Schwarzes Leben

  • Wieder einmal gibt es Jede Menge Action in Amiland. Rassenunruhen hat es vorher schon einige male gegeben, nur waren die bislang immer recht erfolglos. Wird es diesmal anders sein? Die Festnahme des Mörderpolizisten als Reaktion auf die Plünderungen beweist mal wieder, daß man mit Gewalt mehr erreichen kann, als mit friedlichem Protest. Die Bewegung "Black Lives Matter" ist nun auch nicht erst gestern gegründet worden. Dennoch störe ich mich seit jeher an ihrem Namen. Geht es dieser Bewegung doch weniger um das Leben von schwarzen Menschen auf der ganzen Welt, um ihr Leid, ihre Unterdrückung, sondern lediglich um das von Afro-Amerikanern. Es gibt zwar auch in Europa vereinzelte Proteste, die sich BLM anschließen, aber der Fokus liegt eben gänzlich auf den USA.


    Ich finde es unbestreitbar, daß auch in unserem postfaschistischem Land immer noch Minderheiten unterdrückt werden, daß auch hier Schwarze diskriminiert werden. Mal ein Beispiel:

    https://www.heise.de/tp/featur…chwarze-gibt-4771386.html


    Natürlich ist es bei uns bei weitem nicht so schlimm wie in den USA. Die Schwarzen, die bei uns leben, sind freiwillig hergekommen und wurden nicht als Sklaven entführt. Wir sperren sie nicht in Ghettos weg und verhindern systematisch ihre Aufstiegschancen. Deutschland ist strukturell auch eine egalitärere Gesellschaft.

    Dennoch finde ich sollte man, wenn man schon wie die Medien solche Sprüche wie "Black Lives Matter" nachruft, sich erst einmal um den Rassismus bei uns kümmern. Das Leid der Schwarzen in den USA sollte allgemein erst einmal in den Hintergrund treten, denn die USA sollten eigentlich in der Lage sein ihren Rassismus selbst zu lösen. In Afrika, in der Karibik, überall in der 3. Welt passiert das wahre Elend. Ein Elend das wir gerne kollektiv ignorieren. Das anscheinend auch nichts mit BLM zu tuen haben soll, obwohl es der Name eigentlich impliziert. Selbst die Moralaposteln von meiner geliebten Lügenpresse richten die BLM-Linse bewusst auf Industrienationen. Alle anderen Black Lives mattern dann wohl einfach nicht genug.

  • Gut, dass du das Thema aufbringst.

    Aber die Einschränkung auf "Schwarzes" Leben engt den Blickwinkel stark ein, meinst du nicht?

    Warum nicht "weißen Rassismus" auch als solchen benennen?


    Das betrifft nicht allein 'Schwarze', auch andere sind betroffen. Erinnern wir uns an die im (Kölner) Polizeijargon "Nafris" genannten Menschen, die pauschal der Gesetzesübertretung verdächtigt wurden - nicht nur zu Silvester 2015.

    Oder asiatisch aussehende Menschen, die seit der Coronakrise als gefährliche Virenschleudern verdächtigt werden.


    Eine Frau steht vor dem Brandenburger Tor, sie ruft in ein Megafon. (www.imago-images.de)

    Auch in Deutschland gibt es Proteste gegen Polizeigewalt in den USA, wie hier am 31.05. vor dem Brandenburger Tor. (http://www.imago-images.de)


    https://www.deutschlandfunk.de….html?drn:news_id=1136943


    Auch ist es nicht allein Polizeigewalt, auf die wir blicken und die wir verurteilen sollten.


    Wer schon einmal für Farbige/Geflüchtete/Ausländer eine Wohnung gesucht, auf einem Amt Papierkram erledigt, oder auch ganz simpel von ihnen erzählt hat, bekommt einen winzigen Einblick in die Probleme, mit denen sich die Betroffenen nahezu täglich herumschlagen müssen.


    https://www1.wdr.de/nachrichte…-nrw-deutschland-100.html


    Fangen wir einfach bei uns selber an. Es heißt nicht grundlos "Alltagsrassismus" ...

    https://www.zeit.de/campus/201…skriminierung-erfahrungen

  • Eine Buchempfehlung, die ich gerne weitergebe:

    Sachbuch: „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen“

    Von Hans Dieter Heimendahl
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    Ein Buch, das sensibilisiert für die Feinheiten der Ausgrenzung. (hanserblau)


    Alice Hasters‘ Erfahrungsbericht über die Suche nach der eigenen Identität erzählt eindrücklich vom Rassismus im Kleinen und Großen – und davon, wie Abgrenzungs-Muster entstehen. Hans Dieter Heimendahl schenkt das Buch seiner Ehefrau.

