Mieser 'Journalismus'!

  • Selten wird Medienmanipulation so offenkundig, wie letztens beim 'European'.
    Da bedient sich ein Aufmacher an einem uralten Sponti-Spruch -bei denen heißt's "scheißegal"- und fügt für den erschreckten Bürger gleich noch ein paar muslimisch verhüllte Frauengestalten hinzu.


    Worum es geht?
    Angeblich um eine Anweisung des WDR, wie Migranten -illegal?- möglichst lange in Deutschland bleiben könnten.

    Zitat

    Legal? Illegal? Ganz egal!
    Der WDR hat ein Video gedreht, auf dem Migranten erklärt wird, wie sie möglichst lange in Deutschland bleiben können: mit Flüchtlingsstatus. Ob dieser Schutz berechtigt ist, scheint nicht zu interessieren…


    ©
    Shutterstock
    Das Video des WDR ist speziell in den sozialen Medien offenbar ein großer Hit, hier ist es über Facebook abrufbar. Ein Schelm, wer Böses denkt!


    Was ein "Schelm" namens 'European' mit seinem reißerischen Aufmacher großzügig verschweigt, ist Anlass und Inhalt der WDR-Information.


    Hierbei geht es um das kürzlich erfolgte Urteil des EU-Gerichtshof zum Aufenthaltsstatus von Migranten. Das besagt, wer länger als 6 Monate in einem EU-Land ist, darf nicht mehr in das erste Land geschickt werden, durch das er gekommen ist.
    Anlass war ein Rechtsstreit in Österreich, Auswirkungen hat es auf Migranten aller EU-Staaten.

    Genau das hatte das inkriminierte WDR-Video berichtet. Nicht mehr, nicht weniger. Anleitungen zum illegalen Bleiben? Fehlanzeige.


    Muss noch erwähnt werden, dass der 'European'-Link zu Facebook führt, nicht jedoch zum WDR selbst? Man kann die knapp 3-minütige Sendung natürlich auch auf der Originalseite 'WDRforyou' betrachten und sich seine Meinung bilden. ;)


  • Ein anderes Beispiel für miesen Journalismus bieten der 'Kölner Stadtanzeiger' und die 'Berliner Zeitung', beides bekannte Blätter aus dem Hause DuMont , sowie die Boulevard-Postille 'Focus' mit ihren ausgiebigen Werbekampagnen für die Gelenk-Klinik Gundelfingen.
    Eigene Recherche, gar kritische Nachfragen? Keine.


    Wozu auch, die Artikel kommen Wort für Wort von einer PR-Agentur – im Auftrag der Klinik. Ziel sei, heißt es auf der Seite der Agentur, die „kontinuierliche Medien-Präsenz“ der Klinik, weil sie „Image und Bekanntheitsgrad“ erheblich fördere und helfe, „sich deutlich von den Mitbewerbern abzuheben“.
    Ach was. Welch eine Überraschung. :wacko:


    'Über Medien'-Autor Mats Schönauerhat sich der journalistischen Glanzleistung seiner Kollegen angenommen, genauer hingeschaut, und berichtet:


  • Noch ein Beispiel für Manipulation durch Medien. Getreu der Devise: "Steter Tropfen wird's schon richten" ...
    .
    Klaus Staeck regt sich auf, ich stimme ihm zu.


    .


    (FR)
    .
    .
    Ergänzung:
    .
    1) * Gemeint ist der ehemalige Chefredakteur der "Welt", Thomas Schmid.
    .


    2) **

    Spiegel-Titelblatt
    .


    3) ***

    Illustration zum Beitrag des "Zeit"-Chefredakteurs Giovanni di Lorenzo

  • Ich stimme zu.

    Und die Journalisten merken gar nicht, was sie tun? Im Gespräch meinte eine Journalistin vor kurzem, die Presse sei nur Katalysator, greife die Stimmung auf ... ??


    DIE stimmung,.... oha.
    27 % bei Landtagswahlen sind nur "stimmunng aufgreifen ??

  • Ja, tolle 'Stimmung'! :(


    Dass die gezielten Tabubrüche durch Teile der Medien eher befördert als gestoppt werden, beklagt auch der Schriftsteller Jan Weiler.
    Im Interview mit Boris Halva sagt er:


    .
    "Mit konservativen Rechten reden: Okay. Mit Nazis nicht. Wenn jemand den Holocaust leugnet oder ausländerfeindliche Parolen schwingt und Menschen mit dem Tod bedroht, wenn jemand auf Demonstrationen geht mit nachgebauten Galgen, auf denen Merkel oder Gabriel steht, da muss man nicht reden. Da muss man Strafanzeige stellen. Vielleicht hätte man da vor fünf oder zehn Jahren noch was bewegen können bei diesen Menschen, aber ich finde, eine undemokratische und faschistoide Haltung verdient keine Diskussion. Ich mache die Leute damit ja hoffähig. Wenn ich sage, okay, lieber Neonazi, dann rede ich halt mit dir, dann legitimiere ich ein Stück weit seine Position, weil ich sie für diskutabel halte. Ich halte sie aber nicht für diskutabel, und deshalb diskutiere ich auch nicht mit ihm. Da gibt es einfach Grenzen, die unser Grundgesetz, unsere Geschichte, unsere Kultur für uns gezogen haben.
    .
    Aber diese Grenzen wurden verschoben, der Raum des Sagbaren wurde ständig erweitert.


