Peter Finger - Gitarrenvirtuose

  • Kennt ihr PETER FINGER, den Musiker? Falls nein, sollte sich das rasch ändern.

    "Acoustic Music" schwärmt:

    Zitat

    Peter Finger ist es gelungen, was es dieser Tage nur selten zu bestaunen gibt: die perfekte Harmonie von Virtuosität, Musikalität und Komposition. Sein musikalischer Kosmos ist grenzenlos, zeugt von profunder Kenntnis der Musikgeschichte wie des Kontemporären. So wird der aufmerksame Zuhörer immer wieder auf die Klangsprache Debussys, Ravels oder Strawinskys stoßen - und sich im gleichen Atemzug vielleicht in rockigen Gefilden wiederfinden, verführt zu „Saitensprüngen“ in die weite Welt des Jazz. Oder er bestaunt Fingers fast orchestrales, manchmal atemberaubend experimentelles Geflecht aus Rhythmus, Harmonik und Melodie. Wohlbemerkt: All dies verschmilzt organisch miteinander, steht nicht bloß beziehungslos nebeneinander. Deshalb ist Peter Fingers Musik stets sinnlicher Hochgenuß fern jeder intellektueller Gedankenkühle. Anspruchsvoll und anregend zugleich.

    .

    Da schwärm ich gerne mit und liefere auch gleich ein Beispiel:


    Johann Wolfgang Goethe: "Der Totentanz"


    Der Türmer, der schaut zu mitten der Nacht
    Hinab auf die Gräber in Lage;
    Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht:
    Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.
    Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
    Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,
    in weißen und schleppenden Hemden.
    Das reckt nun, es will sich ergötzen sogleich,
    Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,
    So arm und so jung und so alt und so reich;
    Doch hindern die Schleppen am Tanze.
    Und weil nun die Scham hier nun nicht weiter gebeut,
    Sie schütteln sich alle: da liegen zerstreut
    Die Hemdlein über den Hügeln.



    Zeichnung von Ernst Barlach (erschienen 1924 bei Paul Cassirer in Berlin)


    Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein,
    Gebärden da gibt es, vertrackte;
    Dann klippert's und klappert's mitunter hinein,
    Als schlüg' man die Hölzlein zum Takte.
    Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor;
    Da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr:
    Geh! hole dir einen der Laken.



    Zeichnung von Ernst Barlach (erschienen 1924 bei Paul Cassirer in Berlin)


    Getan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell
    Nun hinter geheiligte Türen.
    Der Mond, und noch immer er scheinet so hell
    Zum Tanz, den sie schauderlich führen.
    Doch endlich verlieret sich dieser und der,
    Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher,
    Und husch! ist es unter dem Rasen.
    Nur einer, der trippelt und stolpert zuletzt
    Und tappet und grapst an den Grüften;
    Doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt,
    Er wittert das Tuch in den Lüften.
    Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück,
    Geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück:
    Sie blinkt von metallenen Kreuzen.
    Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht,
    Da gilt auch kein langes Besinnen,
    Den gotischen Zierat ergreift nun der Wicht
    Und klettert von Zinnen zu Zinnen.
    Nun ist's um den armen, den Türmer getan!
    Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan,
    Langbeinigen Spinnen vergleichbar.



    Zeichnung von Ernst Barlach (erschienen 1924 bei Paul Cassirer in Berlin)


    Der Türmer erbleichet, der Türmer erbebt,
    Gern gäb' er ihn wieder, den Laken.
    Da häkelt - jetzt hat er am längsten gelebt -
    Den Zipfel ein eiserner Zacken.
    Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins,
    Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins,
    Und unten zerschellt das Gerippe.


  • Wie man sieht, trifft auch ein Virtuose nicht Jedermenschens Zustimmung. ;)

    Mir gefällt die Vertonung des Goethe-Gedichts von Mal zu Mal besser, je öfter ich sie höre:


    Rundumblick des Türmers und seine Impressionen des allmählich zur Ruhe kommenden Ortes am Beginn.
    Das mitternächtliche Schlagen der Uhr zur "Geisterstunde" gefolgt vom Aufbrechen der Gräber und Erscheinen der Gerippe. Ihre Sehnsucht nach Bewegung und anmutigem Tanz, unbeholfenes Tapsen und Stolpern, bis zum Abwerfen der Leichentücher und endlich einem befreiten Reigen.
    Zwischendurch der dreiste Streich des Türmers, der Entdeckung fürchtet und angstvoll so eben noch erfolgreich den Rückzug in seine Kreuz-bewehrte, Sicherheit bietende Kirche schafft.
    Allmählich die Rückkehr der Gerippe in ihre Gräber und das Nachklingen der Tanzmelodie.
    Dann die panische Suche des seines Tuches Beraubten, bis es, nach vergeblichem Klopfen an der Kirchentür, voller Zorn und zum Entsetzen des Türmers den Weg zur Kirchenspitze an der Fassade hochklettert.
    Und zum Schluss der machtvolle Klang der Turmuhr, die mit einem Schlag die Stunde der Geister beendet und damit das Leben des diebischen Türmers rettet, während das genarrte Gerippe die Kirchenfassade hinabpurzelt und zerbirst.




    So, genug erzählt, ich höre mir den "Totentanz" noch einmal an. ^^

  • Hmmja, ich bin zwar ein Weißbrot und so bleich wie Streichkäse, aber trotzdem stehe ich nicht wirklich auf Gitarrenmusik. Das Arrangement an sich gefällt mir, es gibt das Gedicht durchaus anschaulicher wieder als es oft interpretiert wird. Die Bedrohungslage beim Totentanz wird oft verkannt. Ich denke Goethe hat sich damit eher einen Klamauk erlaubt auf Kosten gläubiger Zeitgenossen. Denn an sich sind tanzende Skelette ja wohl kaum eine Gefahr. Wenn man andere Werke von Goethe kennt, weiß man ja wie gerne er das Okkulte in Partylaune darstellte.


    Wenn ich allerdings Virtuose erleben möchte bevorzuge ich andere Instrumente. Gitarren faszinieren mich irgendwie nicht mehr.

  • So, nun habe ich mir das Kunstwerk eines Kuenstlers anhoeren koennen.
    Wer ein melodisches Liedchen erwartet hat, wurde bitter enttaeuscht.
    Die musikalische Interpretation ist eine Klasse fuer sich. Kunst kommt von koennen. Und dieser Peter Finger beherrscht die Kunst, ein Werk von Goethe in Klaenge zu verwandeln !! Ich bin beeindruckt.
    Wer allerdings die dichterische Vorlage nie gelesen hat, ist bei Fingers Vortrag ueberfordert.
    Werde mir weitere Vortraege anhoeren, das steht ab heute fest



  • Selbstredend, verglichen mit den "unglaublichsten Demonstrationen von Geigenkniffligkeiten" eines Roman Kim erscheint die Virtuosität des Gitarristen Peter Finger eher bodenständig..
    Schließt sich für mich die Frage an, ab wann Virtuosität den Inhalt überdeckt. Auch David Garrett ist ein sehr guter Techniker ... :whistling:
    Aber das ist ein zu weites Feld und eine ganz andere Frage.

    Keine Frage ist, dass vor jeder guten Darbietung das sichere Beherrschen des jeweiligen Instruments steht - umso mehr freut's, wenn Könner ihr Wissen in Workshops und Netz-Tutorials weitergeben.
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=1jUcLJrG-v0[/video]

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