    Worum geht es?

    Ich verschenke dieses Jahr „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“. Es geht um das Leben einer jungen Frau. Alice Hasters ist 1989 in Köln geboren und dort aufgewachsen. Sie lebt inzwischen in Berlin und ist Journalistin. Und sie hat einen weißen Vater und eine schwarze Mutter. Sie erzählt von ihrem Aufwachsen – Schule, Pubertät, Studium – und davon, wie sie dabei immer wieder mit rassistischen Stereotypen konfrontiert wird. Wie sich ihre Identität als schwarze Frau in Deutschland entwickelt – und wie sie selbst dabei lernt, was Rassismus ist.

    Alice Hasters ist keine Rebellin, kein überempfindlicher Mensch, sondern eher jemand, der dazu gehören und es anderen nicht schwer machen will. Aber ihr wird es oft schwer gemacht. Und davon erzählt sie und das ist beeindruckend.

    Was ist das Besondere?

    Alice Hasters Buch kommt nicht als Anklageschrift daher, sondern als Erfahrungsbericht von der Suche nach der eigenen Identität, die nicht möglich ist, ohne sich über Rassismus im Kleinen und Großen Gedanken zu machen und die Muster von Abgrenzung zu verstehen. Das ist erkenntnisträchtig – denn es führt uns im Kleinen vor, wie tief unser Weltverständnis rassistisch geprägt ist und wie viele Klischees wir benutzen und weitergeben, ohne es zu merken. Und es ist berührend – denn Alice Hasters‘ Wunsch, einfach nur dazuzugehören, ist unser aller Wunsch.

    Selten offen aggressiv, häufig subtil ausgrenzend, gar nicht so selten naiv, wenn Menschen ihr ungefragt in die Haare fassen oder ihr selbstverständlich unterstellen, dass sie singen und tanzen kann, weil das Schwarzen ja angeblich auf irgendeine biologisch erbliche Weise mitgegeben sei. Wenn Weiße gut tanzen können, haben sie Talent, bei Schwarzen ist es angeboren. So subtil kann Diskriminierung sein.

    Smalltalk auf einer Party. „Woher kommst Du?“ „Aus Köln.“ „Und Deine Eltern?“ Offenbar war die erste Antwort nicht ausreichend, denn Alice Hasters ist schwarz. Und wer eine schwarze Hautfarbe hat, der kann ja nicht aus Köln kommen, zumindest nicht ursprünglich, und deshalb wird die zweite Frage gestellt. Das ist nicht böse gemeint, aber es zeigt im Detail, wie Ausgrenzung funktioniert und was Zugehörigkeit heißt – nämlich, dass solche Nachfragen nicht gestellt werden.

    [.....]

    (Quelle: Deutschlandfunk Kultur)

  • Um ehrlich zu sein, halte ich manche Erklaerungen was Rassismus sei, fuer komplett mental entgleist.

    Wir sollten erst einmal klaeren, ob es bei Menschen "Rassismus" gibt. Meiner Ansicht nach kompletter Unfug. Es kommt nicht auf unsere Hautfarbe oder kulturelle Erziehung an, sondern auf unsere gemeinsame Basis. Den homo sapiens.

    Und der beinhaltet nun einmal unterschiedliche Groessen, Haut- und Haarfarben.

    Ob sich jemand beleidigt oder diskriminiert fuehlt, liegt doch nicht an demjenigen, der angeblich beleidigt, sondern an der Person, an der die "Beleidigung oder Diskriminierung" gerichtet war.


    Ich gestehe, dass mir die Rassismusunterstellungen und die darauf folgenden Diskussionen dermassen auf den Senkel gehen, dass ich nur noch flip flops trage.


    All jenen, die sich ueber anderer Menschen Hautfarben und kulturelle Erziehung "lustig" machen, oder gar "diskriminieren", sollten unbedingt Studienreisen in andere Laender unternehmen, und lernen, wie Einheimische sich Fremden gegenueber verhalten.


    Obwohl die Masse in Venezuela dunkelhaeutig ist und zur indigenen Abstammung zaehlt, konnte ich in 22 Jahren nicht feststellen, dass man mir "rassistisches" Vokabular naeher brachte.

    Besser: Sie moegen mich, sind interessiert und fragen deshalb, woher ich komme, ob ich Familie habe und wie es ihr geht. Mich nervt die Fragerei, aber fuer sie scheint es wichtig zu sein, weil sie glauben, damit ins Gespraech zu gleiten.


