Karneval in schweren Zeiten

  • Leev Jeckinnen un Jecke, Corona kläut uns de jemeinsame Sessionseröffnung, nit et Singe un Lache.

    Ävver diesmol anders: Bliev zohus!


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    Der Mottoschal von 1,5 Meter Länge hilft beim Abstand halten ...


    Kölsches Grundgesetz , aktuelle Fassung:

    11-11-diesmalnicht-GG



    Passt gut auf euch und eure Lieben auf ... bleibt gesund und zuversichtlich!:love::thumbup:

  • Liebe Kölnerinnen und Kölner, liebe Jecke von weiter draußen,

    der Elfte im Elften ist ein kölscher Feiertag. Wir feiern dabei weit mehr als nur den Auftakt einer wunderschönen Tradition, bei der uns die halbe Welt staunend zusieht – wenn sie nicht gleich zu Besuch kommt. Wir feiern die Liebe, die Freiheit und das Leben. Su lang mer noch am Lääve sin. Und damit kommen wir zu einem Problem.


    Denn in diesem Jahr bedeutet die kölsche Freiheit, überall und jederzeit mit jedermann zu feiern, Menschenleben aufs Spiel zu setzen. Das Leben unserer Großeltern, der Nachbarin oder der Kollegin mit Asthma. Unser Sessions-Motto von 2015, „Mer stelle alles op d’r Kopp“, ist in diesem Jahr von einem gänzlich humorbefreiten Virus gekapert worden.

    Wir sind der Versuchung zum Glück nicht ausgesetzt

    Darum werden wir am kommenden Mittwoch nicht mit neuen Freunden, Jecken von überall her, schunkeln und singen können. Und dieser Versuchung sind wir zum Glück auch nicht ausgesetzt, denn am 11.11. sind sämtliche Kneipen dicht. Bereits vor dem Lockdown hatten die meisten Kölner Kneipenwirte Verantwortung übernommen und angekündigt, ihre Orte der Geselligkeit freiwillig zu schließen.


    Trotzdem bleibt die Sorge groß. Vor allem bei denen, die durch das Coronavirus besonders gefährdet sind. Weil sie in unserer Stadt mit dunkelrotem Inzidenzwert zur Risikogruppe zählen. Oder weil ihre berufliche Existenz durch den Lockdown massiv bedroht ist.

    Das größte Problem, das sind wir alle

    Denn das größte Problem, das sind wir alle. Mit unserer kölschen Geselligkeit. Wenig geht über feiern mit Freunden. Aber derzeit geht das nicht. Auch nicht am 11.11.

    Und nein, Sie sind sicher nicht das Problem! Sie haben bestimmt schon beschlossen, brav auf dem Sofa sitzen und sich alte Karnevals-Sitzungen auf Youtube anzuschauen. Was mehr als in Ordnung ist. Denn natürlich bleiben wir glühend jeck. Im Kopf wie im Herzen.

    Selbst kleine Feierlichkeiten am 11.11. in Köln tabu

    Aber wissen das auch Ihre Kinder und Enkel, Ihre Nachbarn von unten und alle Ihre Freunde und Bekannte? Wenn Sie auch nur ein kleines bisschen unsicher sind: Sprechen Sie mit Ihnen. Sagen Sie, dass selbst kleine Feierlichkeiten am 11.11. in Köln tabu und Gäste von außerhalb diesmal leider nicht willkommen sind. Dass wir zusammenstehen müssen – indem wir nicht zusammen stehen.


    Und teilen Sie Ihnen mit, dass wir das kölsche Grundgesetz in dieser Corona-Session umgeschrieben haben. Et es wie et es? Nein! Diesmal nicht!


    Unterzeichnet von:

    • Carolin Kebekus, Comedian
    • Oliver Niese, Cat Ballou
    • Elke Heidenreich, Autorin
    • Guido Cantz, TV-Moderator und Redner
    • IG Gastro Köln
    • Christine Westermann, Moderatorin
    • Liz Baffoe, Schauspielerin
    • Henning Krautmacher, Höhner
    • Sven Welter, Paveier
    • Mo-Torres, Musiker
    • Erry Stoklosa, Bläck Fööss
    • Mike Kremer, Miljö
    • Jürgen Becker, Kabarettist
    • Volker Weininger, Kabarettist
    • Biggi Wanninger, Stunksitzungspräsidentin
    • Tobias Mintert, Barbetreiber
    • Björn Heuser, Liedermacher
    • Annette Frier, Schauspielerin
    • Alexander Wehrle, 1. FC Köln
    • Jürgen Domian, Moderator
    • Toni Schumacher, FC-Legende
  • Wer "Programm" will, kann das HIER bekommen:S:thumbup:

    www1.wdr.de › Nachrichten

    Es soll wegen Corona ein Sessionsstart ohne viel Karneval werden. ... Abends heißt es im WDR-Fernsehen "Köln singt zohus" mit den größten ... unter dem Motto "Denn wenn et Trömmelche jeht, dann bliev mer all zohus".


