Seit Köln

  • Seit Köln


    „Seit Köln“ hat sich viel verändert. Wer seit dem „seit Köln“ hört, dem ist sofort klar: Hier ist etwas Schreckliches passsiert, etwas, was die Welt verändert hat, was auch zukünftig nicht vergessen sein wird. Und dies auch noch an einem Ort in unnmittelbarer Nähe und Nachbarschaft des Doms! An einem Ort des Pilgerns und des Wanderns und der stillen Ankunft.


    An einem Ort, wo sogar die Züge der Deutschen Bahn langsam und rücksichtsvoll den Dom passieren und sich fast lautlos ihre angestammten Gleise suchen. Hier an diesem Ort, wo sich Menschen begegnen, umarmen und drücken, Taschen und Koffer durch heimliche Hand verschwinden. Sehr dezent und sensibel warnt die sogar Deutsche Bahn vor Handgepäck und Taschendieben. Rollentreppen sterben und nehmen nie wieder ihren Dienst auf. Völlig Fremde treffen und begegnen sich nur um Armeslänge voneinander entfernt und in fast intimer, aber unheimlicher Nähe.


    Dieser Bahnhofsvorplatz hat ja nun seinen ganz eigenen Charme. Das freundlich, helle Ambiente mit der Bahnhofsuhr, die zeigt, wieviel Zeit uns noch bleibt. Der Vorplatz sucht immer noch seinen Widerpart, denn am Breslauer Platz scheinen
    die Gewerke noch beschäftigt. Weder Bänke laden zur Rast ein noch grüßt die Stadt Ihre Besucher durch ein Schild mit der Aufschrift „Herzlich willkommen in Köln!“ Blumenrabatte und Reklameschilder schenken dem sensiblen Auge eine
    farbliche Rast.


    Dieser Platz hat nun das schlechteste aller schlechten Renommees. Ist schuldig am Sturz durch Zwangsrücktritt eines Polizeipräsidenten. Zeigt der Polizei ihr Versagen wegen fehlenden Personals und schlechter Ausrüstung wie ein amtsmüder
    Jäger. Wird nie wieder der friedliche und fröhliche Ort des Feierns, der Freude und des Überschwangs sein. Vielleicht pflanzt man bald ein paar schöne Bäume, stellt Blumenkübel und Abfalleimer auf, Bänke werden demnächst den gestresst
    Reisenden zur Rast und inneren Einkehr einladen. Vergessen sein wird die Schande jedoch so schnell nicht!

  • Wird nie wieder der friedliche und fröhliche Ort des Feierns, der Freude und des Überschwangs sein.


    Du übertreibst. Als ob da ein Terroranschlag stattgefunden hätte.


    Ich bin in jener Sylvesternacht dort gewesen, auch wenn mir, aus diversen Gründen, besagte Vorkommnisse nicht aufgefallen sind.


    Ich bin Karneval wieder dagewesen. Da waren genauso viele Verkleidete und Besoffene wie in den Jahren davor.


    Ist doch schon längst Schnee von gestern.

  • ich bekomme in Venezuela sogar taeglich frischen Schnee aus Kolumbien :P :thumbsup:
    man sollte das alles nicht ueberbewerten. Es sterben taeglich auf den Strassen Deutschlands viele Menschen durch Unaufmerksamkeit, Trunkenheit und falsche Richtung Fahrer. Und ? Hat einer deshalb sein Auto abgestellt und gesagt ?? Nie wieder Auto fahren auf der Strasse !

  • Vergessen sein wird die Schande jedoch so schnell nicht!


    So isses.
    Mögen ein paar Kölnbesoffene noch so sehr ihre allzu heile Viva-Colonia-dat-is-prima Sicht der Dinge hätscheln und sich mit Schnee den Blick vernebeln.
    Für Andere bedeuten die Ereignisse der Kölner Silvesternacht eine Zäsur, wovon -unter vielen anderen Äußerungen- auch die "Kölner Botschaft" Zeugnis gibt.
    Und ja, für mich hat der Begriff "Terror" im Zusammenhang mit der massenhaften Gewalt und den massenhaften gezielten Sexualstraftaten in jener Nacht durchaus seine Berechtigung.


    Zitat

    Tẹr·ror
    Substantiv [der]

    • 1.
      der Vorgang, dass eine bestimmte Gruppe von Menschen Gewalttaten wie Bombenanschläge und Morde ausführt, um Angst und Schrecken zu verbreiten; mit dem Terror wollen die Terroristen bestimmte Ziele durchsetzen. "ein Regime mit Terror aufrechterhalten"
    • 2.
      ein über längere Zeit andauerndes Verhalten gegenüber anderen Menschen, bei dem man mit Drohungen, Zwang und Gewalt diese einschüchtern und schließlich beherrschen will.