    Das ist nicht böse gemeint, aber es zeigt im Detail, wie Ausgrenzung funktioniert und was Zugehörigkeit heißt – nämlich, dass solche Nachfragen nicht gestellt werden.

    Aha, wenn ich also im Berliner Dialekt die Frage mit: "aus Koeln" beantworte, und daraufhin nachgefragt wird: "und deine Eltern" ?, dann hat das was mit Ausgrenzung zu tun?

    Oder wie muss ich diesen Satz verstehen? In Deutschland herrscht geradezu eine Ueberempfindlichkeit der "Gutmenschen" , die in allem und nichts Ausgrenzung, Beleidigung und Rassismus sehen oder suchen. Beschaeftigt euch lieber mit euch und der gelebten Toleranz. Bildung in Form von Auslandsreisen taete gut.


    Saludos

  • Hinweis


    :!: Das im Beitrag #4 fälschlicherweise(!) agrippinensis zugeschriebene Zitat stammt in Wirklichkeit von Hans Dieter Heimendahl und wurde im Rahmen einer Buchempfehlung von Deutschlandfunk Kultur veröffentlicht. :!:


    Siehe hierzu den Beitrag #3

    Ja, das wissen all jene, die den Aufsatz von dem Hans Dieter gelesen haben.


    Nur: Wenn ich aus diesem Text zitieren moechte, erscheint dann: Zitat: agrippinensis.


    Lag also nicht an mir, dass dir der Bericht zugeschrieben wurde.

  • Mindfreak

    Ooch, wie man das System umgehen und damit ohne fehlerhafte Zuschreibung zitieren kann, hast du selbst mit diversen Beiträgen im Thread "Bleib mir bloß weg mit Corona!" gezeigt:
    Einfach das 'Copy 'n Paste Verfahren' anwenden.;)




    Zurück zum eigentlichen Thema:

    In der "Kölnischen Rundschau" gibt Architekt Eli Abeke eindrucksvolle Beispiele für Alltagsrassismus, wie er und seine Familie ihn häufig erlebt haben.


    https://www.rundschau-online.d…hnmachtsgefuehle-36782920

  • "Auch als andere Bauarbeiter ihm erklärten, dass er der Bauleiter sei, habe der Mann das nicht geglaubt und ihn als Ansprechpartner nicht akzeptiert. Der einzige Grund: Eli Abeke hat eine dunkle Hautfarbe."


    Als Transportunternehmer kann man hier in Vene sofort reagieren. Naemlich: den Fahrer entlassen. Es gibt zig Tausende, die einen Job suchen. In Deutschland ist das etwas problematischer mit Entlassungen, wie ich befuerchte ??


    Die Erziehung faengt im Kindesalter an. Und da scheitert es oft.:(

    Bildung gehoert fuer mich zu den wichtigsten Massnahmen, um Intoleranz und Respektlosigkeit einzudaemmen. Eltern und Schulen sind gefragt. Aufklaerung tut not.

    Letztendlich aber ist stets der Auszubildende fuer sein Handeln verantwortlich.

    Wer die emotionalen und mentalen Handlungsbeduerfnisse nicht in den Griff bekommt, wird spaeter eventuell als "Rassist" bezeichnet?

  • Warum nicht "weißen Rassismus" auch als solchen benennen?

    Weil das auch wieder rassistisch wäre? :)


    Rassismus geht nicht nur von Weißen aus. Meine muslimischen Freunde sind häufig Antisemiten. Ich kenne Schwarze, die es lustig finden mit ihren Fingern ihre Augenlider nach hinten zu ziehen und so tuen als seien sie Asiaten. Alle Menschen sind rassistisch.


    Erinnern wir uns an die im (Kölner) Polizeijargon "Nafris" genannten Menschen, die pauschal der Gesetzesübertretung verdächtigt wurden - nicht nur zu Silvester 2015.

    Tja, so etwas hat schon was von einem gordischen Knoten. Racial Profiling hilft erwiesenermaßen nunmal bei der Verbrechensaufklärung. Wenn Nordafrikaner nunmal prozentual mehr Sexualdelikte begehen, dann kann das durchaus ein legitimes Mittel zur Verhinderung von Straftaten sein. Tut man das nicht und die Vergewaltigungsraten gehen dementsprechend nach oben, wird man der Polizei auch wieder Vorwürfe machen, sie würden Frauen nicht schützen. Wie soll man es dabei nur allen Recht machen?


