Was haben wir über diesen Mann nicht schon diskutiert und den Kopf geschüttelt.
Mal war sein selbstherrlicher Auftritt in deutschen Arenen der Anlass, mal war es sein brutales Vorgehen gegen demonstrierende Oppositionelle auf dem Istanbuler Taksim-Platz, mal sein autokratisches Gebaren gegen twitternde Internet-Nutzer.
Dass der Mann keine Kritik an seiner Person oder Politik duldet und Satire als Kriegserklärung wertet, bewies er zuletzt mit seiner Reaktion auf einen Beitrag der Satiresendung 'extra3'.
Allein die Tatsache, dass es eine Sendung aus dem Regionalprogramm der ARD bis in den überdimensionierten Präsidentenpalast des Erdoğan Effendi geschafft hat, ist beeindruckend. Noch viel mehr staunt der unbefangene TV-Konsument über die diplomatischen Turbulenzen, die daraufhin erfolgten.
So bekam der deutsche Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, eine nachdrückliche (Ein-)Ladung des erzürnten Palastbewohners mit der undankbaren Aufgabe, dem Sultan von eigenen Gnaden zu vermitteln, wie weiter westlich Pressearbeit gehandhabt wird, und dass Ironie und Satire dazugehören.
Wenn Erdoğan davon ausgegangen war, dass seine wütende Intervention Anlass gäbe, den NDR-Beitrag zu verbieten, hatte er falsch gedacht.
Aber Vorsicht jetzt vor wohlfeilem Spott!
Denn wie bekloppt ist die -deutsche- Gegenforderung, die Bundesregierung, am besten Frau Kanzlerin höchstselbst, möge dem Herrn aus Ankara eine Lektion in Sachen Presse- und Meinungsfreiheit erteilen? Hä?
Das hieße doch, Erdoğans Wüten zum Politikum höchsten Ranges zu erheben und ihm dadurch genau die wirkmächtige Aufmerksamkeit zu sichern, die er verlangt. Sein Kalkül ginge auf.
Da gefällt mir die Reaktion, den Mann mit neuer Ironie auflaufen zu lassen, deutlich besser.
ZitatSatiremagazin legt nach
„Vielleicht hat Erdogan den Beitrag nicht verstanden?“
Der Streit zwischen dem Satiremagazin „extra 3“ und dem türkischen Präsidenten geht in die nächste Runde. Das umstrittene Video wird nun weiterentwickelt.
(FAZ)
[video]http://www.youtube.com/watch?v=349VWBGICUQ[/video]