Die Krise auf der Krim

  • Nochmal:

    'Verstehen' heißt NICHT, 'gutheißen, billigen'.
    Das Tun der eigenen Seite abzulehnen heißt NICHT, qua Umkehrschluss, das Tun der anderen Seite zu bejahen.

    Kann man nun verstehen(-wollen), oder nicht.


    Zum Thema bringt der 'Freitag' einen bisher wenig beachteten Aspekt in die Diskussion - die 'Freiwilligenverbände', die Söldner und deren selbsternannte Kommandeure - auf beiden(!) Seiten.


    Zitat

    Psychologische Pufferzonen, um Verstöße gegen den Waffenstillstand aufzufangen, sind undenkbar. Um so mehr war das politische und mediale Rahmenprogramm in Deutschland vor dieser Feuerpause weder sinnvoll noch konstruktiv.
    War man sich beim Rückblick auf „Minsk I“ noch einig, dass sein Scheitern „offenbar beide Seiten“ zu verantworten haben, steht bei „Minsk II“ schon weitgehend fest, dass es an Moskau und den ostukrainischen Aufständischen liegen wird, wenn bestenfalls eine brüchige Waffenruhe existiert.


    Der ukrainischen Regierung, von der man weiß, dass nur ein Teil der Militärformationen im Osten auf sie hört, wird Absolution erteilt.
    Als gäbe es keine nationalistischen Freiwilligenverbände oder von Oligarchen bezahlte „private Militärdienstleister“, die bisher einen eigenen Krieg nach eigenen Gesetzen geführt haben, weil sie eigene Interessen haben.


    Zwar wurde auch in dieser Forumsdiskussion immer wieder auf deren Beteiligung verwiesen, aber ihre Rolle beim Befolgen oder Torpedieren der Minsker Beschlüsse ist bisher wenig bedacht worden.
    Auch die
    Süddeutsche verweist auf das Problem:


  • Erzähl uns doch auch mal was vom lupenreinen Demokraten Putin, der sich selbst in Ämter hieft in die er eigentlich gar nicht mehr durfte, von Menschenrechtsverletzungen und Hetze gegen Schwule und andersdenkende Jounalisten. Und das alles nicht erst seit dem Ukrainekrieg.


    Und deswegen dürfen wir einfach demokratiasche Regierungen in Europa stürzen und einer Putschregierung einen Bürgerkrieg finanzieren? Weil Putin keine Schwulen mag? Was ist das für eine lächerliche Rechtfertigung?


    Die derzeitige Regierung in Kiew begeht selber notorisch Menschenrechtsverletzungen und inhaftiert Journalisten. Solche Vergehen scheinen für dich aber nur schlimm, wenn Putin das macht. Ereignen sich dieselben Verbrechen mit westlichen Segen, dann ist alles super für dich.


    Du bist so glaubwürdig wie ein Salafist :)

  • ... nur schlimm, wenn Putin das macht

    Jep.
    Das Starren auf die Person Putin verengt das Problem und stilisiert es zu einer Ein-Mann-Sache, statt wahrzunehmen, dass nach westlichen(!) Einschätzungen ca. 80% der Russen hinter der Putin'schen Politik stehen. Selbst wenn man dies zum Teil auf Propaganda zurückführt und Internet sowie persönliche Kontakte als Korrektiv ignoriert, bleibt immer noch mehr als genug Ablehnung gegenüber der westlichen Russlandstrategie übrig.
    Dies nicht wahrzunehmen, heißt, einen grundsätzlichen Fehler zu machen. Friedenspolitik, oder auch nur eigene Interessenssicherung, sieht anders aus.


    Der Verweis auf Keynes, Machiavelli und den Versailler Vertrag und seine Folgen ist in diesem Zusammenhang oft erfolgt. Ich möchte ihn gerne aufgreifen.
    Vielleicht hift es, die Problematik wieder umfassender zu betrachten - und zu diskutieren ... ;)


    (The European)

  • Zum Jahrestag der Kiewer Unruhen auf dem Maidan, die sich zum Bürgerkrieg in der Ost-Ukraine entwickelt haben, liest man derzeit eine Menge Kommentare.
    Der Fernsehsender 'Arte' bietet eine Dokumentation an, die ohne einseitige Parteinahme die damaligen Ereignisse auf dem Maidan belegt.
    Anschauen lohnt.


  • Esu, hab den Film die Tage gesehen. Sehr viel Action muss ich sagen. Visuell schon sehr beeindruckend, zumal oftmals auch aus verschiedenen Perspektiven (Demonstranten/Polizisten) gefilmt wurde. Allerdings finde ich hätte etwas Kontext hin und wieder gut getan.


