Geschichten von Bine

  • Bines Stimme am Telefon klingt aufgeregt.
    "Stell dir vor, in meinem Auto sitzt eine Maus!", stößt sie atemlos hervor.


    Nun ist meine Freundin Bine zwar eine nette Zeitgenossin, aber im Zweifelsfall auch schnell auf das Schlimmste immer schon vorbereitet.


    "Hast du die Maus denn gesehen?", frage ich vorsichtig. "Die Maus noch nicht, aber jede Menge Köttelchen. Kein Zweifel möglich. Mein Auto ist immer tipp topp sauber!"


    Ich schmunzle ich mich hinein, hatte Bine doch vor nicht allzu langer Zeit Lavendelblüten im Kleiderschrank auch ganz eindeutug als Mausköttelchen identifiziert. Ich verkneife mir den Hinweis und frage sie stattdessen, was sie jetzt tun wird.


    "Ich könnte ja die Katze mal im Auto einsperren".


    Oh Gott, die arme Katze. "Kannst du der Maus nicht Asyl gewähren? Die tut doch nix! Ansonsten probierst du es eben mit einer Mausefalle."


    Wenige Stunden später: "Ich hab die Maus gesehen. Sie saß ganz ruhig in der Sonne auf dem Beifahrersitz, als ich losfahren wollte."


    Innerlich tue ich Abbitte, sage aber nur: "Na, dann ist jetzt wohl die Mausefalle dran. Sicher hast du dir schon eine besorgt."


    Das hatte sie und Speck hatte sie auch im Haus. Da stand der Mausjagd nichts mehr im Wege.


    Und dann kam es, wie es kommen musste. Die Maus mausetot ... und Bine auf der Suche nach dem Nachbarn, der ihr doch bitte die Maus samt Falle entsorgen sollte. Falle aufstellen geht, aber dann auch das "Opfer" ansehen müssen und wegtragen, das geht bei Bine gar nicht.


    Jetzt grübelt sie, obwohl eventuell noch eine zweite Maus .... ??


    Ich denk da, Falle zu ... aus die Maus!

  • Ich mag diese kleinen Klappfallen überhaupt nicht. Das alles für eine kleine Maus?
    Lebendfallen tun es doch auch, wenn die Maus sich in Regionen verirrt hat, in denen Mensch sie nicht sehen möchte.


    Eine Katze trägt auch nicht dazu bei, Mäuse wirklich zu vertreiben. Das ist so ein schönes Gerücht.


    Solange die Nahrungsgrundlage vorhanden ist, vermehren Mäuse sich verstärkt, wenn von außen in die Population eingegriffen wird. Erst bei Nahrungsmangel reagieren sie mit weniger Nachwuchs.

  • "Stell dir vor, ich hab mich ausgesperrt!"


    Die bekannt aufgeregte Stimme am Telefon lässt mich schmunzeln. Wieder eine Katastrophe?


    "Erzähl!"


    "Ich wollte in der Früh nur kurz die Zeitung reinholen, da schlug plötzlich die Haustür zu. Furchtbar!"


    "Und du warst noch nicht angezogen?"


    "Natürlich nicht! Bist du morgens kurz nach acht schon parat? Hör doch auf!"


    Wieder muss ich grinsen, Bine liebt es, ihre Morgentoilette hinauszuschieben und schon schnell dieses und jenes zu erledigen. Ich stell mir vor, wie sie in Nachtgewand und Schluffen vor dem Haus steht und die Nachbarn erfreut. Das sage ich aber nicht.


    "Wie ging's dann weiter, Bine? Jetzt biste ja wohl wieder im Haus."


    "Klar bin ich im Haus, sonst könnte ich dich ja gar nicht anrufen! Scheußlich ging's weiter. Ich steh frierend vor der Haustür, lauf blöd rum und hab keine Idee. Drinnen klingelt das Telefon, außerdem wird mein Kaffee kalt. Zwischendurch schau ich in die Zeitung. Irgendwas muss man ja tun. Bei mir einsteigen? Keine Chance! Du kennst ja meine Höhenangst, die beginnt bei ein Meter fünfzig."


    "Mensch Bine, mach es doch nicht so spannend!"


    "Okaayy ...", sie muss zuerst einmal tief durchatmen, "irgendwann hat der liebe Nachbar mich entdeckt und der hatte sofort eine rettende Idee. Ich hätte ihn knutschen können."


    "Hätteste können ... oder haste gemacht?"


    "Nix hab ich gemacht. So schnell wie er kam, war der Nachbart wieder weg. Sagte was von Nachbarschaftshilfe, für die man sich nicht bedanken muss, weil jeder sie mal braucht."


    "Na, das stimmt ja auch. Mit netten Nachbarn lebt sich's leichter. Gib dem Nachbarn doch einen Schlüssel, dann biste relativ sicher vor solchen Katastrophen."


    "Sicher?", Bine ist empört. "Ich bin doch nicht sicher, wenn ein Fremder meinen Schlüssel hat und jederzeit bei mir in die Wohnung kommen kann! Du machst mir Spaß! Da komm ich ja vom Regen in die Traufe."


    Nix zu machen bei Bine. Ich geb's auf.




  • Was macht ihr denn, wenn ihr euch ausgesperrt habt?


    Wenn irgendwann im Laufe des Tages ein Wohnungsgenosse zurückkommt, kann man zur Not ja warten, aber sonst?


