Bleib mir bloß weg mit Corona

  • Zitat

    die Kur darf nicht schlimmer als die Krankheit sein

    ... ist je nach Krankheitsverlauf und -schwere doch sehr subjektiv. Welches "schlimm" ist der Maßstab?

    Die Berichte über COV-19 Erfahrungen sind extrem unterschiedlich - von Symptomfreiheit bis zu schwersten Verläufen und Spätfolgen - sogar unabhängig von Alter und persönlich bekannten Vorerkrankungen.

    Da verwundert das ängstliche Pfeifen im Walde wirklich nicht.:whistling:


    [Ich beobachte auch an mir selber ein ziemlich rigoroses Beharren auf Abstand in der Warteschlange, wechsele zur Not die Straßenseite, wenn der Gehweg von plaudernden Mitmenschen blockiert ist.

    Zu einigen Freiluftkonzerten haben wir Campingfaltstühle mitgebracht, nicht nur, weil ich die angebotenen Bierbänke scheußlich unbequem finde, sondern auch um Abstand zu bewahren.

    Und ich bin froh, einige Kontakte dank der verschiedenen Medien wenigstens digital pflegen zu können.]



    Das Schicksal deines Vaters hat mich sehr angerührt. Es ist kein Einzelfall, wie meine Verwandtschaft dir bestätigen könnte.

    Vielleicht ist es tröstlich, dass er nur noch so wenig wahrgenommen hat.

  • Naja, ich meinte jetzt eher die „Kollateral“Schäden die durch die Maßnahmen entstehen. Nehmen wir die wirtschaftlichen, schauen wir uns alle an und zählen die psychologischen ... Depressionen machen ebenfalls krank, zählen wir die durch verschobene OP‘s etc. hinzu. Wir schützen das eine in dem wir anderes opfern (da denke ich z.B. an meinen Vater, der ja geschützt werden sollte und dem genau dieses zum Verhängnis wurde. Ich weiß, man kann Menschenleben gegeneinander nicht aufrechnen, aber beginnt ein solches Aufrechnen nicht bereits indem man eines über das andere stellt? Ganz schwieriges Thema, Antworten werden wir wohl erst finden wenn wir zurückblicken können.

  • Zitat

    Naja, ich meinte jetzt eher die „Kollateral“Schäden die durch die Maßnahmen entstehen.

    Ja, darauf bezog sich meine Überlegung zum Maßstab "schlimm".

    Wer auf einen Krankheitsverlauf zurückblickt wie der Journalist Joachim Huber, #171, hat vermutlich andere Messwerte als ein Gastronom im Partydistrikt von Berlin.

    Und wie wertet eine alleinerziehende Mutter im "Homeoffice"; wie ein Bewerber auf der derzeit oft vergeblichen Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz?



    Ganz grausig ist mir in Erinnerung, wie das medizinische Personal in den Kliniken - immer in Gefahr sich anzustecken- über Weiterbehandlung oder Sterbenlassen der Schwerstkranken entscheiden musste - "Triage" wie in Kriegszeiten.


    Erschreckend ist auch ein Bundeswehreinsatz im Inneren, zur Nachverfolgung von Infektionsketten. Personalknappheit in den Gesundheitsämtern legitimiere einen solchen Einsatz, heißt es. Aha.


    Kaputt gespart, wie so viele Bereiche, die eher Geld kosten als es einzubringen?

    Dazu Kliniken als Wirtschaftsbetriebe? Das ist Gewinnorientierter, unternehmerischer Handel mit -und auf Kosten von- Kranken, keine Folge von Corona. Die Menschen, die dabei massiv gefährdet werden, sind als bedauerliche 'Einzelfälle' einkalkuliert.

    Immer wieder stoße ich in diesen Pandemiezeiten auf den berühmten Brennglas-Effekt: Schwachstellen werden deutlicher sichtbar als zuvor.


    Vielleicht hätten wir eine Chance, diese Krise ohne eine Unzahl an schmerzvollen "Kollateralschäden" zu überstehen. wenn wir es schaffen könnten, neben all dem atemlos schnellen ICH eine ganze Portion mehr besonnenes WIR zu leben ?

    Könnte durchaus bereichernd sein.


