Der Bulle von Berg

  • ... heißt der aktuelle Krimi von Oliver Buslau, den ich kürzlich beim Stöbern in einer Buchhandlung genau wegen dieses Titels spontan in die Hand genommen habe.


    Der Bergische Krimi -so der Untertitel- hält, was er verspricht: Privatdetektiv Remigius Rott aus Wuppertal, von seinen Freunden kurz Remi genannt ... oder Schrotti ... führt den Leser von Wuppertal nach Bergisch Gladbach, Solingen, Schloß Burg, zur Müngstener Brücke. Diese Orte bleiben aber nicht reine Kulisse, denn die Kriminalgeschichte taucht tief in die Vergangenheit der Region ein. Schließlich wird die Tote ja ausgerechnet am Fuß von Schloß Burg gefunden ... getötet mit einem historischen Schwert aus der Klingenstadt.


    Geschickt verknüpft Buslau zwei Kriminalfälle zu einer facettenreichen Geschichte, in der allerlei wunderliche Typen für Verwirrungen und unerwartete Wendungen sorgen, nicht zuletzt der Wuppertaler Detektiv selbst. Schon dass er den blödsinnigen Auftrag annimmt, einen Mörder zu suchen, nach dem auch die Polizei sucht, lässt nicht nur den Leser, sondern auch ihn selbst an seinen Fähigkeiten zweifeln.


    Dass macht ihn sympathisch und wenn ich dann lese, dass er von seinen Fans als "Bergischer Marlowe" bezeichnet wird, ist das spontan literarisch zu hoch gehängt. Andererseits war Raymond Chandler derjenige, der dem Dektiv den Nimbus des Helden genommen hat. Marlowe kämpft nicht nur gegen "Verbrecher", sondern auch immer gegen sich selbst, oft am Rande der Legalität, meist lässig mit hochgeschlagenem Mantelkragen, vorwiegend im Dunkeln und bei Regen und immer mit einem treffenden Spruch auf den Lippen.
    Der Schrotti lässt sich da als bergische Variante durchaus einreihen.


    Für mich war es der erste Krimi von Buslau, der schon acht Kriminalfälle im Bergischen angesiedelt hat. Ich werde mal für Nachschub sorgen. Es geht bei Krimis fast immer um alte Rechnungen und schräge Typen ... bei Buslau kommen lokale Bezüge und Humor nebst Wortwitz dazu.


    Oliver Buslau, Der Bulle von Berg
    Emons Verlag 2014






  • Mit 'Lokalkrimis' hatte ich bisher wenig Glück. Die meisten kamen sprachlich kaum über Schulaufsatz-Niveau hinaus und schöpften ihre lokale Originalität vorzugsweise aus dem Benennen der Straßen, die der jeweilige Protagonist gerade entlang schritt, rannte oder fuhr, oder auch der Kneipen, in denen er sich besoff.
    Merke: Männer, die Verbrecher jagen, sind einsame Wölfe und müssen saufen - *heul*.


    Selten bildete die Umgebung einen Rahmen, der auch inhaltliche Bedeutung erhielt und ihren Anteil an der Erzählung hatte.


    In dem von dir vorgestellten Krimi scheint es dagegen so zu sein, dass der örtliche Hintergrund für das Geschehen unerlässlich ist und die Ereignisse ohne ihn garnicht möglich wären.
    Also deutlich mehr als bloßer Lokalkolorit, das klingt interessant.


    Ich werde mal in der Stadtbibliothek spinksen, ob ich den Schmöker dort finde. Kaufen - auf gut Glück? Lieber nicht ... ;)

  • Merke: Männer, die Verbrecher jagen, sind einsame Wölfe und müssen saufen - *heul*.

    In dem Punkt kann ich dir leider nur recht geben. Männer, die nicht auch saufen, scheinen dem eigenen Selbstverständnis nicht zu genügen :thumbdown:


    Ich gehe allerding davon aus, dass viele da ein Kästchen bedienen ... und nur Wasser trinken, weil sie gar nicht so bekloppt sind, sich ständig zu benebeln :D


    Die Lokalität ist bei diesem Krimi mehr als nur Farbzeichnung, wenn du mich fragst. Patriostismus ist eh nicht so sehr mein Ding.

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