Beiträge von alt-aber-bezahlt

    aber ich sehe sie nicht

    Wo siehst Du eine "Einheit" zwischen einem Hanseaten und einem Münchener, escape?

    Der Kardinalfehler dieser "Wiedervereinigung" war ihr Missbrauch aus politischem Kalkül. Helmut Kohl hat zwar mit Verve die sich bietende Chance ergriffen, aber die Umsetzung (wenn auch ohne historisches Vorbild) hat doch letztendlich dazu geführt, dass man sich hüben als Daueralimentierer, drüben als "plattgemacht" sah - und sieht.

    Der Mauerfall vor 25 Jahren war die Zäsur zur Vergangenheit. Wie immer sich die Dinge entwickelt hätten, wäre nicht Helmut Kohl voran geprescht, so ist es kaum vorstellbar, dass Deutschland heute nicht wieder vereint wäre. Es hätte seine Zeit gedauert, ja. Aber genau diese notwendige Zeit hat man der Sache nicht geben wollen. Willy Brandt hatte - völlig richtig - noch gesagt, dass jetzt zusammen wachse, was zusammen gehöre. So, wie die Dinge dann tatsächlich angegangen wurden, ist nichts gewachsen, da ist einfach nur zusammengewuchert worden. Und diese Narben trägt das Land noch heute; dies ist wohl, was aus der "Einheit" aus Politkermündern Dein "Wunschgebilde" macht, escape.

    Heute Morgen habe ich im WDR kurz in eine Sendung hinein gehört, in der nochmals auf den Zeitpunkt der Maueröffnung abgestellt, die persönlichen Reaktionen auf diese Nachricht thematisiert wurden. Und genau solche Schilderungen wecken auch bei mir die Erinnerungen an diese Stunden, an die späteren Fahrten zur "Grenze", entgegen und in endlosen Trabikolonnen, an die ersten Treffen mit "Ossis". Diese Emotionen werden wohl ein Leben lang präsent bleiben. Sie nicht zu einem ganz natürlichen Zusammenwachsen genutzt, sondern stattdessen einen Prozess über's Knie gebrochen zu haben, der fast ausschließlich von unserer "West-Denke" geprägt war, machte aus dem Zusammenschluss eine Annexion. Damit kann ich auch wenig anfangen.

    "Mein" Tag der Einheit ist heute, wird mein Leben lang der 9. November sein. Die Erinnerung ist wach, bei mancher Sendung in Radio oder TV kriege ich immer noch Gänsehaut.

    Der 3. Oktober 1990? Ein Honoratiorenakt, nicht mehr. Auch diese (Miss-)Wahl ist Teil des verkorksten Gesamtpakets

    Autsch, escape!

    Als altes Landei, das in jungen Jahren noch auf den Zuerwerbsbetrieben der Verwandtschaft mit anpacken musste, ist mir eine Heimatregion vertraut, die vor ca. 40 Jahren noch in jeder Hinsicht dem entsprach, was heute gemeinhin mit dem Prädikat "Öko" oder "ökologisch" gesegnet wird.

    Die Entwicklung hat mich gelehrt, dass diese Begriffe aber in erster Linie einer Reißbrettökologie von Menschen entsprechen, die eine feste Vorstellung davon haben, was "Öko" sein soll, denen solcher Zugang hingegen seit jeher fehlt. Wie Du an anderer Stelle richtig geschrieben hast: jeder baut sich sein eigenes Weltbild.

    Wer einst nicht auf den Bauernhöfen alter Prägung mit anpackte und die einfachsten Sachverhalte (Fruchtfolgen, Brachland zu Erholung des Bodens usw. usw.) quasi mit der Muttermilch aufnahm (ohnehin nur eine verschwindende Minderheit), dem wurden diese Dinge im lange schon der Geschichte anheim gefallenen Fach "Heimatkunde" eingebläut.

    Hin und wieder lande ich nun in der alten Heimat. Und jedes Mal bin ich überrascht ob der Diskrepanz meiner Erinnerungen an fruchtbare Felder aller möglichen Früchte mit den tatsächlich vorgefundenen platten Flächen an "Bio-verwertbaren" Pflanzen wie Raps, die es dort bis vor relativ kurzer Zeit nicht gab, die hier nicht einmal heimisch sind. Von der vielfältigen Fauna (gerade an einheimischen Vogelarten) findet man heute kaum noch etwas. Hingegen hat man - gegen den erklärten Widerstand vieler kleiner Waldbesitzer - den krampfhaften Versuch unternommen, Wisente auszuwildern. Was meiner Generation sowie den Vorgängern von vornherein klar war, hat die - auswärtig in der Kreisstadt ansässigen - Protagonisten zutiefst überrascht: freilaufendes Rindvieh frisst nun mal an Bäumen und reibt sich daran. Macht aber nichts - den Schaden trägt ja "das Land". Wo der gar nicht überraschten Bewohner der Region weiteres (zweibeinges) Rindvieh verorten, muss ich wohl nicht näher erläutern.


    Die Entwicklung war schleichend und ich gesteht, dass ich dies zunächst gar nicht so wahrgenommen habe. Erst jetzt, mit einer gewissen Distanz, wird der Unterschied augenfällig. Natur? Das war einmal.

