Schwarzes Leben

  • "Weiteres Wortgeplänkel wird dem Thema wirklich nicht gerecht"


    Stimmt.

    Welche Begriffe dem Thema gerecht werden , welche kolonialistisch-rassistisch tradiert sind und verletzen - oftmals ganz ungewollt - erläutert Karina Fuchs.



    rtl.de

  • Koloniale -rassistische- Spuren in unserer Sprache, am Beispiel des vermeintlich positiven Begriffs "fair".

    Danke fuer den Beitrag der jungen Frau. Sie sagt genau das, was ich zum X..sten mal geschrieben habe.

    Zum einen, dass wir schon als Kind so erzogen werden, wie wir uns heute verhalten. (2.40 min)

    Zum anderen, dass sie Begriffe wie "fair" umdeutet. (Ende des Beitrags)

    Und genau davon spreche ich bei Rassismus, der nachweislich eine falsche Bezeichnung darstellt, wenn es um Menschen verschiedener Hautfarben geht !


    Es braucht seine Zeit, bis die traege Bevoelkerung umdenkt. Wahrscheinlich Generationen?

    Wir haben Jahrhunderte? die Woerter "Neger" und "Mohr" benutzt. Dann kam die Empfehlung, Verordnung, die Termini nicht mehr zu verwenden.


    Wieso sollte es eines Tages nicht bei "Rassismus" genauso sein ?

    Ok. Ihr koennt euch weiterhin mit "Rassismus" beschaeftigen. Ich dagegen bevorzuge den Ausdruck:


    Antipathie !


    Beinhaltet jede Art von "Nicht moegen" und alle Hautfarben!



  • Der Begriff "Rassismus" wird wohl erst dann verschwinden (können), wenn sich die dahinter stehende Ideologie erledigt hat.

    Die wiederum geht weit über ein "Nicht mögen" hinaus.



    "Die aktuelle gesellschaftswissenschaftliche Definition von „Rassismus“ ist: Vorurteil plus Macht.

    Hierzu auszugsweise eine ausführlichere Rassismusdefinition (Übersetzt aus: Brunson Phillips, Carol & Louise Derman-Sparks: Teaching/Learning Anti-Racism. A Developmental Approach. New York: Teachers College Press, 1997, S. 2.)


    „Wir definieren Rassismus als institutionalisiertes System von wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Beziehungen, welches dafür sorgt, dass eine ‚racial group’ gegenüber den anderen privilegiert ist, Macht hat und diese erhält. Individuelle Teilhabe an Rassismus geschieht dann, wenn das objektive Resultat von Verhalten diese Beziehungen verstärkt, unabhängig davon ob eine subjektive Intention dahinter steht“ (Derman-Sparks 1997, 2). Im Anti-Bias-Ansatz werden drei (hauptsächliche) Formen von Rassismus unterschieden, welche sich gegenseitig verstärken (ebd. S.10):


    Individueller Rassismus besteht in Haltungen und Verhaltensweisen, die das Machtverhältnis von Rassismus ausführen und erhalten. Es wird davon ausgegangen, dass individueller Rassismus weit mehr ist als Vorurteile und Stereotypen gegenüber anderen Gruppen zu haben. Das individuelle Verhalten ist eng verknüpft mit der kulturellen und institutionellen Ebene und von diesen genährt.


    Kultureller Rassismus besteht in den Überzeugungen, Symbolen und den zugrunde liegenden kulturellen Verhaltensregeln, die eine ‚weiße Überlegenheit’ mit produzieren und billigen und welche über den Sozialisationsprozess an die jungen Individuen herangetragen werden. Obwohl der kulturelle Rassismus im alltäglichen Leben als natürlich wahrgenommen wird und nahezu unsichtbar ist, reflektiert er die Ideologie der dominanten Gruppe.


    Institutioneller Rassismus bezieht sich auf Rassismus im Auftrag, in den Verfahrensweisen, Grundsätzen und Organisationsstrukturen und deren institutionalisierte Einbettung in die gesellschaftlichen Strukturen.” "


    aus:

    https://www.derbraunemob.de/faq/#f01

    https://situationsansatz.de/fachstelle-kinderwelten.html

  • Der Begriff "Rassismus" wird wohl erst dann verschwinden (können), wenn sich die dahinter stehende Ideologie erledigt hat.

    Die wiederum geht weit über ein "Nicht mögen" hinaus.

    Es war ein Beispiel, ein Vorschlag, den ich als Ersatz fuer die falsche Bezeichnung "Rassismus" anbot.