    Ansätze hat es doch gegeben: denkt an die vielen Nachbarschaftshilfen überall,
    die Unterstützung von örtlichem Einzelhandel, der Buchläden, Stammkneipen, des Kulturbereichs, der VeedelsHandwerker ... rücksichtsvolles, bedachtes Miteinander, sogar Feiern - und noch viel mehr.


    Sorry, alles ein ziemliches Synapsenkuddelmuddel...:/

    Du hast sicher Recht: "Antworten werden wir wohl erst finden wenn wir zurückblicken können."



  • Ich bin ja wirklich kein Trump fan, aber ein Satz (ist wahrscheinlich nicht von ihm) der lautete gestern: die Kur darf nicht schlimmer als die Krankheit sein). Ist so etwas von wahr.

    hola sfinksi otra vez,


    dieser kluge Satz ist mit Sicherheit nicht von Trump:D8o


    Vor Monaten habe ich ungefaehr aehnlich formuliert. Ich schrieb hier, dass es keinen Sinn ergibt, wenn die Vorsorgemassnahmen ein ganzes Volk oder gar die komplette Menschheit "vernichtet" und das Leben zum Stillstand bringt.

    Sinnvolle Massnahmen funktionieren aber nur, wenn sich die Bevoelkerung daran beteiligt. Und das macht sie nur zoegerlich am Anfang, spaeter gar nicht.


    Ich ziehe gern Venezuela als Beispiel heran. Hier verhalten sich die Menschen so, als gaebe es das Virus ueberhaupt nicht. Manche tragen Masken, andere nicht. Keiner haelt Abstand von seinen Artgenossen. Es werden Gartenparties gefeiert, ohne Mund-Nasen-schutz, dass es nur so kracht. Coronavirus? Wo ? Doch nicht in Venezuela?

    Well, eine Einstellung, die verdeutlicht, dass die Gefahr nicht erkannt oder ignoriert wird und deshalb das Leben immer noch Spass verkoerpert, trotz verordneter Einschraenkungen. Aengstliche Gesichter hier in Venezuela ?? Keine Gespraeche an der Kasse mit der Kassiererin hier in Venezuela? So weit laesst es keiner kommen^^

    Ich habe den Eindruck, dass bei uns alles nur ein Show fuer die internationale Gesellschaft ist. Indios, die gegen die Vorsichtsmassnahmen verstossen, werden nicht verfolgt oder bestraft. Wenn selbst die Soldaten und Polizei in ihren Kasernen und Unterkuenften keinen Mund-Nasenschutz tragen, auch die Koeche in der Kueche nicht, kann sich ein Europaeer leicht vorstellen, welchen Stellenwert die Coronakrise bei uns einnimmt ?


    Hasta luego, suerte y nos vemos amiga


  • Ansätze hat es doch gegeben: denkt an die vielen Nachbarschaftshilfen überall,
    die Unterstützung von örtlichem Einzelhandel, der Buchläden, Stammkneipen, des Kulturbereichs, der VeedelsHandwerker ... rücksichtsvolles, bedachtes Miteinander, sogar Feiern - und noch viel mehr.

    Es hat auch die andere Seite gegeben :) den Kampf ums überlebenswichtige Klopapier usw., das Denunzieren wenn zuviele Familien sich auf dem Spiellatz getroffen haben. Angst macht die Menschen nicht liebevoller im Umgang miteinander.


    Zitat

    Sorry, alles ein ziemliches Synapsenkuddelmuddel

    Normal :) in diesen Zeiten. Lass uns schwurbeln, wo soll man denn sonst hin damit?


    Zitat
    Sinnvolle Massnahmen funktionieren aber nur, wenn sich die Bevoelkerung daran beteiligt. Und das macht sie nur zoegerlich am Anfang, spaeter gar nicht.

    Das ist so, solange die Folgen nicht sichtbar sind. Bei Zuständen wie im Frühjahr in Bergamo, wird sich das ändern ..

    Sammeln wir gute Sätze :) den fand ich heute sehr sinnvoll:

    In der Tat: Es wäre auch heute nicht die verkehrteste Haltung, wenn die Lebensfreude und das Bewusstsein der Vergänglichkeit zusammenfänden. Die modernen Gesellschaften haben den Tod allzu sehr aus dem Leben verbannt, während sie versuchen, die Vergänglichkeit zu beseitigen.