    Aber jenseits dieser Region(en?) ist man begeistert ob weiteren "Bio-Kraftstoffs" usw., was ja ungemein "öko" ist. Betrachte ich das heutige heimatliche Ödland (mir fällt keine bessere Bezeichnung dazu ein) und halte mir dabei vor Augen, dass in der Dritten Welt den Menschen riesige landwirtschaftliche Nutzflächen zur eigenen Nutzung entzogen werden, um der heiligen Öko-Industrie unserer Breitengrade Futter zu liefern, wird der unermessliche Schaden offenkundig, den dieser ganze (noch hinzu subventionierte) Zweig weltweit anrichtet.

    Und immer mehr wird gefordert - denn sie wissen nicht, was sie tun. Hauptsache, vor der eigenen Haustür ist alles "öko". Der Rest den Göttern. Ist ja nicht das Problem der "Öko"-Ritter.

    Und ganz nebenbei, zum Thema "Wildbrücke": in den frühen 80er Jahren entbrannte ein wüster Disput bzgl. der Warnschilder "Wildwechsel". Diese stünden regelmäßig an falscher Stelle, wurde moniert. Tja. Wer mit den Gegebenheiten auch nur ansatzweise vertraut ist, weiß, dass das Wild seine Routen dauernd zu wechseln pflegt. Inwieweit es angesichts dessen zu berücksichtigen geneigt ist, dass die deutsche Bürokratie Jahre braucht, um eine Wildbrücke von der ersten Planung bis hin zur Vollendung zu begleiten, kann das Ganze nur mit mildem Lächeln betrachten. Auch, wenn dieses Lächeln mittlerweile etwas gefroren wirkt.

    In einer kleinen hessischen Nachbargemeinde würde um 2005 endlich ein Traum vieler Einwohner wahr, als nach einer fast 40jährigen Planungs- und Vorbereitungsphase endlich die Ortsumgehung der bis dato durch Ort und verschiedene Ortsteile führende Bundesstraße eröffnet werden konnte. Die letzten knapp 8 Jahre gingen drauf, weil "Wildschützer" aller Coleur in dieser waldreichen Region auf einer Wildbrücke bestanden, die dann letzten Endes auch umgesetzt wurde.

    Das Murren der Einwohner über diese Verzögerung blieb auch nach der Eröffnung unüberhörbar und drang selbst über die Orts-, Kreis- und Landesgrenze, sodass wir in diesem Zusammenhang bestens informiert blieben. Und es trieb die Befürworter der Brücke zu einem angedachten Befreiungsschlag, der denn auch den letzen Zweifler von der Notwendigkeit der Brücke überzeugen sollte.

    Mit viel medialem Trara wurde ein Kamerasystem etabliert, das mit Bewegungsmeldern gekoppelt war. Man war sich sicher, so nicht nur die Zahl die Brücke überquerende Wildtiere (ab eine gewissen Größe natürlich) ermitteln, sondern diese Bewegungen auch (quasi zu Beweiszwecken) im Bild festhalten zu können. Ergebnisse wurden "in wenigen Wochen" erwartet, so der Tenor der Berichte.

    Das ist nun fast 10 Jahre her. Es ist nie ein Bericht erschienen, der den großmundigen Ankündigungen gerecht geworden wäre. Die Anzahl der Wildunfälle bewegt sich jedoch seit Jahr und Tag auf nachvollziehbar stabilem Niveau. Es ist allenfalls einer Verlagerung fort von den alten Straßenführungen erkennbar, da mit Wegfallen des Durchgangsverkehrs die Zahl der Verkehrsteilnehmer dort massiv nachgelassen hat. Diese Angaben werden von den "Nachfahren" der Bürgerinitiative "pro Umgehungsstraße" veröffentlicht, die sie wiederum aus öffentlich zugänglichen Quellen wie Polizeiberichten und daraus folgenden Statistiken beziehen. Die "wildbrückenfreundliche" Heimatpresse schreibt dazu nichts.


    Was man davon nun wohl halten mag? Vielleicht haben die Tiere die Wohltat, die man ihnen hat zukommen lassen, gar nicht verstanden? ?(


    also gips jetzt für Alt-aber-bezahlt einen kölschen Klassiker zum Mitsingen und Namenlernen

    Jetzt kommt's aber knüppeldicke! :thumbsup:


    Ich bin ja ohnehin vorgeschädigt. In meinen Kindheitstagen grassierte in unserer ländlichen Heimatregion so eine unmögliche Marotte: den Eltern wurde eingebläut, ihre Nachkommenschaft um Himmelsgotteswillen auf Hochdeutsch zu erziehen. Tenor war: "Wenn die mit unserem Dorfplatt in die Stadt kommen, gehen die vollkommen unter."

    Was meine Mutter, Tochter einer alteingesessenen Bauernfamilie, vor deutliche Probleme stellte. Sie rutschte mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder in den heimatlichen Slang ab, so sehr sie sich auch bemühte, diesem wohlmeinenden Rat Folge zu leisten. Ich lernte also einen hochdeutschen Mischmasch mit für Ortsfremde undefinierbarem Einschlag, diesen schwach gewürzt durch den ebenfalls nicht astreinen Zungenschlag meines zwar am Ort geborenen, aber zu Drittreichszeiten in Sachsen-Anhalt ansässigen Vaters. Aber ich war ja nicht allein in meinem Elend. Alle machten mit. Und gerade der Generation der "Babyboomer" wurde auf diese Weise der prägnante Heimatdialekt gründlich ausgetrieben (wobei: schon im nächsten Dorf mochten zwei Gesellen eine zünftige Unterhaltung führen, die für die Ohren der Ortsnachbarn ebenso gut in Suaheli gehalten hätte sein können).

    Und damit hat es mich dann vor 6 Jahren nun doch in "die Stadt" verschlagen. Der Umstände wegen wurde es Köln, mittlerweile das, was ich als mein Zuhause registriere.