    Du kannst einen besseren Ausdruck vorschlagen. Bin sehr gespannt.;)

  • Was nutzt es denn nun, wenn wir einen besseren Begriff für Rassismus finden? Selbst wenn uns das gelänge, würde es niemanden interessieren. Vor allem nicht die amerikanischen Kulturimperialisten, die in dieser Debatte momentan dem Ton vorquäken. Ich sehe auch selber nicht inwiefern das den Opfern von Rassismus nun helfen soll.


    Und da komm ich auch direkt auf das Youtube-Video über das Wort "fair" zu sprechen. Es mag vielleicht so sein, daß in irgendeinem sprachwissenschaftlichen Wortursprung auch dort eine rassistische Kontonation zu finden ist. Aber dann kann man das auch demnächst mit fast allen Wörtern machen. Das Wort "fair" habe ich immer mit "gerecht" übersetzt. Ich kannte dafür bislang keine andere Bedeutung und ich behaupte auch mal, daß ging bisher jedem anderen Menschen so. Das Wort "fair" nicht mehr verwenden zu wollen, weil es rassistisch, ist schon übelst weit hergeholt. Ich könnte es vielleicht noch mit dem englischen Wort "Fairy" verknüpfen, die von mir aus hellhäutig und blond sind, aber ich weiß nicht einmal, ob das überhaupt dem klassischen Bild einer Fee entspricht. Das weiße Haut global als attraktiver empfunden und dementsprechend vermarktet wird hat ökonomische Gründe. Menschen finden nunmal das sexuell attraktiv was wirtschaftlichen Erfolg verspricht. Das ist in jeder Kultur und jedem menschlichen Zeitalter unterschiedlich.

    Will man den Asiaten nun auch vorwerfen rassistisch zu sein, weil sie hellhäutiger und reicher sind als Afrikaner? Wird schwierig, weil man deren ökonomischen Erfolg nicht wirklich mit der Versklavung von Afrikanern und kolonialistischer Expansion begründen kann.


    Die Begründung, daß wir hell und dunkel dementsprechend mit gut und schlecht verbinden, weil wir das von menschlichen Hautfarben her kennen würden, ist ebenfalls sehr haarsträubend. Helle Menschen mögen das Dunkle auch nicht, selbst wenn sie keine dunkelhäutigen Menschen kennen. Der Mensch an sich fürchtet sich vor der Dunkelheit. Er erschafft das Helle, damit er sich besser orientieren kann. Unsere Augen sind nunmal unser stärkstes Sinnesorgan und ohne Licht ist dieses Sinnesorgan absolut nutzlos. Deswegen ist für uns Licht gut und Dunkelheit schlecht.

    Schon die Ersten unserer Menschengattung (also nicht erst der Homo Sapiens) nutzte das Feuer und lernte es zu erschaffen, nicht nur um sich zu erwärmen, sondern auch um die Dunkelheit zu vertreiben. Die ersten Menschen kamen aus Afrika, sie waren schwarz und haben trotzdem die Dunkelheit abgelehnt und Licht geschaffen.


    Nun gut, zurück zu den Begriffen des amerikanischen Kulturimperialismus. Folgend zwei Zitate von Karina Fuchs.


    Zitat

    Obwohl ich nicht wirklich "schwarz" bin, da ich sowohl deutsche als auch nigerianische Wurzeln habe und meine Haut eher hellbraun ist, sage ich selbst, dass ich schwarz bin. So wie ich Menschen mit heller Hautfarbe auch Weiße nenne.

    Der Begriff "Schwarz" ist okay – im Gegensatz zu Maximalpigmentierter oder Farbiger. Meine Hautfarbe ist nicht "farbig". Sie ist nicht gelb, grün oder rot und auch nicht maximalpigmentiert. Zudem ist Farbige/farbig ein kolonialistischer Begriff und negativ konnotiert.

    Soweit so gut. Da habe ich wenig zu beanstanden. So ist mir das auch von Kindesbeinen an beigebracht worden und dementsprechend nenne ich schwarzhäutige Menschen eben auch "Schwarz".


    Zitat

    Der wohl passendste Begriff ist PoC – Person of Color.

    PoC ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich nicht als Weiß definieren und gilt als positive Umdeutung der abwertenden Zuschreibung "colored" (farbig). Der Begriff PoC verbindet geteilte Rassismus-Erfahrungen von Menschen, die "anders" als die weiße Mehrheitsgesellschaft aussehen. Dazu zählen alle Farben und Schattierungen dieser Welt - auch Menschen aus Lateinamerika, Südafrika oder Asien.

