Bob Dylan gilt als sperrig. Das ist nicht neu, man muss nur mal seine Texte lesen. Seine Stimme verweigert den gefällig harmonischen Wohlklang und ist dem Krächzen näher, als dem Belcanto. Auch, dass dem Mann öffentlicher Rummel um seine Person herzlich zuwider ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Die Abfuhren, die er Journalisten, Fans, sogar Freunden erteilte, sind zahlreich und können getrost als ruppig bis arrogant charakterisiert werden.
Nun hat es das Nobelpreis-Komitee getroffen, das den US-Amerikaner als ersten 'Songwriter' überhaupt für seine eigenwillige Lyrik mit dem Literaturpreis auszeichnen will, ihn aber leider nicht ans Telefon bekommt. Der anfänglichen Verblüffung über die Entscheidung der Akademie, den kontroversen Diskussionen über die hochgelobten Texte war gespannte Erwartung gefolgt, wie der Künstler sich wohl äußern werde. Schließlich zählen Nobelpreise immer noch zu den renommiertesten Auszeichnungen der Welt.
(Der Friedensnobelpreis hingegen hat inzwischen ein paar Macken abbekommen. Aber den soll Dylan ja auch nicht erhalten.)
Ob Mister Dylan die von den Medien zur 'Sensation' hochgepuschten Nachricht mitbekommen hat und beeindruckt war? Ob sie ihn erfreute? Bislang hat er sich nicht dazu geäußert. Nicht einmal sein Management ließ diesbezüglich etwas verlauten. Ob er den Preis überhaupt will? Ob er nach Schweden reist um die Auszeichnung entgegen zu nehmen? Wer weiß das schon. Bisher gibt's auch hierzu keine Meldungen. Dröhnendes Schweigen.
Vielleicht schreibt Dylan ja klammheimlich an einem Song, den er in Stockholm der versammelten Honoratiorenschar als Dankes-Sprechgesang vortragen will? Könnte doch sein.
An der Kleiderfrage sollte es jedenfalls nicht scheitern. Schließlich hat schon Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll vorgemacht, wie man an das vorgeschriebene edle Gewand kommt: Er hatte sich den Frack kurzerhand bei einem Kostümverleih ausgeborgt.;)