    Und ich arme Sau, die ich meinen Heimatdialekt nicht lernen durfte, um in "der Stadt" nur ja den Anschluss nicht zu verlieren, wohne seitdem einer jeglichen urkölschen Unterhaltung mit einer verständnislosen Ratlosigkeit bei, als habe man mich ins ferne Sibirien deportiert. ;(

    Das Leben kann ganz schön ungerecht sein, oder? ;) Und mit schöner Regelmäßigkeit werde ich bei meinen Terminen auf meine Herkunft angesprochen. Viel bleibt bald nicht mehr. Der Westerwald wurde mir angedichtet, Sachsen, Thüringen, kürzlich das Saarland. Mein ganz spezielles "Multikulti" offenbar. Nur ein Mal, vor etwa zwei Wochen, lag jemand recht nahe dran. Aber wer die heimatlichen Ressentiments gegen das Siegerland kennt, wird nachvollziehen können, dass ich ob dieser Unterstellung nun doch erst mal tief Luft holen musste. :D


    Soll ich mich nun wirklich an der Kölschen Mundart vergehen und mich am Ende dem Zorn der Bevölkerung aussetzen? :S

    Diese ganze Diskussion läuft über verschiedenartige Wahrnehmungsebenen ab, wie mir scheinen will.

    agrippinensis rückt einen (wenn auch nicht näher definierten) "Sozial"-Begriff in den Fokus, dem wir dienlich sein sollen. Löblich. Keine Frage!
    Kuddel Schnööf betrachtet das aus einem parteipolitischen Blickwinkel. Auch i. O.
    Ich selbst sehe mich als Pragmatiker. Ein Stubenkamerad aus Wehrdienstzeiten definierte mich darüber einmal als "stramm konservativen Linken". Damit mag glücklich werden, wer will.

    Und wer hat Recht?

    Also, dazu maße ich mir kein Urteil an. Aber vielleicht eine Analogie, um meine Haltung zu erklären.

    "Sozial". Was ist das? Abgeleitet aus seinem lateinischen Ursprung geht es im Grunde um das individuelle Einbringen in die Gesellschaft, um diese zu fördern, hilfsbereit zu sein - und "barmherzig", wie Wikipedia u. a. aufführt. Also: ich habe mich am alten Heimatort über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich engagiert. Als Jugendbetreuer im Sportverein, als Vorsitzender des Gesangvereins. Für den örtlichen Kindergarten habe ich mit dem unterstützenden Kindergartenverein (ich war da kein Mitglied) zusammen gearbeitet. Aus Geldmangel stellte der Träger zu wenige oder gar keine Mittel für die Instandhaltung bereit. Wochenends trafen wir uns dort und haben die Handwerkerarbeiten durchgeführt, für die angeblich oder tatsächlich kein Geld zur Verfügung stand. Gleiches galt für die "Mehrzweckhalle", die im städtischen Eigentum befindliche Dorfgemeinschaftsanlage am Sportplatz. Hier stellte man uns immerhin die Farbe für die erforderlichen Anstriche zur Verfügung.

    Ich habe ferner als Mitglied mehrerer Prüfungsausschüsse unserer IHK mitgewirkt. Nur das bedurfte der Mitwirkung des Arbeitgebers. Alles Andere fand in der Freizeit statt, während ich als Alleinverdiener meine Familie mit ihren 3 Kindern über Wasser hielt.

    "Sozial engagiert"? Ich denke schon. Oder?

    Andere Mitglieder der Dorfgemeinschaft beteiligten sich durch Engegaments in anderen Vereinen, in der Kirchengemeinde, darüber in der Seniorenbetreuung usw. All dies in engem Zusammenwirken gerade mit den beiden Chören am Ort, die so manche Veranstaltung, so manches private Ereignis von der Konfirmation bis hin zum Grabgesang begleiteten. Wir haben, wie ich finde, unsere Schuldigkeit getan. So mancher "Sozialträger" sah sich hingegen "überfordert".

    Alles in Allem definiere ich somit "soziales Engagement" als Unterstützung Hilfsbedürftiger i. W. S. Wir waren (sind) da, wenn Andere uns brauch(t)en. Angefangen vom schlichten Bereiten von Freude mit einem Ständchen zum 87. Geburtstag eines einsamen 'Witwers bis hin zum Anpacken beim Zusammenzimmern einer Auffahrrampe für einen mit Schlaganfall im Rollstuhl gelandeten Mitbürger. Und da waren noch die örtlichen Sektionen von THW, Feuerwehr, Rotem Kreuz und, und, und.

    Und gerade letztgenannte Institutionen führen mich zu meiner angekündigten Analogie. Denn wo, wenn nicht hier, im akuten Notfall, greift "Hilfe für Hilfsbedürftige" im wahrsten Sinne des Wortes? DAS ist "sozial"! Aber hallo! Und man sollte darüber Eines nicht vergessen: bei jeder voll- oder semiprofessionellen Ausbildung von Hilfs- und Rettungskräften gilt als erstes Gebot die Eigensicherung. Ein Bruce Willis, der mit Anlauf 30 Meter weit auf das 50 Meter tiefer gelegene Dach des benachbarten Wolkenkratzers springt, sich dort elegant abrollt, die holde Maid aus den Flammen rettet und dann im Rettungswagen blutüberströmt ein "Endlich mal ein ruhiger Tag!" zum Besten gibt, entspricht wohl kaum der Realität. Tatsächlich ist es unbestreitbar, dass eine Rettungskraft, die durch Vernachlässigung eigener Unversehrtheit ihrem Dienst nicht nachkommen kann, für weitere (sicherlich notwendige) Hilfe ausfällt. Wir würden wir wohl eine gesetzliche Verordnung bewerten, die es einem Feuerwehrmann untersagt, sich in 25 Metern Höhe an einer Leiter fest zu halten, um mit beiden Händen "helfen" zu können? Absurd!