    Grüße aus dem Home-Office ;)

  • Die Banken sind seit Monaten geschlossen. Bargeld bekommst du nur noch, wenn du einem Privatmann den doppelten Preis ueberweist.

    d.h. brauche ich 500.000 Bolivares in cash, muss ich entweder eine Million ueberweisen, oder zwei Dollar bezahlen. Was auch das Doppelte vom augenblicklichen Kurs ist.


    Diese Corona "Schutzmassnahmen", die die Regierung verordnet hat, ruinieren komplett die Wirtschaft. So viele bettelnde Indios in den Strassen, die ich in einem Monat beobachtete, habe ich in 20 Jahren nicht gesehen.

    Dies bedeutet, die Menschen sind gezwungen, sich ausser Haus zu bewegen, trotz "Ausgehverbot" ab 14 Uhr, weil sie lieber eine Ansteckung in die Kauf nehmen, als langsam zu verhungern. Verstaendlich, nicht wahr ??


    Ok. Andere Laender, unterschiedliche Probleme. Ihr habt ausreichend Wasser, Strom und Benzin. Davon traeumen wir seit 1 1/2 Jahren !


    Saludos an alle beklagenswerte Deutsche8o

  • Bisher finde ich halten sich die privaten Einschränkungen in Grenzen. Am meisten vermisse ich es bislang meine Freunde zu treffen. Was früher eine Regelmäßigkeit an fast jedem Wochenende war passiert jetzt vielleicht nur noch einmal im Monat. Jetzt wo es Sperrstunden gibt und ein weiterer Lockdown droht, werden wahrscheinlich nicht einmal diese beschwipsten Treffen noch stattfinden. Soziale Kontakte beschränken sich auf Familie und Arbeitskollegen.


    Klar, finde ich es auch schade, daß viele Events ausfallen und der ganze Sommer, trotz der Aufhebung vieler Maßnahmen, im Grunde nichts zu bieten hatte, weil alles abgesagt wurde. Aber das sehe ich als verträgliche Strafe. Wir haben einfach immer zu viel gewollt, bekommen und genossen. Von daher finde ich kann man die gewonnene Zeit sehr gut zur Reflektion nutzen, und lernt aus weniger mehr zu machen. Ist tatsächlich mal gut für mich ein soziophobischer Nerd zu sein, denn als solcher kann man sich leichter an diese Situation anpassen :D

    Meine viel erlebnis- und konsumsüchtigeren Freunde haben deutlich mehr darunter zu leiden. Und natürlich die Kinder.


    Und gerade wegen denen macht mir die Zeit nach Corona noch viel mehr Sorgen. Wie soll es weitergehen? So schnell kann es garnicht zurück zur Normalität gehen und sollte das überhaupt passieren? Ja, die Wirtschaft bricht jetzt ein, aber ich sehe deswegen akut einfach keine großen Defizite. Strom, Wasser und Gas fliessen weiter. Die Häuser stehen noch. Die KVB fährt, wenn sie nicht streikt. Die Ärzte haben offen. Die Supermärkte sind voll mit Lebensmitteln. Unterhaltungsgüter werden immer noch produziert. Von der Wirtschaftskrise bekommen wir irgendwie garnichts wirklich mit. Ja, durch Kurzarbeit gibt es weniger Geld, aber dafür sind auch die Ausgaben dementsprechend gesunken.

    Dennoch wird das den Entscheidern nicht reichen. Die wollen wieder ihre und auch unsere maßlose Gier befriedigen, sobald das wieder erlaubt ist. Den Klimawandel werden wir dann getrost ignorieren, hauptsache die Wirtschaft wächst weiter. Auf die Bedürfnisse der jungen Generation wird man dann wieder keine Rücksicht nehmen. Scheiß auf deren Zukunft, solange wir uns in der Gegenwart noch den Wanst vollschlagen können.

  • Zitat

    Soziale Kontakte beschränken sich auf Familie und Arbeitskollegen.

    Tja und wenn die Familie weiter weg sitzt .... biste gekniffen ... die Familie übrigens auch. :(

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