    Schild mit der Info, dass ein geschäft am 11.11. geschlossen bleibt

    (WDR)


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    "Et Hätz schleiht Zohuss" - "Das Herz schlägt Zuhause", steht auf dieser Absperrung. Stimmt, die Kölner Jecken halten sich dran.

    (WDR)


  • Süht et och su us, als jing de Welt hück unger

    Maach e Leech aan

    Nix bliev, wie et wor, alles drop un drunger

    Maach e Leech aan

    E Leech för die Stadt

    Un e Leech för die Lück

    Denn mir jläuve do dran

    Et Levve kütt zoröck


    Un mir singe Alaaf, villeich e betzje stiller

    Un dat, wat do wor, kütt janz bestimmp baal widder

    Kumm, mer singe Alaaf, denn süns sin mir verlore

    Un mir singe janz hösch för e besser Morje


    Wie ne kleine Panz met Angs em Keller

    Maach e Leech an

    Doch mir kumme dodurch, luur, et weed allt heller

    Maach e Leech an

    E Leech för die Jode

    Un e Leech för die Schlächte

    E Leech för die Krumme

    Un för die Jerächte


    Un ich singe Alaaf, villeich e betzje stiller

    Un dat, wat do wor, kütt janz bestimmp baal widder

    Kumm, mer singe Alaaf, denn süns sin mir verlore

    Un mir singe janz hösch för e besser Morje


    Da, wo jesunge weed, do los dich nieder

    Bös Minsche, die han kein Leeder


    Kumm, mir singe Alaaf, villeich e betzje stiller

    Un dat, wat do wor, kütt janz bestimmp baal widder

    Kumm, mer singe Alaaf, denn süns sin mir verlore

    Un mir singe janz hösch för e besser Morje

    Kumm, mir singe Alaaf, villeich e betzje stiller

    Un dat, wat do wor, kütt janz bestimmp baal widder

    Kumm, mer singe Alaaf, denn süns sin mir verlore

    Un mir singe janz hösch för e besser Morje

    Un mir singe janz hösch för e besser Morje

  • Karneval ist eine Jahreszeit, die 5te, die ich passioniert ablehne. Als Kind war das etwas anderes, weil wir uns herrlich verkleidet gegeneinander "abschossen", meist als Cowboys und Indianer.


    Die Geschmaecker und Ansichten sind wie so oft verschieden. In unserem Sonnenstaat hoerste und siehste nix von humpa taeteretetae. dh. die Montagsumzuege werden auch hier in vielen Staedten zelebriert. Spezielle Jeckenmusik wurde bisher noch nicht importiert.


    Gracias a diós 8o

  • :) jahrelang in der Mainz Altstadt gelebt, als Studentin habe ich das mitgemacht, später bin ich regelrecht geflohen davor, der Bahnhof eine einzige Nogo-area. Aber was ich gesehen habe, ist der Mainzer Karneval dann doch ein anderer als der Kölner. Nach den vollen Straßen, die mir letztes Jahr per Handy geschickt wurden, wundert man sich schon wieso da nicht ganz Kölle von diesem Virus niedergestreckt wurde :).


    Ich bin ja nicht so sangesfreudig... und daher doch eher Fan des politischen Karnevals und der Mainzer Vorstellung.

    Nur für Grippi von hier ein verhaltenes Alaaf :) ... Hellau ... auf nächstes Jahr

  • Aus dem "Postillon":


    Mittwoch, 11. November 2020

    Typisch Köln! Frau feiert Karneval, indem sie den ganzen Tag Maske trägt

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    Köln (dpo) - Das ist wahre rheinländische Lebensfreude! Pünktlich zum Karnevalsbeginn trug heute eine Frau aus Köln eine originelle Maske, die sie während des gesamten Tages aufbehielt. Die 27-Jährige ist bei Weitem nicht die Einzige.

    Sogar beim Bedienen ihrer Kunden trug Bäckereifachverkäuferin Simone Richter ihre himmelblaue Maske stundenlang vor dem Gesicht – in einer Karnevalshochburg wie Köln irritierte das niemanden. Im Gegenteil: Auch alle ihre Kunden trugen Masken.

    Als sie später in ihrer Mittagspause über die Domplatte spazierte, zeigte sich das Ausmaß der Karnevalsverrücktheit der Kölner: Nahezu jeder Passant war maskiert, viele mit bunten Farben und Mustern – und das, obwohl Karneval in diesem Jahr ausdrücklich ausfallen sollte.

