Quo vadis, Deutschland?

  • Jo, kann man machen, jeder, wie er mag. Ich weiß gut recherchierte Berichte zu schätzen, die auch Hintergründe und Zusammenhänge ausleuchten.


    Inzwischen hat die AfD ihr Programm verabschiedet und bestärkt ihren Standpunkt: Islam = böseböse.
    Ich lasse mal dahingestellt, wieweit es die Religion selbst ist, die dem negativen Urteil Vorschub leistet, und welchen Anteil andere Faktoren haben, die ursächlich und bestimmend sind für die mörderische Aggression so genannter "Islamisten".
    Eine Diskussion hierüber wäre interessant, sprengt jedoch diesen Themenrahmen und könnte in einem eigenen Thread geführt werden - ein Minimum an Sachkenntnis vorausgesetzt.;)


    An dieser Stelle liegt der Fokus darauf zu sehen, wie die Hysterisierung um sich greift und jeglicher Gewaltakt sofort auf "islamistische", "terroristische" Hintergründe abgeklopft wird. Solange Ordnungskräfte das tun - kein Problem. Es ist ihre Aufgabe. Aber es sind die "besorgten" Bürger, die sich nicht etwa auf Fragen beschränken, sondern sogleich Vermutungen äußern. Da ist es nicht mehr weit zu Verdächtigung, Gerücht und Tatsachenbehauptung.


    Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie das auf den ebenfalls besorgten, muslimischen(!) Bürger wirken muss ...

    Zitat


    Messerattacke von Grafing
    Wenn Angst den Islamismus-Reflex auslöst
    Nach der Messerattacke in Grafing wurden Urteile gefällt, bevor ein islamistischer Hintergrund überhaupt bewiesen war. Doch Ideologie und Erregung sollten nicht die Debatte beherrschen. Ein Kommentar. Von Malte Lehming mehr14 Kommentare

    (Tagesspiegel)

  • Wer war nochmal Frauke Petry?
    Da sind inzwischen ganz andere Leute am Werk - völlig ungeniert.


    Zitat

    "Gezielte Falschinformation" Was treibt Maaßen an?

    Verfassungsschutzchef Maaßen sieht keinen Beleg für Hetzjagden in Chemnitz und spricht von "gezielter Falschinformation". Laut einem Medienbericht äußerte sich Maaßen angeblich auf Anweisung Horst Seehofers. mehr... [ Forum ]


    (Spon)

    (Klaus Stuttmann)





    Ach, noch etwas - nicht, dass jemand später sagt, man habe ja nichts gewusst:

    Zitat

    "Islamfreie Schulen" AfD-Plakat sorgt für Empörung
    Ein blondes Mädchen, den Arm triumphierend nach oben gestreckt - und darunter die Forderung: "Islamfreie Schulen". Ein AfD-Wahlplakat in Bayern verstört Schüler und Lehrer, Fachleute sind entsetzt. Von Silke Fokken mehr...

    (Spon)


    Michel★Reimon‏Verifizierter Account @michelreimon


    Im bayrischen Landtagswahlkampf wird die "Rassentrennung" in der Schule gefordert. Wer den Faschismus nicht sieht, will ihn einfach nicht sehen.

    01:33 - 6. Sep. 2018

    Quelle: 'Twitter'

  • „Und zwar ist es Krieg und das kann man wirklich so sagen.

    Ein Rassenkrieg gegen das deutsche Volk, was hier passiert und dagegen müssen wir uns wehren.

    Wollt ihr weiterhin die Schafe bleiben, die blöken, oder wollt ihr zu Wölfen werden und sie zerfetzen?“

    .

    David Köckert,

    Chef des rechtsextremen Bündnisses Thügida bei einer "Trauer"-Kundgebung rechter Gruppierungen am 09.09.2018 in Köthen (Sachsen-Anhalt).



    Dort war in der Nacht zuvor ein junger Deutscher mit Migrationshintergrund nach einer Auseinandersetzung mit zwei Afghanen an einem Herzinfarkt verstorben.


    Todesursächliche Verletzungen seien ihm nicht zugefügt worden, besagt der Obduktionsbericht.

