Kopftuchverbot für Mädchen unter 14?

  • Was treibt diejenigen um, die gegen das Kopftuch bei kleinen Mädchen kämpfen?


    Das Argument lautet: Die Mädchen werden sexualisiert. Ach ja?


    Was machen gute Christen mit ihren Säuglingen? Sie lassen sie taufen und hängen schon Kleinkindern Kreuze um den Hals. Das ist ein öffentliches Glaubensbekenntnis, das die Kinder selbst gar nicht abgeben können. Es sind die Eltern, die hier handeln ... im Schutz ihrer Erziehungsberechtigung.


    In jeder Religion werden Kindern in den Glauben -oder Unglauben- ihrer Eltern hineingeboren. Wehren können sie sich nicht dagegen.


    Zurück zum Kopftuch: In Schulen und Kindergärten ist es, so weit ich sehe, kein Problem.


    Wer will da jetzt unbedingt ein Problem draus machen?? Hatten wir das nicht schon mal bei der Beschneidung ...?
    Überflüssig.

  • Kopftuchverbot für muslimische Mädchen? JA, bitte!


    Es ist noch gar nicht so lange her, da galt ein solches Verbot auch noch in der Türkei. Sogar erwachsenen Frauen waren die Kopftücher verboten. Zumindest innerhalb von Schulen, Universitäten und allen öffentlichen Gebäuden. Ein Gebot, das einst neben vielen anderen Neuerungen vom "Vater aller Türken", Kemal Atatürk, erlassen worden war und der Türkei eine offenere Gesellschaft und Liberalität nach westlichem Vorbild ermöglichen sollte. (Wird in der Gesamtheit als "Kemalismus" bezeichnet.)


    Daher war es für Mädchen und Frauen auch in Deutschland völlig unüblich, Bildungseinrichtungen mit Kopftuch zu betreten. Geschweige denn, die Minis in Kindergärten mit einem Hijab auszustatten. Inzwischen hat sich das Bild deutlich verändert; auch, aber nicht nur durch die Zuwanderung in den letzten Jahren.


    Herr Erdoğan, der gegenwärtige Präsident, hat nämlich ein ganz anderes Bild von "seinen" Türken -zumal von weiblichen Menschen und deren "natürlichen Aufgaben"- und ließ seine Frau nicht nur grundsätzlich und demonstrativ gegen Atatürks Verbot verstoßen, er hob die Bestimmung inzwischen gänzlich auf.
    Da nun das Einflussgebiet des möchte-gern-Allmächtigen sich bekanntlich nicht auf das Staatsgebiet der Türkei beschränkt sondern weit darüber hinausgeht , wie er kürzlich nochmals eindrucksvoll formulierte, spielt man durch falsch verstandene Toleranz nur einem männlich dominierten Konservativismus in die Hände.
    Daran ändert auch
    Elias Feroz' Übersicht der Argumentationen nichts.

    Die Diskussion hatten wir übrigens schon einmal, hier. :thumbup:


    In Zeiten, da der Hijab sogar im Iran zur Disposition steht und sich immer mehr Frauen an den Protesten gegen den Kopftuchzwang beteiligen - trotz restriktiver Polizeimaßnahmen - sollten wir ausgerechnet die Traditionalisten und Erzkonservativen gewähren und bestimmen lassen und ihnen nebenbei auch noch die öffentliche Wahrnehmung des "Islam" überlassen?
    Och nö. :thumbdown:


    PS
    Das Kruzifix-Kettchen ist m.E.
    als Vergleich zum Kopftuchzwang kaum geeignet, schließlich kennt auch der gläubige Muslim religiösen (Hals-)Schmuck.


  • zum Kopftuch: In Schulen und Kindergärten ist es, so weit ich sehe, kein Problem.

    Vielleicht hilft ein Artikel aus dem 'Tagesspiegel', diese Sicht zu korrigieren.


