Hintergrund nicht ausschließen. Aber: woher erkennst Du als Außenstehende(r), warum und wieso da etwas leer steht? Oftmals stoßen wir auf Uraltbauten, deren Eigentümer mit von ihnen unbezahlbaren Sanierungsauflagen belastet werden, weil da z. B. Baustoffe Verwendung fanden, die in den 60er Jahren en vogue, heute aber ein absolutes No Go sind. Eine Grundschuld belastet die Eigentümer, vermieten dürfen sie nicht, ein Verkauf in diesem Zustand ist nur mit Abschlägen möglich, angesichts Derer sie sich gleich einen Strick nehmen können. Da kommt ein Insolvenzverfahren auf die Leute zu, das neben allen persönlichen Konsequenzen nicht nur sehr langwierig ist, sondern auch der dem Leerstand zugrunde liegenden Problematik keine Abhilfe zu schaffen vermag. Aber nach außen hin erscheint da ein Block als verfallende Ruine, in die der Eigentümer kein Geld zu stecken bereit ist und am Ende noch eine "Luxussanierung" anstrebt. Wobei dies der nächste Kampfbegriff der Medien ist, der einer nachvollziehbaren Definition bedürfte.
Aber das nur am Rande. Bleiben wir mal bei den wirklichen "Ausfällen". Zählen wir diese (ich sage mal) böswillig leer stehenden Wohnungen bundesweit zusammen. Da werden mit Sicherheit einige hunderte oder tausende zusammen kommen, unbestritten!
Und nehmen wir ferner an, es gäbe da einen gangbaren Königsweg, diese Leerstände innerhalb eines halben Jahres (auch nur beispielhaft) ihrer eigentlichen Verwendung zuzuführen. Wie, glaubst Du, wären die Auswirkungen auf die grundlegenden Probleme des Immobilienmarktes im Großen?
Ich sage Dir: gleich Null!
Dass diese (wenn auch vorhandenen, aber) recht wenigen Wohnungen sich eine recht großen medialen Aufmerksamkeit erfreuen, ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass die Presse natürlich Außergewöhnliches der Normalität vorzieht. Der Konsument will das so. Oder interessieren Dich tagtägliche und seitenlange Berichte darüber, dass z. B. der Eigentümer Max Meier auf ein zufriedenstellendes, seit 15 Jahren währendes Mietverhältnis mit seinem Mieter Otto Müller zurück blickt?
Es ist dieses Ungleichgewicht in den Medien, das (wie natürlich auch in vielen anderen Bereichen des Lebens) zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung führt. Da bekommt dann auch einmal fast jeder Leerstand einen "kriminellen" Background, da hat man es mit einem "Miethai" zu tun, was auch sonst!
Ganz aktuell aus meiner Tätigkeit führe ich da einen Eigentümer ins Feld, der vor ca. 3 Monaten ein vom vorherigen Eigentümerkonsortium seit Jahren vernachlässigtes Mehrparteienhaus von 35 Wohneinheiten erworben hat. Der Zustand des Gebäudes schreckt schon rein optisch solide Mietinteressenten ab; die Hausgemeinschaft hat einige Mitglieder, die Du sicherlich auch nicht als Nachbarn schätzen würdest. Aber im Sinne des zuvor üblichen "Hauptsache vermietet!" hat sich auch ein Mietpreisgefüge etabliert, das Problemmieter solcher Prägung anzieht - aber eben auch keine Mittel für Instandhaltung und Substanzerhalt bewirkte. Die ersten vom neuen Eigentümer ergriffenen Maßnahmen haben jetzt (wenn auch nur bedingt in diesem Mieterkreis und natürlich auch aus anderen Gründen) mieterseitig 3 Kündigungen eingefahren. Und gestern war der Eigentümer dann im Büro und bat mich um Auszüge aus meinem Maklerbuch, in dem ich meine Aktivitäten rund um ein jedes Angebot zu dokumentieren habe: dem Finanzamt ist es - mit Verlaub - scheißegal, ob nun nach einem Mieterauszug erst mal eine mehrere Wochen währende Sanierung für eine restlos - mit Verlaub - versaute Wohnung anfällt oder nicht. Da sind drei "Leerstände" in den Steuerunterlagen anhängig, und prompt wurde eine Stellungnahme erbeten, wieso und weshalb man denn nun bitteschön erst ein Mehrparteienobjekt erworben, dann aber prompt die Wohnungen "leer stehen" lasse.
DAS, liebe agr..., ist die tägliche Praxis, DAS ist die abertausendfach gängige, aber wenig medienwirksame Realität, nicht die paar Geier am Markt. Zudem ist mir klar: die Wohnungen sind zum großen Teil im aktuellen Zustand nicht mehr weiter zu vermieten. Da muss investiert werden, und ich kenne den Eigentümer gut genug, um mir dessen sicher sein zu können. Das kostet viel Geld, das wird auf die Mieten umgelegt. Punktum! Wo siehst Du jetzt ein "Mietermelken"?
