Der Bundespräsident und die Demokratie


  • Darf der das?
    fragt man sich angesichts der jüngsten Äußerungen des Bundespräsidenten.


    Zur möglichen Regierung von rosarotgrün in Thüringen hatte der erste Mann im Staate medienwirksam über Regierungsfähigkeit und politische Reife des aus dem Westen stammenden und fürs Amt des Ministerpräsidenten kandidierenden Bodo Ramelow und dessen Partei 'die Linke' simmeliert und deutliche Zweifel angemeldet.


    Private Ansichten und Bewertungen wird dem redegeschulten Ex-Pastor Gauck niemand verwehren. Auch, dass er als Präsident eines demokratischen Staates sich öffentlich zu grundsätzlichen Fragen von Ethik, gelebter Demokratie und anderen Themen äußert, wird niemanden verwundern, es gehört zu seinen Aufgaben und ist vom Grundgesetz abgedeckt.


    Aber wie steht's mit der parteipolitischen Neutralität, zu der er qua Amt verpflichtet ist?
    Der Bundespräsident soll über den Parteien stehen, das Grundgesetz billigt ihm nicht das Recht zu, einer Person oder Partei die Regierungsfähigkeit zu attestieren oder nicht.
    Daher geht es, unabhängig davon, was man von der Partei der Linken hält, nicht an, dass der Bundespräsident in einen demokratischen Entscheidungsprozess eingreift -die Gespräche zur Regierungsbildung in Thüringen sind noch nicht beendet- und von einem der möglichen Koalitionspartner abrät.

    Hier hat Gauck seinen demokratisch legitimierten Kompetenzrahmen überschritten. :thumbdown:


    Uwe Becker (Foto: DPA)


  • Hier hat Gauck seinen demokratisch legitimierten Kompetenzrahmen überschritten. :thumbdown:


    Nein, hat er nicht.


    Angesichts der kürzlichen Debatte über den Unrechtsstaat DDR bei der sich die SED-Nachfolger dieser Bezeichnung nicht anschließen wollten, ist es geradezu seine Pflicht sich zu äußern.
    Bis heute wird von großen Teilen der Linke die Verantwortung für das SED-Regime abgelehnt.
    Und dass die SPD den Steigbügelhalter für die Mauermörder spielt ist beschämend.
    Wie müssen sich die Menschen fühlen, die in der DDR wegen Meinungsäußerungen im Knast waren oder sogar Angehörige verloren haben?
    Die Linksextremisten der Linke stehen in meinen Augen auf der gleichen Stufe wie die Rechtsextremisten der NPD.


  • Die Leitmedien erklären uns einheitlich und brav was für ein toller Präsident Herr Gauck sein soll. Sie erzählen uns alle wie wichtig es ist, daß das Staatsoberhaupt sich in politische Debatten einmischt. Keiner ist dennoch bisher gewillt zu erklären warum eben jener diskussionsfreudige Präsident während der NSA-Affäre, wo er unser aller Bürgerrechte hätte verteidigen können, geschwiegen hat. Stattdessen bemüht man sich lieber um "Freiheits"-Floskeln. Wenn man halt keine Argumente für seine Leser hat...


    Der Mann untergräbt die deutsche Demokratie, ignoriert unsere Bürgerrechte, ruft unsere Nation zu Vasallenkriegen auf und hetzt gegen Russen. Und der deutsche Journalismus applaudiert ihm auch noch dafür.


    Derselbe Journalismus, der einen Wulff basierend auf Gerüchten und Vermutungen aus dem Amt gejagt hat.

  • Erstens darf er das, zweitens hat er recht. Ich empfinde
    Ekel vor der SPD, die kein Problem damit hat, einer Partei wie der Nachfolgerin
    der SED zur Macht in Thüringen zu verhelfen! Vor den Grünen ekelt es mich auch
    ohne Kumpanei mit den äußerst Linken! In deren Nähe gehören die aus meiner
    Sicht überwiegend sowieso.
    Anhand der Kommentare ist auch hier die Geisteshaltung erkennbar. Als Demokrat der Mitte lehne ich links der SPD und rechts der CDU alles ab. Eine SPD, die mit den Linken ins "Bett steigt" ist absolut unwählbar und zeigt doch wie demokratisch die SPD ist und dass ihre Wurzeln und das geheim angestrebte Ziel zum Vorschein kommt.
    Die Thüringer dürfen sich nicht wundern, wenn Investoren ausbleiben. Dann gibt es neben NRW, Brandenburg und zunehmend RLP ein weiteres "Armenhaus" in Deutschland, das auf Pump leben wird.

