un-gereimtes Allerlei

  • Corona

    Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.

    Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:

    die Zeit kehrt zurück in die Schale.


    Im Spiegel ist Sonntag,

    im Traum wird geschlafen,

    der Mund redet wahr.


    Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:

    wir sehen uns an,

    wir sagen uns Dunkles,

    wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,

    wir schlafen wie Wein in den Muscheln,

    wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.


    Wir stehen umschlungen im Fenster,

    sie sehen uns zu von der Straße:

    es ist Zeit, daß man weiß!

    Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,

    daß der Unrast ein Herz schlägt.

    Es ist Zeit, daß es Zeit wird.


    Es ist Zeit.

    Paul Celan (20.11.1920 -20.4.1970)


    Aus: Mohn und Gedächtnis 1952


    https://www.welt.de/kultur/lit…n-Himmelszeichen-war.html

  • Es war ein Stahlknopf irgendwo


    Es war ein Stahlknopf irgendwo,

    Der ohne Grund sein Knopfloch floh.

    (Vulgär gesprochen: Es stand offen.)

    Ihm saß ein Fräulein vis-à-vis.

    Das lachte plötzlich: Hi hi hi.

    Da fühlte sich der Knopf getroffen

    Und drehte stumm

    Sich um.

    Solch Peinlichkeiten sind halt nur

    Die schlimmen Folgen der Natur.


    J. Ringelnatz

  • Was es ist


    Es ist Unsinn

    sagt die Vernunft

    Es ist was es ist

    sagt die Liebe

    Es ist Unglück

    sagt die Berechnung

    Es ist nichts als Schmerz

    sagt die Angst

    Es ist aussichtslos

    sagt die Einsicht

    Es ist was es ist

    sagt die Liebe

    Es ist lächerlich

    sagt der Stolz

    Es ist leichtsinnig

    sagt die Vorsicht

    Es ist unmöglich

    sagt die Erfahrung

    Es ist was es ist

    sagt die Liebe


    Erich Fried

    Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.

  • Zum heutigen verregneten Pfingstmontag;)


    Fred Endrikat (1890-1942)


    Der Philosoph ohne Regenschirm


    Es ist nicht alles schön auf dieser wunderschönen Welt,

    Novemberstürme gibt es auch im Monat Mai.

    Beschimpfe nicht den Regen, der auf dich hernieder fällt,

    bedenk: Der meiste Regen fällt an dir vorbei.

  • Beim Anblick unzähliger Töpfchen, Tiegelchen und Tübchen voller "Schönheitscremes":fp

    Opfer der Werbung


    Eine Frau die wünscht wie irr sich,
    frische Haut, so zart wie Pfirsich.
    Und sie probiert es mit Massagen,
    Mit Salben, Bädern und Bandagen.
    Doch ihre Haut bleibt wie sie ist.
    Worauf sie ausruft: "Alles Mist!"


    Da spricht Helene Rubinstein:
    "Ich nehm von dir die Seelenpein!
    Mein frischer Saft von Apfelsinen,
    Wird quasi deiner Haut nur dienen!
    Das hohe C mit Vitamin
    Der Stein der Weisen - mein Rubin!


    Heut hat die Frau, die dem vertraut;
    Statt Pfirsich - nur Orangenhaut!

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