    Ich überlese das Geschriebene gerade. Herrjeh, muss man das tatsächlich so ausführlich darlegen? Wohl schon - denn sobald man eine Immobilie sein Eigen nennt und selbige zur Miete anbietet, wird ebenfalls "soziales Engagement" eingefordert. Das ist ja auch grundsätzlich in Ordnung! Wenn jedoch Verordnungen greifen, die den Erhalt des Objekts, der "Hilfe-Substanz", in Frage stellen - sollte dann nicht auch die "Eigensicherung" an erster Stelle stehen, stehen müssen? Immobilieneigentum, das ich nicht mehr sinnvoll einsetzen kann oder darf, fällt über kurz oder lang auch für "soziales Engagement" aus. Und dann?

    In meinen ehrenamtlichen Funktionen habe ich Lebenszeit geopfert, Zeit, die mir für meine Familie fehlte. Im Gegenzug habe ich Dankbarkeit und Freude wahrgenommen. Dass (bei Arbeiten am Kindergarten) auch der eigene Nachwuchs profitierte, hat diese Tätigkeit wohl kaum kontaminiert und wertlos gemacht. Also: hier habe ich eine Gegenleistung ideeller Art empfangen. Für eine Vorleistung, die ebenfalls auf Idealen gründete. Ich fand das angemessen. Denn es war eindeutig keine Einbahnstraße!

    Darf ich nun keine Gegenleistung erwarten, wenn ich (ohne Not, wohlgemerkt - es ist meine freie Entscheidung) auch zählbare Fakten in Form eigenen Vermögens einbringe, hier also eine Mieteinnahme, die es mir attraktiver erscheinen lässt, dieses Mietobjekt zu betreiben als das gleiche Geld in Restaurants, für einen flotten Sportwagen, für Reisen usw. auszugeben?

    Die letztgenannten Späße haben mit einem "sozialen Engagement" kaum zu tun. Aber niemand zieht mir deswegen eine gesetzliche Zwangsjacke über. Das gleiche Geld in einer Immobilienanlage legt mir jedoch eine "Verpflichtung" auf? Am Ende eine Solche, die meine finanzielle Existenz gefährdet, da ich ja aus "sozialen Erwägungen" keine "Eigensicherung" betreiben darf? DAS hätte ich denn doch gerne mal ganz konkret erklärt. Denn dazu sagt Art. 14/2 GG nichts.

    Ein Koffer voll Bargeld verpflichtet zu nichts, dessen Investition in eine Immobilie dreht mir u. U. die Gurgel um? ?(


    Hier wird "soziales Engagement" zur Einbahnstraße. Das steht so nicht um Grundgesetz, allenfalls als Begriff, der darüber aber zur hohlen Phrase verkommt. In der praktischen Auswirkung ist es eine reine Perversion dessen, was gefordert wird.

    garnicht wählen gegangen

    Ja, gerade in diesem Punkt bin ich bei Dir!

    Nur: in Foren (nicht unbedingt wie Diesem hier, aber es gibt ja auch andere Stellen und Quellen) werden rege Diskussionen geführt, ob derer man sich fragt, wie denn so manches Wahlergebnis hat zustande kommen können. Aber klar, in den Foren regen sich politisch Interessierte, vielleicht auch Aktive in nicht repräsentativer, großer Zahl. Die Masse der Wahlberechtigten geht jedoch den Weg alter Trampelpfade entlang, lässt sich von Bauernfängereien beeinflussen (wie eben der Mietpreisbremse nebst Anhängen) - oder (und das empfinde ich als bedenklich) bleibt der Urne fern.

    Bezieht man eine Presselandschaft hinzu, bei der man oft genug das Empfinden hat, dass die Berichte aus einer zentralen Abholstelle empfangen werden, entsteht beim Publikum zwangsläufig der Eindruck, dass es sowieso sch...egal sei, wen oder was man wähle. Und eine GroKO wie die jetzige, die ohnehin alle Unterschiede verschwimmen lässt, tut ein Übriges.

    Ein Kollege hat im Netzwerk ein sehr nettes Posting gebracht: "Tja Herr Maas, jede Menge leerstehende Wohnungen im Überfluss, die kein Mensch braucht. Nicht in Buxtehude oder sonst wo, nein u.a. in der Landeshauptstadt NRW, Düsseldorf mit aktuell 2658 Wohneinheiten. Klassisches Beispiel für eine verfehlte Wohnungspolitik. Da wird Ihnen auch ein Bestellerprinzip nicht auf die Sprünge helfen. Wie hilflos doch die Politik ist. Ich bin für eine Diätenbremse in Berlin und für ein kompromissloses Politiker-Erfolgs-Prinzip mit Sach- und Fachkundennachweis für alle Politiker. "WER NICHTS TAUGT FLIEGT". Sie, Herr Maas führen die "go-home-Liste" mit dem 1. Platz an."

    Er bezieht sich dabei auf einen Artikel in der Rheinischen Post. Aber der Vorschlag eines Sach- und Fachkundenachweises für Politiker hat die Phantasie der Teilnehmer in ungeahnter Weise beflügelt :thumbsup: . Wobei allerdings auch Kritik laut wurde: "Oha! Wenn das kommt, ist das Land ja führungslos."

