Notre-Dame ... notre drame

  • Notre-Dame de Paris in Flammen?! Ich hätte heulen mögen. Und ja, ich weiß, es ist nur ein Gebäude. So, wie auch der Kölner Dom "nur" ein Gebäude ist. Also, warum weltweit Entsetzen,Trauer, Tränen? Warum so viel Drama um eine brennende französische Kirche?


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    Vielleicht weil sie die "Mutter" aller gotischen Kathedralen unseres Kontinents ist. Ein architektonisches Meisterwerk voller Kunstschätze. Zentrum und Symbol Frankreichs und seiner Hauptstadt Paris. Machtvolles Zeugnis der katholischen Kirche Europas. Krönungsort. Schauplatz bedeutender Ereignisse, wie Jeanne d' Arcs Rehabilitation und Napoleons Selbst-Inauguration. Widerstands- und Zufluchtsstätte der Verfolgten. Und zuletzt -nach den Anschlägen von Paris- Versammlungsort zum Trauern und Gedenken für Angehörige ganz unterschiedlicher Herkunft und Religionen.
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    Ich 'kenne' sie seit meiner Jugend, habe bewundernd vor und in ihr gestanden, ihre Fenster bei Regen und im Sonnenlicht bestaunt und Gänsehaut-Konzerte ihrer grandiosen Orgel erlebt.
    Man muss nicht katholisch-christlich-gläubig sein, um Notre-Dame zu 'lieben'.
    Anzusehen, wie dieses Weltkulturerbe in Flammen steht und zusammenzubrechen droht, kann einem durchaus Tränen in die Augen treiben. Erst recht einem Kölner Kind des Rheins, das im Schatten der Domtürme aufgewachsen ist.


    Radio-Canada Info würdigt in einem Video Bedeutung, Architektur und Werte der Kathedrale:
    Une partie des œuvres à l'intérieur de la cathédrale Notre-Dame de Paris ont pu être sauvées des flammes, grâce à l'intervention courageuse des pompiers. Les générations à venir peuvent les en remercier, car cet édifice historique abritait plusieurs trésors inestimables. Les détails avec Jean-Michel Leprince.
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=MISQY-N3lzQ[/video]

  • [video]http://www.youtube.com/watch?v=6ldgsWt6fzI[/video]


    Die Cavaillé-Coll-Orgel von Notre-Dame de Paris
    mit geschätzt über 8.000 Pfeifen

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  • Wer kennt ihn nicht, den berühmten Roman von Victor Hugo, dessen Titel bei uns das Augenmerk vor allem auf den unglücklichen Quasimodo lenkt. Wo der Autor im Original doch das Bauwerk selbst, die Kathedrale, ins Zentrum rückt. Entsprechend nannte er sein Werk "Notre Dame de Paris".
    Man sagt, seit dem verheerenden Brand vorgestern Abend eroberten sich die Franzosen "ihre Dame" zurück, indem sie sich in Hugos Roman vertiefen und seiner Bewunderung für die Kathedrale folgen. Zumal einige Passagen schmerzlich aktuell erscheinen. In den französischen Medien wird darauf immer wieder Bezug genommen.

    Die Buchhändler können der Auftragsflut der Bestellungen kaum nachkommen, heißt es. Nach vergeblicher Suche - wem hab ich bloß mein schönes altes Romanexemplar geliehen? - werde ich mich wohl einreihen müssen in die Menge der Buchbesteller. Wiederlesen macht Freude ... :thumbup:




    Notre Dame de Paris, 1831. Von Victor Hugo.
    «Es sind heute dreihundertachtundvierzig Jahre, sechs Monate, neunzehn Tage her, dass die Pariser beim Geläut aller, in dem dreifachen Umkreis der Altstadt, Universität und Neustadt, mit mächtigem Schalle erklingenden Glocken erwachten.»

    Der Inhalt

    Quasimodo, nach einer Illustration aus der Ausgabe von 1836
    Wie der Originaltitel verrät, steht im Mittelpunkt des Romans die Kathedrale von Notre Dame in Paris. Um diesen Mittelpunkt herum bewegt sich, besonders gut in den Volksszenen erfasst, das Leben des ausgehenden Mittelalter, des Jahres 1482. Und in die abenteuerlich-spannende Fabel, die sich in effektvollen Kontrastwirkungen zuspitzt, sind die von einem blinden Schicksal vorwärtsgetriebenen Menschen geknüpft. Das Ganze ein Mischmasch von Walter Scottscher Historie und wilder Kolportageromantik, aber dargestellt von einem machtvollen Dichter.


