8. Mai 1945

  • Man kann alles relativieren. Das Ende des zweiten Weltkriegs wird jedes Jahr gefeiert und nicht betrauert. Fast jeder sieht sich als Sieger, dabei wurde mir doch beigebracht, daß Krieg hauptsächlich Verlierer kennt. Tja :P



    Ändert aber nichts an der Tatsache, dass Deutschland und Europa von der Nazibrut und ihrer Ideologie befreit wurde und wir allen Grund haben, darüber froh zu sein.

    Och ich wäre gerne als deutscher Herrenmensch auf die Welt gekommen und würde mich nun ein Leben lang von meinen Sklaven verkosten lassen. :thumbup:


    Ich mein trotz der "Befreiung" durch die marktliberalen Kräfte fühle ich mich als priviligierter, weißer Europäer immer noch recht herrenmenschlich. Die Welt haben wir nun wirtschaftlich statt militärisch erobert. In der 3. Welt schustern sie mir meine geliebten Produkte zu Hungerlöhnen zusammen. Das fühlt sich für mich auch schon wie die Ausnutzung von Sklaverei an. Im heutigen Deutschland muss ich mir theoretisch für nichts den Arsch aufreissen und lebe trotzdem weitaus besser als unsere Kaiser von einst.


    Die freiheitliche Gesellschaft erscheint zwar paradiesisch, doch wirkt sie in diesen interessanten Zeiten wie ein flüchtiger Traum. Die Zeiten werden wieder härter, bitterer, dunkler. Meine Mitmenschen werden für Sicherheit und Wohlstand auf ihre Freiheiten verzichten wollen und mir meine Freiheiten wegnehmen müssen.


    Wer meint, daß man aus der Vergangenheit gelernt habe, weil man Symbole, Charaktere und Ideen ablehnt, der braucht noch eine Menge Lektionen. Ich werde das nächste große Fressen wohl kaum überleben. Ich hoffe aber meine Kinder töten euch alle!!!! :D

  • Richmodis hatte in ihrem Beitrag #12 an Richard von Weizsäckers Rede zum 8.Mai 1985 erinnert.

    Dessen Ziel war damals, den Deutschen einen Weg aus dem vermeintlichen Widerspruch zu weisen, ob das Kriegsende 1945 primär eine bedingungslose Niederlage oder eine Befreiung war. Es war beides zugleich.


    „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“

    lautet die von Weizsäcker zitierte jüdische Weisheit.


    Fast ein halbes Jahrhundert später fragt man sich nach dem Umgang mit diesen Erinnerungen.

    Wird etwas abgespalten, ignoriert, glatt geschliffen, beschönigt? Was wird groß gemacht, und was verkleinert? Alles, um die jeweils eigene Beteiligung, die eigene Verantwortung, wie auch das eigene Opfer, einem gewünschten und gepflegten Selbstbild anzupassen?


    Zumindest ist die Gefahr groß, sich in Konkurrenzdenken zu verlieren, statt Gemeinsamkeiten zu pflegen und zu bewahren.

    Neue Konfrontationen nützen Niemandem.


    Das zerstörte Berlin bei Kriegsende 1945.
    Das zerstörte Berlin bei Kriegsende 1945.Foto: picture alliance / dpa

    Jahrestag des Kriegsendes
    Kann Erinnern spalten, statt zu versöhnen?

    Vielen fehlt die Bereitschaft, die eigene Schuld zu bekennen. Oft löst das Erinnern neue Konfrontation aus. Das muss nicht so bleiben. Ein Kommentar. Von Christoph von Marschall mehr

  • Wer erinnert sich denn noch? Die einzige Person, die ich noch kenne, die den Krieg miterlebt habt, war am 8. Mai 1945 gerade mal 3 Jahre alt. Der würde ich also keine Schuld an irgendwas diesbezüglich geben. Alle anderen Zeitzeugen aus meiner Verwandtschaft sind mittlerweile verstorben. Selbst wenn sie noch leben würden, wären sie mittlerweile alle senil. Alles was bleibt sind die Nachfahren der Täter. Und auch der Opfer. Das Opfergedenken zum Holocaust wird ebenfalls mit jedem Jahr schwieriger.


    Die Zeit ist längst reif um neue Sünden zu begehen.

  • Alles was bleibt sind die Nachfahren der Täter.

    Nö. Es gibt reichlich Dokumente, Briefe etc., der Verstorbenen. Und auch noch Überlebende, die völlig unsenil von ihren Erfahrungen berichten.

    Ich denke da an einen 97jährigen in meinem Umfeld, dessen Synapsen prima funktionieren, dessen Erlebnisberichte zum Teil grausig sind und der eigene Verantwortung nicht verschweigt.

  • So jemanden noch zu kennen ist dann aber pures Glück.