Eine aus meiner Sicht vernachlässigte Ursache der verzerrten öffentlichen Wahrnehmung sind auch die freien Immobilienportale. (Nicht nur) hier hat das Internet eine Revolution am Markt eingeläutet. Portale wie ImmobilienScout 24, bei ihrer Einführung noch belächelt, buhlen heute mit "1,5 Mio. Anfragen pro Monat" um Inserenten. So weit, so gut. Was aber keine Berücksichtigung findet: mehr als ein noch gar nicht näher definiertes Interesse zeigt diese Zahl nicht an. Du würdest kaum glauben, wie viele Besichtigungstouristen sich einfach mal einen schönen Samstag oder Sonntag machen, um "mal zu sehen, was es so gibt". Ein Drittel (!) aller meiner individuell (!) abgesprochenen Termine fällt ins Wasser - die "Interessenten" tauchen erst gar nicht auf. Aber die Öffentlichkeit nimmt "1,5 Mio. Wohnungssuchende" zur Kenntnis.
Wäre dem so, sollte doch rund um den Aachener Weiher eine Zeltstadt mit Obdachlosen zu finden sein, oder? Nein, die ist nicht da! Wie erklärst Du mir aber, liebe agr..., dass ich um eine (zufällig auch dem o. g. Eigentümer gehörende) Wohnung in Bickendorf einen siebenmonatigen Kampf führen musste, bis sich ein Mieter fand? Es war nicht der "Melkpreis", der einem Vermittlungserfolg im Wege stand. Nein, 75 % der Interessenten stellten denn abschließend fest, das Haus läge "zu weit draußen". Wenn ich aber etwas in Sülz, in Klettenberg, in Braunsfeld, in Lindenthal anzubieten hätte ("bezahlbar" natürlich), dann solle ich doch bitte dringend Kontakt aufnehmen. Der Wunsch nach einer anderen Wohnung, wenn auch legitim, ist nicht gleich bedeutend mit wirklichem Bedarf!
In Deiner Antwort an Knuddel Schnööf verlangst Du von der "Politik", Sanierungen begünstigende Bedingungen zu schaffen. Genau aber in der dauernden Einflussnahme der "Politik" (das "Wohnen" ist ja ein "Grundrecht") liegt die Krux - es ist nicht die "Politik", die damit belastet wird, es ist die Allgemeinheit. Über Steuern und Abgaben, die, wie bereits erwähnt, 20 Mal so hoch sind wie noch vor 5 Jahrzehnten. Und ich will gar nicht in die Tiefe gehen, welche Anteil daran mit dem hehren Anspruch auf etwas gesegnet wurde, das irgendwo und irgendwie mit "sozial" und "gleich" zu tun hat. Mit welchem Ergebnis? Einmal mehr werden Forderungen laut, dass eben wegen dieser Belastungen aus "sozialen Erwägungen" Dieses oder Jenes zu tun sein sollte. Was aber natürlich "steuerneutral" sein müsse. Wie bequem, dass es da den Miethai", den "überflüssigen" Makler gibt, dem man an den Kragen gehen kann, nicht wahr?
Knuddel Schnööf führt 6 % der Baukosten als Jahresmiete an. Im Grunde ist das ein seit Jahr und Tag kaum veränderter Wert. Was aber nichts über die tatsächliche Rendite eines Eigentümers aussagt. Schau mal, ich habe im April eine Wohnung im Uni-Center vermietet. 63 m², 650 € Kaltmiete. Wird dieser Eigentümer Deiner Meinung nach seiner "im Grundgesetz verankerten Verantwortung" gerecht? Wie, glaubst Du, kann das jemand von außen beurteilen? Ich kann dazu nur sagen, dass er die Kaltmiete nach Ende des vorherigen, gute 3 Jahre währenden Mietverhältnisses stabil gehalten hat. Es dauerte trotzdem fast 3 Monate, neue Mieter zu finden. Ich kenne die Unterlagen. Das Objekt erwirtschaftet eine Rendite von 0,74 % p. a. Vor Steuern, wohlgemerkt. Denn was dem Publikum verborgen bleibt, ist ein gerade in diesem Gebäude enorm großer Klotz an nicht weitergabefähigen Nebenkosten, die jeden Quadratmeter Eigentum dort mit ca. 5,-- € belasten. Die Mieteinnahmen reichen also gerade einmal aus, um das Gemeinschaftseigentum zu erhalten bzw., wie derzeit, neuen gesetzlichen Vorschriften anzupassen. Der damit verbundene, unvermeidliche Radau berechtigt aber schon zu einer Mietkürzung... Und wehe, ein Mieter erweist sich als fauler Fisch oder die Wohnung bleibt 2, 3 Monate unvermietet. In einem Gutachten kann ich für die Ermittlung von Ertragswerten Leerstandskosten von ca. 2 % einkalkulieren. Ein Witz angesichts der Realität. Es ist die wohl Hunderttausende zählende Gruppe seriöser Eigentümer, die für die Verfehlungen einiger weniger Leerstandsgauner oder wirklicher Absahner den Kopf hinhalten muss.
Und es ist, abschließend, eben nicht "wumpe", wo man sein Geld einbringt. Denn es ist dem Gesetzgeber, der "Politik", der Öffentlichkeit, ja sogar Dir egal, wenn das Millionenerbe einfach verkonsumiert, in sachlich betrachtet unnützen Pillepalle gesteckt wird, ja es ist sogar wurscht, würde es schlicht und ergreifend versoffen, wie immer man persönlich dazu stehen mag.
Aber wehe, man steckt es in eine Immobilie. Dann ist man plötzlich "verantwortlich". Schon komisch, oder?