    Claude Frollo, der Erzdiakon der Kathedrale von Notre-Dame ist besessen von der schönen Zigeunerin Esmeralda. Diese aber liebt den Hauptmann Phöbus, einen Blender und Frauenheld. Frollo sticht seinen Rivalen Phöbus nieder. Er rächt sich an der Esmeralda für seine Zurückweisung, indem er ihr die Schuld gibt und sie der Hexerei bezichtigt. Aber er rechnet nicht mit Quasimodo, dem verwachsenen Glöckner von Notre-Dame, den Frollo selbst einst als Findelkind aufgenommen hatte.


    Auch Quasimodo hegt eine aussichtslose Liebe für Esmeralda. Als sie vor der Kathedrale öffentlich hingerichtet werden soll, rettet er sie heldenmutig. Quasimodo versteckt die Zigeunerin in der Kathedrale. Aber auch das Kirchenasyl kann sie nicht schützen. Schließlich wird die Kathedrale gestürmt. Frollo bedrängt Esmeralda ein letztes Mal, aber sie verweigert sich ihm wieder, und so liefert er sie dem Galgen aus. Als er sich dann noch an ihren Todesqualen weidet, stürzt Quasimodo seinen Ziehvater zur Rache von den Zinnen. Darauf geht er an das Grab seiner Geliebten, um dort zu sterben und mit ihr zu ruhen.

    Esmeralda, nach einer Illustration aus der Ausgabe von 1836

    Textlicher Grundstock: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse


    Der Verfasser

    Victor Hugo
    Als der jüngste Sohn eines Offiziers, der es nachmals unter dem Kaiserreich bis zum General und Grafen brachte, ward Victor Marie Hugo am 26. Februar 1802 in Besançon geboren. Nach Italien und Spanien wird der kleine Knabe vom Vater mitgenommen, wohnt in fremden Palästen fremder Länder und füllt seine Phantasie mit großen, immer wechselnden Bildern. Von 1812 ab lebt er bei seiner Mutter, einer royalistisch gesinnten Bretonin, in Paris und widmet sich nach unregelmäßigem Bildungsgange der Literatur.
    Schon der Siebzehnjährige erringt mit Oden einen Preis; Chateaubriand feiert ihn bald als "das erhabene Kind"; Ludwig XVIII. setzt dem noch sehr königstreuen und katholischen Dichter, der sich schon 1822 verheiratet, ein Jahresgehalt aus. Die legiitmistisch-katholischen Anschauungen wandeln sich nach der Julirevolution zu mehr liberalen und bonapartistischen; auch sozialistische Einflüsse machen sich bemerkbar. 1837 erhält Victor Hugo die Ehrenlegion; 1841 wird er in die Akademie aufgenommen, 1845 zum Pair von Frankreich ernannt. Als Mitglied der konstituierenden Nationalversammlung nimmt er 1848 noch seinen Sitz auf der Rechten ein, um plötzlich - durch und durch Gefühlspolitiker - zur äußersten Linken überzugehen. Un er, der einst nicht wenig zur Napoleonverherrlichung beigetragen hatte, ward bei immer stärker hervortretenden demokratischen Neigungen ein heftiger Gegner des dritten Napoleon.


    Nach dem Staatsstreich von 1851 musste er flüchten, ging nach Belgien, Jersey und schließlich auf die kleine englische Kanalinsel Guernsey, den "Felsen", baute sich hier ein fürstliches Haus und schleuderte leidenschaftliche Pamphlete gegen den Kaiser.
    Erst als den Verhassten bei Sedan sein Schicksal erreicht hatte, kehrte Hugo nach Frankreich zurück und beschwor damals in einem glühenden Manifest die siegreichen Deutschen, umzukehren und den gottlosen Gedanken an die Belagerung des heiligen Paris aufzugeben. Da die Prussiens für diesen Aufruf kein Verständnis zeigten, schenkte er der belagerten Hauptstadt zwei Geschütze, stimmte auch gegen den Frieden, nahm sich später der Kommunards an und wurde 1876 in den Senat gewählt. Bis zuletzt unermüdlich tätig, starb er am 22. Mai 1885 und ward im Pantheon beigesetzt.