  • @ Tex

    Zitat

    Bis heute wird von großen Teilen der Linke die Verantwortung für das SED-Regime abgelehnt.

    Wieso auch? Die Linke ist 25 Jahre nach dem Ende der DDR nicht mit der einstigen SED gleichzusetzen.
    Was sagt man dazu: Bis heute wird von Teilen der CDU/CSU sowie der FDP die Verantwortung für die Nazi-Vergangenheit abgelehnt.
    Und mehr noch:
    Aus diesen Parteien kamen sogar Männer
    mit eindeutig belasteter Vita an die Macht und wurden Bundeskanzler, Bundespräsident, Parteivorsitzender und Ministerpräsident - Kiesinger, Lübke, Mende, Filbinger. Von den vielen unbehelligt gebliebenen Juristen ganz zu schweigen ...


    Zitat

    Wie müssen sich die Menschen fühlen, die in der DDR wegen Meinungsäußerungen im Knast waren oder sogar Angehörige verloren haben?

    Ersetzen wir doch folgerichtig (s.o.) einmal 'in der DDR' durch >> "im 1000-jährigen Reich". Diese Opfer waren übrigens mehrheitlich Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten.



    Zitat

    Und dass die SPD den Steigbügelhalter für die Mauermörder spielt ist beschämend.

    Verrätst du uns bitte, welche Personen aus der Partei 'Die Linke' diese "Mauermörder" waren, dann müssten sie nämlich rechtskräftig verurteilt und bestraft worden sein. Falls das bisher nicht geschehen ist, gehören sie schleunigst vor Gericht gestellt und zur Rechenschaft gezogen!


    Um aufs Ausgangsthema zurück zu kommen:

    Zitat

    Angesichts der kürzlichen Debatte über den Unrechtsstaat DDR bei der sich die SED-Nachfolger dieser Bezeichnung nicht anschließen wollten, ist es geradezu seine Pflicht sich zu äußern.


    Dazu schreibt Heribert Prantl in der Süddeutschen:

    Zitat

    "Die verbale Versessenheit auf das Wort "Unrechtsstaat" hat etwas Gesslerhuthaftes. Es ist unbestreitbar, dass die DDR eine Diktatur war und dort das Recht systematisch gebeugt wurde.
    Trotzdem nervt die Selbstgefälligkeit derer, die das laute Grüßen des Worts "Unrechtsstaat" zum Prüfstein für demokratische Gesinnung machen wollen. Das klingt oft so, als solle damit ein Unwert-Urteil gefällt werden über die Vergangenheit der Deutschen in der DDR."
    [.....]
    Vor einem Jahr hat das Bundesverfassungsgericht die jahrelange Beobachtung des Abgeordneten Ramelow durch den Verfassungsschutz verboten. Gauck sollte, statt als Bundespräsident seine Vorurteile öffentlich zu verkünden, dieses Urteil lesen. Die Demokratie, so sagte Karlsruhe, dürfe sich nicht "gegen sich selbst" wenden, der Verfassungsschutz dürfe also nicht linke Abgeordnete als potenzielle Antidemokraten denunzieren, nur weil sie Mitglied in einer Partei sind "in der unterschiedliche Kräfte und Strömungen miteinander um Einfluss ringen".


