Equilibrio heißt Gleichgewicht

  • Diesen Namen wählte der Bildhauer Rolf Schaffner [1927 - 2008] für ein internationales Kunstprojekt, das 2009 in seinem Sinne fertiggestellt wurde. Die Idee der "Europa-Skulptur": Fünf Stelen aus Naturstein werden so aufgestellt, dass sie von Nord nach Süd, von Ost nach West "Meridiane des Friedens" bilden und so ein mögliches Gleichgewicht versinnbildlichen.


    Seit dem Jahr 2000 stehen in Ladehammeren bei Trondheim vier Blöcke aus Silbergranit, die zu einem sechs Meter hohen T aufgetürmt sind. Errichtet wurden sie auf einem Hügel, der im Krieg Standort einer Flakstellung der Hitler-Truppen war.


    Ladehammeren ist der nördlichste Punkt eines Friedenskreuzes, das Schaffner über Europa -und Asien- legte. Der Mittelpunkt, eine Stele in Bensberg bei Köln, steht seit 1997 im Skulpturenpark der Thomas Morus Akademie. Acht Jahre später wurde in Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, der östlichste Punkt geschaffen. Die "Stele Ost“ steht im Freilichtmuseum für Geschichte, Volkskunde und Architektur in Krasnoamejsk, einem im 18. Jahrhundert von Deutschen unter dem Namen "Sarepta“ gegründeten Dorf, das 1926 den weniger prosaischen Namen "Roter-Armee-Bezirk“ erhielt und 1931 als Stadtteil eingegliedert wurde, bevor die Volksdeutschen bei Ausbruch des Krieges in die Verbannung mussten.


    Sieben Jahre lang bemühte sich Schaffner um die Aufstellung seiner Stele. Weil ihm die Idee der Russen, das nötige Steinmaterial aus der Ukraine heranzuschaffen, wegen möglicher Radioaktivität nicht gefiel, mussten am Ende 12 Tonnen Granit von Köln nach Wolgograd transportiert werden. Eingeweiht wurde das Monument am 8. Mai 2005, dem 60. Jahrestag des Kriegsendes. Das war ganz in Schaffners Sinn: "Diese Stele war mir besonders wichtig. Dort war der Anfang vom Ende des Hitler-Deutschland.“


    Den Grundstein zu diesem Projekt legte Schaffner allerdings 1995 in seiner Wahlheimat Santanyí auf Mallorca. Auf einem Gelände am Fußweg nach Es Pontás (Cala Santanyí) platzierte er eine Stele, die den südlichsten Punkt, den Ausgangspunkt des Kreuzes markiert. Wie später in Köln, Trondheim und Cork verwendete er das Gestein der Region.


    Schaffners "Equilibrio“ (Gleichgewicht) hat in seiner mehr als dreizehnjährigen Geschichte so viele Sympathisanten und Förderer gefunden, dass es heute ein Eigenleben hat. Die Hartnäckigkeit des Bildhauers, der in seiner Jugend prägende Erlebnisse als Luftwaffenhelfer und Kriegsgefangener verarbeiten musste, der später als Künstler dem Rummel und dem Kommerz fernblieb, der in Santanyí ganz bescheiden lebte, weil er den Ertrag aus seinem Schaffen stets in neue Projekte steckte, überzeugte manchen Skeptiker. Trotzdem machte er sich keine Illusionen: "Man hält mich für einen Spinner, da ich vorwiegend auf eigene Kosten und ohne materiellen Nutzen Steine in die Landschaft stelle.“