Leichtathletik ist doch auch Sport - und wie!

  • Wenn ich in diesem Forum die letzten Themen durchgehe, scheint sich "Sport" nur auf den Kopf (Denkschpochtecke) oder auf die Füße (dann manchmal ohne Köpfchen ;) ) zu beschränken.
    Mit Leichtathletik, der Mutter aller Sportarten, haben es die maenns wohl nicht so sehr.
    Schade, denn in den letzten zwei Wochen konnte man - außer Frau Merkel :D - in Berlin ein fulminantes Leichtathletikfestival verfolgen.
    Abgesehen von den erstaunlichen und erfreulichen deutschen Erfolgen, die jeden Morgen mit entsprechendem Fahnengewehe im Hintergrund die Titelseiten der regionalen Presse schmückten, begeisterten mich die Fairness des fachkundigen Publikums und die meistens ebenso fair agierenden Athleten.
    Meinen Höhepunkt in dieser Richtung erlebte ich am gestrigen Abend.
    Da springt ein achtzehnjähriger schwedischer Stabhochspringer (bisherige Bestleistung 5,93) im ersten Versuch - für ihn selbst kaum fassbar - fünf für fünf Zentimeter höher und wird mit 6,05 m Europameister.
    Nach jedem geglückten Versuch gratulierten zunächst die vier und dann die letzten zwei Kontrahenten, der eine ein alter und erfolgreicher Champion in dieser Disziplin. Faszinierend war die Mischung von Rivalität und Anerkennung.
    Leider ging bei der Berichterstattung in der ARD der Schluss des Wettkampfs unter, weil noch eine deutsche Goldmedaille und eine bronzene anstanden....


    Auch die heutigen drei Tageszeitungen, die ich lese, waren recht sparsam in ihrer Berichterstattung.
    Deshalb hier der Bericht aus der Süddeutschen:


    13. August 2018, 08:27 Uhr

    Leichtathletik-EM

    "Wirklich? Oh mein Gott"



    Einfach mal so über 6,05 Meter: Armand Duplantis.
    (Foto: Getty Images)

      Mit 18 Jahren gewinnt der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis die Goldmedaille bei der Leichtathletik-EM in Berlin.Er überspringt dabei 6,05 Meter - und ist anschließend fassungslos.Sein Konkurrent Renaud Lavillenie gratuliert ihm noch auf der Matte. Es ist ein Abbild von dem, was die Leichtathletik so abhebt von manch anderem Sport.


      Von Saskia Aleythe, Berlin


      Armand Duplantis konnte Armand Duplantis beim Stabhochsprung zugucken. Der echte stand in der Interviewzone des Berliner Olympiastadions, es war schon 23 Uhr, Duplantis erklärte seine Befindlichkeiten gerade in Richtung der Mikrofone, da fiel sein Blick auf einen Bildschirm in der Nähe. Und weildort in Dauerschleife die bemerkenswertesten Szenen des Abends gezeigt wurden, kamen auch Sequenzen mit ihm: Wie der Schwede mit dem Stab einsticht und sich nach oben katapultiert, um dort einen hohen Bogen über die Latte zu machen, fast so hoch wie eine ausgewachsene Giraffe.


      "Das war der Versuch über 5,95,oder?", fragte er in die Runde, so viel Platz wie da noch zwischen Latte und Körper war, musste er das sein. Oder? "Nein, das war der Sprung über 6,05 Meter", wurde er aus der Runde aufgeklärt. Und dann schaute er schon wieder so erstaunt wie 90 Minuten zuvor, als er Europameister geworden war. Duplantis sagte zu den Bildern leise: "Wirklich? Oh mein Gott."
      Diese EM hatte schon viele Geschichten bis zum Sonntagabend produziert, doch an ihrem letzten Tag kamen durch das Finale im Stabhochsprung Momente hinzu, die in vielerlei Hinsicht besonders und inmancherlei historisch waren. Weil da mit 18Jahren einer Europameister wurde, der schon vor einem Jahr von den Größten seiner Szene als kommender Star angekündigt wurde. Weil es ein Wettbewerb der Bestleistungen war, Sprünge über sechs Meter sind selten in der Geschichte großer Meisterschaften. Und weil man zwischendrin Konkurrenten sehen konnte, die sich - noch im Medaillenkampf - für ihre Leistungen anerkennend umarmten.


      Es war ein Abbild von dem, was die Leichtathletik so abhebt von manch anderem Sport: Es war ein Finale ohne deutschen Starter, doch das Publikum machte so viel Stimmung, dass Duplantis sagte: "Ich hoffe, Berlin bekommt wieder eine Meisterschaft.


