Das Problem mit den "Tafeln"

  • Das Problem mit den Tafeln beginnt schon damit, dass es diese Tafeln überhaupt geben muss.
    Der Begriff ist euphemistisch, denn es geht um Almosen, nicht ums Tafeln.


    Jetzt geht es um Verteilungsprobleme und ich kann mir gut vorstellen, dass Ehrenamtler entsetzt und überfordert sind, wenn junge Männer da Stress machen.


    Nicht verstehen kann ich allerdings, wenn die Antwort darauf heißt: Nur noch Deutsche. Das will mir einfach nicht in den Kopf.
    Wer sich daneben benimmt, muss ausgeschlossen werden, unabhängig vom Pass.





  • Zunächst einmal geht es doch darum, einer ungeheuren Verschwendung zu begegnen und zu verhindern, dass Großmärkte, Supermärkte, Lebensmittellläden, Restaurants etc. völlig brauchbare Lebensmittel als unverkäufliche 'Reste' auf den Müll kippen und vernichten.


    Nicht nur die gemeinnützigen "Tafeln", auch die Bewegung des "Containerns" ist eine Antwort auf diese Missachtung kostbarer Nahrungsmittel.
    Deshalb scheue ich den Begriff "Almosen", obgleich er nahezuliegen scheint, wenn man die Klientel der "Tafeln" berücksichtigt.


    Während die "Tafeln" legal operieren dürfen, ist das private "Containern" -d.h. Abfallcontainer nach genießbaren Lebensmittel zu durchsuchen und diese heraus zu klauben- bis heute illegal und gilt als Diebstahl. Wird bei Studenten und 'Alternativen' dennoch immer beliebter.
    Auch eine Initiative namens "Foodsharing" hat sich die Rettung ungewollter oder überproduzierter Lebensmittel zum Ziel gesetzt und setzt sich für Nachhaltigkeit ein.


    Zurück zu den "Tafeln" und der jüngsten Debatte um die Entscheidung der Essener, für einige Wochen nur noch deutsche Neu(!)mitglieder aufzunehmen.
    Jesses, was ist den Leuten nicht alles vorgeworfen und unterstellt worden.
    Hingegen hat mir Niemand bisher schlüssig erklären können, was so falsch daran sein sollte, für eine kurze Zeit die neuen Berechtigungsscheine nach dem tatsächlichen Proporz der Bedürftigen auszustellen und dafür zu sorgen, dass diejenigen wiederkommen, die sich verdrängt gefühlt haben.



    Frisches Obst und Gemüse lauert in vielen Mülleimern.
    Foto: Schnappschuss / pixelio.de

  • Ja, die Tafeln sorgen dafür, dass brauchbare Lebensmittel nicht im Müll entsorgt werden. Das ist gut.

    Dass Bedürftige diese Lebensmittel bekommen, ist auch gut.
    Wenn ich das richtig im Kopf habe, wurden die Tafeln ursprünglich für Obdachlose eingerichtet. Inzwischen gibt immer mehr Menschen, die auf die Tafeln angewiesen sind. Ein Armutszeugnis für unsere reiche Gesellschaft.


    Wenn jetzt "sortiert" werden muss, weil die Lebensmittel knapp werden, dann bitte nur nach Bedürftigkeit. Was sollen da ein Pass, oder ein Proporz? Ich versteh's nicht.

  • Dass die "Tafeln" zunächst für Obdachlose eingerichtet worden seien, wusste ich nicht. Egal, heute ist es jedenfalls nicht mehr so. Berechtigt sind neben den Obdachlosen auch Hartz4-Empfänger, in Köln die "Kölnpass"-Inhaber und in einigen Städten bedürftige Studenten.


    Mich stört die Selbstverständlichkeit, mit der das Engagement und die -übrigens auch körperlich- schwere Arbeit der Tafelmitarbeiter*innen hingenommen, häufig sogar vorausgesetzt wird. Erinnert ein bisschen an die Zivis, deren Arbeitskraft auch erst richtig wahrgenommen und wertgeschätzt wurde, als es sie nicht mehr gab.
    Statt dass die Politik für die Armen dieser Gesellschaft in ausreichendem Maße sorgt, verlässt man sich allzu gern auf bürgerschaftliche Hilfsinitiativen. Die Entlastung durch ehrenamtliche Arbeit wird wie selbstverständlich einkalkuliert, sei es bei den "Tafeln" oder auch in der Flüchtlingsarbeit. (Sorry, der Seitenhieb musste jetzt mal sein.)


    Wenn jetzt "sortiert" werden muss, weil die Lebensmittel knapp werden, dann bitte nur nach Bedürftigkeit. Was sollen da ein Pass, oder ein Proporz?


    Okay, dann gib doch mal konkret ein gangbares Procedere vor, wenn alle gleich bedürftig sind, einen Berechtigungsschein haben oder neu beantragen wollen.


  • Essener Tafel


    Kann es sein, das die Eskalation an der Essener Tafel gewollt herbeigeführt wurde?
    Auf diesem Portal hat sich davor kein Einziger Rechter über die Institution Tafel aufgeregt; und nun jagt ein shitstorm den anderen.
    Man muss ja was haben worüber man sich künstlich aufregen kann.
    Kann doch sein. Oder?

  • Nix anderes haben die Essener zunächst auch getan, was nicht verhindert hat, dass genau diese beiden Gruppen den Tafeln fern geblieben sind, weil sie sich von einer ganzen Anzahl neu hinzugekommener, fordernder Ausländer gestört und verdrängt fühlten. Daher der zeitlich begrenzte(!) Aufnahmestopp für weitere(!) Ausländer.


    Inzwischen erfahren wir vom Irrtum eben jener (oft jungen) Zuwanderer, die nämlich fälschlicherwise glaubten, Essenstafeln seien eine staatliche Einrichtung und deren Hilfe stünde ihnen zu.
    Wird sich klären lassen meint man, auch in Essen.
    Das NRW-Ministerium für Integration hat bereits verlauten lassen, es wolle "mitwirken“ an entsprechenden Informationsprojekten.


    'Postillon' und der Karikaturist Klaus Stuttmann nehmen das Ganze mit Sarkasmus:


    a.a.O.



    .
    (Stuttmann)


  • Nix anderes haben die Essener zunächst auch getan,

    Bleibt für mich die Frage, warum sie es nicht auch so genannt haben? Sie hätten ja auch die Rüpel gezielt aussperren können. Dass junge Männer mehr Stress machen, kann ich mir gut vorstellen.


    Ausländer generell auszuschließen, geht gar und verlagert zudem das Problem.


    Die Tafeln sind kein Problem der Ausländer. Ursprünglich sollen sie verhindern, dass Deutsche ihre Lebensmittel verschwenden.


    P. S. Werden die Zuwanderer so notdürftig bevorratet, dass sie sofort zu einer Tafel laufen müssen?
    Insgesamt besuchen nur 1,5% der von Armut Bedrohten eine Tafel. Heißt konkret: Weder werden die Bedürftigen erreicht, noch werden die Lebensmittel vernünftig "gerrettet".

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