  • Manchmal lohnt es sich zu schauen, was die Nachbarn wahrnehmen und zu welchen Schlüssen sie gelangen, wenn sie die Geschehnisse in Deutschland verfolgen. So veröffentlichte kürzlich das Schweizer 'journal21' eine bemerkenswerte Analyse:




    Autoritäre Charaktere
    Von Armin Wertz, 31.08.2018

    Was sich derzeit in Sachsen an Entfremdung von der Politik manifestiert, ist kein neues Phänomen. Schon Immanuel Kant hat es beschrieben.

    „Lügenpresse“ skandieren Demonstranten und reden viel von einer angeblichen Überfremdung Deutschlands. Auf Scheinflüchtlinge, die nur „von unserem Sozialsystem schmarotzen“ wollten, auf ausländisch aussehende Menschen wird zur Jagd geblasen. Und die Regierung Angela Merkels wird als Volksverräter diffamiert.


    Es ist ja nicht neu, was derzeit in Chemnitz vor sich geht. Erinnert sei nur an Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Solingen, Mölln, die Magdeburger Himmelfahrtskrawalle (1994) oder die Hetzjagd im Februar 1999 in Guben, an den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), die Gruppe Freital und zahlreiche weitere solcher Gruppen und Grüppchen. Diese rechten Banden, Vereinigungen oder Organisationen belassen es schon seit langem nicht mehr beim Hitlergruss und dumpf gebrüllten Naziparolen.


    Von 1990 bis 2012 zählten der Berliner „Tagesspiegel“ und „Die Zeit“ „mindestens 149 Menschen, (die) ihr Leben durch Angriffe rechtsextremer Täter verloren“. Die Polizei führte in diesen Jahren lediglich 63 Todesopfer rechter Gewalt in ihrer Statistik. Kaum überraschend, schliesslich sah sie jahrelang bei den NSU-Morden phantasievoll eine mystische Dönermafia am Werk. Zwischen November 1990 und Oktober 2017 zählte die Heidelberger Amadeu Antonio Stiftung, so benannt nach einem der ersten Opfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung, 188 Todesopfer.


    Alte autoritäre Muster
    Neu sind auch nicht die Mitläufer, die gerne erzählen, sie hätten Angst, und stets betonen, keine Rechtsradikalen oder Neonazis zu sein. Bei ihnen sind zwar im Wertebereich Affinitäten zum Rechtsextremismus festzustellen, im Normenbereich zeigen sich jedoch auch Unterschiede. Wie bei den Tätern sind jedoch auch bei Mitläufern, die sich selber nicht als rechtsextrem beschreiben, autoritäre Tendenzen zu beobachten.
    Aber „nicht Hitler erhebt hier sein Haupt, nicht Militarismus, nicht Antisemitismus wird hier gepredigt“, schrieb der Politikwissenschaftler Martin Greiffenhagen in seinem Vorwort zu der 1980 von der Regierung Schmidt in Auftrag gegebenen „Sinus-Studie über rechtsextremistische Einstellungen bei den Deutschen“. Es seien „politikgeschichtlich sehr viel ältere autoritäre Einstellungsmuster, die zählen, zum Beispiel die Meinung, es gebe typisch deutsche Eigenschaften wie Treue, Fleiss und Pflichtbewusstsein, die anderen Nationen fehlten, auf die es aber ankomme, um ein Abgleiten unserer Gesellschaft in moralischen Verfall und wohlfahrtsstaatliche Bequemlichkeit zu verhindern“.


    Der „Typ des Radfahrers“
    Diese Stereotype des nationalen Selbstbildes der Deutschen benannte schon Immanuel Kant 1798 in seiner „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“, in der er von ihm wahrgenommene Unterschiede zwischen dem deutschen Volk und anderen europäischen Völkern darstellte. Kant zählte unter anderem den Fleiss, die Ehrlichkeit und Häuslichkeit der Deutschen auf. Das sind exakt die Sekundärtugenden, die Bonner Regierungschefs wie Helmut Schmidt einzufordern pflegten: Fleiss, Disziplin, Strebsamkeit, Ordnung, Pflichtbewusstsein. Als unvorteilhaft hob Kant hervor, der Deutsche „fügt sich unter allen zivilisierten Völkern am leichtesten und dauerhaftesten der Regierung, unter der er ist“ und neige in pedantischer Weise dazu, „zwischen dem, der herrsche, bis zu dem, der gehorchen soll, eine Leiter anzulegen, woran jede Sprosse mit dem Grad des Ansehens bezeichnet wird, der ihr gebührt“ – eine glänzende Beschreibung deutscher Obrigkeitshörigkeit, die Heinrich Mann nur wenig überspitzt in seinem Roman „Der Untertan“ schilderte.



