Blogger Marbez kritisiert bei den stadtmenschen, dass es zwar unbemannte Drohnen gibt, um unliebsame Menschen ohne gefährlichen "Nahkampf" zu töten, aber offensichtlich kein Mittel gegen den "weltweiten" Hunger:
Leider habe ich noch nichts von unbemannten Flugobjekten gehört, die lästige „Unkräuter“ rupfen, parasitäre Insekten vernichten oder erkrankten Pflanzen mit einer Dosis Medizin weiterhelfen. Eigentlich sehr schade!
Dabei ist doch immer wieder vom weltweiten Hunger die Rede und über dem Welternährungsprogramm scheint auch ein Damokles-Schwert zu schweben.
Flugzeuge, die gezielt Pestizide und Fungizide versprühen, gibt es. Allerdings sind sie bemannt und da sie aus Kostengründen nur auf intensiv genutzten, großflächigen Monokulturen eingesetzt werden, tragen sie nicht zur Bekämpfung des Hungers bei, sondern zur Effizienzsteigerung durch höhere ha-Erträge.
Hunger ist keine Folge einer weltweiten Nahrungsknappheit, denn für jeden Menschen stehen rein rechnerisch täglich mehr als 2500 kcal zur Verfügung, während der durchschnittliche Bedarf bei 2130 kcal/Tag liegt.
Im Kern ist Hunger eine Folge von Armut, und wenn 800 Millionen Menschen "hungern" -der Begriff ist nicht ganz korrekt, während im "reichen Norden" 40 % ?? der Lebensmittel in die Tonne wandern und Krankheiten durch Überernährung die Volksgesundheit und die Kassen belasten, dann kann man schon ins Grübeln kommen. Hungerprobleme im Süden und Ernährungsprobleme im Norden ... zwei Seiten einer Medaille?
Umverteilung heißt dann meist das -grundsätzlich richtige- Zauberwort. Nur ist auch hier das Zaubern nicht so leicht. Die unzureichende Nahrungsmittelproduktion der sogenannten Entwicklungsänder hängt nicht nur damit zusammen, dass für eine "tierische Kalorie" sieben "pflanzliche Kalorien" eingesetzt werden müssen ... der Fleischkonsum global betrachtet also eine Kalorienverschwendung darstellt.
Konkret leiden die Entwicklungsländer auch an ihren eigenen sozio-ökonomischen Strukturen:
- mangelnde Verfügbarkeit von Boden und Wasser für Kleinbauern und Landlose
- unangepasste Anbautechniken
- Anbau von Nahrungsmitteln für den Export (Casch Crops) auf Kosten von Grundnahrungsmitteln für die Eigenversorgung
- Ernteeinbußen durch Dürren oder Heuschreckenplagen
- Nachernteverluste durch fehlende Infrastruktur: Lager und Transportmittel
- Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen durch Bodenabtragung (Starkregen und Wind), Versalzung und Wüstenbildung
- Vernachlässigung des ländlichen Raumes zugunsten der Entwicklung von Städten und Dienstleistungen
- nichtdemokratische und korrupte Regierungen
- kriegerische Auseinandersetzungen
Bei dem komplexen Faktorengefüge ist auch Hilfe zur Selbsthilfe nicht leicht zu leisten.
Wenn allerdings Teile der in der EU aufgehäuften Fleischberge -das ist nur ein Beispiel- mit Hilfe von Exportsubventionen in die Erzeugerländer von Futtermitteln zurückkehren und dort den einheimischen Bauern ihre Märkte streitig machen ... dann schließt sich ein Kreislauf, den ich mit Franz Nuscheier* nur als pervers bezeichnen kann.
*Zwischen Malthus und Süßmilch. Genug Nahrung für alle? In: Misereor (Hrsg) Ernährung, ein Recht für alle. Unkel/Rhein, Horlemann 1997, S. 38 f.