    PS
    Klasse Foto! :thumbup:


  • Da niemand gestorben ist oder wenigstens verstümmelt wurde empfinde ich deinen Beitrag gerade als Verharmlosung von Terrorismus.


    Wer nüchtern ist sollte eigentlich auch in der Lage sein zu differenzieren. Ich kann die Vorkommnisse immer noch schrecklich und beschämend finden, mich auch jederzeit politisch damit auseinandersetzen, ohne das ich jedesmal, wenn ich nun über den Bahnhofsvorplatz latsche, einen Heulkrampf kriege. Findest du ein Feier- und Spaßverbot irgendwie hilfreich?

  • Nun gibt es ja nicht nur den physischen Terror, sondern den meiner Meinung nach nicht weniger effektiven psychischen Terrorismus.


    Meinem Empfinden nach ist "echter" Terror mit einer immer wiederkehrenden Aktion gleichzusetzen. Nicht das, was dort in Koeln zu Sylvester geschah. Moegen eventuell nicht wenige Personen als Terror empfunden haben, fuer mich war es eher eine Aktion "der guten Gelegenheit". Also fuer die Attacker.

    Daraus nun gleich wieder einen Terrorismus zu machen, ist nicht besonders hilfreich. Etwas mehr Nuechternheit in der Beurteilung von wirklichem Terror, wuerde die Lebensqualitaet verbessern. Bald duerft ihr nur noch mit Erlaubnis auf die Strasse, damit die Polizei den Ueberblick behaelt und euch vor Terrorismus schuetzen kann. :thumbdown:
    Ich bin vor vielen Jahren in einem Jahr gleich dreimal mit der Waffe ueberfallen und um einige Bolivares, samt Motorrad und Pass erleichtert worden. Das letzte Mal wurde ich 2010 in Valencia/Venezuela "gebeten", mein Bargeld auszuhaendigen. Und weil ich mittlerweile gelernt hatte, nicht mehr viel bei mir zu verwalten, zog der Malandro mit wenigen Bolos davon.
    Habe mich bis heute nicht terrorisiert gefuehlt. Einmal ist keinmal. Sollte der gleiche Typ mich jeden Tag abkassieren, wuerde ich es als laestigen, aber ungefaehrlichen Terrorismus bezeichnen.

  • Bringt es etwas, wenn jeder seine ganz persönliche Auffassung von Terror -oder gar Terrorismus- zum Diskussionsmaßstab macht, statt sich an die allgemein gebräuchliche Begriffsdefinition (#4) zu halten?


    Marbez erinnert daran, wie innerhalb einer Nacht eine Örtlichkeit ihren einstigen Charakter verlieren und neue Assoziationen hervorrufen kann. Manchmal sogar eine Art 'Zeitenwende' markiert.
    Das könnte auch zur Chance werden ...


  • Ist die von dir zitierte Begriffsdefinition im Jahre 15 nach 9/11 wirklich noch allgemein gebräuchlich? Ich habe nicht dieses Gefühl.


    Und wenn es nach mir geht können wir bei dem Thema gerne auf überspitzte Polemik verzichten und uns rein sachlich unterhalten. Wenn man die Chance schon nutzen will :)

  • ein über längere Zeit andauerndes Verhalten gegenüber anderen Menschen, bei dem man mit Drohungen, Zwang und Gewalt diese einschüchtern und schließlich beherrschen will.

    Well, da haben wir doch eine "feine" Definition, der ich mich anschliessen kann. Ein einmaliger Vorgang gehoert fuer mich noch nicht zum Terrorismus.

    Ich kann nicht sagen, was sich bei euch in Koeln grossartig seit diesem Vorfall veraendert hat. Aber sicher ist, dass September 11, 2001 das bisher dagewesene Freiheitsgefuehl und -gefuege komplett ueber den Haufen geworfen hat. Und selbst dieser gravierende Vorgang wird eines Tages fast vergessen sein, wenn man nicht staendig vor Ort die Mahntafeln liest. Die nicht betroffenen jungen Generationen werden sich das Feiern, die Unbefangenheit nicht nehmen lassen, falls sie denn dort eintreffen. Das ist auch gut so.
    Und in Koeln wird es nicht anders sein. Aus der Vergangenheit lernen. d.h. aus den Fehlern und den Versaeumnissen.
    Irgendwann ist es immer das erste Mal, sodass man sich gar nicht richtig darauf vorbereiten und etwas verhindern kann. :(

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.