    In seinem Buch „Escape from Freedom“ beschrieb Erich Fromm den „autoritären Charakter“, der nach Anleitung und Führung verlangt und sich vor der Freiheit fürchtet. Unter dem Begriff „autoritärer Charakter“ fasst er (Theodor Adorno sprach von „autoritärer Persönlichkeit“) ein bestimmtes Muster von sozialen Einstellungen und Eigenschaften zusammen, die das Sozialverhalten seiner Auffassung nach negativ prägen. Hierzu gehören Vorurteile, Konformität, Destruktivität, Autoritarismus, extremer Gehorsam gegenüber Autoritäten, Rassismus und Ethnozentrismus, das heisst Ablehnung des Fremden und fremder Kulturen. Autoritätshörig und gegenüber dem Schwachen selbst autoritätsgebietend ähnelt der autoritäre Charakter dem „Typ des Radfahrers“, der nach oben buckelt und nach unten tritt.
    Greiffenhagen, der „hohe Konvergenzen von Rechtsextremismus und niedrigem Bildungsgrad, Arbeitslosigkeit und anderen Formen sozialen Leids“ sah, ging sogar davon aus, dass „unsere Kultur stärker als etwa die britische der Gewalt an sich positive Züge zuzusprechen geneigt ist“. Daraus folgert er, dass in Deutschland eine Ideologie vorherrsche, die Krieg und Gewalt zu den politischen Grundkräften zählt.



    Umfrage-Schock von 1980
    Die Ergebnisse der oben erwähnten Sinusstudie schockierte die Auftraggeberin, die Bundesregierung. Der Untersuchung zufolge waren damals immerhin fünf Millionen Bundesdeutsche der Meinung, „wir sollten wieder einen Führer haben“; ein knappes Drittel der Befragten glaubte, „die nationalen Kräfte werden in der Bundesrepublik unterdrückt“ und dass „unserem Volk bald eine ungeheure Katastrophe bevorsteht, wenn es so weitergeht“. 28 Prozent meinten, „gäbe es wieder Arbeitslager, kämen Zucht und Ordnung von alleine“. 39 Prozent stimmten zu, dass „nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unsere Rasse rein erhalten werden muss“.


    Zwar war in jenen Jahren das Wort von der „Lügenpresse“ noch nicht zu hören, doch 39 Prozent der Deutschen glaubten der Untersuchung zufolge, dass „unser Volk durch die linken Journalisten in Rundfunk und Fernsehen systematisch irregeführt wird“. Schon damals misstrauten viele Bürger der Regierung. Über die Hälfte stimmte der Behauptung zu: „Die meisten Menschen haben keine Ahnung, wie stark ihr Leben von geheimen Abkommen und Plänen kontrolliert wird“, es fehle „eine echte Volksgemeinschaft“. Und 35 Prozent waren der Ansicht, „der heutige Staat ist kein Beschützer der Volksgemeinschaft mehr“.


    Auch die Unsicherheit, in der Analyse der Soziologen eine Erklärung für die Radikalisierung, wurde schon damals in der Bundesrepublik festgestellt: 68 Prozent, mehr als zwei Drittel der Bundesbürger, klagten: „Alles ändert sich so schnell, dass man oft nicht weiss, woran man sich halten soll.“ Die Autoren der Studie erklärten 35 Jahre nach Kriegsende ihren Befund denn auch nicht nur mit dem Fortdauern nationalsozialistischen Gedankenguts, „sondern auch mit dem Hinweis darauf, dass es in Zeiten schnellen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Wandels immer auch Gruppen gibt, die von der Entwicklung überrollt werden und darauf mit einfachen und autoritären Denkmustern reagieren“.



    a.a.O.

  • "Der Schoß ist fruchtbar noch ..."

    Wer sich -immer noch- fragt, wie "damals" Ausgrenzung von Minderheiten, Judenfeindlichkeit und Hetze gegen Schwarze Raum greifen und zu furchtbaren Verbrechen führen konnten, sollte aufmerksam verfolgen, was hier und heute geschieht.

    Die berühmte "Mitte der Gesellschaft" ist längst weit entfernt von der Mitte, und die schweigende Mehrheit folgt einer bösen Tradition ...