    Und hier bin ich wieder völlig raus. Wie ist Person of Color (ich dachte eigentlich heisst es "People of Color"?) in Ordnung, aber colored nicht? Beide Begriffe heissen im Grunde dasselbe, deuten auf Farbigkeit der Haut hin. Warum sollte ich mir eine Person of Color nicht als gelb, grün oder rot oder gar als Schlumpf vorstellen, eine colored person aber nicht? Der Verweis auf eine Abgrenzung von Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe zu weißen Mehrheitsgesellschaften macht das ganze noch absurder. In Asien gibt es nicht einmal weiße Mehrheitsgesellschaften. Genauso wie eigentlich auf dem ganzen afrikanischen Kontinent. Und Indien. Fakt ist, daß die absolute Mehrheit der Menschheit eben nicht in weißen Mehrheitsgesellschaften lebt. Und "Weiß" ist auch eine Farbe.


    Hier wird wieder nur gedankenlos und absolut unkritisch ein Begriff aus der us-amerikanischen Rassenkultur nachgeplappert. Und deren Blödheit sollte man wirklich nicht adaptieren.


    Dann doch lieber Afrodeutsche, wie sie am Ende noch vorschlägt. Das hat etwas hippes, ist kein Anglizismus und klingt dennoch popkulturell vermarktbar.


    Fuer mich gibt es keinen Rassismus bei Menschen, das habe ich oft genug erklaert, sondern nur Abneigungen, Ablehnungen, Intoleranz und Respektlosigkeit anderen Menschen gegenueber. Da kann doch die Hautfarbe keine Rolle spielen, wenn weisse Menschen ihre weissen Brueder und Schwestern verunglimpfen, verhoehnen, verdreschen oder erniedrigend behandeln?? Und das ist doch keine Seltenheit bei euch ??

    Du hast diese Diskriminierung vielleicht nie kennengelernt, aber da gibt es schon große Unterschiede in der Behandlung. Weiße lernen sich untereinander erst einmal besser kennen, bevor sie sich gegenseitig schlecht behandeln. Ein Schwarzer wird aber von einem Weißen schon einmal schlecht behandelt, ohne das man jemals ein Wort miteinander gewechselt hätte. Ein Blick auf die Hautfarbe genügt und der eigene Schädel spult eine Menge Vorurteile durch und bestimmt dementsprechende Handlungsfolgen. Das gilt natürlich nicht universell, aber im Schnitt ist es nunmal so. In Deutschland nicht (mehr) so schlimm wie einst oder in den USA heute, aber wir haben hier im Thread schon einige Beispiele dieser Ungleichbehandlung genannt gehabt.



    PS: Jetzt muss ich Schluss machen für heute. Es sind noch einige Kommentare im Thread, auf die ich noch eingehen möchte und werde, aber dann wohl erst morgen.

  • Es ist wichtig, über Sprache zu reden, sie bestimmt unser Bewusstsein. Aber das braucht Zeit ...


    Etliche diskriminierenden Begriffe sind aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden. Gut so.


    Gleichzeitig nehmen Rassismus und Diskriminierung in Deutschland aktuell aber zu.


    Sprache ist nicht alles, nur ein Baustein. Notwendig sind Bildung, Aufklärung und persönliche Begegnung, damit auch ein Umdenken stattfindet und nicht nur "Vokabeltraining".


    Die Ausführungen im Video helfen mir auch nicht richtig weiter. Da stimme ich Heinz K zu.


    Dass der neudeutsche Begriff "fair" von Schwarzen als diskriminierend empfunden werden kann/wird, habe ich nicht gewusst. Fair meint gerecht, Sprachwandlung inbegriffen.


    POC geht im Deutschen nicht.


    Enttäuscht hat mich allerdings, dass im aktuellen KStA noch von "Farbigen" die Rede ist. Das ist nun wirklich ein Begriff der "Rassentrennung".



  • Koloniale -rassistische- Spuren in unserer Sprache, am Beispiel des vermeintlich positiven Begriffs "fair".

    Wie Heinz K und escape kann auch ich wenig mit der Argumentation der Video-Sprecherin anfangen. Die rassistische Konnotation von "fair" ist für meine Begriffe an den Haaren herbeigezogen. Das Wort ist etymologisch sehr alt und hat genau mit dem zu tun, was Heinz darstellt: mit der Abneigung der Menschen gegen Schmutz und Dunkelheit.

