Theodorakis - Eine Stimme für die Freiheit †


  • Wo soll man Glückwünsche für diesen Mann unterbringen?
    Das Geburtstagsforum ist als 'Geschlossene Gesellschaft' den Stadtmännchen-Mitgliedern vorbehalten. ;) Wirtschaft und Politik hätte gepasst. Immerhin war Theodorakis lange Parlamentsmitglied. Ich denke aber, Musik war, ist und bleibt das Zentrum seines Lebens.
    Also Geburtstagsglückwünsche von hier, ganz in griechisch-Blau:


    Συγχαρητήρια για τα γενέθλιά σας, Μίκη!
    [Synchari̱tí̱ria gia ta genéthliá sas , Míki̱ !]

    :thumbsup:


    Ihm eine Laudatio widmen? Gerne doch! Aber wo beginnen? Es würde ein Roman voller Sentimentalitäten ... Und bevor ich losheule, erinnere ich lieber kurz, wie ich dem Mann zum ersten Mal begegnete:
    Es war die Kölner Aufführung seines Südamerika-Zyklus "Canto General" nach Gedichten von Pablo Neruda.
    Obwohl sehr jung und unbedarft, wie wir damals waren, hatten wir immerhin seine Lieder oft gehört und gesungen, manchmal zu ihnen getanzt - und vor allem: einen soliden Geschichte/Politikunterricht genossen. Konnten also sowohl den Bezug zum Stadion von Chile und den dort Inhaftierten herstellen, als auch die Zeit der kürzlich überwundenen Griechischen Militärdiktatur einordnen.

    Theodorakis' Inhaftierungen, seine Leidenszeit auf diversen Gefängnisinseln, und den permanenten Druck der internationalen Presse -allen voran der französischen- ihn freizulassen.
    So gerüstet warteten wir in der alten Kölner Sporthalle auf den Beginn des Konzerts. Das riesige Oval rappelvoll, kein Platz mehr frei, keine Maus hätte noch hineingepasst.


    Dann betraten nacheinander Orchester, Chor und Solisten die Bühne. Der Jubel war ohrenbetäubend, die Griechen in der Halle tobten. Auftritt Theodorakis ... der Krach wurde infernalisch. Lange, lange Zeit keine Chance, das Konzert zu beginnen. Um mich herum weinten die Menschen, 'ihren' Mikis wieder zu haben.
    Endlich, nach vielen Bitten um Ruhe, breitete dieser groß gewachsene Mensch die Arme aus, als wolle ein Albatros abheben, und die ersten Töne
    erklangen.
    Fortan gehörte das Publikum ihm und seiner Musik.


    Natürlich protestierten die Griechen, als nach den spanisch gesungenen Texten des "Großen Gesangs" Schluss sein sollte . Maria Farantouri, Petros Pandis und die Bouzouki-Spieler kamen zurück auf die Bühne und es folgte der große Meister ...


    Und dann kam der Teil, der sich mir für immer in Netzhaut, Hirn und Herz eingebrannt hat:
    Die Griechen stimmten Theodorakis' politisch-patriotische, 'ihre' griechischen Lieder an, die Bouzoukis griffen die Melodien auf - und dann sangen und tanzten alle, ALLE, A-L-L-E. Theodorakis wurde von seinen Landsleuten umringt, eingehakt und tanzte bereitwillig mit. Großzügig wurden auch wir schüchtern staunenden Nicht-Griechen einbezogen.
    Tanzen mit Theodorakis ...


    Die restliche Erinnerung gehört mir. :)


    Ach ja, die Laudatio.
    Die gibt's heute in vielen Medien. Beispielsweise:

    Zitat

    Auch in diesem Forum war der Mann mehrfach Thema, z.B. bei Zorbas und Sirtaki, oder Theodorakis im Interview


    Unvergessen:
    1974 (
    nach dem Sturz der Junta) Mikis Theodorakis' erstes öffentliches Konzert im Karaiskakis Stadion Athen

    Χρόνια Πολλά!
    [Chrónia Pollá!]

