Brief von Sigmar


  • Ojott, du bringst mich wirklich noch dazu, die 'alte Tante SPD' zu verteidigen und zart darauf zu verweisen, dass Bukowski -bei allem Spaß an seiner Lyrik- seinen Grips allzu oft hochprozentig befeuchtet hat :wacko: 8| .


    Das Potpourri aus Notstandsgesetzgebung, Kniefall, Hartz4, Graf und einem geheiligten Strauß ist mir offen gestanden zu verworren, um es auseinander zu bröseln.


    Wenn du davon ausgehst, dass das Aussehen (Stichwort: Wagenknecht) einer Frau (Stichwort: 'Trine') etwas über ihre politische Befähigung aussagt, dann hätte z.B. die FDP ihrer Frau Hamm-Brücher deutlich mehr Aufmerksamkeit zollen müssen. Rosa Luxemburg, deren berühmtestes Zitat in der Regel von denen benutzt wird, die weder ihre Politik gutheißen noch das Zitat kapiert haben, gehört ebenso zu den unter- oder auch falsch eingeschätzten, wie all die anderen, deretwegen du Männer wie Sigmar Gabriel in der Partei -hier SPD- siehst.
    Immerhin scheint für dich klar zu sein, dass die linken Parteivölkchen die attraktiveren Damen aufzuweisen haben.


    Womit Katharinas Vorhaben, eine Mode- und Stilberatung anzubieten (#4), schon fast hinfällig ist. :)


    Als ich von bürgerlichem Wertkonservativismus schrieb, habe ich übrigens nicht schnöden Mammon gemeint.
    Zu Wehner empfehle ich ein bisschen Hintergrundrecherche. Der Mann konnte nicht nur bissig reden, er konnte auch ebenso bissig intrigieren, und der von dir wenig ...öhm... 'goutierte' Helmut Schmidt ist vor allem durch Wehner in der SPD zur Macht gelangt ...



    Off Topic, für immewigger:


    "Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel."
    Charles Bukowski

  • Der Typ, der mich damals denunzierte, scheint heute in der Kölner Kommunalpolitik eine Funktion zu haben. Äußerlich hat er sich wenig verändert: ein Riesenbabygesicht, dem die Dummheit aus den Augen schaut.


    agrippinensis: Nein, das mit der Mode- und Stilberatung hätte bei den sozialdemokratischen Frauen wenig Sinn.


    Auf die Inhalte sozialdemokratischer Politik komme ich gerne noch einmal zurück. Ja, es soll in der Partei ja auch noch um Inhalte gehen.


    Vorerst nur soviel: Natürlich hat die Partei Fehler gemacht, und dass ein sozialdemokratischer Kanzler ("Goldkettchen-Gerd" - wie Volker Pispers so treffend formuliert) für die Union und die FDP die Drecksarbeit gemacht hat, ist leider wahr.

  • Die SPD hat spätestens in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht. Diese Entscheidung wurde erleichtert durch ein Wirtschaftswachstum, dass die Verteilungsspielräume erweiterte und der SPD damit die Entscheidung abnahm, die Struktur des kapitalistischen Wirtschaftssystems zu verändern.


    Die Situation der Arbeiterschaft schien sich in einem sozial gebändigten Kapitalismus verbessern zu lassen. Als die SPD in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre in der Großen Koalition mit ihrem Wirtschaftsminister Karl Schiller ihre Kompetenz in ökonomischen Fragen unter Beweis stellen konnte, schien selbst für Unternehmer eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung tolerierbar.


    Das Ende der langen Nachkriegskonjunktur im Jahr 1973 entzog dieser Politik die Grundlage. Die Sozialdemokraten hätten sich entscheiden müssen: Entweder Eingriffe in die Wirtschaft - nicht unbedingt in Form von Verstaatlichungen, sondern durch eine staatliche Rahmenplanung - oder eine Akzeptanz einer kapitalistischen Marktlogik, die aber die Selbstaufgabe der Partei bedeutet hätte.


    Die Sozialdemokraten versuchten mit dem "Orientierungsrahmen 85", der 1975 verabschiedet wurde, die Konsequenzen zu ziehen, aber der Regierungsalltag und die Bremserrolle der FDP verhinderten eine Neuorientierung.


    Seitdem "wuselt" die SPD vor sich hin. Die Oppositionszeit zwischen 1982 und 1998 nutzte man nicht und wartete ab, dass die Deutschen von Kohl die Nase voll hatten. Bis 2002 ignorierte die SPD die Situation, kürzte hier und dort, ermäßigte den Unternehmern die Steuern, bis dann 2003 die "Agenda 2010" der Partei aufgezwungen wurde.


    Eine "sozialdemokratische Theorie des Wohlfahrtsstaates", wie sie 2003 Peter Glotz, von 1981 bis 1987 Bundesgeschäftsführer der Partei, forderte, wurde nie in Angriff genommen.


    Die SPD ist im Augenblick die Partei eines kurzsichtigen Pragmatismus, die weder ihre verbliebenen Stammwähler, noch Wechselwähler überzeugen kann.


    Mal schauen, was aus der "Tante SPD" wird.

  • Das Parteiprogramm, also bei den Sozialdemokraten Werte wie Freiheit, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit, waren für mich schon ein Grund, die Partei zu wählen. Es gibt ja noch Unterschiede zwischen den Parteien - man muss nur drauf achten. Und natürlich kann man nur Teile des Programms umsetzen. Da liegt ja gerade für die SPD das Problem seit Jahrzehnten...


    Eine Partei, die sich christlich nennt, wäre für mich als Ungläubige (allerfalls bin ich abergläubisch) nicht interessant.


    Wenn es nach den handelnden Personen ginge, würde ich von meinem Wahlrecht wohl kaum Gebrauch machen. Und schon gar nicht der SPD beigetreten sein.


    Auf kommunaler Ebene spielt die Parteipolitik für mich eine weniger große Rolle.


    Damit keine Missverständnisse aufkommen: Nicht alles, was die eigene Partei sagt, ist richtig...

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