      "Ich habe keine Ahnung, was gerade passiert ist"
      Stabhochsprung ist der Sport, der seit acht Jahren nicht ohne diesen berühmten Franzosen auskommt: Renaud Lavillenie, dem Olympiasieger von London und dreifachen Europameister, der zuletzt 2008 ein Jahr ohne Medaille erlebt hatte. Die EM ist seine Bühne. "Früher habe ich Videos von Renaud auf Youtube gesehen", sagte Duplantis, "Meisterschaft für Meisterschaft, wo er immer gewonnen hat. Ich habe mirgewünscht, diesen Moment mal zu haben." Noch am Morgen hatte der 31-Jährige dem jungen Schweden eine Nachricht geschickt, der Inhalt: "Egal, was heute Abend passiert: Hauptsache, wir stehen zusammen auf dem Podium." Dass es dann auch so kam, ist die eine Geschichte. Wie es dazu kam, die spektakulärere.


      Schon bei 5,80 Meter wäre Lavillenie beinah draußen gewesen. Zwei Mal riss er die Latte, dann ließ er 5,85 Meter auflegen und hielt sich mit einem geglückten Versuch im Wettbewerb. In vielen anderen der vergangen Europa- oder Weltmeisterschaften, auch bei Olympia, hätte das schon für eine Medaille gereicht - doch der Wettbewerb in Berlin war so hochklassig, dass er weiter gefordert war. Dieser Duplantis sprang ja immer weiter mit, auch der Russe Timur Morgunow, sie beide erlebten in Berlin einen Abend, von dem Morgunow später sagte: "Ich habe keine Ahnung, was gerade passiert ist und warum das so ein verrückter Wettkampf war."


      Die beiden jungen Männer überquerten die Sechs-Meter-Marke, eine magische für alle Stabhochspringer: Wer sich für diesen Sport entscheidet, nimmt sie sich nicht selten als Lebensziel vor. Duplantis war mit einer Bestleistung von 5,93 nach Berlin gereist, Morgunow mit 5,92- und dann übertrafen sie sich selbst. Als Duplantis gleich den ersten Versuch über sechs Meter ohne Kontakt mit der Latte gemeistert hatte, liefen Lavillenie und die anderen Konkurrenten zu ihm und umarmten ihn, da wussten sie noch nicht, dass er gleich noch mal höher springen würde.Als die Latte dann auf 6,05 Meter hochgeschraubt wurde - U20-Rekord und höchste EM-Höhe jemals - und Duplantis erneut ins Fliegen kam, blieb er auf der Matte mit dem Gesicht nach unten liegen. Und tauchte mit fast ratlosem Gesicht wieder auf: Was soll ich machen? Ich bin halt heute so gut!

    www.sueddeutsche.de/sport/leichtathletik-em-armand-duplantis-1.4091182

  • Mit Leichtathletik, der Mutter aller Sportarten, haben es die maenns wohl nicht so sehr.


    Wie gut, dass du das nun änderst. :D
    Obwohl - wenn "die Mutter aller Sportarten" gefeiert wurde, waren häufig auch die Männs mit aufmerksamen Berichten dabei.


    Meine Sportart, das gestehe ich freimütig, war allerdings beim Berliner "fulminanten Leichtathletikfestival" nicht vertreten und so hielt sich mein TV-Konsum diesbezüglich in übersichtlichen Grenzen.
    Wie schön zu erfahren, dass sich die Wettkämpfe durch großen Einsatzwillen und beeindruckende Fairness ausgezeichnet haben. :thumbsup:


    Das gab's schon ganz anders ...

  • Leider habe ich seit Monaten nur ab und zu mal I-net anschluss. Wird sich aber bald aendern, sodass ich wieder haeufiger mitwirken kann.
    Spocht, ja, das ist mein Leben, das mich lebhaft macht.
    Stabhochsprung ist eine der anspruchvollsten Disziplinen, die Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Koordinationsvermoegen, Bein- Armkraefte und Mut verlangen.
    Laufen, Gehen, Rennen sind dagegen die einfachsten Fortbewegungsmittel.
    Als Spochtlehrer und ehemaliger Tennisprofi, kann ich nur sagen: es ist faszinierend, diese Athleten zu bestaunen.
    Auffaellig ist, dass seit Jahrzehnten keine Weltrekorde mehr erreicht werden. Weiss im Augenblick nicht, ob es einen neuen Weltrekordler nach dem aussergewoehnlichen Russen Bubka und Lavillenie gegeben hat ? d.h. , 2O Jahre hielt er den Weltrekord, bis Lavillenie ihn 2O14 um 2 cm verbesserte. Bubka im Jahr 1994 sprang 6.14 m. Lavillenie 6.16 ! Das Material wird immer besser, aber die Leistungen bleiben die gleichen.

    Leider konnte ich mir die Meisterschaften hier nicht ansehen, weil darueber nicht berichtet wird. Sollte ich eines Tages DirectTV kaufen koennen(es gibt momentan keine Antennen) also wie damals in der DDR, verfuege ich ueber 1OOO Kanaele. Damit kann ich jeden Furz in der Welt per TV bewundern :P

    Feines Thema Richy, gut dass ich heute I-net hatte !!

  • Stabhochsprung ist super anstrengend und eine echte Leistung wie ich finde. Mein großer Respekt.

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