    Es gibt nunmal Kulturräume, die tendenziell mehr Kriminalität generieren. Ostasiatische Migranten gibt es in allen westlichen Ländern, aber bei denen macht man anscheinend kein Racial Profiling. Da sollte sich jeder mal fragen, warum das so ist.




    Zum Alltagsrassismus: Ich finde es tatsächlich häufig sehr schwierig nachzuvollziehen, weil ich es auch einfach nicht mitkriege. Wenn zB auf der Arbeit ein Rassist einen Kollegen mit Migrationshintergrund rassistisch beleidigt, dann macht der das meistens nicht, wenn die gesamte Belegschaft versammelt ist. Der macht das heimlich. Versteckt. Der weiß ja, daß ihm gerade hier in Deutschland dann schnell die Kündigung droht. Wenn der Beleidigte mich darauf anspricht, dann schenk ich dem jetzt auch nicht direkt Glauben. Bei mancher Person mag das vielleicht so sein, weil ich sie sowieso schon als Rassisten einstufe, oder zumindest es bei deren Persönlichkeit vermuten kann. Manchmal fühle ich mich aber dann schon vor dem Kopf gestoßen und kann erst einmal nicht glauben, daß diese Person so etwas gesagt oder getan haben soll. Ich kann ja auch nicht nur einfach einem Schwarzen pauschal solche Vorwürfe glauben, nur weil er schwarz ist. Das wäre zum einen auch wieder rassistisch und zum anderen sind Schwarze für mich auch nur Menschen. Und Menschen lügen.


    Viele Beispiele finde ich dann auch wenig hilfreich:

    Wenn Weiße gut tanzen können, haben sie Talent, bei Schwarzen ist es angeboren. So subtil kann Diskriminierung sein.

    Und was ist, wenn das vielleicht doch nur den Tatsachen entspricht? Andersrum funktionieren diese Sprüche doch genauso. Schwarze machen sich genauso darüber lustig, daß Weiße oder speziell Deutsche nicht tanzen können. Sie prahlen genauso damit, daß sie uns deutsche Frauen wegschnappen, größere Schwänze haben und generell besser ficken können. Ich nehme solche Sprüche dann auch mit Humor. Na gut, ich bin auch weniger von Alltagsdiskriminierung betroffen. Nur wenn sich Schwarze solch derben Humors bedienen, dann sollte man sich wirklich nicht über solch harmlose Witzchen wie das mit dem Tanzen beschweren. Das ist wenig zielführend und lenkt von dem echten Rassismus ab, wie eben die Benachteiligung bei der Wohnungssuche, auf Ämtern, bei der Jobsuche etc. oder eben das von dir zitierte Beispiel aus der Kölnischen Rundschau von dem schwarzen Architekten. Wenn ich so etwas lese fühle ich mich wirklich schrecklich, gerade weil das dann auch noch in Köln passiert.


    In dem Artikel stand leider nicht drin, was aus der Sache geworden ist. Bzw. ob man den Betonmischerfahrertypen irgendwie bestraft oder diszipliniert hat.


    Solche rassistischen Vorkommnisse werden sich unter Menschen wohl nie gänzlich vermeiden lassen, aber es ist schon wichtig zu zeigen, wie wir als Konsequenz damit umgehen. Vielleicht wurde dem Fahrer ja der Kopf rasiert, er hat seinen Fehler eingesehen und sich sogar bei Herrn Abeke entschuldigt. Das wäre ein schönes Ergebnis.


    Zitat

    Eine traumatische Erfahrung, die auch sein neunjähriger, in Köln geborener Sohn wiederholt gemacht hat. Vor einiger Zeit habe ihn eine ältere Frau in der Straßenbahn als „du kleiner N....“ beschimpft, der ihr gefälligst Platz machen solle.

    Das könnte meine Großmutter gewesen sein. Die war eigentlich ein herzensguter Mensch, aber sie ist eben auch in einer Kultur groß geworden und erzogen worden, die voller rassistischer Vorurteile war. Ich sage bewusst, daß dies nun in der Vergangenheit liegt, weil ich in der Hinsicht völlig anders erzogen wurde. Meine Mutter hat sich mir gegenüber immer über diesen Rassismus ihrer eigenen Mutter ausgelassen. Ich bin in der Schule mit einem weitaus liberaleren und toleranteren Weltbild konfrontiert worden, nicht nur weil der Großteil meiner Mitschüler und somit auch mein Freundeskreis einen Migrationshintergrund hatte und immer noch hat.


    Diese Entwicklung macht mich eben zuversichtlich, daß solche Vorfälle immer weniger werden.

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