Sechs Tage ist der Sturm auf das Capitol in Washington nun her.
Inzwischen sind ein paar Dutzend Stürmer verhaftet worden, einige Republikaner stellten ganz plötzlich fest, welch böser Bube ihr ranghöchstes Mitglied doch sein müsse und kehrten sich von ihm ab, 'soziale' Medien sperrten ihre Plattformen für den Dauernutzer Trump, die Demokraten beschlossen ein Impeachmentverfahren gegen den Noch-Präsidenten.
Und mehr noch:
Republikaner und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger sieht Parallelen zur Reichspogromnacht, Ex-Außenminister Colin Powell verlässt seine Republikanische Partei, das Trumpsche Golfressort soll nicht mehr Wettkampf-Austragungsstätte sein und selbst die Deutsche Bank beendet ihre langjährige Geschäftsbeziehung mit Mister Trump.
Ich will jetzt nicht die Ratten bemühen, die das sinkende Schiff verlassen...
Vielmehr interessiert mich der Blick auf die 74,22 Millionen Amerikaner, die in Trump 'ihren' Präsidenten sehen, sich durch ihn vertreten fühlen und ihn gewählt haben, ihm sogar mehr Stimmen gaben als bei der Wahl 2016.
Alle doof? Alle Faschisten? Oder doch auch ganz viele, die genug hatten von dem, was mit "Establishment" umschrieben wird?
Erinnern wir uns, 2016 schrieb die FAZ:
ZitatDie Wahl ist gelaufen – und ganz anders ausgegangen als erwartet. Die Wähler wollten den Wechsel. Dafür haben sie sogar für den Kandidaten gestimmt, der ihrer Ansicht nach weniger Erfahrung und weniger Bürgernähe besitzt. Und der nicht über das beste Urteilsvermögen verfügt. Der ihnen aber als ehrlicher und glaubwürdiger erschien. Das zeigen Nachwahlbefragungen, zu denen die Meinungsforscher in die Wahllokale ausschwärmten.
Laut den Daten der „New York Times“ konnte Trump weitaus mehr Stimmen weißer Amerikaner ohne Hochschulabschluss für sich gewinnen als die republikanischen Kandidaten vorheriger Wahlen. Sein Vorsprung gegenüber Clinton liegt bei etwa 40 Prozentpunkten. Weiße mit Hochschulabschluss tendierten weniger stark zu ihm, wählten ihn in der Mehrheit aber dennoch.
Um Trumps Vorsprung auszugleichen, hätte Clinton besonders viele Stimmen der Minderheiten – Afroamerikaner, Latinos und Amerikaner asiatischer Abstammung – gebraucht. Doch die blieben ihr versagt. Zwar stimmten diese Gruppen überwiegend für Clinton. Doch schaffte es die Kandidatin nicht, sie in dem Maße zu mobilisieren, wie es Barack Obama gelungen war.
2020 gewann Trump bekanntlich noch Wählerstimmen hinzu. Und wieder waren Bevölkerungsteile dabei, die ehedem den Demokraten zugeneigt waren und traditionell diese gewählt hatten.
Was bedeutet es also, wenn eine Partei ihre Stammwählerschaft verliert, statt dessen ein ausgewiesener 'Pöbler' gewinnt?
https://de.statista.com/statis…chiedenen-waehlergruppen/
Noch etwas:
Trump wurde 4 Jahre lang als 'Lügenbaron' verspottet. Geschenkt. Aber - was war denn vorher??
Nixon, Reagan, Bush und Bush, Clinton und Clinton
Aber klar doch - alles *hust* 'wahrheitsliebende' und 'grundehrliche' Politiker, die sich redlich-friedlich vor allem um die Belange des Volkes gekümmert hatten.
Nee, US-Amerikaner haben leider reichlich Erfahrung mit verlogenen Präsidenten.
Wieso sollten sie nicht für möglich halten, dass die letzte Wahl auf gefälschten Ergebnissen beruht?
Keine guten Startbedingungen für Biden.