Der Demokratie eine Chance!

  • Bevor sich die bleierne Grabplatte der Großen Koalition wieder auf die politische Wirklichkeit dieses Landes gesenkt hat und keine Luft mehr da ist für Ideen und Debatten, weil alles wieder graue Alternativlosigkeit ist und Merkel verlässlich auf internationalem Parkett, in der Bundesregierung und mutmaßlich auch daheim vollkommen überraschungslos vor sich hin merkelt bis in alle Ewigkeit, hier nochmal ein selbstverständlich sinnloser Appell an unseren Bundespräsidenten: Herr Steinmeier, lassen Sie mit wechselnden Mehrheiten regieren!
    [.....]
    Man stelle sich vor, das wäre der politische Normalbetrieb in Deutschland. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung, der Streit um die Zukunft, der Wettbewerb um die besten Ideen - all das wäre endlich wieder dort verortet, wo es doch hingehört: Im Deutschen Bundestag, wo frei gewählte Abgeordnete das Volk vertreten und in gemeinsamer Verantwortung nach den besten Lösungen suchen. Man stelle sich vor, die Bürgerinnen und Bürger hätten tatsächlich wieder den Eindruck, im Parlament ginge es um etwas, nicht nur um die Ausstellung der eigenen Haltung und das Abnicken von Regierungsbeschlüssen, die Widerspruch nur erlauben, solange die eigene Mehrheit steht. Man stelle sich vor, Politik wäre spannend und leidenschaftlich und aufregend und, ja, auch ein wenig unberechenbar.


    Und dann wache man auf und betrachte das Personal.
    Wir haben einen Bundespräsidenten, der das Wort Unberechenbarkeit vermutlich gar nicht kennt und jedenfalls niemals aussprechen würde, weil es ein falsches Signal in Hinblick auf die Stabilität in Partnerschaft nicht nur mit unseren europäischen Nachbarn, sondern auch globaler Verantwortungszusammenhänge... noch jemand wach?
    Wir haben einen Bundestagspräsidenten Schäuble, der eher zurücktritt, um wieder Finanzminister zu werden, als dass ihm über die Zunge käme, was ein Bundestagspräsident jetzt sagen könnte, der tatsächlich an der Stärkung des Parlaments Interesse hätte: Vertraut diesem Hohen Haus, vertraut seinen Abgeordneten, lasst sie debattieren und entscheiden, lasst sie diesmal tatsächlich die Regierung kontrollieren!
    Und wir haben eine Bundeskanzlerin Merkel, der nichts ferner liegt als eine offene Debatte mit dem Risiko, diese auch mal zu verlieren.


    Nein, das wird nichts werden, es kommt die Große Koalition wie der Winter, sie lässt sich nicht verhindern, da müssen wir durch, war immer so, wird immer so bleiben. Und ist ja auch vernünftig. Aber man wird ja mal träumen dürfen in diesen nebligen Tagen, die Aussichten sind trübe genug.


    (Stefan Kuzmany bei Spon)

  • Neben Groko, Neuwahlen, Jamaika und Minderheitsregierung gibt es noch ein Szenario:


    Die Merkel fällt durch eine plötzliche tückische Krankheit,
    durch einen Aufstand der CDU-Parlamentarier oder
    durch ein Attentat (gezielt oder zufällig)


    ganz aus. Sigmar Gabriel wird geschäftsführender Vizekanzler. Aber er kann es doch nach eigener Aussage nicht.


    Dann haben wir automatisch eine Große Koalition. Oder will Martin Schulz auch über einen Kanzler Gabriel die Mitglieder abstimmen lassen?


    Es bleibt auf jeden Fall spannend.

  • Ich lasse mal Krimiplot-Szenarien beiseite und komme zurück zu real existierenden Möglichkeiten von Koalitionen, Kompromissen, GroKo und Minderheitsregierung. Erstere sind weitgehend gedanklich durchgespielt. Letztere wird in der deutschen Medienlandschaft -und von Politikern jedweder Couleur- entweder gänzlich ignoriert oder als wahres Teufelswerk dargestellt.
    Geht in Deutschland / auf Bundesebene nicht, basta!
    Was der Bauer nicht kennt ...? Oder wie?


    Vielleicht helfen Martin Pfafferotts Ausführungen, die Sache besser zu verstehen.


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    dpa infografik
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    Suche nach Regierungsoptionen

    Skepsis bei Minderheitsregierung: Es fehlen positive Beispiele

    Robert Kiesel • 24. November 2017
    Regiert im Bundestag bald erstmalig eine Minderheitsregierung? Aus Sicht von Martin Pfafferott eine durchaus denkbare Option. Minderheitsregierungen sind nicht per se instabil, man muss sie nur wollen, sagt der Politikwissenschaftler Martin Pfafferott. Aus SPD-Sicht hat die Option durchaus Vorteile, zumindest für einen begrenzten Zeitraum.