    Hugos letzte Ruhestätte - das Pantheon in Paris
    Von hier

  • Victor Hugos Roman "Notre Dame de Paris" ist mehrfach verfilmt worden. Die bekannteste Version ist sicher die mit Gina Lollobrigida und Anthony Quinn in den Hauptrollen.


    Als die beste Verfilmung gilt jedoch diejenige mit Charles Laughton und Maureen O'Hara aus dem Jahr 1939.
    Sie wird heute Abend von ARTE angeboten und ist dort bis zum 1.Mai verfügbar..


    Zitat

    Wiederausstrahlung aus aktuellem Anlass: Die angebliche Hexe Esmeralda, die zum Tode verurteilt wird, findet bei dem verunstalteten Glöckner von Notre-Dame, einem verachteten Außenseiter, Zuflucht. Das verfluchte Zigeunermädchen und der entstellte Sonderling finden aneinander Halt ... -
    Wahrscheinlich die beste Verfilmung (1939, Regie: William Dieterle) von Victor Hugos Roman.


    Eingesperrt und vor den Menschen versteckt, lebt der verunstaltete Glöckner Quasimodo in den Türmen von Notre-Dame. Er wird von der Allgemeinheit verachtet und führt ein Leben im Schattendasein. Gerüchten zufolge hat der berüchtigte Richter Frollo, den Buckligen gefangen genommen und in die Kathedrale eingesperrt.
    Als das Gerücht aufkommt, Esmeralda, eine junge Zigeunerin, solle sich illegal nach Paris geschleust haben und sei eine Hexe. Aus Angst vor ihrer schwarzen Magie wird sie zum Tode verurteilt.
    Wie Quasimodo versteckt sie sich in der Kathedrale. So kommt es, dass Esmeralda und Quasimodo, die Verbannten und Gefürchteten, aufeinandertreffen und Zuflucht und Hilfe beieinander finden. Quasimodo, der noch nie zuvor die Güte eines Menschen erfahren hat, setzt alles daran, das anmutige Mädchen vor dem Galgen zu retten und verliebt sich in die junge Frau. Eine Geschichte, so alt wie Notre-Dame selbst, bewegend und dramatisch-romantisch zugleich.
    Die durchweg stark typisierten Hauptfiguren - Quasimodo, Frollo, Gringoire, Phoebus, Ludwig XI. - aber auch die Nebenrollen stehen für soziale und politische Werte und symbolisieren psychologische Charaktertypen, die sowohl historische als auch allgemein menschliche Bezüge haben. Daher hat der Film nicht nur eine geschichtliche Dimension, sondern ist von zeitloser Aktualität.

    (Arte)

  • Die Welt macht ein Theater als ob der Dom gebrannt hätte. Notredamm ist nicht mal so ne hübsche Kirche, selbst in Paris. Bin froh, daß es nicht Sakrekör erwischt hat. Notredamm ist schon ziemlich überbewertet. Unser Dom hat im 2. Weltkrieg Flächenbombardements abbekommen und es hat ihn kaum gekratzt, und Notredamm wird von nem kleinen Feuerchen fast völlig zerstört. Meh.

  • Jobbt Heinz inzwischen für die New York Times? Die sah nämlich auch nur "Dom" statt Dame. :rolleyes: :D


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    Ävver: „Mer losse d’r Dom en Kölle, denn do jehööt hä hin!“ :P

  • Übrigens, für einen so forsch tönenden Dom-Enthusiasten haste bedenklich wenig Ahnung.

    Als Lektüre empfehle ich:

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    Niklas Möring: Der Kölner Dom im Zweiten Weltkrieg.

    Verlag Kölner Dom:
    Köln 2011.

    112 Seiten, 97 Abbildungen, 17 Euro

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    Ein paar Fakten:

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    a.a.O.

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    Fazit:

    Trotz aller frühzeitigen Rettungsvorbereitungen, Sicherung der Domschätze, Ausbau der wertvollen Domfenster, stetiger Brandwachen, fortwährender Löscharbeiten, und trotz der vergleichsweise modernen eisernen Dachkonstruktion -im Gegensatz zum weitaus älteren hölzernen(!) Dachstuhl von Notre-Dame de Paris- sah unser Dom schließlich so aus:

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    (Express)

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    "Kaum gekratzt" ... Ich fass' es nicht. :pinch: ;(

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