    Nun gut, wenn man den status quo als "Führung bezeichnen mag... ?(


    Macht also die SPD Politik für Blöde?

    Knuddel, Deine parteipolitische Präferenz in Ehren. Und Dein Mautbeispiel ist völlig korrekt.

    Dennoch: in Deiner Pilippika um die 30 km/h in Köln hast Du (ebenfalls richtig) festgestellt, dass sich dieses "grüne" Gedankengut nur durchsetzen konnte, weil die Mehrheit einer anderen Partei, hier der SPD, dies ermöglicht habe. Auch das richtig und nachvollziehbar.

    Aber nun sieh mal nach Berlin. Wer hat die "sozialverträgliche" Mietpreisbremse auf dem Plan gehabt? Wer nicht? Und wer hat die Mehrheit? Wer hat den Unsinn also ermöglicht?

    Alles was Recht ist,Knuddel: ich sehe parteiübergreifend das gleiche Schema. Und hüben wie drüben stellt sich die Frage, wer denn letztlich der Dumme ist.

    Mir graust es bei der Vorstellung, wenn es den Leuten auf der Straße tatsächlich mal zu bunt wird. Weiß der Geier, welche ...löcher dann das Ruder ergreifen.

    Nur: diesmal kann danach niemand mehr sagen, er habe "von allem nichts gewusst". Das ist eine Perspektive, die mir Angst macht. Ganz ehrlich! Denn außer (mit wenigen Ausnahmen) Schwätzern ohne Sachverstand, aber viel Meinung sehe ich derzeit nichts in Berlin.

    Vermieter, die bisher provisionsfrei vermietet haben, erhöhen plötzlich die Miete

    Nein, nicht "plötzlich". Aber wie ich eingangs beschrieben habe, haben sich - hauptsächlich aus Verunsicherung ob der Zukunft heraus - bereits erste Mieterhöhungen ergeben. Dies, wohlgemerkt, von Eigentümern, die unterhalb der Möglichkeiten des Mietspiegels angeboten haben und dies auch jetzt noch tun!


    Was de facto bedeutet, dass auch nach Inkrafttreten der neuen Regelungen noch "Luft nach oben" besteht - und damit das letztendlich den Mietspiegel bestimmende Gesamtangebot teurer machen wird. Wieso sollten Eigentümer, die sich keines Maklers bedienen wollen, denn auf die Möglichkeit einer höheren Einnahme verzichten wollen?


    escape, bei allen hehren Vorsätzen um "soziale Gerechtigkeit" u. dgl. m.: nichts, kein System, keine Idee, keine Ideologie auf dieser Welt, gleich in welchem Staat, in welcher Regierungsform, in welcher Gesellschaftsform hat je Bestand gehabt, wenn sie letztendlich den einfachsten Grundsätzen der Ökonomie nicht gerecht wurde, was aber nicht allein finanziell zu betrachten ist! Mit dem Wandel unserer Vorfahren von Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern (der einzigen wirklichen "Revolution" der Menschheitsgeschichte) hat sich zugleich der homo sapiens als homo oeconomicus etabliert. Das sitzt im menschlichen Grundverständnis, und ob wir es wollen oder nicht, ob wir es verdammen oder gut heißen: es ist Teil unserer Natur, unseren jeweiligen Vorteil zu suchen. Das beginnt mit der simplen Tatsache, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten eine Gerade ist und daher begangen wird - und es endet in einer modernen Gesellschaft unserer Prägung mit dem Prinzip der individuellen Gewinnmaximierung. Und ganz unabhängig vom Immobilienmarkt: immer da, wo aus als "sozial" dargestellten Erwägungen von welcher Obrigkeit auch immer Eingriffe erfolgten, geschah dies in letzter Konsequenz zu Lasten der Allgemeinheit. Und da trifft es eben in erster Linie die "sozial Schwächeren". Sollte denen nicht doch gerade geholfen werden?

    Das ist auch jetzt absehbar. Sowohl die Auswirkungen des "Bestellerprinzips" (im Widerspruch zur Rechtsprechung des BGH aus 2012) wie auch die der "Mietpreisbremse" zeigen - ganz einfach aufgrund natürlichster menschlicher Verhaltensschemata - Folgen, die jeder Person eingängig sein müssen, die sich nicht irgendeiner ideologisch motivierten Fata Morgana verschrieben hat, die in letzter Konsequenz zu Lasten Derer gehen, denen man im Wahlkampf ein Versprechen gegeben hat.


    Was hat das mit dem "sozialen Engagement" einer Berufsgruppe zu tun?


    agrippinensis (hier hoffentlich richtig geschrieben, seht einem halbseidenen "Immi" bitte solche Fehler nach) hat einen Beitrag einkopiert, in der ein Maklerkollege die Verfassungsbeschwerde seines Verbandes ankündigt (wieso das von einem "Schmunzeln" begleitet wird, weiß ich nicht, zumal ja gerade ein Artikel des Grundgesetzes diesen Beitrag überhaupt initiiert hat). Unser Verband, der bvfi, will (bisher, ich halte auch nichts davon) von einer Verfassungsbeschwerde Abstand nehmen (wir konzentrieren uns auch die Arbeit mit den Eigentümern). Wieso?


