"De mortuis nihil nisi bene!" ist ein häufig genutztes Zitat und wird gern mit "Über Tote nur Gutes sprechen" übersetzt, vor allem von Denjenigen, die mit dem Lateinischen auf Kriegsfuß stehen.
Einfach Mund halten, oder wahlweise Nettigkeiten plappern? Das kann er doch wohl nicht gemeint haben, der Chilon von Sparta?
(thenonist.com)
Dafür waren ihm Tyrannen und Bösewichte, einfach alles allzu Menschliche viel zu vertraut. Schließlich zählt der Mann zu den Sieben Weisen des antiken Griechenland. Von so einem darf man schon ein bisschen mehr erwarten als nu(h)r "Einfach mal Fr...e halten!"
Nicht, dass man über Tote nichts Negatives äußern und ansonsten schweigen möge, hat er gemeint. Wie sollte das auch gehen bei historischen Schreckensgestalten und Schurken wie dem mit dem Schnäuzer? Nein, nein, es ist schon völlig richtig, Unrecht, Brutalitäten und sonstigen Schweinkram zu benennen, wenn es ihn denn gegeben hat in der Vita des Verblichenen. Aber fair sollte man dabei bleiben, also "bene" sprechen.
Grammatikkundige werden mir folgen, wenn ich auf die entscheidenden Unterschiede zwischen Adverb, Adjektiv und Nomen verweise ... Die Art und Weise des Sprechens ist gemeint, nicht etwa eine Forderung, ausschließlich Gutes zu äußern. Weder zu Heuchelei noch zur Unwahrheit hat uns der griechische Weise gemahnt. Im Gegenteil.
Daher formulierte er:
„de mortuis nihil nisi bene...“
und nicht
„de mortuis nullum nisi bonum...“
Fazit:
Wenn man über einen Toten nichts Gutes zu berichten weiß, empfiehlt sich zu schweigen.
Man kann Verstorbene aber auch kritisieren, doch sollte man dies auf eine faire, gerechte Weise tun, da sie sich nicht mehr verteidigen können.
Wie ich auf das Thema komme?
Seit gestern prasseln oder säuseln die Nachrufe auf Altkanzler Helmut Kohl über uns hernieder - es scheint, der Mann steht kurz vor der Heiligsprechung.
Da wünscht man sich doch, die Nachrufenden hätten im Lateinunterricht besser aufgepasst ...