    Der Präsident als oberstes Verfassungsorgan sollte nun nicht das fortsetzen, was Karlsruhe dem Verfassungsschutz verboten hat. Das ist nicht Recht. Das ist nicht seine Rolle. Das steht ihm nicht zu. Er ist der Präsident aller Deutschen - auch derjenigen, die die DDR weder für schwarz noch für weiß, sondern, wie der Ost-Satiriker Peter Ensikat, für "grau" gehalten haben, "und zwar in jeder Beziehung". Bei einer Einbürgerungsfeier für Migranten hat Gauck vor ein paar Monaten gesagt: "Es gibt ein neues deutsches 'Wir', das ist die Einheit der Verschiedenen." Der Satz Gaucks gilt in ganz umfassendem Sinne."


    Dem schließe ich mich an.
    :thumbup:



  • @Kuddel


    Ich habe nicht ganz verstanden, was du uns sagen willst.
    Der Bundespräsident hat ziemlich klare Aufgaben, die durch das Grundgesetz
    festgeschrieben sind.
    Ansonsten ist er als Präsident ALLER Deutschen partei-unabhängig und gehalten, seine private Auffassung nicht zum Credo zu machen oder jeweils in die Tagespolitik einzugreifen. Seine Aufgaben sind andere.


    Wenn du die Reden derjenigen Bundespräsidenten nachliest, die gemeinhin als 'politische' Präsidenten bezeichnet werden, also Gustav Heinemann (1969 bis 1974), Richard von Weizsäcker (1984 bis 1994), Roman Herzog (1994 bis 1999) oder Horst Köhler (2004 bis 2010) wirst du keine tagesaktuellen, wohl aber grundsätzliche Fragestellungen behandelt finden.


    Auf die Idee, ein Votum gegen einen demokratisch gewählten Politiker oder gegen eine vom Verfassungsschutz als demokratisch eingestufte Partei abzugeben, ist bisher kein Bundespräsident gekommen.
    Nicht mal Heinrich Lübke war so ... sach ich jetzt besser nicht.:huh:



  • Wieso auch? Die Linke ist 25 Jahre nach dem Ende der DDR nicht mit der einstigen SED gleichzusetzen.

    Als Rechtsnachfolger sicherlich. Oder ist es wieder wie 45? Keiner wars gewesen, alles Widerstandskämpfer?



    Was sagt man dazu: Bis heute wird von Teilen der CDU/CSU sowie der FDP die Verantwortung für die Nazi-Vergangenheit abgelehnt.

    Welche Teile sind das? Oder wer konkret?

    Aus diesen Parteien kamen sogar Männer mit eindeutig belasteter Vita an die Macht und wurden Bundeskanzler, Bundespräsident, Parteivorsitzender und Ministerpräsident - Kiesinger, Lübke, Mende, Filbinger. Von den vielen unbehelligt gebliebenen Juristen ganz zu schweigen ...

    Ganz richtig. Und das soll nun rechtfertigen die gleichen Fehler noch mal zu machen?


    Verrätst du uns bitte, welche Personen aus der Partei 'Die Linke' diese "Mauermörder" waren, dann müssten sie nämlich rechtskräftig verurteilt und bestraft worden sein. Falls das bisher nicht geschehen ist, gehören sie schleunigst vor Gericht gestellt und zur Rechenschaft gezogen!

    Das ist jetzt dein Ernst? Wieviel Menschen hat Hitler eigentlich getötet?


    Ansonsten ist er als Präsident ALLER Deutschen partei-unabhängig und gehalten, seine private Auffassung nicht zum Credo zu machen oder jeweils in die Tagespolitik einzugreifen. Seine Aufgaben sind andere.

    Ich bin sicher er kennt seine Aufgaben. Er hat ein politisches Amt inne. Jede Äußerung wird irgendwem nicht zusagen. Dann könnte man ihm auch ganz den Mund verbieten.


    Auf die Idee, ein Votum gegen einen demokratisch gewählten Politiker oder gegen eine vom Verfassungsschutz als demokratisch eingestufte Partei abzugeben, ist bisher kein Bundespräsident gekommen.

    War auch bisher nicht nötig. Bislang war die SPD auch anständig genug die Wahl eines SED-MP zu vermeiden.


    In den 30er Jahren des vorherigen Jahrhundert wäre es gut gewesen wenn jemand ein deutliches Wort zu einer demokratisch gewählten Partei gefunden hätte.