    Im Vorfeld haben unsere sich Verbandsmitglieder (wir sind am Bundestag akkreditierte Interessenvertretung der Immobilienwirtschaft) einerseits aus Verfassungssicht, andererseits aus mannigfaltiger Erfahrung in allen möglichen Ländern dieser Welt heraus gegen das Bestellerprinzip und gegen die Mietpreisbremse ausgesprochen. Ohne Erfolg. Etwas Schriftliches ist dazu natürlich nicht zu bekommen, aber die Aussagen waren frustrierend genug: mehr oder weniger direkt wie auch zwischen den Zeilen, so die notgedrungen informellen Berichte (das wäre ja politisches Harakiri, käme es schriftlich nachvollziehbar an die Öffentlichkeit), habe man Zustimmung erfahren. Ja, man habe Recht. Ja, die Argumentation sei logisch und nachvollziehbar. Ja, man wisse (!!!), dass das nicht so einfach wie geplant sei und die prognostizierten Nachteile mit sich bringen werde. Aber es sei kein Durchkommen möglich. Das Dingen sei zum Durchboxen verdammt, es sei "von oben" so gewollt, es komme, koste es, was es wolle, koste es, wen es wolle. Und so kam es denn auch.

    In diesem Klima eine Verfassungsbeschwerde? Wo man es doch publikumswirksam nur den "gierigen Vermietern" und den "Aasgeiern" von Maklern an den Kragen geht? Ich bitte Dich, escape: trotz anders lautender und nie geänderter Passagen im Grundgesetz, die unsere Streitkräfte als reine Verteidigungsmacht definieren, war es auch "politisch" gewollt, wieder Kriege zu führen, und der BGH hat selbst das abgesegnet! Wer will denn angesichts Dessen so naiv sein zu glauben, dass da eine "sozialverträgliche" Entscheidung nicht irgendwie durchgeprügelt wird, mit welcher "Begründung" auch immer?


    Aber mal eine ganz einfache Frage an Dich: Du schreibst von "angemessenen" und "überteuerten" Mieten. Woran erkennst Du den Unterschied? Wer bestimmt, was "angemessen" oder "überteuert" ist?


    Für jeden ideologiefreien Beobachter ist das einfach - das Marktgeschehen. Punktum! Wenn ein Angebot zu teuer wird, bleibt es liegen. Ganz einfach. Der Anbieter wird schon merken, was geht und was nicht. Und solange es (bei Angeboten in Lagen wie Braunsfeld, Sülz, Klettenberg usw.) Mieter gibt, die auch aus meiner Sicht aberwitzig hohe Mieten für teils qualitativ fragwürdigen Wohnraum zu zahlen bereit sind (und, nebenbei, mir "eine Monatsmiete schwarz auf die Hand" anbieten, wenn ich sie gegenüber Mitbewerbern bevorzuge - kein Witz!), greifen menschliche Grundverhaltensmuster. Wo jemand einen Preis für was auch immer zu zahlen bereit ist, wird der auch gefordert werden können. Irgendwer empfindet das immer noch als "seinen Preis wert", auch, wenn es bei logischer Betrachtung genau so abwegig ist wie die aus heutiger Sicht lächerliche Hype, die dereinst die Preise für holländische Tulpenzwiebeln in astronomische Höhen trieb.


    Sozial? Ja, eine schöne Utopie. Irgendwer zahlt die Zeche. Und er sucht Auswege oder Ersatz. Ich habe zwei Mal (ohne dass darauf eine Reaktion gekommen wäre) auf die jedermann nachvollziehbare Verzwanzigfachung der Steuern- und Abgabenlast seit den 60er Jahren hingewiesen, die uns heute allen (!) um die Füße hängt. Die Fülle an Wohltaten will ja finanziert sein. Und wen belastet es am allerschlimmsten?


    Es war noch nie so unsozial, "sozial" zu sein wie heute. Weil das Problem immer mehr verschärft wird - sei es in bester Absicht. Und das ist nicht auf die Immobilienwirtschaft beschränkt: es ist ein steter Kampf gegen die menschliche Natur.

    Wo liegt da das Problem der Makler

    Für Makler, die diese Bezeichnung verdienen, gibt es kein Problem, escape. Wenn es auch allgemein geltendes Recht auf den Kopf stellt und einen Sonderfall kreiert.

    Denn wir bekommen auch weiter unser Geld. Halt vom Eigentümer. Und der preist es in die Miete ein. Also bezahlt der Mieter letztendlich trotzdem (was als "mieterfreundlich" und "sozialverträglich" apostrophiert wird). Durch diese Handhabe zahlen dann auch die Mieter, bis bislang provisionspflichtigen Angeboten aus dem Wege gehen konnten. Und vor allem: sie bezahlen sogar die entsprechend erhöhte Miete dann noch weiter, wenn der gierige Vermieter die Kosten unserer Leistung schon wieder herein geholt hat. Eigentlich kleines Einmaleins, das nicht einmal Fachkenntnisse erfordert.

    Aber wir sind ja "sozial". Und "verantwortungsbewusst". Denn, zum Donnerwetter: irgendwie müssen ja die Gesellschafts- und Sozialklempner ihre Theorien praktisch umsetzen. Wo bliebe sonst die Existenzberechtigung?

    Wobei einmal mehr der Kernspruch von Georg Friedrich Wilhelm Hegel greift: "Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie überein stimmen - umso schlimmer für die Tatsachen"! :D

    um sie anschließend 'kaputt zu sanieren', oder sich ausschließlich zum Zwecke des Mietermelkens Wohnungseigentum zulegt

    Und genau das, liebe agr..., habe ich gemeint, als ich schrieb, dass Dein Beitrag von der recht einseitigen medialen Darstellung getragen ist.