    Martin Pfafferott ist Politikwissenschaftler und hat gerade seine Promotion zu Entstehungs- und Handlungsbedingungen von Minderheitsregierungen abgeschlossen. Er ist Referent im Landesbüro NRW der Friedrich-Ebert-Stiftung.
    (Quelle: vorwaerts.de)

  • Ich lasse mal Krimiplot-Szenarien beiseite


    Schade. Der Focus hat die "Frage" zugelassen.


    Aber meinetwegen. Bei Neuwahlen haben wir in wenigen Monaten dieselbe Situation, nur die SPD liegt bei 15 Prozent, die AfD bei knapp 30. Mit wem beginnt die CDU dann Sondierungsgespräche?


    Bei einer Minderheitsregierung haben wir jede Woche eine Regierungskrise. Merkel muss nicht nur mit den MdB, sondern auch mit den Länderregierungen verhandeln.


    Einzige Hoffnung: Merkel hält sich nicht mehr für unersetzlich, verliert die Lust und schmeißt hin.


    Ich habe auch keine Lösung. Ich weiß nur, dass das Ergebnis der BT-Wahl der Wille des Volkes ist. Scheiß Volk, aber das hilft auch nicht weiter.


  • Bevor sich die bleierne Grabplatte der Großen Koalition wieder auf die politische Wirklichkeit dieses Landes gesenkt hat und keine Luft mehr da ist für Ideen und Debatten, weil alles wieder graue Alternativlosigkeit ist und Merkel verlässlich auf internationalem Parkett, in der Bundesregierung und mutmaßlich auch daheim vollkommen überraschungslos vor sich hin merkelt bis in alle Ewigkeit, hier nochmal ein selbstverständlich sinnloser Appell an unseren Bundespräsidenten: Herr Steinmeier, lassen Sie mit wechselnden Mehrheiten regieren!
    [.....]
    Man stelle sich vor, das wäre der politische Normalbetrieb in Deutschland. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung, der Streit um die Zukunft, der Wettbewerb um die besten Ideen - all das wäre endlich wieder dort verortet, wo es doch hingehört: Im Deutschen Bundestag, wo frei gewählte Abgeordnete das Volk vertreten und in gemeinsamer Verantwortung nach den besten Lösungen suchen. Man stelle sich vor, die Bürgerinnen und Bürger hätten tatsächlich wieder den Eindruck, im Parlament ginge es um etwas, nicht nur um die Ausstellung der eigenen Haltung und das Abnicken von Regierungsbeschlüssen, die Widerspruch nur erlauben, solange die eigene Mehrheit steht. Man stelle sich vor, Politik wäre spannend und leidenschaftlich und aufregend und, ja, auch ein wenig unberechenbar.


    Und dann wache man auf und betrachte das Personal.
    Wir haben einen Bundespräsidenten, der das Wort Unberechenbarkeit vermutlich gar nicht kennt und jedenfalls niemals aussprechen würde, weil es ein falsches Signal in Hinblick auf die Stabilität in Partnerschaft nicht nur mit unseren europäischen Nachbarn, sondern auch globaler Verantwortungszusammenhänge... noch jemand wach?
    Wir haben einen Bundestagspräsidenten Schäuble, der eher zurücktritt, um wieder Finanzminister zu werden, als dass ihm über die Zunge käme, was ein Bundestagspräsident jetzt sagen könnte, der tatsächlich an der Stärkung des Parlaments Interesse hätte: Vertraut diesem Hohen Haus, vertraut seinen Abgeordneten, lasst sie debattieren und entscheiden, lasst sie diesmal tatsächlich die Regierung kontrollieren!
    Und wir haben eine Bundeskanzlerin Merkel, der nichts ferner liegt als eine offene Debatte mit dem Risiko, diese auch mal zu verlieren.


    Nein, das wird nichts werden, es kommt die Große Koalition wie der Winter, sie lässt sich nicht verhindern, da müssen wir durch, war immer so, wird immer so bleiben. Und ist ja auch vernünftig. Aber man wird ja mal träumen dürfen in diesen nebligen Tagen, die Aussichten sind trübe genug.


    (Stefan Kuzmany bei Spon)


    Das ändert nichts an meinen Aussagen in # 15

  • Leser-Kommentar Kommentar 6 / 165 bei Focus


    Regierungsbildung
    Samstag 25 Nov. 2017 17.11 · von Gisbert Britz



    Bei Neuwahlen haben wir in wenigen Monaten dieselbe Situation, nur die SPD liegt bei 15 Prozent, die AfD bei knapp 30. Mit wem beginnt die CDU dann Sondierungsgespräche? Bei einer Minderheitsregierung haben wir jede Woche eine Regierungskrise. Merkel muss nicht nur mit den MdB, sondern auch mit den Länderregierungen verhandeln. Einzige Hoffnung: Merkel hält sich nicht mehr für unersetzlich, verliert die Lust und schmeißt hin. Ich habe auch keine Lösung. Ich weiß nur, dass das Ergebnis der BT-Wahl der Wille des Volkes ist. Scheiß Volk, aber das hilft auch nicht weiter.







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