    Auszug:
    "Nachdem die Karlsruher Verfassungsrichter 2015 entschieden hatten, dass diese Gesetzesregelung* nur haltbar sei, wenn der "Schulfrieden" auf dem Spiel steht, dreht sich die Diskussion jetzt vor allem um die Frage, wie denn die Gefährdung des "Schulfriedens" messbar sei.
    Am Donnerstagabend gab es dazu einige Antworten – bei einer Veranstaltung der Initiative "Pro Neutralitätsgesetz". Denn dort äußerten sich Schulleiter, die schon jetzt eine Einschüchterung jener Schüler ausmachen, die sich nicht an angeblich verbindliche Religionsregeln halten wollen.


    "Aleviten tun so, als ob sie fasten"
    "Aleviten tun in der Schule so, als ob sie fasten" – weil die sunnitische Mehrheit das verlange. Das berichtete der Leiterder Neuköllner Röntgen-Schule, Detlef Pawollek. Ebenso würden "bestimmte Kleiderordnungen durchgesetzt". Inzwischen werde selbst die türkischstämmige Sozialarbeiterin seiner Schule von Eltern gefragt, warum sie kein Kopftuch trage. Es sei auch ein "Wunschdenken", dass Kopftuch tragende Lehrerinnen als Vermittlerinnen wirken könnten: Vielmehr würde es streng religiösen Frauen im Konfliktfall schwerer fallen, sich von Forderungen konservativer Eltern zu "distanzieren", erwartet Pawollek.


    Wohin es führen könne, wenn streng gläubige Lehrerinnen in Schulen Einzug hielten, machte Ronald Rahmig deutlich, der für die Vereinigung der Berufsschulleiter spricht:
    Er verwies auf Berichte seiner Kollegen, wonach sich Kopftuch tragende Erzieherinnen weigerten, männliche Schüler anzufassen. Wenn Frauen mit derartigen Vorstellungen auch noch Lehrerinnen würden, habe dies ohne Frage Auswirkungen auf das Frauenbild der Schülerschaft, meint Rahmig. Es werde auch eine bestimmte "Grundhaltung" transportiert.
    [.......]


    Die Kopftuchdebatte wird aktuell in Nordrhein-Westfalen auch im Hinblick auf ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren geführt. Auch während der Debatte der Initiative "Pro Neutralitätsgesetz" wurde immer wieder darauf verwiesen, dass bereits kleine Mädchen Kopftuch trügen. Überdies berichten Lehrerinnen, dass sie schon bei muslimisch erzogenen Lernanfängern immer häufiger beobachteten, dass sich Jungen und Mädchen getrennt voneinander hielten.


    "Sogar beim Wandertag fällt auf, dass sie sich nicht mehr mischen", berichtete eine Schöneberger Konrektorin im Gespräch mit dem, Tagesspiegel. Sie würden dieses Verhalten bereits aus den Kitas mitbringen. Wenn es nach Ronald Rahmig ginge, müsste auch geprüft werden, welche Wirkungen es hat, wenn Kitakinder jahrelang von Erzieherinnen mit Kopftuch betreut werden. Es gehe dabei nicht nur um das Kopftuch, sondern um das "bestimmte Frauenbild", das da transportiert werde, sagte Rahmig am Freitag."


    * gemeint ist das Berliner "Neutralitätsgesetz"


    Zum Artikel

  • Ich seh' das Problem, aber nicht, wie Verbote es lösen könnten.


    Es geht ja um Einstellungen, Meinungen, Lebensweisen, da kann man im besten Fall durch Gespräche überzeugen ... und durch positive Erfahrungen, denk ich.


    Solange die Eltern überzeugt sind, dass sie alles richtig machen, werden sie ihre Mädels eher von Klassenfahrten oder vom Kindergarten abmelden, fürchte ich.
    Ich hab das selbst erlebt, allerdings bei fundamentalistischen Christen.


    Ich wiederhole mich. Beim Thema Burkaverbot hab ich alles schon gesagt.

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