    Einziger Wermutstropfen: Nahezu alle Karnevalisten wählten in diesem Jahr dasselbe Kostüm. Es bleibt zu hoffen, dass im Jahr 2021 wieder eine größere Vielfalt herrschen wird.


    ssi, dan; Foto: Shutterstock

  • Ja, diese Vorbehalte kann ich gut verstehen und erinnere mich mit Schmunzeln an sphinxies Berichte über die Unterschiede zwischen Wiesbaden und Mainz - ebsch Seit (?) <- -> "Schäl Sick" ^^


    Wer, so wie ihr, mit "Fasching" oder "Fastnacht" (politisch frech, oder als Winteraustreibung) groß geworden ist, dürfte dem genießerischen "Karneval" mit staunendem Koppschütteln begegnen. Schlimmstenfalls werden die offenkundige Lockerheit und anarchische Lebensfreude als Aufforderung zum hemmungslosen Saufen, Ko*zen, Wildpinkeln, zu strunzdoofer Anmache und ähnlich Unerfreulichem interpretiert.:thumbdown:

    Ganz, ganz falsch!


    Karneval, als letzte fleischeslustige Feierei vor der katholisch-strengen Fastenzeit war -und bleibt es hoffentlich weiterhin- im "Hillije Kölle" ein Fest der Sinne, der sozialen Gleichberechtigung und der Respektlosigkeit gegenüber den politisch Mächtigen in Stadt und Kirche.


    Verkleiden war früher weit weniger wichtig, heute ist das anders. Aber wenn schon Kostüm, dann doch bitte nicht die öde Massenware vom Großhändler!:rolleyes:

    Am 11.11. um 11.11 Uhr geht die 5. Jahreszeit los, die Stadt feiert sich selbst, was sie immer gern tut ... :)

    Es gibt den Sitzungskarneval mit Musik, Tanzcorps und Büttenreden, die häufig lieb-bräsig, aber auch offen politisch und sehr frech daherkommen. Ich empfehle die alternative Szene, Vorreiter war die "Stunksitzung", es folgten "Fatal Banal" und viele andere.

    In der Hochzeit der Drei Tollen Tage dominieren der Straßen- und Kneipenkarneval mit viel Musik und Tanz - und natürlich die Karnevalszöch.

    Gegen die Kälte helfen seit jeher gemeinsames Schunkeln und wärmende Umarmungen mit den bibbernden Mitmenschen links und rechts. Berührungsängste? Nö, woröm? Wat soll dä Quatsch?;)


    Allerdings haben die vielen saisonalen Touristen und eine lustig klingelnde Stadtkasse den Kölner Karneval zunehmend verändert, er wird mehr und mehr zum Wirtschaftsfaktor - zulasten des Brauchtums.

    Tagesgäste und Immis bestimmen in manchen Stadtteilen das Straßenbild. Man tobt sich an so genannten Feier-Hotspots aus, glaubt sich sprichwörtlich alles erlauben zu sollen, trinkt bis zum Umfallen und landet dann in Auffangstation, Klinik oder im günstigsten Fall zuhause, um dort halb besinnungslos auszudünsten.

    Die Einheimischen weichen prompt in ihre "Veedel" aus; einige Traditionsbands ("Bläck Fööss"u.a.) haben schon Auftritte zur Sessionseröffnung auf dem zentralen "Alter Markt" verweigert und spielten statt dessen am "Tanzbrunnen" auf der anderen Rheinseite ("Schäl Sick").


    Erfreuliche Veränderungen gibt's natürlich auch: Imi-Musiker nutzen den kölschen Hang zum Mitsingen, gründen Mundartbands und bieten ihre Lieder als ...öhm... "Kölsch met Knubbele" an. In der Hoffnung der Kölner anfürsisch sei tolerant genug. Die Anderen merken sowieso nix.

    Initiativen wie "Loss mer singe!" bringen Ur-Kölsche plus Imis in Schwung und sorgen für gemeinsamen Spaß an der Freud - und für Textsicherheit.

    Das Festkomitee stellte sich vor einigen Jahren der braunen Vergangenheit, seither ist das Thema Nazi-Faschismus im damaligen Kölner Karneval kein Tabu mehr.

    Insgesamt wird man aufgeschlossener in den eigenen Reihen, bezieht Jugend und Imis stärker ein, unterstützt die "Kölner-Kippa-Köpp" und lernt sogar, dass Frauen nicht nur schmückendes Beiwerk sind...8o


    Wisst ihr, vom 11.11. an gerechnet ist es doch verdamp lang hin, bis im Frühjahr de Sonn widder schön schingk. Bis an Wieverfastelovend der städtische Amtsschlüssel an die Frauen (Wiever) übergeben wird. Bis die Männer aller Symbole ihrer Männlichkeit verlustig gehen (Krawatten und Schnürsenkel , so vorhanden, werden gnadenlos gekürzt), und bis jeder Polizist (=Schutzmann ) avgebütz' werden darf.

    Und bis dahin bringen wir uns mit all dem kölschen Stuss und der Jeckness gut durch die dunkle kalte Jahreszeit, die wir die "Fünfte" nennen.


    Aber dieses Jahr ist alles anders, wie wir wissen.;(

    Brings haben es in ihrem Lied "Mir singe Alaaf!" #4 zum Heulen schön auf den Punkt gebracht.



    PS
    Beitrag zum besseren Verständnis für Immis und Imis nachträglich bearbeitet und ergänzt:)