Wenn du mich lieben würdest ...

  • Gibt es das Golden Goal im Geschlechterkampf? Ein Schuss und das Männerteam liegt flach? Was zum Teufel, passiert da eigentlich?


    Auch hier im Blog wird der Geschlechterkampf nicht nur regelmäßig in Beiträgen thematisiert, er zeigt sich auch in vielen Kommentaren immer wieder. Meist wird dem Mann sein Streben nach Dominanz vorgeworfen, die Macht, die er sucht und dann unter Umständen mit seiner körperlichen Überlegenheit auch als physische Gewalt ausspielt. Die Frau erscheint meist ... und nicht nur dann, als hilfloses Opfer.


    Aber was passiert tatsächlich im intimen Beziehungspoker? Es sind ja immer zwei beteiligt -einer alleine kann nicht kämpfen-, zwei, die eine starke emotionale Bindung haben, die sich wichtig sind, die sich lieben.


    Spielt der Mann mit Macht, setzt die Frau auf Beziehung ... und wird zur Erpresserin.


    Und der Mann nennt die Erpresserin Liebling. Sie liegt neben ihm im Bett und sagt: Ich verstehe dich nicht. Ich würde nie versuchen, mit dir zu schlafen, wenn ich sehe, dass du erschöpft bist. Dieser Egoismus ist mir einfach fremd ...


    Erpressungstechnisch eine Glanzleistung: Zunächst wird liebevoller Verständniswille vorgetäuscht ... und schon Nanosekunden später in vollen Druck umgewandelt. Der Mann ist schlecht, er verletzt den kategorischen Imperativ und tut der Frau an, was sie ihm nie antun würde. Ihm bleibt nur die Freiheit zu entscheiden, ob er ein pathologischer Egoist sein will, der abstreitet ein pathologischer Egoist zu sein ... oder einer, der es zugibt. Wir befinden uns im Minenfeld der emotionalen Erpressung und die wird zum Biss einer Kobra, je näher am Herzen, desto wirkungsvoller.


    Wenn die emotionale Lebensabschnittsgefährtin ihre Wünsche erfüllt haben will, sagt sie: Warum gerate ich immer an so unsensible Männer?, oder: Wenn du mich lieben würdest, hättest du dich gar nicht mit dieser Karin abgegeben! Will sie verhindern, dass der Mann am Wochenende mit seinen Kumpels unterwegs ist, sagt sie: Es fällt ja auch anderen schon auf, wie wenig du dich für mich interessierst.


    Die Erpresserin droht mit Liebesentzug, stöhnt leise, wenn der Mann es hört, leidet demonstrativ tapfer, wenn sie sicher ist, dass es bemerkt wird und lässt ganz zart Schuld auf sein Haupt rieseln. Sie meint es nicht böse, wenn sie sagt, dass er ihr den ganzen Tag verdirbt, wenn er keine Lust hat, mit ihr joggen zu gehen, sie verfällt in ein angelerntes Muster und setzt auf Ohnmacht.


    Und im intimen Beziehungspoker bestimmt meist der Schwächere das Spiel. Wenn einer erschöpft ist, ist die Fahrradtour zu Ende, wer weniger Lust hat, bestimmt die Orgasmus-Quote, wer nicht mehr will, das Ende der Beziehung. Männer ziehen anders in den emotionalen Krieg, mit entwertenden Worten, mit Lautstärke, Drohungen, Geld und Status.


    Aber das Golden Goal: Du bist einfach beziehungsunfähig, haut den stärksten Mann um, er hat versagt, er hat die Schuld.


    Erstveröffentlichung 30. 6. 2008

  • ... der erste Kommentar auf meine Rohfassung im Verein Wer zuletzt lacht ... im stadtmenschBlog des KStA


    30.06.2008 | 22.47 Uhr | WilIiTiVi


    Hallo escape,
    lass' bei der Überarbeitung bitte etwas von der Urfassung übrig. Ich fand diesen Newsblog sensationell. Sollte er in den Hauptblog gelangen, steht Dir sicher eine endlose Kommentarleiste ins Haus. Der Kampf der Geschlechter kann beginnen. *schmunzel*


    Gruß Willi


    PS: Sei Dir klar darüber, dass Du vermutlich den Zorn Deiner Geschlechtsgenossinnen auf Dich ziehst (aber ich glaub', das kannst Du verkraften). ;-))


    Das Thema als solches ist schier unerschöpflich


    Willi hat recht behalten: 131 Kommentare -das waren noch Zeiten;-)- und ich hab mir allerhand sagen lassen dürfen von meinen Geschlechtsgenossinen ;)


    Die männliche Pespektive einzunehmen, macht ein weibliches Wesen wohl sehr verdächtig. Die Argumente waren z. T. abenteuerlich ...

  • Und der Mann nennt die Erpresserin Liebling. ???????


    Mama hat einen Hasen zum Abendbrot gemacht. Da die Kinder dieses Tier sehr lieb hatten, verheimlicht sie ihnen die Wahrheit.
    Der kleine Junge isst mit sehr viel Appetit und fragt seinen Papa, was es denn ist.
    Der Papa sagt ganz stolz: "Ratet einmal! Ich gebe euch einen Hinweis. Ab und zu nennt Mama mich so!"
    Da spuckt die Tochter alles aus und sagt zu ihrem Bruder: "Iss das bloss nicht, das ist ein Arschloch!"

  • Emotionale Erpressung ist nicht auf Liebesbeziehungen beschränkt und wird natürlich auch nicht nur von Frauen ausgeübt. In der Regel weiß der Erpresser nicht, was er tut.


    Emotionale Erpressung geschieht unbewusst und zielt auf das Gewissen, die psychische Instanz, die uns in Bezug zu anderen setzt: Vor den anderen schämen wir uns, wegen des Leids der anderen fühlen wir uns schuldig. Durch Schuld und Scham sind wir an die Regeln unserer Kultur gebunden.


    Wer sich vor emotionaler Erpressung schützen will, muss also nicht den anderen entwaffnen, sondern das eigene Gewissen. Geht es um Schuldgefühle, kann nur der Verstand entscheiden, ob man tatsächlich gegen gemeinsame Werte in der Beziehung verstößt, oder ob nur die Bereitschaft ausgenutzt wird, Schuld zu empfinden. Schweigt das Gewissen, schlägt die Erpressung fehl.


    Und natürlich muss man darüber reden ... ohne Vorwürfe, ohne Rechtfertigung. Man kann nur gemeinsam nach neuen Wegen zu suchen.