    Noch viele Jahre!


  • Er ist tot.
    Heute ist Mikis Theodorakis  gestorben.

    Statt Trauerbekundungen, die ohnehin nur wenig von dem wiedergeben können was ich grad empfinde, besser ein Video zur Erinnerung an den großen Mikis Theodorakis



    Doku D 1990 von Vivien Treuleben,
    Aufnahme: MDR 21.12.2005.

    Portrait des Musikers Mikis Theodorakis vor dem Hintergrund geschichtlicher Ereignisse.

    Aufgezeigt wird dabei die Bedeutung von Musik und Politik in der Biographie des Künstlers. Der Dokumentarfilm begleitet den griechischen Komponisten und Liedermacher, Freiheitskämpfer und Politiker bei einer Wahlkampagne.


    Theodorakis zählt zu den berühmtesten Persönlichkeiten seines Landes, und sein Name ist wie der von Melina Mercouri untrennbar mit dem Kampf des griechischen Volkes gegen die Diktatur verbunden.

    Mikis Theodorakis hat seit den 60er Jahren seine Musik als Bestandteil eines politischen, antidiktatorischen Kampfes betrachtet. 1967 wurde er von den griechischen Machthabern verhaftet. Paul Dessau, Hans Werner Henze, Dmitrij Schostakowitsch, Arthur Miller oder François Mitterand setzten sich für seine Freilassung ein.


    Nach der Wiedererlangung der Demokratie in Griechenland komponierte Theodorakis zahlreiche Lieder, die durch Interpreten wie Milva, Mouskouri oder Piaf eine große Popularität erlangten. Theodorakis hat sich seit dem Welterfolg von ZORBAS (mit Anthony Quinn) als Komponist von Filmmusik einen überragenden Namen gemacht. Die Internationale Filmmusik Biennale Bonn trägt dem durch die Verleihung des Erich-Wolfgang-Korngold-Preises 2002 Rechnung.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Mikis_Theodorakis

  • Zazie dC

    Hat den Titel des Themas von „Theodorakis wird 90 - "Chrónia Pollá!"“ zu „Theodorakis - Eine Stimme für die Freiheit †“ geändert.
  • Ein Nachruf

    Er war, was Beethoven nur sein wollte

    Stand: 02.09.2021
    Von Manuel Brug Feuilletonmitarbeiter

    Mikis Theodorakis, 1925 bis 2021

    Mikis Theodorakis, 1925 bis 2021 Quelle: Redferns


    Der Sirtaki des Alexis Sorbas machte ihn weltberühmt und war doch nur ein Augenblick im sagenhaften Leben des Mikis Theodorakis. Er kämpfte gegen die Nazis und die Militärdiktatur, wurde lebendig begraben – und erfand das Volkslied neu.
    Nachruf auf eine Ikone.

    (Welt)

  • Fortsetzung


    Tausend Lieder

    Ganz ungewöhnlich für einen zeitgenössischen, durchaus avancierten Komponisten, wurde Mikis Theodorakis jedoch immer schon von seinen Landsleuten geliebt und vor allem gehört. Das galt nicht zuletzt für seine über 1000 Lieder. Diese kurze, archaische Form erfand Theodorakis in all seinen Lebensphasen immer wieder neu, sie hat sich in die nationale DNS als Folklore frisch eingeschrieben. Die Liste ihrer schillernden Interpreten ist Legion und reicht vom bedeutenden Sänger Grigoris Bithikotsis und der von Theodorakis entdeckten erst sechzehnjährigen Maria Farantouri bis zu Dalida, Agnes Baltsa, Melina Mercouri und Nana Mouskouri, Georges Moustaki, Édith Piaf, Herman van Veen, Hannes Wader, Konstantin Wecker, zu Milva wie Vicky Leandros.


    (Welt)

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