    Ja, und das ist ein zentrales Versagen der Medien. Das Problem war, dass sich immer wieder einer von diesen Politikern im Interview noch ein Stückchen weiter reingeknabbert hat in den vermeintlichen Mainstream. Der ist dann zwar zurückgerudert, aber: Gesagt ist gesagt. Und da hätten die Medien nicht mitmachen dürfen. Aber jetzt ist es in deren Echokammer drin. Und es wird immer wieder hin- und hergeworfen und macht sich breit. Und bekommt dann irgendwann eine Legitimation. Für mich ein totales Versagen der Medien. Und ich fürchte sogar, dass wir es noch erleben werden, dass der Holocaust offen diskutiert wird als mögliches Konstrukt der Geschichte.
    .


    So wie die Mondlandung? Eine sehr beunruhigende Vorstellung …
    .
    Den Holocaust zu leugnen ist ein Straftatbestand. Aber wir werden noch erleben, wie das öffentlich infrage gestellt werden wird. Und warum? Weil nicht eingeschritten wurde bei all den kleinen Tabubrüchen. Deshalb ist es ja so wichtig, dass man sich darum kümmert und da auch eine gewissenhafte Hygiene lebt. Wenn Frank Plasberg in seiner Sendung einen knallhart antisemitischen Zuschauerpost vorlesen lässt und dann so lapidar sagt: „Ja, das sind so die Meinungen, die heute in Deutschland kursieren“, das geht nicht, das ist unmöglich!"


    (FR)

    (Hervorhebungen durch agrippinensis)

  • "Uns're Oma" knattert unverzagt durch die Hühnerställe der Republik, die Medien verfolgen die "Umweltsau" bis in den letzten Winkel, nur der WDR hat ihr die Tür vor der Nase zugeknallt. Die Geschichte ist bekannt.
    Ebenso Tom Buhrow (WDR-Intendant, kürzlich zum ARD-Vorsitzenden aufgestiegen) und seine artistische Meisterleistung, demütig vor allen 'Omas' dieser Republik zu Kreuze zu kriechen und gleichzeitig seinen Mitarbeitern, sprich Untergebenen, grob ins Kreuz zu fallen.

    Seither bekommt Herr Buhrow deutlich Wind von vorne für seine Attitude.
    Nicht allein sein unsäglicher Auftritt am Krankenbett seines Vaters, auch die schmallippige Rechtfertigung seiner Mitarbeiterschelte und die sture Behauptung, keinesfalls rechte Ressentiments bedient und sogar verstärkt zu haben, stößt bitter auf. Sein Vorgehen bei der Leitung seines Haussenders WDR zieht generell Kritik auf sich.

    Hier im Forum schreibt 'Tannenmuetterchen':

    Zitat

    Ich habe diese "Verteidigungs-Sondersendung" in WDR2 gehört. Da kräuselten sich einem die Zehennägel... Ich würde sagen: Ausgewählte Hörer kamen da durch. Und Tom Buhrow? Nä, der hat keine Berater, der ist der kleine WDR-Herrscher, der den dortigen Stall so was von ummodeln will, dass er zu zerbrechen droht. Alle möglichen Strukturen, ob gut oder schlecht, werden infrage gestellt.... man passt sich RTL-Formaten an...ganz langsam und vorsichtig (ähm: unvorsichtig)... Von der personellen Seite ganz zu schweigen. Ich frag mich, warum man gegen diesen kleinen zerstörerischen King nicht mal demonstriert :-(


    Dabei ist Buhrow keineswegs der Einzige, der vor rechten Empörern und 'sozialen' Shitstorms einknickt, wie "Übermedien" Kolumnistin Samira El Ouassil darlegt.


    a.a.O.

  • Im Gespräch meinte eine Journalistin vor kurzem, die Presse sei nur Katalysator, greife die Stimmung auf ... ??


    Klar doch, kriegen die ja super hin. Hat man ja bei der Trumpwahl oder beim Brexit jüngst erleben dürfen :thumbsup:


    Ich befürchte, daß schlimmste an dieser Aussage ist, daß die Journalistin wohl wirklich davon überzeugt ist. Gehirnwäsche, transatlantische, neoliberale Filterblasen, dazu das journalistische Selbstverständnis schlauer zu sein als die eigene Leserschaft, da verliert man selbstverständlich das Gespür für die Realität. Propaganda machen sowieso nur die anderen.

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