Wir diskutieren die aktuelle osteuropäische Gemengelage seit Monaten in einem Thread, der "Die Krise auf der Krim" betitelt ist. Dabei hat sich diese Krimkrise längst zu einem veritablen Krieg um den Donbass ausgeweitet - und mehr noch:
Mittlerweile drohen EU und Russland Feinde statt Partner zu werden, und der große NATO-Bruder jenseits des Atlantik befeuert diesen Konflikt eher, als dass er sich um Deeskalation bemühte. Zusätzlich wird die Situation verschärft von ehemaligen Ostblockstaaten, allen voran Polen.
Da können altgediente, erfahrene Politiker aus der Zeit des einstigen Kalten Krieges und seiner mühsamen Überwindung noch so nachdrücklich warnen. Von Kohl über Schmidt und Gorbatschow bis Bahr, Genscher und Kissinger werden sie als alte Männer in die Ecke der Nicht(be)achtung geschoben und dümmlich-ironisch des präsenilen Gutmenschentums bezichtigt.
[Den Begriff "Gutmensch" zu kreieren und ihn dann als Beleidigung zu benutzen, zeugt, nebenbei gesagt, von wahrhaft himmelschreiender Blödheit, oder noch schlimmer - Abgefeimtheit.]
Wer -und sei es als kleiner Dotz- die Zeit des Kalten Krieges mit all ihren Schrecknissen, der Aufrüstung und Kriegsdrohung erlebt hat, kann nur raten, oder besser fordern, die allgegenwärtige Arroganz der Macht und des saturierten Reichtums mit seinen Ursprüngen und Auswüchsen einmal der kritischen Prüfung zu unterziehen.
In diesem Kontext wünschte ich mir viele, viele Gutmenschen, die ein erkleckliches Quäntchen mehr Bildung und Zivilisation, einschließlich sozialer Kompetenz, inhaliert haben, als das derzeit den maßgeblichen und meinungsbildenden Vertretern der Macht zugetraut werden kann.
Kalter Krieg - wir hatten ihn schon. Machtspiele mit Millionen Toten? Wir sind gerade wieder dabei.
Käthe Kollwitz
Schon vergessen?