  • Ich weiß nicht, was es an meiner Aussage undeutliches gibt, was dich nachfragen läßt. Auch für dich sind es doch immer nur die Anderen, deren Vergangenheit beanstandet wird. Die von dir aufgezähllten Personen sind Geschichte, die SED/Linke besteht immer noch aus belasteten Personen! Wo ist da deine Kritik? Niente oder sollte ich treffender schreiben nitschewo, njet?

  • @ Tex
    Unterschätzt du bei deiner Betrachtung nicht die Bedeutung der gewählten Vertreter und des Parlaments und vor allem die Demokratiefähigkeit der Wähler?
    Ich schrieb nicht ohne Grund:
    >Daher geht es, unabhängig davon, was man von der Partei der Linken hält, nicht an, dass der Bundespräsident in einen demokratischen Entscheidungsprozess eingreift<


    @ Kuddel
    Warum ich nachgefragt hatte?
    Ich sah und sehe keinen Zusammenhang zwischen deinen Ekelbekundungen und den von mir aufgezeigten Aufgaben eines deutschen Staatsoberhaupts.



    Eine persönliche Bemerkung:
    Ich lasse mich höchst ungern in eine -vermeintlich passende- politische Ecke drängeln, wenn ich Widersprüchen oder Missständen nachgehe und der hier schon öfter gezeigten parteipolitischen Argumentation nicht folgen mag.


  • Aha...
    sind hier wieder bei paar Leut Phobien erwacht - sofern die überhaupt schlummerten...
    Wutschnaubend, geifernt quasseln sie von Eekel und "Steigbügelhalter für die Mauermörder"..


    Und das weil ausgerechnet ein Pfaffe mit mehr als zweifelhafter vergangenheit
    dem bescheuertem Deppendorf (Nomen est omen) dankbar seinen Suggestivfragen
    beipflichtet und noch Irrationales blabla draufsetzt von wegen:


    "Ist die Partei, die da den Ministerpräsidenten stellen wird, tatsächlich schon so weit weg von den Vorstellungen,
    die die SED einst hatte bei der Unterdrückung der Menschen hier, dass wir ihr voll vertrauen können?"


    Wat ne unverschähmte Knalltüte, die (Linke) wurde IM OSTEN gewählt, von den ehemals Unterdrückten...
    ...wat soll so eine saudumme frage also anders sein als dümmlichstes bevormunden mündiger Wähler?
    Logisch das da noch dick draufgeschlagen wid wenn Tex meint

    In den 30er Jahren des vorherigen Jahrhundert wäre es gut gewesen wenn
    jemand ein deutliches Wort zu einer demokratisch gewählten Partei gefunden hätte.

    Das bei Tex, und im "Konrad Adenauer Haus" so etwas wie Panik entsteht wenn
    link´s, bischen links und ökolinks sich zusammen tun und gemeinsammkeiten finden war klar.
    Ich hingegen BEGRÜSSE, gerade in o.g. kontext aufs wärmste was in Tühringen passiert. - wurde auch Zeit.


    Wir haben ja aus der Gechichte gelernt und ich möchte mich nicht drauf verlassen das
    Christ.- und Rechtskonservative nicht wieder an der linken vorbei die Demokratie verraten
    nach dem motto "lieber ein massenmordender Anstreicher als die linken"


    P.S:
    Ähm TEX... dir is schon klar das Hitler und die kleine NSDAP nie einen Finger an die Macht bekommen hätte
    wenn die linke sich einig gewesen wäre, so wie es die rechtskonservativen bei der unterstützung Hitlers waren ?
    Wie sagte Adenauer 32` das “eine so große Partei wie die NSDAP unbedingt führend in der Regierung vertreten sein müsse”

    Klar, den die Alternative Mehrheit war nur links - also paar millionen vergasen,zig millionen im Krieg gemordet - billigend in kauf genommen.
    btw..Wer sind eigentlich die Rechtsnachfolger seinerzeitigen (33`) unterstützerparteien ?

    .
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    Verrückte ?? Verrückte explodieren nicht wenn das Sonnenlicht sie trifft, ganz egal wie verrückt sie sind. :pinch:

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