  • Unter dem Brüder Grimm-Denkmal auf dem Hanauer Marktplatz wird an die Opfer des Anschlags vom 19. Februar erinnert.

    Das WDR Politmagazin 'Monitor' hat zum Thema "Anschlag von Hanau" recherchiert und ist auf zahlreiche Unklarheiten und Versäumnisse gestoßen.

    In der Anmoderation zur Sendung heißt es:


    "Was genau geschah in jener Nacht? Und warum war die Polizei ausgerechnet dann nicht erreichbar, als Zeugen und Zeuginnen verzweifelt versuchten, über den Notruf 110 Hilfe und Schutz zu erhalten? Gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk und dem Spiegel haben wir die Tatnacht genau rekonstruiert und versucht, Antworten auf Fragen zu finden, denen die Ermittler offenbar monatelang nicht richtig nachgegangen sind."

    [.....]

    "19. Februar 2020. Tobias R. steigt in der Innenstadt von Hanau aus seinem Auto. Sein Ziel, das Café La Votre, nur 200 Meter weiter. Um 21:55 Uhr erschießt er dort ohne jede Vorwarnung den 33 Jahre alten Kaloyan Velkov. Tobias R. wird in dieser Nacht acht weitere Menschen ermorden, die eins gemeinsam haben: ausländische Eltern oder Wurzeln. Es ist ein rassistisches Attentat, das Hanau und das Land erschüttert. Danach ist die Anteilnahme groß. Zur Gedenkfeier für die Opfer reisen auch hochrangige Politiker an. Sie versprechen Schutz und Aufklärung."

    [.....]


    Und weiter zur Rolle der Polizei, die die zahlreichen Notrufe nicht entgegen genommen hatte:


    "Zitat: „nicht auszuschließen, dass Notrufe im Einzelfall nicht direkt angenommen werden können.”

    Im Einzelfall?
    Anruf-Dokumentationen zeigen, dass in der Tatzeit insgesamt nur fünf Anrufe bei der 110 registriert wurden. Und viele Zeugen sagen uns, dass sie nicht durchgekommen seien.

    Wie viele Notrufe versäumt wurden, könne man rückblickend nicht sagen, sagt die Polizei. Aber, es gab in der Tatnacht nur zwei Apparate, an denen Notrufe angenommen werden konnten. Und selbst die waren offenbar nicht durchgehend besetzt, eine Rufumleitung zu einer Leitstelle nicht eingerichtet.

    Sebastian Fiedler, Bund Deutscher Kriminalbeamter:
    „Mir fehlt jegliche Kenntnis und allerdings auch jegliches Verständnis dafür, warum das so gewesen sein sollte. Solche Notrufe gehören in große, professionell ausgestattete Leitstellen. Die Kolleginnen und Kollegen, die dort arbeiten, sind selbstverständlich spezialisiert.“ "

    [.....]


    Punkt für Punkt geht die Recherche den Beobachtungen, Zeugenaussagen und Klagen der Angehörigen nach - mit beunruhigendem Ergebnis.

    Nun gab es zum Jahrestag des Attentats eine Gedenkfeier für die Opfer -acht Männer und eine Frau- der Bundespräsident fand Worte der Betroffenheit.  Aber auch heute, ein volles Jahr nach dem Anschlag, sind viele Fragen nicht beantwortet, Hintergründe nicht hinreichend untersucht, Missstände nicht behoben.


    "Warum der Notruf so schlecht organisiert war, ist unklar. Und behoben wurde das Problem offenbar bis heute nicht. Die Polizei teilt auf Nachfrage nur mit, ein Überleitungssystem für Notrufe sei „geplant”. "



    Die 'Monitor'-Recherche wurde sowohl auf Facebook, als auch auf Instagram gesperrt(!) - beide gehören zum Medienunternehmen von Mark Zuckerberg.

    Auf Nachfrage hieß es lediglich:

    "Wir haben deinen/deine/dein Beitrag entfernt, da er/sie/es gegen unsere Gemeinschaftsrichtlinien verstößt. Wir haben diese Richtlinien aufgestellt, um unsere Community auf Instagram zu unterstützen und zu schützen."


    Wer den Monitor-Beitrag -ganz 'ungeschützt'- sehen und sich selbst ein Bild machen möchte, kann das unter diesem Link tun:

    8)https://www1.wdr.de/daserste/m…au-versaeumnisse-100.html8)

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.