    Natürlich haben wir sehr viel dokumentiert, aber sowas relativiert sich mit der Zeit. Krieg war schon immer schrecklich, das hat Menschen trotzdem nicht davon abgehalten über die Jahrtausende immer mehr Krieg und in immer größeren Dimensionen zu führen.


    Die Generation, die den zweiten Weltkrieg noch miterlebt hat, hat das Mantra "Nie wieder Krieg" gepredigt. Ihre direkten Nachfahren, die vom wohl viel zu kalten Krieg geprägt wurden, lassen nun die Zeitungsspalten bersten vor Kriegsaufrufen, relativierenden Lügen und neuen Feindesbildern. Für die ist Krieg nicht schrecklich, sondern notwendig.


    Vor 20 Jahren hieß es unsere Freiheit werde am Hindukusch verteidigt. Wenn man diese Aussagen nun mal ganz ergebnisorientiert betrachtet leben wir also wohl jetzt wieder im Totalitarismus? Hahaha. Wie wunderbar das Afghanistan soweit weg ist. Häkchen dran und gut ist. :)

  • Nur ein Jahr später herrscht Krieg auf europäischem Boden, ehemalige "Brudervölker" kämpfen gegeneinander, und die TAZ titelt zum diesjährigen Gedenktag 8. Mai:

    8./ 9. Mai 1945: Pervertiertes Gedenken

    Über den Tag der Befreiung herrschte lange Konsens. Jetzt wird der Zweite Weltkrieg zur Begründung für eine neue Menschenschlächterei herangezogen.

    Menschen schwingen russische Fahnen

    Missbrauchter Gedenktag – Demonstrierende Russen am Sonntag in Beirut Foto: Marwan Naamani/dpa


    Der 8. oder 9. Mai war nie ein einfacher Gedenktag. Für die Hinterbliebenen in den Siegerstaaten blieb es lange ein Datum der Trauer. Erst Jahrzehnte später konnten sich die Menschen auch darüber freuen, dass das Massenschlachten in Europa an diesem Tag ein Ende fand. Die Deutschen, denen dieses Datum lange als eines der Niederlage galt, erhielten erst in jüngster Zeit die Gelegenheit zur Teilnahme. Die damaligen Alliierten öffneten sich für ihre Feinde von einst, nachdem diese zu begreifen begannen, dass auch sie befreit worden sind.


    Es hat in all diesen Jahrzehnten nach dem 8. Mai 1945 nicht an Versuchen gefehlt, dieses Datum für die jeweils eigene aktuelle Politik zu instrumentalisieren. Aber immer blieb es bei der Übereinstimmung, dass es sich um einen historischen Tag handelt; immer war damit der Konsens des „Nie wieder!“ verbunden.


    Dieses Miteinander ist zerstört, niedergewalzt durch den Krieg Russlands in der Ukraine. Das Ende des Zweiten Weltkriegs ist in Moskau zur bloßen Folie verkommen, mit der die Machthaber ihre expansiven Gelüste ummanteln und Tausende Tote mit dem Kampf gegen einen angeblichen Faschismus begründen. Es ist eine Pervertierung: Der übelste Massenmord der Menschheitsgeschichte wird zur Begründung für eine neue Menschenschlächterei herangezogen.


    So werden zivilisatorische Grenzen verwischt. Verwischt wird damit aber auch, dass der deutsche Krieg und der Holocaust singuläre Ereignisse bleiben, nicht vergleichbar mit dem Krieg in der Ukraine, auch wenn da durchaus Parallelen der Brutalität und der imperialistischen Bestrebungen gezogen werden können. Aber selbst ein Wladimir Putin will nicht alle Ukrainer versklaven und umbringen. Diese Art des eliminatorischen Rassismus bleibt den Deutschen exklusiv.


    Wenn nicht nur die Ukrainer diese Unterscheidung in diesen Tagen vergessen, dann trägt dafür Russland die Verantwortung. Es hat aus der Geschichte perverse Propaganda gemacht.


    Siehe auch:


    Tagesschau
    Gedenken zum

    Weltkriegsende:

    "Dieser 8. Mai ist ein Tag des Krieges"

  • Zitat

    Wenn nicht nur die Ukrainer diese Unterscheidung in diesen Tagen vergessen, dann trägt dafür Russland die Verantwortung.

    Genau, alles übel sind die Russen schuld. Niemand ist mehr für sich selbst verantwortlich. Alles nur Opfer Putins. Hätte Putin dieses Jahr nicht die Ukraine angegriffen, dann hätte es niemals den Maidan Regime Change gegeben. Dann hätten niemals Bandera-Verehrer ein Pogrom gegen ethnische Russen veranstaltet und einen Bürgerkrieg gegen die eigene Bevölkerung begonnen.


    Ein ganz schön pervertietes Gedenken der TAZ. Betreiben sie doch genau solche Geschichtsrelatvierungen wie die Russen um neue Massenmorde zu rechtfertigen. Und sowas in einer angeblich "linken" Zeitung.

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