    Fangen wir mal an. Was, ganz konkret, bezeichnest Du als "kaputt Sanieren"? Wer definiert diese Begrifflichkeit?

    Keine Frage: solche Leerstände, wie Du sie beschreibst, gibt es. Und ganz gewiss kann man in einigen Fällen einen durchaus als kriminell zu bezeichnenden Hintergrund nicht ausschließen. Aber: woher erkennst Du als Außenstehende(r), warum und wieso da etwas leer steht? Oftmals stoßen wir auf Uraltbauten, deren Eigentümer mit von ihnen unbezahlbaren Sanierungsauflagen belastet werden, weil da z. B. Baustoffe Verwendung fanden, die in den 60er Jahren en vogue, heute aber ein absolutes No Go sind. Eine Grundschuld belastet die Eigentümer, vermieten dürfen sie nicht, ein Verkauf in diesem Zustand ist nur mit Abschlägen möglich, angesichts Derer sie sich gleich einen Strick nehmen können. Da kommt ein Insolvenzverfahren auf die Leute zu, das neben allen persönlichen Konsequenzen nicht nur sehr langwierig ist, sondern auch der dem Leerstand zugrunde liegenden Problematik keine Abhilfe zu schaffen vermag. Aber nach außen hin erscheint da ein Block als verfallende Ruine, in die der Eigentümer kein Geld zu stecken bereit ist und am Ende noch eine "Luxussanierung" anstrebt. Wobei dies der nächste Kampfbegriff der Medien ist, der einer nachvollziehbaren Definition bedürfte.

    Aber das nur am Rande. Bleiben wir mal bei den wirklichen "Ausfällen". Zählen wir diese (ich sage mal) böswillig leer stehenden Wohnungen bundesweit zusammen. Da werden mit Sicherheit einige hunderte oder tausende zusammen kommen, unbestritten!

    Und nehmen wir ferner an, es gäbe da einen gangbaren Königsweg, diese Leerstände innerhalb eines halben Jahres (auch nur beispielhaft) ihrer eigentlichen Verwendung zuzuführen. Wie, glaubst Du, wären die Auswirkungen auf die grundlegenden Probleme des Immobilienmarktes im Großen?

    Ich sage Dir: gleich Null!

    Dass diese (wenn auch vorhandenen, aber) recht wenigen Wohnungen sich eine recht großen medialen Aufmerksamkeit erfreuen, ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass die Presse natürlich Außergewöhnliches der Normalität vorzieht. Der Konsument will das so. Oder interessieren Dich tagtägliche und seitenlange Berichte darüber, dass z. B. der Eigentümer Max Meier auf ein zufriedenstellendes, seit 15 Jahren währendes Mietverhältnis mit seinem Mieter Otto Müller zurück blickt?

    Es ist dieses Ungleichgewicht in den Medien, das (wie natürlich auch in vielen anderen Bereichen des Lebens) zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung führt. Da bekommt dann auch einmal fast jeder Leerstand einen "kriminellen" Background, da hat man es mit einem "Miethai" zu tun, was auch sonst!

    Ganz aktuell aus meiner Tätigkeit führe ich da einen Eigentümer ins Feld, der vor ca. 3 Monaten ein vom vorherigen Eigentümerkonsortium seit Jahren vernachlässigtes Mehrparteienhaus von 35 Wohneinheiten erworben hat. Der Zustand des Gebäudes schreckt schon rein optisch solide Mietinteressenten ab; die Hausgemeinschaft hat einige Mitglieder, die Du sicherlich auch nicht als Nachbarn schätzen würdest. Aber im Sinne des zuvor üblichen "Hauptsache vermietet!" hat sich auch ein Mietpreisgefüge etabliert, das Problemmieter solcher Prägung anzieht - aber eben auch keine Mittel für Instandhaltung und Substanzerhalt bewirkte. Die ersten vom neuen Eigentümer ergriffenen Maßnahmen haben jetzt (wenn auch nur bedingt in diesem Mieterkreis und natürlich auch aus anderen Gründen) mieterseitig 3 Kündigungen eingefahren. Und gestern war der Eigentümer dann im Büro und bat mich um Auszüge aus meinem Maklerbuch, in dem ich meine Aktivitäten rund um ein jedes Angebot zu dokumentieren habe: dem Finanzamt ist es - mit Verlaub - scheißegal, ob nun nach einem Mieterauszug erst mal eine mehrere Wochen währende Sanierung für eine restlos - mit Verlaub - versaute Wohnung anfällt oder nicht. Da sind drei "Leerstände" in den Steuerunterlagen anhängig, und prompt wurde eine Stellungnahme erbeten, wieso und weshalb man denn nun bitteschön erst ein Mehrparteienobjekt erworben, dann aber prompt die Wohnungen "leer stehen" lasse.

    DAS, liebe agr..., ist die tägliche Praxis, DAS ist die abertausendfach gängige, aber wenig medienwirksame Realität, nicht die paar Geier am Markt. Zudem ist mir klar: die Wohnungen sind zum großen Teil im aktuellen Zustand nicht mehr weiter zu vermieten. Da muss investiert werden, und ich kenne den Eigentümer gut genug, um mir dessen sicher sein zu können. Das kostet viel Geld, das wird auf die Mieten umgelegt. Punktum! Wo siehst Du jetzt ein "Mietermelken"?

