So könnte die Schlagzeile im Sportteil lauten und auch dann würde spekuliert, würden Urteile gesprochen und jeder wüsste, wie es besser gelaufen wäre ... aus seiner ganz subjektiven Sicht.
Was ist passiert? Die Bundesversammlung hat gewählt, diesmal sehr lange. Gut, so lange wie noch nie, heißt es. Ist das so wichtig? Drei Wahlgänge sind vorgesehen. Wenn es dazu kommt, ist es ein abgekartetes Spiel, Machtdemonstration, Geplänkel?
So weit sind wir ja schon in Deutschland, dass wir von Wahl sprechen, wenn es nur einen Kandidaten gibt. Gibt es einen Gegenkandidaten, ist sofort von einer Kampfabstimmung die Rede. Seltsame Vorstellung von Demokratie.
Jetzt drei Kandidaten, einer der Regierung, einer der Opposition und die AlibiFrau ohne echte Chance. Rein theoretisch könnte der Kandidat der Regierungskoalition, die über eine deutliche Stimenmehrheit verfügt, da einen Durchmarsch hinlegen. Auf den ersten Blick eher ein Symbol für die Durchsetzungskraft/Geschlossenheit der Regierenden, die es ja wohl so auch verstanden wissen wollten, wenn sie sich nicht mit der Opposition auf einen Kandidaten einigen mögen ... denn ein Zeichen für Demokratie.
Nun handelt es sich bei der Wahl des Bundespräsidenten aber grundsätzlich um eine freie Wahl, Staatsraison und Machtpolitik sollten da ger keine Rolle spielen ... nur das Gewissen des Wählenden. Da wird es natürlich schwierig. Wer versteht schon immer sein Gewissen richtig ... jeder belügt sich selbst am leichtesten?
Der lange Weg des Christian Wulff wird je nach politischer Weltsicht jetzt als Schlappe für die Regierung gedeutet, oder als Versagen der Linken. Christian Wulff ist jetzt mit der Linken gewählt worden, auch Gauck hätte nur mit der Linken gewählt werden können. Warum die ihre Kandidatin zurückgezogen haben, ist mir noch nicht ganz klar. Mehr Kalkül als Demokratie? Sie hätten zumindest mit einer Wahl teilgenommen. Wenn für einige kein wählbarer Kandidat mehr da ist, muss man diesen wohl auch die Stimmenthaltung zubilligen, als demokratisches Recht.
Ob es eine Schlappe für die Regierenden war, wird sich an der weiteren Diskussion zeigen, an der innerparteilichen Kritik, die nach außen dringt. Gut vorstellbar, dass die Koalitionsparteien sich nicht genügend um Konsens bemüht, Kritik intern zu wenig ausgesprochen und diskutiert haben, so dass jetzt für einige ein Denkzettel nötig war. Das wäre dann auch für mich ein Zeichen von Führungsschwäche. Aber nicht, weil das Basta gefehlt hätte ... das hat in einer Demokratie ja gar nichts zu suchen, sondern weil die Überzeugungsarbeit, das Ernstnehmen der anderen Meinung, die Suche nach dem gemeinsamen Ziel eben doch hinter einsamen, machtpolitischen Entscheidungen in den Hintergrund rückte.
Ich habe das Medienspektakel um diese Wahl allerdings nicht verfolgt, nur mitbekommen, was sich nicht verhindern ließ. Ich hatte zuletzt auch mit einem Durchmarsch für Wulff gerechnet und hätte dies dem Machtwillen der Regierenden zugeschrieben. Wenn es jetzt anders gekommen ist, hat das für mich auch eine positive Seite. Im übrigen traue ich Wulff durchaus zu, dass er ein guter Präsident sein wird ... auch wenn ich ihn nicht gewählt hätte.