    Etymologie

    fair · Fairneß fair Adj. ‘anständig, ehrlich’,
    im 19. Jh. aus dem Engl. ins Dt. übernommen.
    Zuerst auch als Qualitätsbezeichnung
    ‘ausgezeichnet, vorzüglich’ bei Warenangeboten üblich,
    dann vornehmlich ein Ausdruck der Sportsprache im Sinne von ‘anständig, den Bestimmungen gemäß’.
    Engl. fair ‘hübsch, schön, ehrlich, gerecht, angemessen’,
    aengl. fæger,
    asächs. fagar,
    ahd. fagar, fagari (8. Jh.),
    mhd. vager,
    anord. fagr,
    got. fagrs ‘geeignet, passend’
    sind verwandt mit
    fegen
    (s. d.)
    und den dort genannten balt. Verben der Bedeutung ‘schmücken, putzen’,

    Fairneß f. ‘einwandfreies, anständiges Verhalten (im Wettkampf)’ (20. Jh.),
    engl. fairness.

    https://www.dwds.de/wb/fair


    Wenn die Sprecherin sich auf Merriam-Websters Wörterbuch bezieht, so pickt sie die Definition für die in der Sonne sehr empfindliche helle Haut von z. B. Rothaarigen heraus. Hier ist nicht die weiße Hautfarbe allgemein gemeint.

    fair

    adjective

    Definition of fair

    (Entry 1 of 5)

    1a : marked by impartiality and honesty : free from self-interest, prejudice, or favoritism a very fair person to do business with

    b(1) : conforming with the established rules : allowed

    (2) : consonant with merit or importance : due a fair share

    c : open to legitimate pursuit, attack, or ridicule fair game

    2a : not very good or very bad : of average or acceptable quality Her work was only fair. a patient in upgraded from serious to fair condition

    b : sufficient but not ample : adequate a fair understanding of the work a fair chance of winning

    c : moderately numerous, large, or significant takes a fair amount of time a fair number of participants

    3 : not stormy or foul : fine fair weather

    4 : not dark fair skin a person of fair complexion

    5 : pleasing to the eye or mind especially because of fresh, charming, or flawless quality The innkeeper had two fair daughters.

    6 : superficially pleasing : specious she trusted his fair promises

    7a : clean, pure fair sparkling water

    b : clear, legible an old manuscript written in a fair hand

    8 : ample a fair estate

    9a : promising, likely in a fair way to win

    b : favorable to a ship's course a fair wind

    10 : being such to the utmost : utter a fair treat to watch himNew Republic

    11 archaic : free of obstacles

    https://www.merriam-webster.com/dictionary/fair

  • Wer kennt schon die Ursprungsuebersetzung von "fair"?


    Wir sprechen das, was wir gelernt und erlebt haben. Das Wort "fair" hatte immer eine positive Bedeutung.

    Du hast diese Diskriminierung vielleicht nie kennengelernt, aber da gibt es schon große Unterschiede in der Behandlung. Weiße lernen sich untereinander erst einmal besser kennen, bevor sie sich gegenseitig schlecht behandeln. Ein Schwarzer wird aber von einem Weißen schon einmal schlecht behandelt, ohne das man jemals ein Wort miteinander gewechselt hätte.

    Gebe dir Recht, Heinz, ich kenne diese Diskriminierung aus meinem Bekanntenkreis und meiner bisherigen Umgebung nicht. Hoerte es stets von Anderen, dass es diese Form der Erniedrigung gibt.

    Als ich vor 22 Jahren nach Venezuela umzog, haben mich nicht die Weissen, sondern die "schwarzen" und braunen Indios interessiert.

    Wir kennen hier keinen Rassismus. Die Mindestloehne gelten fuer alle. Da bekommt weder ein "Schwarzer" oder ein "Weisser" mehr.

    Und wer selbststaendig arbeitet, verdient so viel, wie er erwirtschaften kann.


    Dass die Indios haeufiger als Weisse im Gefaengnis sitzen, liegt an ihrer Bildung, Ausbildung und ihren Lebensumstaenden. Wer keine Arbeit findet, mangels Qualifikation, muss sich Geld "suchen". Und das finden sie auf der Strasse oder kleinen Tiendas durch Ueberfaelle. Oder nur einfachem Diebstahl.


    Well, in Europa und den USA ist das Thema bedeutend akuter als hier.



  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.