SPIEGEL:
Hohenzollernkaiser Wilhelm II. war Staatsoberhaupt, als zur Kolonialzeit deutsche Soldaten den Völkermord an den Herero im heutigen Namibia verübten. Der deutsche Staat hat Entschädigungen an Herero-Nachfahren stets abgelehnt, verhandelt hingegen mit den Hohenzollern. Jan Böhmermann verknüpft beide Themen. Ist das legitim - oder fast schon Anti-Adels-Propaganda?
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Urbach:
Juristen und Historiker werden sagen, man kann das nicht vermischen. Aber Böhmermann hat eine interessante Frage gestellt. Er fordert uns auf, jenseits der kalten juristischen Kriterien über die politischen und moralischen Dimensionen von Entschädigung und Beschädigung, von Tätern, Opfern und Schuld nachzudenken - und die derzeit sehr kleinteilige Debatte einzuordnen in die größeren Zusammenhänge des 20. Jahrhunderts.
(Spon)