    Eine aus meiner Sicht vernachlässigte Ursache der verzerrten öffentlichen Wahrnehmung sind auch die freien Immobilienportale. (Nicht nur) hier hat das Internet eine Revolution am Markt eingeläutet. Portale wie ImmobilienScout 24, bei ihrer Einführung noch belächelt, buhlen heute mit "1,5 Mio. Anfragen pro Monat" um Inserenten. So weit, so gut. Was aber keine Berücksichtigung findet: mehr als ein noch gar nicht näher definiertes Interesse zeigt diese Zahl nicht an. Du würdest kaum glauben, wie viele Besichtigungstouristen sich einfach mal einen schönen Samstag oder Sonntag machen, um "mal zu sehen, was es so gibt". Ein Drittel (!) aller meiner individuell (!) abgesprochenen Termine fällt ins Wasser - die "Interessenten" tauchen erst gar nicht auf. Aber die Öffentlichkeit nimmt "1,5 Mio. Wohnungssuchende" zur Kenntnis.

    Wäre dem so, sollte doch rund um den Aachener Weiher eine Zeltstadt mit Obdachlosen zu finden sein, oder? Nein, die ist nicht da! Wie erklärst Du mir aber, liebe agr..., dass ich um eine (zufällig auch dem o. g. Eigentümer gehörende) Wohnung in Bickendorf einen siebenmonatigen Kampf führen musste, bis sich ein Mieter fand? Es war nicht der "Melkpreis", der einem Vermittlungserfolg im Wege stand. Nein, 75 % der Interessenten stellten denn abschließend fest, das Haus läge "zu weit draußen". Wenn ich aber etwas in Sülz, in Klettenberg, in Braunsfeld, in Lindenthal anzubieten hätte ("bezahlbar" natürlich), dann solle ich doch bitte dringend Kontakt aufnehmen. Der Wunsch nach einer anderen Wohnung, wenn auch legitim, ist nicht gleich bedeutend mit wirklichem Bedarf!

    In Deiner Antwort an Knuddel Schnööf verlangst Du von der "Politik", Sanierungen begünstigende Bedingungen zu schaffen. Genau aber in der dauernden Einflussnahme der "Politik" (das "Wohnen" ist ja ein "Grundrecht") liegt die Krux - es ist nicht die "Politik", die damit belastet wird, es ist die Allgemeinheit. Über Steuern und Abgaben, die, wie bereits erwähnt, 20 Mal so hoch sind wie noch vor 5 Jahrzehnten. Und ich will gar nicht in die Tiefe gehen, welche Anteil daran mit dem hehren Anspruch auf etwas gesegnet wurde, das irgendwo und irgendwie mit "sozial" und "gleich" zu tun hat. Mit welchem Ergebnis? Einmal mehr werden Forderungen laut, dass eben wegen dieser Belastungen aus "sozialen Erwägungen" Dieses oder Jenes zu tun sein sollte. Was aber natürlich "steuerneutral" sein müsse. Wie bequem, dass es da den Miethai", den "überflüssigen" Makler gibt, dem man an den Kragen gehen kann, nicht wahr?

    Knuddel Schnööf führt 6 % der Baukosten als Jahresmiete an. Im Grunde ist das ein seit Jahr und Tag kaum veränderter Wert. Was aber nichts über die tatsächliche Rendite eines Eigentümers aussagt. Schau mal, ich habe im April eine Wohnung im Uni-Center vermietet. 63 m², 650 € Kaltmiete. Wird dieser Eigentümer Deiner Meinung nach seiner "im Grundgesetz verankerten Verantwortung" gerecht? Wie, glaubst Du, kann das jemand von außen beurteilen? Ich kann dazu nur sagen, dass er die Kaltmiete nach Ende des vorherigen, gute 3 Jahre währenden Mietverhältnisses stabil gehalten hat. Es dauerte trotzdem fast 3 Monate, neue Mieter zu finden. Ich kenne die Unterlagen. Das Objekt erwirtschaftet eine Rendite von 0,74 % p. a. Vor Steuern, wohlgemerkt. Denn was dem Publikum verborgen bleibt, ist ein gerade in diesem Gebäude enorm großer Klotz an nicht weitergabefähigen Nebenkosten, die jeden Quadratmeter Eigentum dort mit ca. 5,-- € belasten. Die Mieteinnahmen reichen also gerade einmal aus, um das Gemeinschaftseigentum zu erhalten bzw., wie derzeit, neuen gesetzlichen Vorschriften anzupassen. Der damit verbundene, unvermeidliche Radau berechtigt aber schon zu einer Mietkürzung... Und wehe, ein Mieter erweist sich als fauler Fisch oder die Wohnung bleibt 2, 3 Monate unvermietet. In einem Gutachten kann ich für die Ermittlung von Ertragswerten Leerstandskosten von ca. 2 % einkalkulieren. Ein Witz angesichts der Realität. Es ist die wohl Hunderttausende zählende Gruppe seriöser Eigentümer, die für die Verfehlungen einiger weniger Leerstandsgauner oder wirklicher Absahner den Kopf hinhalten muss.


    Und es ist, abschließend, eben nicht "wumpe", wo man sein Geld einbringt. Denn es ist dem Gesetzgeber, der "Politik", der Öffentlichkeit, ja sogar Dir egal, wenn das Millionenerbe einfach verkonsumiert, in sachlich betrachtet unnützen Pillepalle gesteckt wird, ja es ist sogar wurscht, würde es schlicht und ergreifend versoffen, wie immer man persönlich dazu stehen mag.

    Aber wehe, man steckt es in eine Immobilie. Dann ist man plötzlich "verantwortlich". Schon komisch, oder?