    Schlüsseldienst?
    Den hab ich einmal bemühen müssen. Da ließ sich die Tür abends plötzlich nicht schließen! Der Schlüsseldienst hat damals alle Vorurteile bestätigt, die man haben kann.


    Da schaff ich mir dann doch lieber selbst Einbruchswerkzeuge an ... und übe ein bisschen 8)

  • Einen Zweitschluessel irgend einem anderen Menschen geben, kommt fuer mich nicht in Frage. Jedenfalls nicht in Venezuela.


    Man kann aber einen Schluessel an einer Stelle deines Vertrauens "deponieren". So mache ich das. Zur Not schafft es der Schluesseldienst auch, wenn man sein Versteck nicht mehr findet :P


    Die sog. Cerrajeros schaffen es sogar, Sicherheitsschloesser zu oeffnen, und das, obwohl der Schluessel von innen im Schloss steckt . In Sekunden. Selbst erlebt und erlitten :(

  • "Stell dir vor", Bine klingt wie immer ganz aufgeregt, "der Lönneberger Dorfanzeiger hat mich eingeladen. Mich ganz persönlich. Sie schenken mir was!"


    "Langsam, Bine", "wer schenkt dir was?"


    "Na, die Zeitung. Die haben mich eingeladen. Ich krieg ein kostenloses Abendessen und dann noch einen Überraschungsnachtisch. Ich bin ein Glückspilz, ein VIP!"


    "Niemand schenkt dir was, Bine. Was tust du denn dazu?"


    "Nichts, ich muss mich nur anmelden, das Essen aussuchen ...."


    "Und wie sieht das Programm aus?", frage ich dazwischen.


    "Sehr gut: 15.00 Uhr Empfang der Gäste, anschließend Reiseberichte mit vielen schönen Bildern. Der Reiseveranstalter ist auch da und man kann sofort buchen. Um 20.00 Uhr beginnt das Abendessen."


    "Du willst eine Reise machen?"


    "Natürlich nicht, ich will ein kostenloses Abendessen mit Überraschungsdessert. Dafür schau ich mir beim Warten schöne Reisebilder an und erweitere noch meinen Horizont. Nerv mich nicht: Ich hab grad ein Glückslos gezogen."


    "Fünf Stunden Reisewerbung für ein Abendessen, mannomann. Biste ausgehungert und pleite?"


    "Nein, ich hab meist wenig Hunger und kann ganz gut warten."


    "Biene, wer essen gehen möchte, sucht ein Restaurant auf. Wer Reisen möchte, schaut im Reisebüro rein, oder sucht gezielt im Internet. Du hast weder Hunger, noch willste verreisen, warum reizt dich diese bekloppte Werbung?"


    "Mensch, lass mich doch endlich in Ruhe. Ich fall nicht auf Werbung rein, ich will nur mein kostenloses Abendessen. Wenn noch eine Reise dabei rausspringt, ist die sicher besonders günstig."



  • "Du glaubst nicht, was hier los ist", Bines Stimme überschlägt sich.

    Ich atme einmal tief durch. Auf die Fortsetzung des Redeschwalls muss ich nicht warten.
    "Stell dir vor, ich hab im Garten ein seltsames Häufchen gefunden. Kein Igel, keine Katze, kein Hund. Als ich googeln wollte, wusste ich nicht wonach. Da hab ich schnell die Nachbarn mobilisiert, die meinten Losung sei das richtige Wort.
    Und schon hatte der Emil eine Idee: Sieht aus wie vom Jaguar. Lautes Gelächter.
    "Sieht aus wie vom Waschbär", schrie plötzlich Maria. "Die sind im Vormarsch und seeehr gefährlich. Hört mal, was hier alles steht ..."

    "Mensch, Bine! Waschbären sind nicht gefährlich, lass dich von deinen googelnden Nachbarn nicht jeck machen!"

    "Doch, doch, die sind gefährlich: die können Tollwut haben, außerdem klettern sie durch offene Fenster in die Wohnung. Auch über Dachfenster, da kennen die nix!"

    "Och Bine, bei dir sind doch eh immer alle Fenster und Luken dicht."

    "Das reicht nicht. Das Kellerfenster steht fast immer offen, die Nachbarn kümmern sich ja nicht. Schwupps ist der Waschbär im Haus. Und wenn ich dann mal kurz die Etagentür öffne ... Ich darf gar nicht daran denken, dass plötzlich so ein Biest vor mir stehen könnte."
    "Mach mal halblang, Bine. An der Tür triffst du den Waschbär bestimmt nicht. Der ist nachtaktiv und da liegst du längst im Bett und schläfst. Von klingelnden Waschbären hab ich jedenfalls noch nicht gehört. Ins Haus kommt der niedliche, kleine Bär nur, wenn er im Freien kein Futter findet."

    "Das glaub ich nicht", fällt Bine sofort ein. Bestimmt sind die Biester aggressiv und niedlich schon mal gar nicht."
    "Haste schon mal einen gesehen?"
    "Nein, muss ich auch gar nicht ... und will ich auch nicht. Du nervst, wenn du immer so zynisch meine Ängste zerstreuen willst. Du nimmst mich nicht ernst!"


    Schon hat sie aufgelegt ... und ich steh da mit Fragezeichen im Gesicht.
    Gut, dass ich ihr nicht mehr gesagt habe, dass in den Städten heutzutage vor allem Füchse heimisch geworden sind. In der Regel sieht man sie nicht, aber sie können auch Tollwut haben ...



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