    Während dieser Aufstände gab es nebenher auch einen politischen Prozess. Wenn man vielleicht öfter erklärt hätte, was tags zuvor an Entscheidungen von Politikern und Oppositionsvertretern getroffen wurde, hätte man auch eher mal nachvollziehen können, warum die Situation weiter eskalierte. Muss man nicht in Form von Texteinblendungen machen, sondern in dem man einfach mal die Teilnehmer vor Ort zu Wort kommen lässt.


    Ich will den Kameraleuten allerdings auch keinen direkten Vorwurf machen. Die wussten sicher selber nicht, was sie da alles filmen werden und wie sich die Proteste entwickeln.

  • Mir hätten auch mehr Untertitel mit Übersetzungen gefallen.
    Man hört die Leute etwas sagen -auch immer wieder Sprechchöre oder Ordneranweisungen- und sieht z.T. heftige Reaktionen auf die Äußerungen. Ohne einschlägige Sprachkenntnisse tut sich da die Frage nach dem 'Warum' auf.



    Anderes Thema
    Für Liebhaber jener Farbabstufungen zwischen dem gängigen gutböse Schwarz-Weiß hab ich eine lesenswerte Meldung aus der 'Süddeutschen'.


    Zitat

    Informationskrieg um die Ukraine
    Mit Festnahmen und "Internetsoldaten" gegen Russland


    Die Regierung in Kiew beklagt die russische Propaganda im Ukraine-Konflikt. Zugleich versucht sie selbst, die Berichterstattung zu steuern. Journalisten werden verhaftet, Bürger sollen als "Freiwillige" in den Informationskrieg ziehen.


    Von Cathrin Kahlweit, Wien
    mehr...

  • Ergänzung


    Unter der Überschrift "Der größte Gegner der Ukraine sind nicht die Russen" schreibt die Putin-kritische, konservative WELT:


    "... Für den vom IWF gerade erst zugesagten Kredit in Höhe von 17,5 Milliarden Dollar braucht es noch Änderungen in der ukrainischen Gesetzgebung.
    An dieser Stelle zeigt sich, dass es nicht nur Russland ist, das eine Destabilisierung der Ukraine vorantreibt, sondern dass sich das Land häufig selbst im Weg steht. Dies wird zuerst an den Schwächen des Staatsapparats und seiner Institutionen sichtbar.

    Zu partikular sind die Interessen gelagert, zu sehr ist das Land noch von Oligarchen-Strukturen bestimmt, zu willkürlich agieren die Staatsangestellten in ihren Ämtern, die von diversen Regimen der vergangenen zwei Jahrzehnte korrumpiert und zum Teil dysfunktional geworden sind.


    Obwohl dem Land jüngsten Hochrechnungen zufolge 60 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern aus diversen Ländern winken, sträuben sich in der Ukraine immer noch viele gegen die dafür nötigen strukturellen Veränderungen wie die Eliminierung der Korruption, die inzwischen seuchenhafte Ausmaße erreicht hat.


    "Es besteht ein starker Widerstand, weil viele Leute in unterschiedlicher Weise vom alten, ineffizienten und auf weite Strecken korrupten System profitieren", so Kalman Mizsei, Chef der EU-Beratermission in der Ukraine.
    Schätzungen gehen so weit, dass die Schattenwirtschaft im Land bis zu 60 Prozent des wirtschaftlichen Outputs ausmacht."
    "

  • Poroschenko hatte vor seinem Amtsantritt versprochen sein Schokoimperium zu verkaufen, genauso wie seinen hauseigenen Fernsehsender. An beides hat er sich bisher nicht gehalten. Vielleicht kapieren das unsere Journalisten auch mal so langsam, daß in der Ukraine so einiges schief läuft. Manchmal brauchen die Journos halt ihre Zeit. Bei der ISIS haben diese Trottel ja auch über ein Jahr gebraucht, bis sie deren Existenz zur Kenntnis nahmen.

  • Sieh mal einer an!
    Was -auch in diesem Forum- gerne als prorussische 'Propaganda' und unzulässige 'Putinversteherei' abqualifiziert wurde, wird inzwischen sogar von der erzkonservativen FAZ als Tatsache benannt :


    Zitat


    Revolution in der Ukraine

    Regierung behindert Aufklärung der „Majdan-Morde“
    Die Regierung in Kiew hat nach Ansicht internationaler Fachleute die Aufklärung der „Majdan-Morde“ massiv gestört. Innenministerium und Geheimdienst schützten die kampferfahrenen Männer einer Spezialeinheit.
    Mehr Von Konrad Schuller, Berlin

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